Ich denke, in manchen Konstellationen ist es möglich, auch nach einer Trennung noch Gemeinsamkeiten zu haben. In anderen Fällen geht das einfach nicht. Was du dir erhofft hattest, war auch nach dem Ende eurer Paarebene Austausch und regelmäßige Kommunikation auf der Elternebene. Das hat nicht statt gefunden und, so wie ich das verstehe, eher wegen des Desinteresses deines Ex-Mannes. Daran ändert auch nichts, wenn ihr einmal im Jahr gemeinsam Weihnachten feiert, weil genau dich das dann daran erinnert, was ihr nicht habt und aus deiner Sicht nicht hingekriegt habt.
Manchmal haben die Jahrzehnte vertrauten Partner - trotz gemeinsamer Kinder, trotz dieser jahrelangen Vertrautheit, trotz den erfüllten, schönen Jahren, die es gegeben hat - dann eben nach der Trennung andere Interessen oder es ist soviel vorgefallen, dass ein kontinuierliches Funktionieren auf der Elternebene nicht mehr möglich ist. Eine Trennung bedeutet Veränderungen und die können auch das Elternsein verändern in Vater- bzw. Muttersein oder auch dahin, dass möglichst wenig Verantwortung für die Kinder weiter getragen werden will.
Du hast bestimmt ganz, ganz viel geschafft nach deiner Trennung und deinen Kindern noch unglaublich viel mitgegeben. Selbstzerfleischung an diesem Punkt finde ich nicht angebracht. Du hast dich eingesetzt und Möglichkeiten der besseren Kooperation als Eltern angeboten, die wurden nicht angenommen, außer das Erscheinen am Weihnachtsfest. Vorwürfe musst du dir da keine machen. Niemand ist perfekt und kaum jemand kann bei einer Trennung alles so umsetzen, wie es optimal wäre.
Nach meiner Trennung gab es nur noch wenige Ereignisse, die wir gemeinsam verbracht haben: Abifeier und Abiball meiner Tochter, einmal waren wir am Geburtstag meines Sohnes auf seinen ausdrücklichen Wunsch gemeinsam Essen (Papa, Mama, Sohn mit Freundin und unsere Tochter). Der Abend war ok, hat sich aber nicht besonders toll angefühlt oder war wieder so etwas wie Familie für mich - auch nicht für die Kinder. War eher ein Beisammensein, das nicht wirklich hätte stattfinden müssen.
Im Februar hatte meine Tochter mich und meinen Ex gemeinsam zu ihrem Geburtstag eingeladen. Anwesend waren auch noch die Eltern ihres Verlobten. War ein bisschen eigenartig, den Ex wieder zu sehen und zu erleben, inklusive eines leichten cholerischen Anfalls wegen eines Briefes, der an unsere ehemalige gemeinsame Adresse kam, obwohl er da schon Jahre nicht mehr gemeldet ist
Für mich war das nicht besonders bedeutsam, der Tochter war es wichtig, weil mein Ex ihre zukünftigen Schwiegereltern noch nie getroffen hatte. Aber nach Familie und Zusammengehörigkeit fühlt sich das für mich nicht mehr an. Unsere Kinder verbinden uns halt.
Was ich nach und bei meiner Trennung auch lernen musste, war es nicht mehr allen irgendwie recht machen zu wollen und dabei zu übergehen, was ich möchte, was mir gut tut und wo meine Grenzen sind. Auch das kann prinzipiell mit dem Anspruch eine möglichst gute Mutter sein zu wollen, kollidieren. Deine Kinder wissen, dass auch du nur ein Mensch und damit nicht immer perfekt bist.