Einen Weg?

D
Hallo Ihr Lieben,

Nach sehr viel Lektüre bleibe ich nun auf einen Gedanken Pascals stecken, die sich in mich fest gebohrt hat.
Dieser Gedanke ist also nicht neu, nicht revolutionär, nicht ununtersucht, ist aber wohl jede hier Lesende/r, Schreibende/r bekannt:

„Es ist eine übernatürliche Verblendung, zu leben, ohne danach zu suchen, was man ist.“

Ist es nicht genau das, was wir alle mehr oder minder tiefsinnig suchen, nachdem unser Dasein dermaßen erschüttert wurde? Nach einem „Wir“ kam ein unfreiwilliges „Ich“. Und in Begleitung dessen auch dieser Frage: „Wer, was bin ich eigentlich?“ Es scheint also unausweichlich, dass der Mensch sich damit eine Weile beschäftigen muss, mal früher, mal später in seinen Leben.
Man muss keinen Philosophen sein, sich dieser Frage zu stellen, und vielleicht sogar nach Antwort zu suchen! Auch ist die Frage nach Qualität oder Quantität nicht so sehr von Relevanz.

Mein Empfinden ist es, dass man sich zwingend die Frage stellen muss, um zu sich selbst zu gelangen. Man muss sich die Frage stellen, aber auch sich bewusst machen, dass es möglicherweise keine befriedigende Antwort darauf geben wird. Nur der Tatbestand, dass man darüber nachsinnt bringt uns auf dem Weg zu uns selbst, was eigentlich primär gewünscht ist.
Ein wenig nach der Definition: es gibt ein Nichts; das gibt es schon deswegen, weil es einen Namen erhalten hat und als Idee vorhanden ist; ist es aber vorhanden, dann kann es nicht Nichts sein, drehen wir uns im Kreise um uns selbst herum und sehen nicht, wo die Türe steht, durch der wir zu uns gelangen können.

Entschuldigt bitte meine Entgleisung, ich musste einfach darüber „reden“, den Kreis zu verlassen.

Einen schonen Restsonntag!

Dom

07.12.2003 14:32 • #1


E
Die drei Siebe


Zum weisen Sokrates kam einer gelaufen und sagte: Höre Sokrates, das muss ich dir erzählen!

Halte ein!, unterbrach ihn der Weise, hast du das, was du du mir sagen willst, durch die drei Siebe gesiebt?

Drei Siebe?, fragte der andere voller Verwunderung.
Ja, guter Freund! Lass sehen, ob das, was du mir sagen willst, durch die drei Siebe hindurchgeht:

Das erste ist die Wahrheit. Hast du alles, was du mir erzählen willst geprüft, ob es wahr ist?

Nein ich hörte es erzählen und...

So, so! Aber sicher hast du es im zweiten Sieb geprüft. Es ist das Sieb der Güte. Ist das, was du mir erzählen willst gut?

Zögernd sagte der andere: Nein, im Gegenteil.....

Hm..., unterbrach ihn der Weise, so lass uns auch das dritte Sieb noch anwenden. Ist es notwendig, dass du mir das erzählst?

Notwendig nun gerade nicht...

Also, sagte lächelnd der Weise, wenn es weder wahr noch gut noch notwendig ist, so lass es begraben sein und belaste dich und mich nicht damit.

(Sokrates)



Lieber Dom,

stets suchend, stets fragend...so kenne ich dich. Sicherlich muss man sich in Frage stellen, aber doch bitte immer, nicht nur nach einer Trennung, oder?

Es macht uns doch zu dem was wir sind, wenn wir unsere Motive / Handlungsweisen, unsere Art zu leben immer mal wieder reflektieren.

Das heisst aber nicht, dass alles was wir bisher waren und taten auch grundsätzlich schlecht war, oder? Vielleicht ist es einfach gut so, wie wir sind! Auch wenn andere uns verlassen haben, beweist das noch nicht zwingend, dass WIR mit unserem Sein komplett falsch liegen...

Vielleicht hat der Andere uns einfach nicht erkannt, hat unser Wesen nicht gesehen, oder konnte damit nichts anfangen....

Dom, solange DU Dich mit deinen Stärken, deinen Schwächen, deinen Werten und Maßstäben akzeptierst, und diese auch lebst, ohne Scheinheiligkeit, in Offenheit und Ehrlichkeit ist es doch gut so, oder?

Glaubst du, du musst dich der Gesellschaft, dem Anderen etc anpassen? Natürlich gibt es allgemeingültige Grundsätze, die jeder zu respektieren hat, aber nur weil dein Partner dich nicht mehr liebt, heisst das noch lange nicht, dass du- so wie du bist - völlig verkehrt bist....

Alles im Leben ist endlich, Dom - auch die Liebe stirbt manchmal ganz leise, still und heimlich....aber liegt es an DIR wenn der Partner dazu nichts sagt, sich nicht äussert??

Ach Dom, du suchst viel zuviel Schuld und Gründe bei dir selbst, nimm dich doch mal so an, wie du bist, ein herzensguter, wertvoller Mensch. Sinniere nicht so viel, das Leben galloppiert an dir vorbei, während du noch nach Antworten suchst, die du schon lange in dir trägst.


Sei lieb umarmt

Thilde

07.12.2003 17:45 • #2


E
Hallo Dom,

Ich denke nicht, dass man sich die Frage Wer, Was bin ich eigentlich ständig stellen muss. Bin eher der Überzeugung, dass man nach der Trennung, auf sich allein angewiesen, nach und nach ganz automatisch eine Antwort darauf findet, ohne sich ständig den Kopf zu zermartern. Mit der Umwandlung des Wir ins Ich lernen wir uns selbst besser kennen, siehen unsere Fehler und Schwächen ein, aber genau so unsere Stärken. Wir verstehen so vieles, was zuvor noch von der Routine und dem damit verbundenen getrübten Blick verborgen geblieben war. Und wir stellen fest, dass jeder letztendlich mit sich allein zurecht kommen muss, ob er alleine lebt oder eine erfüllte Beziehung hat. Das Gedicht Im Nebel von Hermann Hesse, das ich ins Hauptforum gesetzt habe, ist zu meiner Maxime geworden. Aber es stimmt mich keineswegs betrübt, im Gegenteil. Ich schöpfe immer mehr Kraft aus mir selbst.

Gruss, taka.

08.12.2003 12:43 • #3




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