Enge Bindung zu Ex noch nach Jahren; er löst sich

M
Hallo,
ich habe ein etwas merkwürdiges Thema.
Ich bin vor sechs Jahren unter Schmerzen ausgezogen, weil der jahrelange Streit eskalierte. Wir kennen uns seit bald 20 Jahren, sind beide Ende vierzig, keine Kinder.
Er hat mich über Jahre ausgenutzt, respektlos behandelt, ist keine Kompromisse eingegangen. Er trinkt sehr viel und kann nicht mit Geld umgehen. Aber er hat mich auf seine Art geliebt und ist zu mir gestanden.

Trotz der Trennung blieb eine enge emotionale Bindung erhalten. Er lebt heute weit weg, aber wir haben immer noch fast täglich telefoniert. Oft ganz kurz nur, um Hallo zu sagen. Das ging auch stark von ihm aus.
Es gab Versuche, etwas anderes aufzubauen, bei ihm wie bei mir. (Die scheiterten aus anderen Gründen.) Dennoch blieb diese tiefe familiäre Vertrautheit zwischen uns, die ich manchmal für unersetzlich halte.

Jetzt merke ich, dass er sich entzieht, den telefonischen Kontakt nicht mehr schätzt - nehme an, dass er verliebt ist.
Es ist kein richtiger Liebeskummer, wir waren lang wie Bruder und Schwester, aber weh tut es doch. Er war trotz allem mein vertrautester Mensch und ich wohl auch seiner.
Ich ertappe mich dabei, dann doch immer wieder anzurufen, obwohl er zeigt, dass er es zurzeit nicht so schätzt.

Was soll ich tun? Ich weiß schon: loslassen, ihm seine Entwicklung gönnen und im übrigen froh sein, dass ich ihn nicht mehr als Partner ertragen muss, der mich krank gemacht hat.

Ja. Der Kontakt hat mir leider sehr lange sehr viel Halt gegeben. (Ich habe gute Freundinnen, ich kann sicher auch ohne ihn, aber es ist schwer. Ich hab ihn sehr lieb, ein bisschen wie ein Kind.)

Tja, und ich habe nur Pech mit meinen Flirtversuchen zurzeit und glaube, ich kann das nicht mehr... ich empfinde manchmal eine riesige, unüberwindbare Kluft zu neuen Männern.

So ein wortloses Verstehen in vielen Dingen (auch ähnliche Interessen, wir lesen Ähnliches und bewerten vieles gleich) wie mit ihm wird es nicht mehr geben. Den alten kindlichen Kosenamen.
Ich dachte irgendwie, das mit uns ist was Besonderes und es bleibt ... wir sind ein Stück Familie füreinander.
Ja, blöd, so zu denken.

Kennt jemand sowas?

LG

09.05.2016 21:29 • #1


H
Hallo Moximi,

inwieweit habt ihr den Status den ihr da über Jahre aufgebaut habt besprochen? Ist da alles geklärt oder kann er eventuell denken dass du mit einer neuen Liebe von ihm nicht klarkommen würdest?

Und dann eine ganz wichtige Frage: WÜRDEST du damit klarkommen, praktisch diese Bruder-Schwester Freundschaft fest zementiert zu sehen und dir eventuell dann auch seinen Liebeskummer anzuhören? Wenn du für dich die Antwort findest dass du das nicht willst, dann ja...loslassen...

10.05.2016 15:58 • #2


A


Enge Bindung zu Ex noch nach Jahren; er löst sich

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M
Hallo Hannoveraner,
danke für deine Antwort.
Nein, den Status haben wir nie so klar besprochen. (Wir konnten nie gut Gespräche über uns führen - auch ein Grund, warum es nicht funktioniert hat.) Außer dass er es von sich weist - verständlicherweise -, sich von mir Vorwürfe bezüglich Vernachlässigung unseres Kontakts oder wegen anderer Frauen anzuhören, da ICH ja ausgezogen bin. Jetzt lebt er schon lang in einer anderen Stadt und ich denke, er versucht, jemand Neues zu finden, aber es klappt nicht recht. Und wenn er einsam ist, meldet er sich oft - wenn er akut verknallt ist, halt nicht.
Und nein, über seinen konkreten Liebeskummer möchte ich nichts Genaues hören und er nicht über meinen.

So viel muss man immer loslassen ... den Ex und den Exex noch dazu. Hätte gern mal wieder was zum Behalten ...

11.05.2016 20:04 • #3


H
Hallo Moximi,

ich glaube schon dass Freundschaften bestehen bleiben können wenn sich zwei Menschen trennen. Vorraussetzung ist aber doch dass beide die Trennung wollen und dass es dann ein offenes Gespräch gibt in dem eben auch das Ende der Beziehung und eine gewollte Freundschaft thematisiert wird.

Was du schreibst hört sich aber nicht nach Freundschaft an, sondern ist doch einfach nur traurig. 2 Menschen, die sich geliebt haben und die aus Angst vor Einsamkeit keine offenen Worte finden und in einer Halb-Beziehung auf Entfernung verharren. Ist das besser als nichts? Ich glaube ganz ehrlich dass das schlimmer ist als nicht, denn wie du schon erkennst:

Zitat:
Hätte gern mal wieder was zum Behalten ...
Nicht nur für dich wird das so kaum möglich sein, auch er wird keine neue Beziehung starten können solange immer (unnötiges) schlechtes Gewissen zwischen euch vorherrscht.

Ich würde an deiner Stelle einen langen Brief schreiben und ihm klar machen dass das so nicht geht und ihr reden MÜSST bzw. sonst diese Halb-Freundschaft-Halb-Beziehung mit dem Leben in der Vergangenheit aufhören muss. Denke mal darüber nach ob
Zitat:
Er war trotz allem mein vertrautester Mensch und ich wohl auch seiner.
nicht vielleicht auch eher Wunsch als Realität ist. Der vertrauteste Mensch sollte reden können, einem zuhören können und offen sein. Das gilt in beide Richtungen.

Dir alles Gute, Hannoveraner

12.05.2016 08:43 • #4




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