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Echte Probleme oder ist das nur in meinem Kopf?

P
Hallo Community,

Ich muss mir mal einiges von der Seele schreiben.
Ich bin seit 20 Jahren verheiratet, davon nur die wenigsten am Anfang richtig glücklich.
Seit der Geburt unserer zweiten Tochter vor 14 Jahren leidet meine Frau an Depressionen, was ich allerdings erst viele Jahre später realisiert habe. Ich wusste oft nicht was los ist und wie ich mit ihr umgehen soll. Seitdem ist unsere Ehe wie eine Achterbahn mit vielen Aufs und Abs.
Vor ca. vier Jahren hat mir meine Frau im Urlaub schonmal an den Kopf geworfen dass sie die Sache mit uns beenden will wenn wir wieder daheim sind und ich ausziehen soll. Ich hatte damals große Angst weil ich nie dachte dass es soweit kommen kann. Wir haben damals wieder zusammengefunden und was uns auch sehr geholfen hat war ein Wochenende wo wir, von einer Reihe Mitarbeiter angeleitet, gelernt haben über uns und unsere Probleme zu reden. Wir konnten damals auch wieder neu aufeinander eingehen und hatten eine sehr gute Zeit miteinander, dies war auch ein Zustand, der eine längere Zeit angehalten hat.
Doch leider kam auf dieses Auf auch wieder ein Ab. Wir leben unseren Alltag vor uns hin und finden immer weniger Zeit miteinander zu reden.
Vor drei Jahren habe ich dann auch innerbetrieblich eine neue Stelle angefangen, von der ich anfangs dachte, dass die Arbeit mir gut liegen und Spass machen würde. Nur leider ist es eher so, dass ich jetzt immer mehr und mehr vom Stress aufgefressen werde. Ich bin jetzt seit einem halben Jahr soweit, dass ich deshalb kurz vor einer Depression stehe (vielleicht auch schon mittendrin). Ich habe sehr lange gebraucht um mich meiner Frau zu öffnen und ihr zu erzählen wie es in mir aussieht.
Hier beginnt auch mein nächstes Problem: Als das anfing haben eine Kollegin, die damals ebenfalls in einer Krise war, und ich uns gegenseitig aufgebaut und ermutigt. Ich habe dann, allerdings erst einige Zeit später, realisiert dass sich bei mir dadurch Gefühle für sie entwickelt haben. Wie ich jetzt schon öfter gelesen habe, kann dies passieren wenn einem in der eigenen Beziehung Dinge fehlen. Auch diese Situation lässt meine Gedanken und Gefühle Achterbahn fahren (Es läuft da nichts zwischen uns).
Ich denke seitdem viel über meine Ehe nach. Ist die Frau, die ich vor zwanzig Jahren geheiratet habe wirklich noch die, mit der ich alt werden möchte? Mir sind jetzt so viele Dinge an ihr aufgefallen mit denen ich (momentan) nicht klarkomme. Die waren früher auch schon da, doch bin ich mittlerweiler nicht mehr so stressresistent wie früher und mich stören diese Dinge.
Sie weicht mir auch oft aus, wir haben nie Zeit miteinander zu reden, früh ist sie zu müde, abends ebenfalls, wir gehen nur ab und zu spazieren um zu reden. Es fühlt sich für mich so an als hätte Sie eine riesige Mauer um sich herum aufgebaut durch die ich nicht mehr durchdringen kann.
Wir schlafen auch seit fast einem Jahr nicht mehr miteinander, jedesmal wenn ich mich nähern wollte hat sie mich abgewiesen und irgendeinen Grund vorgeschoben warum das jetzt nicht geht. Das Belastende ist dabei ist eigentlich auch nicht das Ausbleiben der Körperlichkeit sondern eher die fehlende Nähe zwischen uns. Auch wenn es mir nach der Arbeit nicht gut geht und ich ihr doch davon erzählen kann gibt sie mir zwar Ratschläge was ich tun kann, aber ich vermisse, dass sie mich einfach mal in den Arm nimmt und mir Trost gibt.
Ich habe schon oft darüber nachgedacht wie es wäre einfach einen Schlussstrich zu ziehen und zu gehen.
Auf der anderen Seite habe mich auch schon oft gefragt ob diese Dinge, die mich so sehr belasten nur in meinem Kopf sind und es vielleicht gar nicht so dramatisch ist.
Es tut auf jeden Fall gut meine Gedanken einfach mal zu schreiben.
Danke fürs Lesen dieser Zeilen

12.06.2021 06:19 • x 1 #1


F
Deine Kollegin hat nun etwas bei Dir ins Rollen gebracht, so dass Du Deine Beziehung genauer betrachtest.

Ich finde, Du hast Recht. Da sind einige Faktoren, die nicht in eine glückliche Beziehung passen. Könnt ihr sprechen?

12.06.2021 06:24 • #2


A


Echte Probleme oder ist das nur in meinem Kopf?

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O
Arbeitsstelle passt nicht, diese dringend versuchen zu wechseln.
Auch Umarmungen deiner Frau werden dir den Stress dort nicht nehmen, zumal ihre Perspektive sehr wahrscheinlich ist, dass sie einen heillos überforderten Mann weder anziehend noch erbaulich findet. Sie ist ja nicht deine Mutti.
Geht deine Ehefrau einer Berufstätigkeit nach?

12.06.2021 06:30 • #3


E
@Pandabaer oh das tut mir sehr leid. Ich denke ihr müsst euch unabhängig von einander erst einmal aufpäppeln. Mit Depressionen ist nicht zu spaßen. Und eventuell könnt ihr euch danach wieder annähern

12.06.2021 06:42 • #4


OxfordGirl
Zitat von Pandabaer:
Auch wenn es mir nach der Arbeit nicht gut geht und ich ihr doch davon erzählen kann gibt sie mir zwar Ratschläge was ich tun kann, aber ich vermisse, dass sie mich einfach mal in den Arm nimmt und mir Trost gibt.

Hast du sie denn in den Arm genommen und getröstet, als du nach vielen Jahren entdeckt hast, dass es ihr nicht gut ging? Es gehört ja schon einiges dazu, jahrelang dem Menschen, der einem am nahesten steht, beim Leiden zuzuschauen, das wohl offenbar unmittelbar nach der Geburt eurer Tochter begann. Wie hat sie den Alltag geschafft mit Depression und Kleinkind? Wie hast du sie unterstützt?

12.06.2021 09:52 • #5


P
@Felica genau das mit dem Sprechen empfinde ich momentan als schwierig

@Offspring78 Ja, sie arbeitet Teilzeit. Dass die Umarmung den Stress nicht nimmt ist mir bewusst, ich wollte damit eher unsere fehlende Nähe ausdrücken. Danke auch für die Ansicht wie ihre Perspektive sein könnte, da denke ich darüber nach. Bei der Arbeit habe ich erst vor ein paar Tagen ein Gespräch mit meinem Chef gehabt und habe ihm konkret gesagt was sich ändern muss

@OxfordGirl der Punkt war ja dass ich schon gemerkt habe dass es ihr nicht gut geht nur nicht dass sie in einer Depression war. Ich habe natürlich versucht sie so gut es ging zu trösten, sie hat sich aber da schon eher zurückgezogen was ich damals nicht einordnen konnte. Ich hätte ihr helfen müssen professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, das hat sie von allein erst später gemacht. Mit den Kindern (unsere Große ist ca. 2,5 Jahre älter) habe ich sie denke ich schon ganz gut unterstützen können.

12.06.2021 10:20 • x 1 #6


P
Hallo,

Ich wollte mal danke sagen für eure Ratschläge und Ansichten, es hat mir außerdem sehr gut getan einfach mal darüber zu schreiben wie es in mir aussieht.

Wir haben es jetzt tatsächlich geschafft länger miteinander zu reden und ich konnte ihr auch ein bisschen von dem mitteilen was in meinem Kopf vor sich geht.
Sie hat mir auch einiges gesagt wie sie die Dinge sieht.
Ich würde gerne professionelle Hilfe in einer Eheberatung in Anspruch nehmen und denke sie ist auch bereit dazu. Liegt aber trotzdem noch ein weiter Weg vor uns...

Das Leben fühlt sich besser an als noch vor ein paar Tagen...

14.06.2021 21:40 • #7




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