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Nach 25 Jahren Ende - wie innerlich die Bindung kappen?

D
So Ihr Lieben,

ich lese schon ein paar Tage mit und bin nach wie vor völlig fasziniert, wie Ihr Euch hier gegenseitig aus dem Sumpf zieht, motivierende Botschaften sendet und gute Ratschläge gebt.

Mir hat es die letzten Wochen geholfen, zu sehen, dass ich nicht allein bin und nicht verrückt bin. Dass es Herzschmerz als echten Schmerz wirklich gibt. Allein dafür schon einmal danke.

Was mich noch umtreibt ist, wie kommt Ihr von diesem Schmerz weg, wie geht ihr damit um? Ich finde einfach keine Lösung egal wie sehr ich dran arbeite und ich will einfach nicht, dass es mich zerreißt. Ich will den Sch… überleben.
Da ich schon knapp vier Wochen vor mich hin analysiere, hier der Umriss meiner Geschichte:
Mein Mann hat mich vor knapp 4 Wochen beim ins Bett gehen knapp mit 2 Sätzen davon in Kenntnis gesetzt, dass wir uns auseinanderentwickelt hätten, ihm etwas fehlt und er sich deshalb trennt. Nach 25 Jahren, davon 20 verheiratet, mit zwei Kindern (8 und 17), Haus und Co. wie das eben so ist. Im gleichen Atemzug teilte er mir mit, dass er irgendwann auszieht, ich ihm Trennungsunterhalt zu zahlen hätte, aber alles ganz fair laufen würde.

Da wir vorher nie gestritten haben, es klar die typischen Begleiterscheinungen einer langen Ehe gab und viel Umfeld statt Beziehung stattfand, hat es mich mal richtig weggebeamt. So tief gefallen bin ich noch nie im Leben.
Nach 4 Wochen weiß ich jetzt auch um die Umstände, ich sehr emotional, aber verschlossen bei Verletzungen, er rational, emotional flach, kann mit Emotionen nicht umgehen, entzieht sich.
Das war schon immer so, daher keine Aussprache und kein Reden über irgendwas. Er hat immer sofort dicht gemacht.

Ich habe beruflich starke Sprünge in den letzten Jahren gemacht, was er zwar finanziell genossen hat, seinem Selbstwert jedoch nicht gut getan hat. Ich muss aber dazu sagen, er wollte sich beruflich nie verausgaben. Ich hab dann die Kohle fürs Haus usw. rangeschafft und Haushalt und Kinder nebenbei gewuppt. Er hat sich selbst verwirklicht mit Sport, Outdoor, Freizeit usw. Er hat einen klassischen 35 Stunden Job (was ok ist) und damit viel mehr Freizeit als ich, da er auch keine Verpflichtungen (Haushalt) hatte.
Die letzten Monate waren geprägt von ständig neuen Antiaging Produkten, Haarwachstumsmitteln, Dauerausflügen seinerseits mit dem Sohn und irgendwelchen Kolleginnen und Bekannten (wbl.), weil er da die Bewunderung als toller Vater und sportlicher Mann bekam. Er weiß, dass ich Wandern hasse und konnte sich somit komplett entziehen.
Er hat die Trennung monatelang komplett geplant, erzählt aber jetzt im Bekanntenkreis, dass es spontan war und er gar nichts dafür kann, weil ich ja so schwierig sei und man mit mir nicht wandern könne und ich so introvertiert sei. Ehrlich gesagt stimmt nur das Wandern. Ich mag einfach keine Höhe. Ich habe mich von ihm nur in eine Ecke jahrelang drängen lassen, damit er sich besser fühlt. Ich wusste zum Schluss selbst nicht mehr, wer ich bin und wie ich bin. Das finde ich jetzt gerade erst wieder heraus. Beruflich habe ich viele Kontakte, viel mit Menschen zu tun und da nie irgendwie Schwierigkeiten, viele sprechen mit mir, weil sie Ratschläge haben wollen oder sich einfach mal ausheulen wollen. Ich bin der klassische ruhende Pool bei Problemen (normaler Weise).
Ich habe mich jahrelang klein gehalten, nie gestritten, um ihn zu schonen, ihn machen lassen, akzeptiert, dass er mich nach außen hin als problematisch darstellt, den Haushalt allein gemacht. Warum bringt mich die Trennung denn dann immer noch innerlich so um? Warum kann ich mich nicht ablösen und wie kann man das?
Er zieht einfach nicht aus, weil das für ihn so bequem ist, sortiert aber jeden Tag irgendwelche Dinge aus, räumt um und weg. Das ist wie ein Tod auf Raten für mich. Jeden Tag.
Ich will nicht ausziehen, um die Kinder nicht aufzugeben und weil ich mein Zuhause nicht so schnell aufgeben will. Am liebsten würde ich mir die Bindung mit Gewalt aus mir heraus reißen, aber wie?
Wenn es konfus klingt, ich bin momentan nicht ganz auf der Höhe.

Bin dankbar für jeden Tipp.

Heute 14:14 • x 1 #1


R
@Deri76 ich verstehe wie du dich fühlst. Leider gibt es in Bezug auf die Bindung keine einfache Lösung. Meine Frau hat sich Ende August von mir getrennt. Es geht mir zwar inzwischen schon deutlich besser als am Anfang, bin auch seit Anfang November in meiner Wohnung, aber ich habe trotzdem immer wieder mal schlechte Phasen und vermissen tue ich sie auch noch sehr. Ich habe halt immer noch die Bindung zu ihr, ich bekomme es auch nicht hin, komplett loszulassen. Aber: es wird mit der Zeit besser. Die schlechten Momente werden weniger und gehen schneller wieder. Hart ist es trotzdem, da ich immer noch starke Gefühle für sie habe. Aber das wird hoffentlich die Zeit regeln.

Heute 14:26 • x 1 #2


A


Nach 25 Jahren Ende - wie innerlich die Bindung kappen?

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D
@Re_ne Danke Dir für die schnelle Antwort. Nachdem ich nicht mehr dauernd mit Panikattacken, Zittern usw. zu kämpfen habe, schwanke ich zwischen Wut und Trotz und dem zwingenden Willen, stark zu sein. Das ist so unfassbar schwer. Ich will einfach nicht, dass er mich leiden sieht. Wird es wirklich weniger automatisch mit der Zeit?

Heute 14:29 • #3


M
Hallo,
Als erstes,so schwer es auch fällt,tief durchatmen,den Kopf zur Ruhe kommen lassen.
Du bist kalt erwischt worden,trotzdem keinen Schnellschuss machen.
Als wichtigstes: Du suchst Dir jetzt einen wirklich guten Fachanwalt für Familienrecht-nimm den Besten den Du finden kannst.
Notier Dir alle Fragen die Dir in den Sinn kommen.
Zuhause,wenn er nicht gehen will,trenn alles- er muss jetzt alles für sich regeln.
Wichtig,wir sind am Jahresende-setz die offizielle Trennung nicht für dieses Jahr fest-da könnte er Dir sonst mit Steuerklassenwechsel evtl einen reinlegen.
Keine Entscheidung ohne anwaltlichen Rat.
Weiterhin wird nicht alles so locker flockig durchgehen wie er sich das vorstellt.
Das Haus gehört wem?
Aber das Wichtigste ist jetzt erstmal das eigene sortieren und runterkommen.

Heute 14:30 • x 1 #4


NothingToLose
Zitat von Deri76:
Ich habe mich jahrelang klein gehalten, nie gestritten, um ihn zu schonen, ihn machen lassen, akzeptiert, dass er mich nach außen hin als problematisch darstellt, den Haushalt allein gemacht. Warum bringt mich die Trennung denn dann immer noch innerlich so um? Warum kann ich mich nicht ablösen und wie kann man das?

Hallo Deri, willkommen im Forum.

Du kennst die Antwort: Du bist noch nie im Leben von jemandem so enttäuscht worden nach 25 Jahren, den Du auch noch geliebt hast.
Es ist, als würde er die letzten Jahre einfach auswischen und als hätten sie für ihn nie existiert. Das macht er durch sein Verhalten.
Daher: es wird besser mit der Zeit und Du wirst Dich damit irgendwann arrangieren, dass er so handelt, wie er jetzt handelt.
Darum gebe ich Dir folgenden Rat, auch wenn es Dir bestimmt sehr schwer fällt:

Verfolge nur noch Deine Interessen und die Deiner Kinder. Dein jüngstes ist 8 und daher noch sehr auf Dich angewiesen. Agiere daher mit Bedacht und versuche, die Themen, die jetzt auf Dich zukommen, sachlich zu behandeln. Nicht aus Verletztheit überkopft.

Mach Dir Notizen, immer dann, wenn Dir ein Thema einfällt, das geklärt werden muss, schreibe alles auf und rede da mit einem Anwalt. Nur jemand, der sich da gut auskennt, kann Dir da weiterhelfen und Dich vor Übersprungshandlungen schützen.

Lass Dich nicht provozieren und zu Aussagen hinreissen, die Dir evtl. später vorgehalten werden könnten.
Notiere alles, was er aus dem Haus schleppt.
Mach Kopien von allen wichtigen Unterlagen, denn Du weißt auch nicht mehr, ob Du ihm überhaupt noch vertrauen willst.
- Steuerbescheide
- Hausunterlagen
- Banksachen
usw.....
Alles, was für die unvermeintliche Trennung wichtig ist.

Wenn Du dann merkst, Du kannst auf Grund Deiner Gefühlslage nicht gut trennen, dann schreib Dir ein Tagebuch, wo Du Deine Wut, Enttäuschung und alles, was Dich beschäftigt, niederschreibst. Das kann helfen bei dem Verarbeitungsprozess und Du kanalisierst es auf ein Stück Papier und nicht gegen ihn. Denn die Erfahrung zeigt, dass das nichts bringt, außer Dir Schmerz. Oder schreibe hier in Deinen Thread die Dinge, um Luft abzulassen.
Das steht Dir ja alles frei.

Denn wenn ich es richtig rausgelesen habe: er scheint sich schon sehr weit von Dir abgenabelt zu haben. Sprich: es macht ihm nichts mehr aus. Und wenn dem so ist, dann hat er auch kein Verständnis mehr für Dich.

Er wird jetzt ein Fremder für Dich sein. Handele entsprechend.

Der beste Tipp wird aber sein: Rate Dir selbst, was Du einer Freundin raten würdest, die mit gleicher Situtation zu Dir kommt und Dir ihr Herz ausschüttet.
Ich drück Dir die Daumen für die nächsten Wochen. Das wird bestimmt schwer. Also Kopf hoch !

Heute 14:50 • x 1 #5


D
@maenneken Danke für die Tipps: Haus gehört uns beiden. Steuerklasse haben wir 4 beide. Ich hatte eigentlich überlegt, jetzt schon dem Finanzamt die Trennung zu melden, einfach auch um das Trennungsjahr so schnell wie möglich durch zu bekommen. Mein Thema ist immer Flucht nach vorn und auf in den Kampf, wenn ich das Gefühl hab, mir droht was.

Anwältin hab ich Mitte Januar den ersten Termin. Ich hab die härteste genommen, die ich finden konnte aufgrund von Empfehlungen von Bekannten und der erste Eindruck ist vielversprechend.

Es ist schon überwältigend, auf der einen Seite überrennen einen die Emotionen und man kann kaum klar denken und gleichzeitig muss man an seine Zukunft und die der Kinder denken. Und zack geht es um Geld und alles mögliche, wo kleine Fehler viel bedeuten können.

Heute 15:01 • x 1 #6


A
@Deri76 auch wenn du jetzt emotional in einem Ausnahmezustand bist, hast du einen grossen Vorteil: finanzielle Unabhängigkeit und fest im Berufsleben verankert. Du bist eine starke Frau und dein Nochmann befindet sich wohl in einer MLC oder hat sogar eine Neue. Schau nach vorne, du schaffst das auch ohne Mann.

Heute 15:05 • #7


NothingToLose
Zitat von Deri76:
@maenneken Danke für die Tipps: Haus gehört uns beiden. Steuerklasse haben wir 4 beide. Ich hatte eigentlich überlegt, jetzt schon dem Finanzamt die Trennung zu melden, einfach auch um das Trennungsjahr so schnell wie möglich durch zu bekommen. Mein Thema ist immer Flucht nach vorn und auf in den Kampf, wenn ich ...

Wie Maenneken schon geschrieben hat: lass das mal für dieses Jahr mit der Steuer. Das kann Dir nämlich auch zum Nachteil gereichen. Kläre das mit der Anwältin im Januar. Dann kannst Du immer noch agieren und Steuerklasse II beantragen. Hier kommt´s auf nen Monat nicht an....

Heute 15:05 • #8


Violettsloth
@Deri76
Zitat von Deri76:
Warum bringt mich die Trennung denn dann immer noch innerlich so um?

Selbstverständlich bringt die Trennung dich innerlich noch um. Es sind gerade mal vier Wochen ! Wenn du da schon auf der Höhe wärst, würde ich mich wundern. Gib dir mal etwas Zeit, 25 Jahre sind die Hälfte deines Lebens. Da geht man nicht raus wie durch eine Tür.
Du kommst da durch, es dauert aber seine Zeit.

Zitat von NothingToLose:
Hier kommt´s auf nen Monat nicht an...

Ähm, eben doch. Der Steuerklassenwechsel kann immer nur am Anfang des Jahres erfolgen. Trennst du dich also im Februar, bleibst du den Rest des Jahres in deiner Steuerklasse (hier die IV obwohl es die II sein könnte) und kannst erst im darauf folgenden Jahr wechseln. Gerade jetzt im Dezember würde der eine Monat recht viel ausmachen. Man muss natürlich bedenken, dass dann mehr netto hängenbleibt. Und gerade weil der Herr des Hauses Trennungsunterhalt möchte, würde auch das höhere Netto zugrunde gelegt werden. Aber das kann die Anwältin genau erklären, was sinnvoll ist und ob überhaupt welcher gezahlt werden muss. Und ob es Nachteile gäbe beim sofortigen Wechsel.

Heute 15:20 • x 1 #9


NothingToLose
Zitat von Violettsloth:
Ähm, eben doch. Der Steuerklassenwechsel kann immer nur am Anfang des Jahres erfolgen. Trennst du dich also im Februar, bleibst du den Rest des Jahres in deiner Steuerklasse (hier die IV obwohl es die II sein könnte) und kannst erst im darauf folgenden Jahr wechseln.

Ähm. Eben nicht.
Das kenne ich so nicht. Steuerklassen Wechsel geht immer.
Bei uns war die Trennung im Frühjahr 24. wir hatten ausgemacht, dass Ex sich zum 01.07. umgemeldet hat. Ich habe Finanzamt angeschrieben, dass ich ab 1.7. Steuerklasse zwei dann habe.
Haben die auch umgesetzt und riefen mich sogar noch an, dass das ok geht, weil sie vom Ex auch den Wohnsitzwechsel im Juni bekommen haben.

Die haben gewartet, dass er sich auch wirklich ummeldet. Von daher: es ist ja auch davon abhängig, ob du wirklich alleinerziehend bist oder ob noch jemand im Haushalt mit lebt. Und das ist ja derzeit bei der TE der Fall. Sie kann sich faktisch noch gar nicht ummelden beim Finanzamt.

Daher habe ich empfohlen, erst mal die Anwältin einzuschalten bevor agiert wird, wie Du ja auch.
Und ich weiß von Kollegen, dass die auch unterjährig gewechselt haben. Unsere Lohnbuchhalterin hat den Fall ständig

Heute 15:52 • #10


Violettsloth
@NothingToLose
Meine Trennung war im April 2024. Habe das dem Finanzamt auch mitgeteilt und der Wechsel erfolgte zum 01.01.25. Kenne es tatsächlich auch nur so, dass bei dauerhaft getrennt lebenden lediglich ein Wechsel auf IV/IV oder von III auf V und umgedreht möglich ist. Tja, zwischen Theorie und Praxis entscheidet offensichtlich das zuständige Finanzamt.

Heute 16:03 • x 1 #11


NothingToLose
Zitat von Violettsloth:
@NothingToLose Meine Trennung war im April 2024. Habe das dem Finanzamt auch mitgeteilt und der Wechsel erfolgte zum 01.01.25. Kenne es tatsächlich ...

Willkür !? Ländersache? Keine Ahnung.
Egal. Die TE kann dieses Jahr sowieso daran nichts mehr ändern. Und für nächstes Jahr fragen…
Viel Glück Deri im nächsten Jahr bei der Anwältin und Drücker für die nächste Zeit.
kannst du bestimmt gebrauchen.

Heute 16:08 • #12


Violettsloth
Zitat von NothingToLose:
Willkür !? Ländersache? Keine Ahnung.

Ich weiß es auch nicht. Bei mir ging es erst zum 1.1. des Folgejahres. Habe aber den Entlastungsbetrag rückwirkend angerechnet bekommen. Also bei der Steuererklärung.

Zitat von NothingToLose:
Viel Glück Deri im nächsten Jahr bei der Anwältin und Drücker für die nächste Zeit.
kannst du bestimmt gebrauchen.

Das wirst du wirklich brauchen. Gerade wenn du mehr verdienst, rechne damit, dass du Trennungsunterhalt bezahlen wirst müssen.

Vor 59 Minuten • x 1 #13


M
Das ist nicht sicher ausgemacht,deswegen alles zusammensuchen und der Rechtsbeistand gibt dann eine verlässliche Aussage zu allen möglichen Themen in dem Bereich

Vor 53 Minuten • #14


Violettsloth
Zitat von maenneken:
Das ist nicht sicher ausgemacht,deswegen alles zusammensuchen und der Rechtsbeistand gibt dann eine verlässliche Aussage zu allen möglichen Themen in dem Bereich

Ja natürlich, wir können hier nur Erfahrungswerte beisteuern. Habe mich auch ordentlich auf den Hintern gesetzt beim Anwalt. Ich müsste Trennungsunterhalt bezahlen und das nicht wenig. Hätte ich auch nie vermutet. Zum Glück wurde keiner eingefordert. Aber das wird der Anwalt alles ausrechnen können.

Vor 49 Minuten • #15


A


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