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Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins

Blanca
Auf YT ist derzeit der Film Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins zu sehen - komplett und in deutscher Sprache. Er stammt noch aus 1988 (Regisseur: Philip Kaufman) und es geht darin um einen Mann, der seine Frau liebt und dennoch ständig Affairen führt:



Ich kann dieses Werk sehr empfehlen; ist zwar fiktiv, vermittelt aber einen Eindruck davon, wie es möglich ist, daß jemand seine Partnerin liebt (in diesem Fall hier geht der Affairenführer für seine Frau sogar aus dem Westen ins damals noch sozialistische Prag retour) und dennoch laufend fremdgeht.

Viel Spaß und noch einen schönen Abend,

23.06.2019 20:11 • x 7 #1


T
Ich hab das Buch vor ca. 30 Jahren gelesen und damals schon gehasst. Nach dem Lesen weggeworfen. Fand die Hauptperson unerträglich egoistisch, anmaßend und arrogant.

23.06.2019 23:06 • x 2 #2


A


Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins

x 3


VictoriaSiempre
Zitat von Tisiphone:
Ich hab das Buch vor ca. 30 Jahren gelesen und damals schon gehasst. Nach dem Lesen weggeworfen. Fand die Hauptperson unerträglich egoistisch, anmaßend und arrogant.


Ging mir auch so. Hab den Film später nur deshalb geguckt, weil ich Daniel Day-Lewis so heiß fand.

23.06.2019 23:09 • x 2 #3


BrokenHeart
Zitat von VictoriaSiempre:
Daniel Day-Lewis


In Der letzte Mohikaner ist der unschlagbar ..... mit dem wäre ich auch durchgebrannt

23.06.2019 23:14 • #4


EM_1966
Mag den Film sehr - vermutlich weil ich seit vielen Jahren eine innige Verbindung zu Prag habe....

23.06.2019 23:26 • #5


L
... mag den Roman v. Milan Kundera sehr... auch weil ich irgendwie sehr verbunden bin mit Prag resp. mit meinem allerbesten tschechischen (Ex)freund forever and ever ...

24.06.2019 20:59 • #6


K
Zitat von Tisiphone:
Ich hab das Buch vor ca. 30 Jahren gelesen und damals schon gehasst. Nach dem Lesen weggeworfen. Fand die Hauptperson unerträglich egoistisch, anmaßend und arrogant.


Haha, so ging es mir auch bei dem Buch

Zitat von Blanca:
der seine Frau liebt


Ich habe ein grundlegend anderes Verständnis von Liebe als der Protagonist des Romans (den Film kenn ich - noch - nicht)

24.06.2019 22:04 • x 1 #7


Blanca
Zitat von Kaetzchen:
Haha, so ging es mir auch bei dem Buch

Das Buch kenne ich nicht, habe nur den Film gesehen. 1988 sagte mir auch der noch nicht viel. Aber mehr als 30 Jahre später finde ich ihn richtig gut gemacht.

Keine Ahnung, wie die Hauptperson im Buch rüberkommt. Im Film fand ich sie alles andere als arrogant.

Der Mann hat eine vollkommen andere Vorstellung von Liebe als seine Frau. Während 6 für sie ein Intimerlebnis mit einer ganz besonderen Person ist, ist es für ihn ein metaphysisches Ereignis - daher sucht er sich immer neue Gespielinnen dafür. Ja, er wirkt egoistisch mit all seinen Affairen; also wie er sie fortsetzt - wohlwissend wie sehr seine Frau das verabscheut.

Aber er folgt seiner Frau auch über die Grenze - von Westen nach Osten, wohlgemerkt. Es kostet ihn nicht nur Freiheit und Wohlstand, sondern auch seine(n) Arztberuf(ung), dies zu tun. Er hätte im Ausland alles haben können - einschließlich seine Lieblingsgeliebte - doch seine Frau bleibt ihm letztlich wichtiger. Er hätte sich darauf zurückziehen können, daß sie freiwillig über die Grenze ist, daß es ihre eigene Entscheidung war, die sie ohne vorherige Absprache mit ihm traf. Jeder hätte es verstanden, wenn er sein Leben im Westen weitergelebt hätte. Doch er entscheidet sich für sie - mit allen Konsequenzen.

Ob er sie geliebt hat - stimmt, das ist eine Definitionsfrage. Meines Erachtens zeigt Liebe sich weniger in Worten, dafür umso mehr in Taten. Sein Tun ist ambivalent - einerseits jagt eine Affaire die nächste, andererseits gibt er seine Frau unter keinen Umständen auf - auch nicht, als er es könnte.

Sind Affairen wirklich so wichtig?

Für ihn ist das Leben leicht - je mehr, desto schwerer wird es für sie.

24.06.2019 23:42 • x 2 #8


Y
ich habe das Buch vor vielleicht 15 Jahren gelesen. Es hat mich begeistert. Allerdings erinnere ich heute nur noch, dass die Frau des Hauptprotagonisten einen Hund bekommt, der Karenin heißt Glaube nach Anna Karenina benannt. Und natürlich grob die Handlung, die ich aber unwesentlich fand. Die philosophischen Erzählerkommentare haben das Buch für mich zum Genuss gemacht.
Habe gerade mal gegoogelt und 2 Zitate aus dem Buch gefunden.

Liebe äußert sich nicht in dem Wunsch, mit jemandem zu schlafen (dieser Wunsch tritt in Bezug auf unzählige Frauen auf), sondern in dem Wunsch, neben jemandem zu schlafen (dieser Wunsch tritt in Bezug auf eine einzige Frau auf).

Es kann gut sein, dass wir nicht dazu in der Lage sind, richtig zu lieben, weil wir uns wünschen, geliebt zu werden, denn wir wollen, dass uns der andere etwas gibt (Liebe), anstatt uns ihm ohne Forderungen zu nähern und einzig und allein seine Anwesenheit zu wollen.

25.06.2019 00:23 • x 4 #9


Y
ich frage mich die ganze Zeit- warum nochmal dieser Titel?
Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins. Ich liebe diesen Titel.

Im Netz schreibt jemand:

Zitat:
Die ganze Handlung im Buch Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins dreht sich um die Begriffe Schwere und Leichtigkeit. Im Buch hinterfragt der Autor immer wieder, welche dieser beiden Achsen das Leben wohl bestimmen sollte? Diesbezüglich schreibt er: Die schwerste Last ist also zugleich das Sinnbild der intensivsten Fülle des Lebens. Je schwerer die Last, je näher unser Leben der Erde ist, desto realer und wirklicher wird es sein.

Das ist eine Aussage, die in gewisser Weise die gegenwärtige Vorstellung infrage stellt, dass Frivolität und Oberflächlichkeit leichter zu ertragen seien. Ganz im Gegenteil, Kundera spricht davon, dass das Tragen einer Last das Leben realer und lebenswerter mache.

Doch das zuvor Genannte schließt nicht aus, dass die Schwere des Lebens auch Leid bedeutet. So drückt Kundera es in diesem Absatz aus: Es gibt nichts, das schwerer wiegt als Mitgefühl.
Nicht einmal der Schmerz selbst wiegt so schwer wie der Schmerz, den man mit jemandem, wegen jemandem oder für jemanden fühlt, der durch die Vorstellungskraft und durch tausende Echos verstärkt und multipliziert wird.

Laut Kundera wiege der Schmerz anderer schwerer als der eigene. Dafür sei die Liebe verantwortlich. Mitgefühl sei eine schwere Last, weil es ein unlösbarer Schmerz sei. Wir könnten vielleicht mit unserem eigenen Leid fertig werden, aber das anderer sei ihr Leid, auch wenn es sich wie unser eigenes anfühle.


Zitat:
Tomas ist eine Kombination aus Don Juan und Tristan. S. ist für ihn ein Spiel oder eine Frage des Prestiges ohne emotionale oder moralische Verpflichtung. Bei der ersten Begegnung mit Teresa wird Tomas von einem Gefühl der Verantwortung, des Mitgefühls und der Zärtlichkeit ergriffen, das er bisher nicht kannte und das eine Wende in seinem Leben herbeiführt.


Zitat:
Der Roman, heißt es da, ist nicht die Beichte eines Autors, sondern die Erforschung dessen, was das menschliche Leben bedeutet in der Falle, zu der die Welt geworden ist. Teresa ist eine große Liebende, Tomas ein beachtenswerter Erotomane der Literaturgeschichte. In der Unterdrückung, sagt Kundera, sucht das Individuum sein Recht, egoistisch, manchmal verzweifelt. Nicht einmal der Kommunismus vermag die Poesie aus dem Dasein zu verbannen, fährt Kundera fort, ja das Leben selbst hat eine ästhetische Struktur, weil es unwiederholbar ist und komponiert werden muss wie Musik. Dafür muss man die Leichtigkeit des Seins tragen.


okay, jetzt ist es klar für mich

25.06.2019 00:44 • x 2 #10


T
Da kann noch so viel metaphysisches Geschwurbel dabei sein - Fakt ist, er betrügt seine Ehefrau, die er doch angeblich so liebt und für mich kommt er wie ein richtiger Chauvi rüber. Schon mit 25 hat mich das abgestoßen, da war meine Liebes- und Beziehungswelt noch völlig unbeschwert und in Ordnung. Vermutlich trägt der Protagonist auch autobiographische Züge. Wenn man mal in die Affärenthreads reinliest, aktuell z.B. Bergblume, ist da nichts als Leid und Kämpfen und Unglücklichsein auf Seiten der Frauen. Vielleicht wäre es mal gut, dieses Buch aus Sicht der betroffenen Frauen zu verfilmen und nicht nur die egoistische Männersicht zu sehen, die auch nicht besser wird durch verklärte philosophische Betrachtungen.

25.06.2019 11:00 • x 2 #11


WhosThatGirl
Deshalb auch der Titel Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins:

Für ihn ist es die Leichtigkeit des Seins (Liebe ist leicht und unbeschwert) für die Gespielinnen und allen voran die (geliebte) Frau ist dieses Sein unerträglich.
Doch liebende Schultern sind stark und mitunter sehr leidensfähig.

25.06.2019 11:20 • x 2 #12


Y
Tisiphone
Zitat:
die auch nicht besser wird durch verklärte philosophische Betrachtungen.


das, was Du schreibst ist Verklärung
Du wünschst Dir eine sehr einfach strukturierte Märchenwelt, die es so nicht gibt und bist auf diesem Feldzug mit der Moral ausgerüstet, die ebenso wenig je dazu führte, dass die Menschen sich treuer sind.

WhosThatGirl
Zitat:
Für ihn ist es die Leichtigkeit des Seins (Liebe ist leicht und unbeschwert) für die Gespielinnen und allen voran die (geliebte) Frau ist dieses Sein unerträglich.

nein, gerade die Schwere macht u.A. seine Liebe zu Teresa aus und es ist auch für ihn die unerträgliche Leichtigkeit des Seins.

25.06.2019 11:25 • x 2 #13


K
Ich bin jetzt neugierig, wie man dieses Buch verfilmt hat weil es eigentlich gar keine Handlung hat, sondern zu 90% aus inneren Monologen der Hauptfigur besteht (die ihn leider nicht sympathischer machen)

@Blanca der Protagonist selbst sagt nicht, dass er seiner Teresa aus Liebe zurück in die Tschechoslowakei folgt, sondern aus Mitgefühl. Was sich in der unerträglichen Leichtigkeit des Seins, widergespiegelt in zahlreichen Affären, vor allem verbirgt ist die innere Leere der Hauptfigur. Ein Narzisst wie aus dem Lehrbuch denn er braucht Frauen, Affären, Leidenschaft, Drama und Mitgefühl, um überhaupt jemand zu sein.

Ein Liebesroman ist das Buch jedenfalls für mich nicht. Eher ein harmloser Vorläufer von American Psycho

25.06.2019 12:54 • x 2 #14


Wurstmopped
...idealisierter und verklärter Blick auf die Liebe...oder Definition von Liebe!
ob die Frau, trotzt der Verletzungen die Liebesbeweise des EM annehmen kann, sich in einem ungesunden Abhängigkeitsverhältnis befindet, sie erträgt weil sie ihn zu sehr liebt oder einfach nicht den Ausgang findet....belibt letztendlich offen!
Im Real Life mag es so etwas bestimmt auch geben, aber das hat aus meiner Sicht wenig mit real Love zu tun!
Aber das ist meine Definition....

25.06.2019 14:41 • #15


A


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