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Enttäuschung nach Partnerschaft - Dieser Moment

R
Wie befreiend dieser Moment der endgültigen Enttäuschung ist! So sehr gefürchtet, durch Selbsttäuschung und dankbares Annehmen kleiner und großer Täuschungsmanöver durch den Anderen so lange, viel zu lange, viele Jahre hinausgezögert!
Und plötzlich geht es einem wie den Menschen in des Kaisers neuer Kleider. Da steht er, der vermeintliche Prinz, ganz *beep* und bloß, und man nimmt ihn in allen seinen Farben wahr. Und fragt sich: Wo ist er geblieben, dieser Mensch, den ich so sehr geliebt und begehrt habe? Den ich bewundert habe und der mich begeistert hat, der mich inspirierte und mir ein Lächeln ins Gesicht zauberte und den ich so wundervoll fand, dass ich dachte, ich könnte niemals ohne ihn glücklich sein?

Plötzlich ist das Bild gekippt, so wie bei diesen Bildern, in denen zwei versteckt sind, und statt dem Prinzen sieht man nur noch den Frosch vor sich. So sehr man sich auch bemüht und sucht, man kann den Prinzen im Bild nicht mehr finden, es bleibt immer nur der Frosch.

Plötzlich kann man nur noch die Makel sehen. Was man zuvor anziehend und entzücken und besonders fand, wirkt nur noch abstoßend.

Man erinnert sich nur noch an all die Fehler des Anderen, seine Lügen und Listen, seine Schwächen und Unvollkommenheiten.

An die vielen Verletzungen, die er einem zugefügt hat, für die man im Rausch der Liebe immer wieder Ausredungen und Entschuldigungen gefunden hat. Man sieht die eigenen Narben und fragt sich, warum man nicht sich selbst geschützt hat, statt dem Anderen. Es fällt plötzlich schwer, sich an etwas zu erinnern, was der Andere einem Gutes getan hat. Hat er das jemals?

Es gibt Narben, die Schmerzen mehr, andere weniger. Und es gibt plötzlich keine akzeptablen Entschuldigungen, Rechtfertigungen und Ausreden mehr, warum man zugelassen hat, dass der Frosch, der vor einem steht, einem diese zufügen konnte.

Man steht vor dem Spiegel und fragt sich, warum dieser Moment, der Moment der endgültigen Enttäuschung, nicht früher hätte kommen können?

Dieser Moment, wenn man auf etwas schaut, das man für Gold hielt und feststellt, dass man einfach nur in die Schei*e gegriffen hat.

Und plötzlich ist nichts mehr schwer. Man freut sich, über die Enttäuschung, darüber wieder im Vollbesitz seiner Sinne zu sein.

Blickt auf die Narben und nimmt sich vor, beim nächsten Mal genauer hinzusehen.

Dann dreht man die Musik lauter und tanzt vor Freude. Über die Ent-Täuschung, die so befreiend sein kann!

29.07.2018 22:41 • x 8 #1


NiHe
Sehr schön geschrieben. Auf genau diesen Moment warte ich noch. Rein rational erkenne ich zwar sein Froschsein, aber das Herz und die Trennungsängste finden immer wieder Gründe dagegen. Hoffentlich komme ich an denselben Punkt wie du und stehe dann auch genauso dahinter.

29.07.2018 22:57 • x 1 #2


A


Enttäuschung nach Partnerschaft - Dieser Moment

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W
Ich finde es traurig, wenn jemand vom Prinz zum Frosch gemacht wird - es gibt so viele Möglichkeiten, warum die Liebe geht ... ohne dass der ehemalige Partner zum Frosch gemacht wird.

Bei unserer Trennung spielt viel meine depression mit hinein und sicher auch noch viele andere Sachen. Ich würde meine Partnerin aber nicht nun als Frosch bezeichnen und habe eher mehr damit zu tun, dass ich es nicht für sie bin. Es hat dann einfach nicht mehr gereicht - auch wenn ich immer noch Hoffnung habe.

29.07.2018 23:06 • #3


Hopeinside
Wie sehr ich wünschte, an diesen Punkt zu kommen. Doch im Moment weine ich noch um ihm. Seit 8 Monaten, jeden Tag. Er hat mir so weh getan und den ewigen Vergleich ins Leben und Lieben gerufen. Dass ich nicht reiche. Da war ja etwas Besseres. Dass aber auch keiner mehr für mich reicht. Denn ich kann in niemandem mehr das finden, dass ich in ihm fand. Als seien meine Seele und mein Herz für immer verdorben von ihm. Ich will die Ent-Täuschung endlich als Befreiung erleben und nicht als Gefängnis. Ich werde wohl nie mehr glücklich. Mit 35. Und mit mir kann man nicht glücklich werden.

29.07.2018 23:08 • #4


Astrosternle
Ja, mir geht's genauso. Durch sein Verhalten zum Schluss hat er sich selbst zur Kröte degradiert. ( Sollte ich ihm dafür dankbar sein?)

Es fällt so etwas leichter zu akzeptieren, aber es ist sooo schwer, die Illusion aufzugeben... Aber so ist es besser für mich. Wird noch mal schwer, wenn ich dann ausgezogen bin, aber zum Abschied gehört auch Trauer dazu.

29.07.2018 23:14 • x 2 #5


NiHe
Zitat von werbinichdenn:
Ich finde es traurig, wenn jemand vom Prinz zum Frosch gemacht wird - es gibt so viele Möglichkeiten, warum die Liebe geht . ohne dass der ehemalige Partner zum Frosch gemacht wird.

Ich glaube, @rosenblatt ist erleichtert, endlich den Frosch - nämlich einen sehr verletzenden Menschen - im Ex-Partner erkannt zu haben, nachdem sie lediglich den Prinzen in ihm gesehen hat, der er nie war. Sie ist m.E. froh, die Wahrheit nun ganz ungeschönt und unidealisiert zu sehen und endlich loslassen zu können, weil sie ein Festhalten lange genug unglücklich gemacht hat.

29.07.2018 23:20 • x 2 #6


Astrosternle
Zitat von Hopeinside:
Wie sehr ich wünschte, an diesen Punkt zu kommen. Doch im Moment weine ich noch um ihm. Seit 8 Monaten, jeden Tag. Er hat mir so weh getan und den ewigen Vergleich ins Leben und Lieben gerufen. Dass ich nicht reiche. Da war ja etwas Besseres. Dass aber auch keiner mehr für mich reicht. Denn ich kann in niemandem mehr das finden, dass ich in ihm fand. Als seien meine Seele und mein Herz für immer verdorben von ihm. Ich will die Ent-Täuschung endlich als Befreiung erleben und nicht als Gefängnis. Ich werde wohl nie mehr glücklich. Mit 35. Und mit mir kann man nicht glücklich werden.


Hallo

Jetzt mache dich doch nicht von ihm abhängig. Du bist ein wertvoller Mensch, so wie du bist.
Versuche zu schauen was du daraus lernen kannst. Was ist dir wichtig? Was willst du in einer Beziehung nicht mehr?

Versuche zu erkennen wie toll du bist. Was hast du alles schon geschafft und erreicht? Überlege jeden Abend 3 Dinge, die an diesem Tag gut waren (kann auch die nette Verkäuferin sein, der Sonnenschein...).
Geb dir eine bestimmte Zeit zum traurig sein, aber dann schau auf andere Dinge.

29.07.2018 23:22 • x 2 #7


W
Das verstehe ich. Ich für meinen Teil kann nur hoffen, dass mein Fehlverhalten vor allem der Krankheit geschuldet ist - ich
Wollte niemals jemanden verletzen, auch wenn ich mich immer mehr eingeigelt habe und abweisend und ungerecht war - ich konnte es nicht kontrollieren und kann es auch heute nicht immer. Aber es lag nie Absicht in meinem handeln diesbezüglich.

29.07.2018 23:24 • #8


R
@NiHe

Zum Frosch gemacht hat er sich selbst.

Ich war nur daran beteiligt, ihn für viel zu lange Zeit zum Prinzen zu machen.

Ich hab so viel für ihn getan.

Er hat sehr, sehr wenig für mich getan. Was er getan hat, war mich vorsätzlich zu verletzen und an mir seinen Frust über sich selbst auszutoben.

So ein kleiner Frosch - ich selbst gab ihm das Schwert in die Hand, als ich ihn zum Prinzen machte.

Er hatte nichts für mich übrig. Es war nicht sein Fehler, dass ich das so lange nicht erkennen konnte oder wollte. Ich habe mich gerne von ihm täuschen lassen, befürchte ich. Meine Sinne haben mir gemeinsam mit ihm mehr als einen Streich gespielt.

Ich wünsche dir, dass du den Weg aus deiner Depression findest, damit du die Welt auch wieder so schön bunt sehen kannst, wie sie ist!

29.07.2018 23:25 • x 3 #9


R
Ging an @werbinichdenn

Entschuldigt, beim Tanzen passiert sowas schon mal

29.07.2018 23:27 • x 1 #10


fe16
Zitat von Hopeinside:
Wie sehr ich wünschte, an diesen Punkt zu kommen. Doch im Moment weine ich noch um ihm. Seit 8 Monaten, jeden Tag. Er hat mir so weh getan und den ewigen Vergleich ins Leben und Lieben gerufen. Dass ich nicht reiche. Da war ja etwas Besseres. Dass aber auch keiner mehr für mich reicht. Denn ich kann in niemandem mehr das finden, dass ich in ihm fand. Als seien meine Seele und mein Herz für immer verdorben von ihm. Ich will die Ent-Täuschung endlich als Befreiung erleben und nicht als Gefängnis. Ich werde wohl nie mehr glücklich. Mit 35. Und mit mir kann man nicht glücklich werden.


Und nun mal so
Ü50
Und mit mir möchte keiner glücklich sein

So genau da ist nämlich der Punkt

Wie kann ich erwarten das jemand mit mir glücklich ist wenn ich nicht glücklich bin ?

Geht nicht

Also werde ich , ne ich bin ja glücklich

Ich habe erkannt das das Glück in mir liegt und die Kraft dazu auch

Und das alles liegt auch in dir

Was hindert dich ?

Er ?

Er ist nicht mehr da !

Kein anderer kann dich glücklich machen

29.07.2018 23:32 • x 2 #11


NiHe
@Hopeinside
Ich habe gestern deinen anderen Thread gelesen und kann deinen Schmerz so gut nachfühlen. Ich glaube, du brauchst noch viel Zeit, um deine Wunden heilen zu lassen. Und hoffe, dass sich deine düsteren, lebensverneinenden Gedanken etwas gelichtet haben.

29.07.2018 23:36 • x 1 #12


M
Vor ca. 9 Monaten begriff ich, dass ich in ein Phantom verliebt war, dass ich all die guten Eigenschaften, die ich ihm zuschrieb, doch kaum etwas mit Ihm zu tun hatten. Weil ich meine vielen Fragen zu meiner Beziehung an Google stellte. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt niemanden, der mir Antworten auf meine Fragen geben konnte, - Seit dieser Zeit und diesem Aha-Effekt, seit ich begriff, das ich bis zum jüngsten Tag auf ein emphatisches Verhalten von meinem vermeintlich besten Freund warten würde,seit dieser Zeit geht es mir täglich, wenn auch mit ganz kleinen Schritten und gelegentlichen Einbrüchen, besser und besser. Und was ich geschafft habe, kann jede Andere schaffen, wenn sie sich erst einmal der Illusion und der Sucht entledigt hat, von diesem Menschen jemals geliebt zu werden.

29.07.2018 23:41 • x 1 #13


R
Liebe Metamorphose,

Dieser Weg des Erkennens ist so schmerzvoll. Doch am Ende steht eine solche Erleichterung.

Und von der gefühlt fetten hässlichen, plumpen und verarbten Raupe bleibt ein wunderschöner Schmetterling, der seine neuen Flügel ausbreitet und der Sonne entgegenfliegt, der die Schönheit des Lebens mit jeder Pore dankbar aufsaugt und glücklich ist, weil da niemand ist, der einen unglücklich macht und am Boden hält!

29.07.2018 23:48 • x 1 #14


M
Ja Rosenblatt, es ist ein ganz neues, unglaubliches Gefühl, das ich im mir verfestigen möchte und das ich unglaublich genieße. Und noch etwas: mir war bisher überhaupt nicht klar wie stark ich bin. Ich fühle mich zeitweise wie neu geboren und probiere neue Möglichkeiten und neue Verhaltensweisen aus. Als Ansporn für alle Forenmitglieder: ich bin Ü50,

29.07.2018 23:56 • #15


A


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