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Entliebt und frisch verliebt

U
Hallo zusammen,

nachdem ich bereits seit Wochen stille Mitleserin in diesem Forum bin, habe ich beschlossen, nun selbst ein Thema zu eröffnen.

Zu meiner Situation: mein Mann und ich sind bereits zu Schulzeiten zusammengekommen und mittlerweile seit fast 11 Jahren ein Paar. Vor 9 Jahren sind wir gemeinsam in eine neue Stadt zum Studieren gezogen und erst im vergangenen Juni haben wir uns das Ja-Wort gegeben. Kommunikation war nie das Problem In unserer Beziehung. Ganz im Gegenteil, wir haben immer offene und ehrliche Gespräche geführt und uns auch immer mit unseren Gefühlen, Sorgen und Ängsten auseinander gesetzt. Auch teilen wir schon immer dieselben Ansichten, kommen aus demselben Umfeld und haben dieselben Vorstellungen von der Zukunft. Nun kommt aber das große Aber: in den letzten Jahren habe ich bereits gemerkt, dass ich immer unglücklicher wurde und ich häufig das Gefühl habe, alles alleine managen zu müssen und für viele Dinge die alleinige Verantwortung trage. Meine persönlichen Bedürfnisse in der Beziehung wurden immer mehr vernachlässigt. Auch hat mein Partner seit Jahren ein Problem damit, sich seinen eigenen Problemen zu stellen und verdrängte diese meist durch stundenlanges Spielen am PC und betäubte sich zum Teil noch zusätzlich mit Gras und Alk.. Es gab diverse Situationen in den vergangenen 11 Jahren, in denen ich mich sehr nach etwas Halt und Unterstützung gesehnt habe und sie nicht von meinem Partner bekommen habe. Hier diverse Beispiele aufzuzählen, macht keinen Sinn, aber ich habe mit der Zeit gelernt, dass ich mich in Krisensituationen nicht auf meinen Mann verlassen kann und für mich selbst sorgen muss. Umgekehrt habe ich immer viel geben und Verständnis zeigen müssen. Er steckt seit Jahren in der Selbstfindung. Nach dem Studium (bzw. verschiedenen Studiengängen) folgte eine Ausbildung und nach der Ausbildung wieder einer Weiterbildung. Das ist ja an sich ok, aber auf die Dauer auch sehr belastend für eine Beziehung. Die Videospielsucht ging irgendwann so weit, dass ich ihn regelrecht anbetteln musste, mit mir Zeit zu verbringen und wenn er dies tat, hatte ich immer das Gefühl, er würde es nur als Pflicht sehen und könnte es kaum erwarten, sich wieder hinter den PC verkriechen zu können.
Vor zwei Jahren war ich dann das erste Mal an einem Breaking Point und kurz davor die Beziehung zu beenden. So hatte ich mir mein Leben nicht vorgestellt. Auch hier haben wir viel geredet. Er versprach mir, einiges zu ändern, ich ließ mich breitschlagen und für eine kurze Zeit wurde es auch besser. Allerdings wurde ich auch wieder blind durch die Sorgen des Alltags. Andere private Probleme und viel Stress auf meiner Arbeitsstelle haben die Aufmerksamkeit wieder weg von meinen Beziehungsproblemen gelenkt. Trotz all der Probleme haben wir uns dann im Februar 2019 verlobt. Den Antrag hatte er mir jahrelang angekündigt, ich war mittlerweile schon genervt, da ich mir dachte, sprich doch nicht darüber, sondern mach es einfach! Zu dem Zeitpunkt hatte ich das Gefühl durch seine ewige Selbstfindung zu stagnieren und habe mich sehr nach Fortschritt und Veränderung gesehnt. Dass eine Hochzeit mit diesen Problemen vielleicht nicht gerade der richtige Weg war, sehe ich heute ein. Wir waren dann also verlobt und wieder war ich allein mit der gesamten Organisation, sowie mit allen anderen Problemen. Anfang Mai dann, also ca 1 Monat vor der Trauung, hatte ich eine Panikattacke und habe meinem Mann erneut erzählt, wie unglücklich ich in unserer Beziehung bin und dass ich nicht weiß, ob ich ihn so heiraten kann und möchte. Anstatt mich zu beruhigen und die Hochzeit einfach zu verschieben ist er selbst in Panik ausgebrochen und hat sofort unsere komplette Beziehung in Frage gestellt. Er machte mir Vorwürfe, sagte mir, dass er nun das Urvertrauen in mich und unsere Beziehung verloren hätte. Ich wollte zu diesem Zeitpunkt jedoch die Beziehung noch nicht beenden, sondern nur mit diesem ernsten und großen Schritt noch etwas warten, bis er und wir an unseren Problemen gearbeitet haben. Hier war ich dumm und habe mich breitschlagen lassen, ihn doch zu heiraten, da ich ihm diese Ängste nehmen wollte. Damals haben wir wohl beide einen großen Fehler gemacht.

Hinzu kommt, dass mir seit ca einem Jahr mein einer Arbeitskollege nicht mehr aus dem Kopf geht. Wir hatten privat eigentlich nie etwas miteinander zu tun. Es war eine unschuldige Verliebtheit und als diese habe ich meine Gefühle auch lange Zeit abgestempelt. Allerdings haben mir diese Gedanken in Kombination mit den Zweifeln an meiner Partnerschaft bereits im Januar/Februar enorm den Kopf zerbrochen. Meine Branche ist enorm von der aktuellen COVID-19 Situation betroffen und dadurch ist fast meine komplette Firma seit März in Kurzarbeit. Dadurch hatte ich auch immer mehr privaten Kontakt mit meinem Kollegen. Wir haben uns ca 1-2 Mal die Woche getroffen - nie heimlich - und einfach nur geredet und gelacht. Meine Gefühle wurden immer intensiver, was ich aber versucht habe zu verdrängen. Ich habe mich selbst lange belogen und war mir unklar über meine Gefühle, sowohl zu meinem Partner, als auch zu meinem Kollegen. Anfang September kam es dann so weit, dass mein Kollege und ich uns geküsst haben und auch miteinander geschlafen haben. Zwei Wochen später habe ich meinem Mann alles gebeichtet und bin für eine Woche ausgezogen, damit er und ich Klarheit finden können.

Nun bin ich seit zwei Wochen wieder zu Hause. Wir haben viel geredet. Er sagt, er liebt mich abgöttisch und will mir verzeihen und an der Beziehung arbeiten. Er sieht ein, dass er mich all die Jahre enorm vernachlässigt und nicht wertgeschätzt hat und auch, dass er ernorm an sich selbst arbeiten muss. Seitdem verbringen wir Zeit gemeinsam und getrennt und führen immer mal wieder intensive Gespräche. Morgen haben wir unseren ersten Termin mit einem Paartherapeuten. Den Kontakt zu meiner Affäre hatte ich erst vor zwei Wochen abgebrochen, jedoch wuchs die Sehnsucht in uns beiden täglich, so dass wir seit zwei Tagen wieder miteinander geschrieben haben. All unsere Freunde und Familie sind informiert.
Mir ist bewusst, dass ich meinen Kollegen durch eine rosarote Brille sehe, während mein Mann in mir sehr viel Frustration weckt. Mein Mann gibt sich unglaublich viel Mühe und ist wie ein neuer Mensch. Ich glaube ihm auch, dass er sich wirklich ändern kann und möchte und auch an seinen Gefühlen zu mir habe ich nie gezweifelt. Auch weiß ich, dass ich den anderen Mann nicht so schnell vergessen kann, aber auch bei uns gibt es eine tiefe Verbundenheit und ich habe mich in ihn verliebt und ihm geht es genauso. Ich zweifle immer mehr daran, dass ich meinen Mann überhaupt noch liebe und frage mich, ob ich nicht seit langem nur noch freundschaftliche Gefühle für ihn hege. Gäbe es den anderen Mann nicht, hätte ich es wahrscheinlich noch länger versucht, aber ich habe unglaubliche Angst, den anderen Mann zu verlieren, was total egoistisch ist. Ich hoffe enorm auf den morgigen Termin und möchte zusätzlich auch noch ein Einzelgespräch mit dem Therapeuten suchen. Allerdings frage ich mich nach der Sinnhaftigkeit einer Therapie, wenn ich im Herzen nicht wirklich dabei bin und möchte die Situation mittlerweile einfach beenden und voran schreiten. Auch sehne ich mich danach den anderen Mann wiederzusehen. Mein Mann weiß über meine aktuelle Gefühlslage bescheid, allerdings weiß er nicht, dass ich wieder mit dem anderen Mann schreibe und ich fühle mich unendlich schuldig deswegen. Das hat mein Mann einfach nicht verdient.
Ich glaube mich hindert an diesem Schritt im Grunde nur die Angst vor dem Ungewissen und mein Sicherheitsnetz und mein komplettes Leben (inkl. Zwei Katzen) das wir uns gemeinsam aufgebaut haben, zu verlieren.

Vielleicht kennt hier jemand meine Situation und hat ein paar tröstende und hilfreiche Worte für mich.

Bitte seht von großen Schuldzuweisungen ab. Glaubt mir, ich fühle mich bereits unglaublich schlecht für das, was ich getan habe und weiß, dass ich mich sowohl in der Vergangenheit, als auch jetzt mehr als inkorrekt verhalte.

Vielen Dank!

05.10.2020 15:25 • x 3 #1


unbel-Leberwurst
Was ist mit dem Kollegen?
Will er Dich?

05.10.2020 15:47 • #2


A


Entliebt und frisch verliebt

x 3


B
Wenn du deinen Kollegen nicht aus dem Kopf bekommst,kämpft dein Mann doch jetzt auf verlorenem Posten.
Du hast sein Verhalten getragen, deine Affäre rechtfertigt es nicht.
Trenn dich doch erstmal und finde dann heraus,was du eigentlich willst.Ihn im Moment kämpfen zu lassen ist doch auch unter den Umständen Verschwendung von Lebenszeit.
Ich hoffe du planst nicht, mit dem Kollegen anzubandeln,ihn zu sichern und dann erst die Ehe zu beenden ( bei der ich mich eh frage,warum du es durchgezogen hast)

05.10.2020 16:15 • x 1 #3


Dasisaberuncool
Hallo du.
Wenn du dich schon fragst, ob du seit längerem rein freundschaftliche Gefühle für deinen Mann hegst, dann ist das wohl auch so.
Egoistisch finde ich dich erst mal nicht. Dein Mann hatte die Chance sich zu ändern, die er zuvor nicht genutzt hat und deine nun freundschaftlichen Gefühle sind das Resultat. Ich weiß nicht, ob man da überhaupt bei einem von euch beiden von Schuld sprechen kann. Ich denke, du hast nun ein schlechtes Gewissen, weil dein Mann sich solche Mühe macht. Aber das musst du nicht. Natürlich solltest du zeitnah zu einer endgültigen Entscheidung kommen, da du dann Recht hast, dass es dann tatsächlich egoistisch wäre.
Ach Mensch, in deiner Haut möchte ich jetzt nicht stecken. Also ich zumindest lese bereits deine Entscheidung raus. Du auch?
Liebe Grüße.

05.10.2020 16:20 • #4


U
Ja, mein Kollege möchte auch unbedingt mit mir zusammen sein und geht ebenfalls tiefe Gefühle für mich. Allerdings möchte ich versuchen, mich davon nicht allzu sehr beeinflussen zu lassen, denn in erster Linie geht es um die Beziehung und Gefühle zwischen meinem Mann und mir. Gleichzeitig kann ich meine Gefühle und den anderen Mann nicht ausblenden.

Das wir trotz allem geheiratet haben war ein Fehler auf beiden Seiten. Er hätte keinen Druck ausüben dürfen und ich hätte standhaft bleiben müssen.

Auch ist mir bewusst, dass das Geschehene meinen Betrug nicht rechtfertigt und mein Mann das nicht verdient hat und ich fühle mich unendlich schlecht deswegen.

Ich glaube auch, dass ich mich bereits entschieden habe. Gleichzeitig habe ich riesige Angst vor den nächsten Schritten und das macht mir Sorgen. Gleichzeitig ist es, denke ich, normal, dass man bei einer so schwerwiegenden Entscheidung immer ein paar Zweifel hat, das Richtige zu tun?!

05.10.2020 16:29 • x 1 #5


Dasisaberuncool
Zitat von Usagi:
Ja, mein Kollege möchte auch unbedingt mit mir zusammen sein und geht ebenfalls tiefe Gefühle für mich. Allerdings möchte ich versuchen, mich davon nicht allzu sehr beeinflussen zu lassen, denn in erster Linie geht es um die Beziehung und Gefühle zwischen meinem Mann und mir. Gleichzeitig kann ich meine Gefühle und den anderen Mann nicht ausblenden.

Das wir trotz allem geheiratet haben war ein Fehler auf beiden Seiten. Er hätte keinen Druck ausüben dürfen und ich hätte standhaft bleiben müssen.

Auch ist mir bewusst, dass das Geschehene meinen Betrug nicht rechtfertigt und mein Mann das nicht verdient hat und ich fühle mich unendlich schlecht deswegen.

Ich glaube auch, dass ich mich bereits entschieden habe. Gleichzeitig habe ich riesige Angst vor den nächsten Schritten und das macht mir Sorgen. Gleichzeitig ist es, denke ich, normal, dass man bei einer so schwerwiegenden Entscheidung immer ein paar Zweifel hat, das Richtige zu tun?!

Hm. Nach diesem Text bin ich mir nun wieder unsicher, wie du dich entschieden hast. Sollte es für deinen Mann sein, wünsche ich dir, dass er nicht wieder in alte Verhaltensweisen zurück fällt. Aber da wird euch sicher die Paartherapie bei helfen. Viel Glück dir.

05.10.2020 16:36 • #6


J
Zitat von Usagi:
Vielleicht kennt hier jemand meine Situation und hat ein paar tröstende und hilfreiche Worte für mich.

Ganz ehrlich: Mit einigen vernachlässigbaren Unterschieden ziemlich genau die Geschichte, die mir vor vier Jahren passiert ist. Allerdings war ich nie richtig mit der damaligen Kollegin zusammen - das scheiterte an zu unterschiedlichen Vorstellungen und auch an meinem schlechten Gewissen, weil ich noch verheiratet war. Was sie mir aber mitgegeben hat, war die Ansage, doch erstmal gründlich in meinem Leben aufzuräumen. Hat dann zwar noch ein Jahr gedauert, aber Mitte 2017 hab ich mich aus dieser Ehe, die mich eigentlich nur noch runterzogen hat, verabschiedet und bin seit Ende 2018 geschieden. Indes gehen die Aufräumarbeiten im Oberstübchen immer noch weiter ...

Zitat von Usagi:
Ich hoffe enorm auf den morgigen Termin und möchte zusätzlich auch noch ein Einzelgespräch mit dem Therapeuten suchen. Allerdings frage ich mich nach der Sinnhaftigkeit einer Therapie, wenn ich im Herzen nicht wirklich dabei bin und möchte die Situation mittlerweile einfach beenden und voran schreiten.

Paartherapie ist immer ergebnisoffen und das kann bedeuten, dass es auch auf eine Trennung hinauslaufen kann.

05.10.2020 18:10 • #7


U
Ich denke, wie und ob die Therapie Sinn macht, wird sich morgen auch nach der ersten Sitzung zeigen, in der wir unsere Ziele festlegen wollen. Ich versuche da recht offen ran zu gehen.

Nichtsdestotrotz glaube ich, dass die Gefühle und auch unsere Beziehung eigentlich schon seit längerem vorbei ist und ich es nur nie wahrhaben wollte.

05.10.2020 20:11 • #8


B
Wirst du dort auch offen über deine Gefühle für den Kollegen reden?Ansonsten macht eine Therapie auch wenig Sinn,da der Therapeut sich so kein vollständiges Bild machen kann und dann eher im Trüben fischt.

05.10.2020 20:29 • x 1 #9


G
Zitat von Usagi:
Ja, mein Kollege möchte auch unbedingt mit mir zusammen sein und geht ebenfalls tiefe Gefühle für mich. Allerdings möchte ich versuchen, mich davon nicht allzu sehr beeinflussen zu lassen, denn in erster Linie geht es um die Beziehung und Gefühle zwischen meinem Mann und mir. Gleichzeitig kann ich meine Gefühle und den anderen Mann nicht ausblenden.

Das wir trotz allem geheiratet haben war ein Fehler auf beiden Seiten. Er hätte keinen Druck ausüben dürfen und ich hätte standhaft bleiben müssen.

Auch ist mir bewusst, dass das Geschehene meinen Betrug nicht rechtfertigt und mein Mann das nicht verdient hat und ich fühle mich unendlich schlecht deswegen.

Hallo @Usagi und erst einmal willkommen im Forum.

Deine Geschichte ist in gleicher oder ähnlicher Form oft in den Foren nachlesbar. Eine besondere
Brisanz liegt darin, dass es sich um einen Kollegen handelt und das meist am Arbeitsplatz nicht
gerne gesehen wird mit möglicherweise Auswirkungen auf den Arbeitsplatz.

Gefühle lassen sich nicht bewußt steuern, wie damit umgegangen wird jedoch sehr wohl. Sich auf
den Kollegen einzulassen waren bewußt getroffene Entscheidungen. Du hast schon viel zu viel
zugelassen und deinen Mann betrogen, hintergangen und sein Vertrauen mißbraucht. Eine Recht-
fertigung dafür gibt es nicht. Dir ist das zwar bewußt und fühlst dich unendlich schlecht deswegen,
aber offenbar hat das auf dein Verhalten wenig bis keinen wesentlichen Einfluß.

Wenn eine Ehe/Beziehung nicht gut läuft, sind beide LP dafür verantwortlich. Wer eine Affäre eingeht
trägt dafür jedoch immer die alleinige Verantwortung.

Dein EM hat letztlich nicht die geringste Chance. Vertrauen kann er dir nicht mehr, aber zumindest
Ehrlichkeit und die Karten vollumfänglich ohne zu beschönigen auf den Tisch zu legen hätte er
verdient.

Du kennst keinen Alltag mit dem Kollegen. Auch eine neue Beziehung mit ihm wird dich voraussichtlich
wieder an den gleichen Punkt wie jetzt mit deinem EM bringen. Du nimmst dich ja selber mit. Und ja,
eine Trennung von deinem EM hat einige Auswirkungen auch im gesamten Umfeld. Alles was dir mal
viel Wert war hast du auf´s Spiel gesetzt.

Deine Zweifel und Ängste sagen dir das ja bereits. Was wird sein wenn die Schmetterlinge nicht mehr
fliegen, kein Hormoncocktail mehr die Sinne benebelt, der Alltag eingekehrt ist und man wieder klar
denken und sehen kann? Dein Kollege weiß ja zu was du fähig bist, was ihm ja auch so passieren
könnte. Das sind alles keine guten Voraussetzungen für eine gute, langfristige, Beziehung.

Ich empfehle dir, bei deinem EM alle Karten ehrlich und umfassend auf den Tisch zu legen und die
erneute Kontaktaufnahme zum AM dabei nicht zu verschweigen. Vielleicht nimmt er dir ja dann die
Entscheidung ab und trennt sich von dir mit einer Fahrkarte ohne Rückfahrschein. Es macht keinen
Sinn noch Zeit, Energie und Gefühle in einen LP zu investieren der nicht mehr loyal zu einem steht
und für den Betrug, hintergehen, Egoismus, lügen und Vertrauensbruch die neuen, gelebten Werte
sind.

Mir ist schon klar, es ist nicht das was du gerne hören möchtest. Dennoch kann es nicht verkehrt
sein mal inne zu halten, die rosarote Brille mal für einen Moment abzusetzen und den Tunnelblick
verlassend zu sehen, was mache ich hier eigentlich, wo führt mich das hin und wo sehe ich mich
in 1 bis 2 Jahren und ist es das alles wirklich Wert?

05.10.2020 22:01 • x 2 #10


J
Zitat von Usagi:
Ich denke, wie und ob die Therapie Sinn macht, wird sich morgen auch nach der ersten Sitzung zeigen, in der wir unsere Ziele festlegen wollen.

Therapie ist immer ein dynamischer Prozess und das bedeutet, dass sich auch Ziele verändern können. - Das muss ich meinen Supervisanden auch immer wieder sagen.

06.10.2020 10:24 • #11


U
Ja, ich kann sicher komplett offen in der Therapie über meine Gefühle reden, da ich das bereits jetzt mit meinem Mann so mache. Er weiß über meine Gefühlslage Bescheid und auch, wie sehr ich mich nach dem anderen Mann sehne und dass ich mir nicht sicher bin, ob ich für ihn mehr als eine tiefe Freundschaft empfinde. Die erneute Kontaktaufnahme ist alles, was ich ihm verheimliche.

Gast2000 ich muss dir in vielem zustimmen und vieles, was du gesagt hast, ist mir bewusst. Allerdings muss ich dir in einem Punkt widersprechen: du kennst die Beziehung zwischen meinem Mann und mir nicht und auch die vielen Situationen in denen ich versucht habe, ihm meine Gefühlslage zu vermitteln. Klar rechtfertigt das den Seitensprung nicht, denn ich hätte bereits viel früher konsequent handeln müssen. Allerdings glaube ich, dass man aus Fehlern lernen kann und nur weil es in einer 11 jährigen Beziehung, die ich führe seit ich 17 bin, so kam, finde ich nicht, dass all meine weiteren Beziehungen dazu verdammt sind. Ich hatte bereits vor meinem jetzigen Partner eine 3-jährige Beziehung und ihn habe ich nicht betrogen. Klar kann ich mein Verhalten durch die Situation nicht rechtfertigen, aber ich finde auch, dass du das etwas einseitig betrachtest.
Die rote Brille absetzen fällt mir sehr schwer, ich versuche es dennoch regelmäßig. Nichtsdestotrotz möchte ich versuchen, die Gefühle zu meinem Mann unabhängig zu betrachten und verspüre hier aktuell nur Freundschaft. Dass ich den Schritt in 1-2 Jahren bereue kann mir mit oder ohne den anderen Mann passieren. Wissen kann man das doch vorher nie?!

06.10.2020 10:27 • #12


J
Zitat von Usagi:
wie sehr ich mich nach dem anderen Mann sehne und dass ich mir nicht sicher bin, ob ich für ihn mehr als eine tiefe Freundschaft empfinde

Da hätten wir doch gleich schon mal ein schönes Ziel.

Zitat von Usagi:
Die erneute Kontaktaufnahme ist alles, was ich ihm verheimliche.

Ethisch-moralisch verwerflich dem EM gegenüber, aber als ehemaliger Betroffener mit ähnlicher Problematik muss sich sagen, dass ich das durchaus verstehen kann.

Zitat von Usagi:
Nichtsdestotrotz möchte ich versuchen, die Gefühle zu meinem Mann unabhängig zu betrachten und verspüre hier aktuell nur Freundschaft

Sorry, aber das ist ein Dreiersystem, in dem ihr da gerade steckt und aufgrund der wechselseitigen Dynamik macht es aus meiner Sicht wenig bis gar keinen Sinn, da irgendwas isoliert bzw. unabhängig betrachten zu wollen. Da kommt dann leider/zum Glück auch immer der Systemiker durch.

06.10.2020 11:45 • #13


G
Zitat:
Zitat von Usagi:
Allerdings muss ich dir in einem Punkt widersprechen: du kennst die Beziehung zwischen meinem Mann und mir nicht und auch die vielen Situationen in denen ich versucht habe, ihm meine Gefühlslage zu vermitteln. Klar rechtfertigt das den Seitensprung nicht, denn ich hätte bereits viel früher konsequent handeln müssen. Allerdings glaube ich, dass man aus Fehlern lernen kann und nur weil es in einer 11 jährigen Beziehung, die ich führe seit ich 17 bin, so kam, finde ich nicht, dass all meine weiteren Beziehungen dazu verdammt sind. Ich hatte bereits vor meinem jetzigen Partner eine 3-jährige Beziehung und ihn habe ich nicht betrogen. Klar kann ich mein Verhalten durch die Situation nicht rechtfertigen, aber ich finde auch, dass du das etwas einseitig betrachtest.
Die rote Brille absetzen fällt mir sehr schwer, ich versuche es dennoch regelmäßig. Nichtsdestotrotz möchte ich versuchen, die Gefühle zu meinem Mann unabhängig zu betrachten und verspüre hier aktuell nur Freundschaft. Dass ich den Schritt in 1-2 Jahren bereue kann mir mit oder ohne den anderen Mann passieren. Wissen kann man das doch vorher nie?!

Hallo @usagi. Danke für dein Feetback. Ja. es stimmt, mein Beitrag war im Blickwinkel nicht breit
angelegt und eine Schwerpunktbetrachtung.

Unbestritten dürfte sein, dass für den Zustand einer Beziehung/Ehe beide LP gleichermaßen verant-
wortlich sind. Das beinhaltet auch, dein EM und du habt es nicht geschafft eine gute und für beide
bereichernde Ehe zu führen. Anstatt das Eheschiff wieder auf Kurs zu bringen und wenn das trotz
aller ehrlichen Bemühungen nicht, oder nicht mehr, möglich ist, ist letztlich eine saubere, faire Tren-
nung - ohne das ein 3. im Spiel ist, bist du einen anderen Weg gegangen.

Wo sollen denn deine Gefühle für deinen EM noch herkommen. Du hast doch - liegt in der Natur der
Sache - kontinuierlich Gefühle aus der Ehe hin zum AM abgezogen und dich in den AM verliebt. Alles
ist neu, spannend und aufregend und die Schmetterlinge fliegen (noch). Letztlich bist du bereits viel zu
weit gegangen. Leider gehört es oft dazu sich seinen LP schlecht oder schlechter zu reden um vor
sich selbst besser bestehen zu können und sein Verhalten zu rechtfertigen. Insgesamt also eine un-
gute Gemengenlage in der betrügen und hintergehen zur Normalität gehört.

Selbstverständlich kann man aus Fehlern lernen. Ich halte nichts von dem Spruch Einmal Fremd-
gänger, immer Fremdgänger . Allerdings hat ein Fremdgänger der in einer monogamen Beziehung
bzw. Ehe lebt, die geteilten Werte und Grenzen bewußt eingerissen und hat damit bewiesen wozu
er fähig ist. Ob eine neue Beziehung mit Warmwechsel der richtige Schritt ist, zeigt sich erst in der
Zukunft. Natürlich nimmt man sich mit einer gescheiterten Ehe und den in einer Affäre typischem
Verhalten mit in die neue Beziehung.

Klar ist/war meine Sichtweise einseitig. Du sprichst zwar davon, dein Mann hat das alles nicht ver-
dient. Das hat dich dennoch nicht davon abgehalten. Vertrauensmißbrauch mit hintergehen ist mit
das schlimmste was man seinem LP antun kann

Nein, du hast dich nicht jetzt entschieden, sondern bereits gegen die Ehe und deinen EM mit dem
Beginn der Affäre, entschieden. Bedenke, die Attribute für eine Freundschaft mit deinem NM, sind
folgerichtig ebenfalls nicht mehr vorhanden.

Ich wünsche dir die Klugheit und Weitsicht in dieser Situation das richtige zu tun und dabei ehrlich
und fair zu bleiben. Alles Gute.

06.10.2020 21:06 • x 2 #14


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