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Die Folgen für die Kinder

S
Hallo Forum,

Ich weiß nicht so recht, worunter ich dieses Unterthema packen sollte. Da es sich hier aber um die Folgen einer Trennung/Scheidung handelt, denke ich bin ich in diesem Forumsteil richtig.

Es geht mir heute um die Kinder, die ja schuldlos in solche Verwirbelungen hinein gezogen werden. Während mein Mann und ich es, wie ich hoffe, mit unserer Tochter ganz gut hinbekommen haben, ist mir heute das genaue Gegenteil vor Augen geführt worden.

Wie ich schon in einem anderen Faden beschrieben habe, ist mein Mann zu einer sehr guten Freundin warm gewechselt. Zwischen ihrem Exmann und mir kam es kurzfristig auch zu einer Art von Beziehung. Wie ich heute weiß, war die aber nicht auf Liebe gegründet, sondern war eher eine Art Übergangszustand. Unsere Motivation mag Hilflosigkeit und Verzweiflung gewesen sein. Ja, vielleicht sogar Rache.

Wie auch immer, es hielt nicht lange. Er zog weit weg und wie ich heute weiß, geht es ihm nicht gut. Er hat massive Alk.. Dennoch gelingt es ihm, seinen Alltag irgendwie zu stemmen. Aber die Verwerfungen sind erheblich. Erst vor einigen Wochen hat er das dritte Auto in Folge im Suff kaputt gefahren. In seiner Arbeit hält er sich mehr schlecht als Recht. Nur weil er in einer Branche mit erheblichem Fachkräftemangel arbeitet, verzeiht man ihm wohl seine diversen Fehler und Unzulänglichkeiten und kommt ihm sogar arbeitsmäßig entgegen, so dass er seine immer wieder vorkommenden Rauschzustände in Ruhe ausschlafen kann.

Soweit so schlecht. Er kommt mit seiner Lebenssituation bis heute nicht klar. Unser Zwischenspiel hat das mit Sicherheit nicht verbessert. Im Gegenteil mag es an seiner heutigen Lage sogar noch mit schuldig sein. Umso mehr tut mir leid, dass ich mich überhaupt jemals auf ihn eingelassen habe.

Heute hat er Geburtstag und wird 61 Jahre alt. Aus einer Art von nostalgischen Gefühlen heraus, habe ich seine Kinder auf Facebook gegoogelt. Besonders zu seinem Sohn hatte ich ein gutes Verhältnis und bin nun fassungslos darüber, was ich da gefunden habe. Sein Sohn, der immer ein hübscher Kerl gewesen ist, hat sich sehr verändert. Er ist dick und schwammig geworden. Damals war er immer für seinen Vater da und hat für ihn jedes Opfer gebracht. Heute wohnt er weit entfernt von seinem Vater. Ich kann daraus nur rückschließen, dass das Band zwischen den beiden zerrissen ist. Normalerweise war ihnen der familiäre Zusammenhalt immer sehr wichtig und daher war die räumliche Nähe auch immer gegeben.

Seine Exfrau, die heutige Lebensgefährtin meines Mannes ist die Stiefmutter. Der Sohn stammt aus einer vorherigen Beziehung. Seine leibliche Mutter ist an Krebs gestorben. Der junge Mann hat es immer sehr schwer gehabt im Leben. Heute mache ich mir große Vorwürfe, da ich weiß dass unsere Geschichte nicht gerade hilfreich für ihn war. Wir waren selbst sehr bedürftig und hilflos damals, als die Katastrophe über uns herein brach. Und wir waren mega egoistisch. Vielleicht zu egoistisch für diesen Jungen, der heute erwachsen ist und sein Leben nicht im Griff zu haben scheint.

Ich habe der Versuchung widerstanden, ihm zu schreiben. Alles was ich tun könnte, wäre, ihn um Verzeihung zu bitten. Aber das würde wohlmöglich schon wieder viel zu viel Staub aufwirbeln. Damit würde ich diesem jungen Mann sicher keinen Gefallen tun.

Meine Güte, was für ein Chaos wir angerichtet haben. Wir alle haben Schuld auf uns geladen. Schuld im Namen der Liebe, die keine war. Vielmehr ging es uns allen doch nur um unsere eigenen Eitelkeiten. Und das auf Kosten unserer Kinder. Ich schäme mich!

05.10.2021 09:33 • x 2 #1


F
Zitat von Schätzchen:
Meine Güte, was für ein Chaos wir angerichtet haben. Wir alle haben Schuld auf uns geladen. Schuld im Namen der Liebe, die keine war. Vielmehr ging es uns allen doch nur um unsere eigenen Eitelkeiten. Und das auf Kosten unserer Kinder. Ich schäme mich!


Ich finde total gut, dass Du dieses Thema anschneidest. Hier im Forum kommen die Kinder viel zu kurz, es geht immer nur um erwachsene Eitelkeiten, Ego und Betrug. Mich eingeschlossen.

Als meine Affäre platzte, habe ich mich genau auf die Schadensbegrenzung der Familie gestürzt. Meine Kinder wissen bis heute nicht Bescheid, und ich bin froh, dass sie aus dem Konflikt mit meinem EM und mir wenig mitbekommen haben.

Ich könnte mir nie verzeihen, ihnen durch mein Ego ihre Kindheit/ Jugend zu versauen. Es ist etwas anderes, wenn eine Ehe nicht mehr haltbar ist, dann ist es für die Kids sicher eine Erleichterung.

Aber nur für den eigenen Spaß ihr sicheres Umfeld zu gefährden, das kann ich heute gar nicht mehr tolerieren.

05.10.2021 09:47 • x 2 #2


A


Die Folgen für die Kinder

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S
Ja, ich denke auch. Könnten die Kinder manche Selbstmitleidsergüsse ihrer Eltern hier lesen oder kommentieren, bliebe kein Auge trocken. Leider wird daran meist zuletzt gedacht. Wenn ich mir die Bilder des Sohnes von meinem Interimsfreund so anschaue, lese ich da sehr viel heraus. Er hat seine Mutter durch Krankheit und Tod verloren. Er hätte ein stabiles Umfeld gebraucht. Leider haben wir Erwachsenen alles andere als das geboten. Wir alle müssen jetzt mit den Folgen leben.

05.10.2021 11:19 • x 2 #3


F
Zitat von Schätzchen:
Leider wird daran meist zuletzt gedacht.


Zitat von Schätzchen:
Wir alle müssen jetzt mit den Folgen leben.



Und das ist genau dieser nicht- auszuhaltene Punkt: es ist nicht mehr rückgängig zu machen. Selbst, wenn die Erwachsenen aufwachen.

Ich persönlich, und das ist meine Meinung, finde es sehr bestürzend zu lesen, wenn Frauen ihre Kinder für einen Mann verlassen wollen. Ich habe einen guten Freund, dem ist genau das passiert. Er wurde als Kind von seiner Mama wegen eines anderen Mannes, der keine Kinder wollte, verlassen.
Wenn er von dieser Zeit erzählt (er war 8 Jahre ), bleibt kein Auge trocken.

05.10.2021 11:24 • #4


B
Ich kann nur das Thema von @MissLilly jeden ans Herz legen bevor man meint seinen Egotrip zu starten,wenn Kinder involviert sind.
Was ich nicht verstehe,dass man nicht die größte Sorgfalt verwendet,dass Kinder nichts mitbekommen.

05.10.2021 11:49 • x 1 #5


T
Zitat von Butterblume63:
Was ich nicht verstehe,dass man nicht die größte Sorgfalt verwendet,dass Kinder nichts mitbekommen.

Das geht aber nur, wenn keine Trennung erfolgt. Wenn die Eltern sich trennen, bekommen die Kinder zumindest diesen Umstand mit.

05.10.2021 12:00 • #6


T
Zitat von Felica:
Ich finde total gut, dass Du dieses Thema anschneidest. Hier im Forum kommen die Kinder viel zu kurz, es geht immer nur um erwachsene Eitelkeiten, ...

...bitte nicht täuschen lassen, Kinder bekommen sehr wohl und frühzeitig mit das was nicht passt, früher als die beiden Elternteile, AF/AM usw. das wurde mir auch aus der Jugendpsychiatrie so bestätigt...auch mir ist nichts aufgefallen und als die Affäre meine EF aufgeflogen ist...sagte doch meine 13 Jährige Tochter zu mir...Papa ich habe es schon vor zwei Jahren bemerkt, wollte nichts sagen...klar, sie wollte ihre Familie zusammenhalten, zu dem es letztendlich nicht reichte...ich hoffe nun mal das meine beiden Kinder dieses Chaos, das diese langjährige Affäre mit unterlegen toxischen Persönlichkeitsstörung verursacht hat...einigermaßen verarbeiten können, um in der Zukunft keine Bindungsprobleme und Verlustangst entwickeln...ich wünsche es ihnen von Herzen, das dieser Krug an ihnen vorbei geht...kann hier jemand Erfolgsberichte mitteilen, das nicht alles negativ weiterläuft und der Kreislauf durchbrochen wird? Danke.

05.10.2021 12:05 • x 1 #7


B
Zitat von Trust_him:
Das geht aber nur, wenn keine Trennung erfolgt. Wenn die Eltern sich trennen, bekommen die Kinder zumindest diesen Umstand mit.

Eine Trennung sollte immer begleitend erfolgen. Ich weiß, daß dies ein naiver Wunsch von mir ist.
Als wir damals am Scheideweg standen Auslöser waren massive Probleme mit unserem Jüngsten damals knapp 16 Jahre alt. Wussten wir auch nicht ob diese familienbegleitende Therapie greift. Wenn,es zur Trennung geführt hätte wären wir zumindest emotional aufgefangen worden.
Wir hatten Glück und wurden wieder eine glückliche Familie.
Verletzungen ( und dies sind nicht immer nur Affären) gibt es sehr viele die Partnerschaften scheitern lassen. Sich vor Augen zu halten,dass wir die Kinder damit zu Grunde richten können greift leider häufig zu spät. Sich rechtzeitig professionelle Hilfe ins Boot zu holen wäre der einzig richtige Weg.
Wird wahrscheinlich weiter ein Traum von mir bleiben,dass Menschen mehr an ihre Kinder denken als an sich selbst.

05.10.2021 12:12 • x 1 #8


MissLilly
Zitat von Butterblume63:
Wird wahrscheinlich weiter ein Traum von mir bleiben,dass Menschen mehr an ihre Kinder denken als an sich selbst.

Ja wahrscheinlich wird es dann wenn man sich den neumodischen Erziehungsstil mit der Überschrift:,, sei dir selbst stets der Nächste " von Achso "unabhängigen" Eltern anschaut.

05.10.2021 12:32 • #9


S
Ich sehe tatsächlich auch in meiner Arbeit genug Negativbeispiele von schwer gestörten Kindern, die durch ihre Familien nicht mehr aufgefangen werden. Häufig ist es den Eltern total egal, was da abgeht. Sie wundern sich dann tatsächlich auch noch, wenn die Kinder nicht mehr in der Lage sind, die schulischen Leistungen zu bringen, die von ihnen trotz allem erwartet werden.

Aber ich wollte hier eigentlich nicht mit dem Finger auf andere zeigen. Dafür habe ich selbst viel zu viel Bockmist gebaut. Es war zwar mein Mann, der zuerst in seine Affäre und den Warmwechsel flüchtete, ich stand ihm aber in nichts nach. Dass unsere Tochter das alles so gut verpackt hat, grenzt an ein Wunder. Erst letztens habe ich sie dazu befragt und sie ging überraschend locker darauf ein. Sie nahm mich in den Arm und sagte: Ach, Mama. Das schlimmste waren doch die Monate vor eurer Trennung. Die Trennung selbst hätte ich mir viel eher gewünscht.

Und da sag noch einer, Kinder bekommen nichts mit. Sie bekommen alles mit, haben hauchfeine Antennen. Sie wusste lange bevor wir es wussten, dass wir auf eine Katastrophe zusteuern.

Wie muss es da erst dem Sohn meines Exfreundes ergangen sein. Bei ihm gab es gleich mehrere Katastrophen in Folge. Der Tod seiner Mutter. Die Trennung seines Vaters von seiner Stiefmutter, die mit meinem Mann anbendelte und dann schließlich die kurzzeitige Beziehung seines Vaters zu mir. Mit Ruhm haben wir uns da alle nicht bekleckert. Auch ich nicht. Ich hätte mich nie und nimmer auf diese Interimsbeziehung einlassen dürfen. Das war sowieso nur ein schlechter Witz!

05.10.2021 12:54 • #10


Löwin45
Zitat von Felica:
Und das ist genau dieser nicht- auszuhaltene Punkt: es ist nicht mehr rückgängig zu machen. Selbst, wenn die Erwachsenen aufwachen.

Ja, dem kann ich nur zustimmen.
Zeit lässt sich nicht zurückdrehen.
Das wissen wir alle und trotzdem handeln wir oft so, als wenn es möglich wäre.
Viele der Geschichten hier im Forum machen nachdenklich.
Warum nur wird oft so egoistisch gehandelt ohne an die Folgen für andere zu denken?
Schaltet Verliebtheit tatsächlich Hirn aus?
Oder dient es nur als Rechtfertigung, um einfach mal für sich selbst, dabei egoistisch und somit rücksichtslos zu sein?
Steckt dieser Wunsch vielleicht in jedem drin?
Nur einige leben es nicht aus?
Vielleicht spielen Ehre, Moral, Anstand. . . doch eine Rolle?
Oder liegt es an der Erziehung bzw. an dem was wir selbst gelernt haben?

Zitat von Felica:
Als meine Affäre platzte, habe ich mich genau auf die Schadensbegrenzung der Familie gestürzt. Meine Kinder wissen bis heute nicht Bescheid, und ich bin froh, dass sie aus dem Konflikt mit meinem EM und mir wenig mitbekommen haben.

@Felica
Wie schön, wenn es klappt.
Aber eure Paarbeziehung blieb ja auch erhalten.
Was wäre gewesen, wenn nicht?

Unsere Kinder, die schwächsten der Gesellschaft, entscheiden ja nicht mit.
Damit meine ich nicht, dass zerrüttete Ehen auf Biegen und Brechen erhalten werden müssen.
Übrigens das würden sich die betroffenen Kinder auch gar nicht wünschen.
Aber oft sind Kinder in all dem Chaos nur weitere Baustellen, die zusätzlich überfordern.
Sie schauen ihren hilflosen Eltern zu, sind dabei super alleine und eigentlich noch viel hilfloser.
Anstatt sich beschützt zu fühlen, fühlen sie sich ungesehen. Naja und sie lernen dabei Verhaltensmuster kennen, die es ihnen später schwer machen werden.

Aber, wenn Erwachsene dann aufwachen, wäre es zumindest eine Art von Schadensbegrenzung, wenn wenigstens dann, Verantwortung übernommen würde.

Zitat von Schätzchen:
Meine Güte, was für ein Chaos wir angerichtet haben. Wir alle haben Schuld auf uns geladen. Schuld im Namen der Liebe, die keine war. Vielmehr ging es uns allen doch nur um unsere eigenen Eitelkeiten. Und das auf Kosten unserer Kinder. Ich schäme mich!

@Schätzchen
Ach, du warst damals auch in einer absoluten Ausnahmesituation.
Verzeih dir!
Die Eltern des jungen Mannes bekamen es nicht auf die Reihe.
Leider waren sie scheinbar auch später nicht dazu bereit, in der Lage oder gewollt. . .
Schlimm!
Was hättest du schon tun können?
Trotzdem verstehe ich dich gut und wertschätze deine Gedanken sehr.
Jeder ist für sich und sein Verhalten verantwortlich. Das ist oft schwer.
Auf andere zu zeigen wäre da viel leichter.

05.10.2021 13:17 • x 2 #11


F
Zitat von Löwin45:
Was wäre gewesen, wenn nicht?

Ja, unvorstellbar.

05.10.2021 13:20 • #12


A


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