Er kann meine Gefühle nicht erwidern

Ich versuche mal, es so kurz wie möglich zu machen.
Mein Freund hat sich vor 2 Wochen von mir getrennt und ich hatte nicht die geringste Ahnung. Wir waren ein Jahr zusammen, er hat die letzten 4 Monate bei mir gewohnt und es war eine wirklich schöne Beziehung, in der wir uns gut verstanden haben. Wir haben uns auch kaum gestritten. Ich habe uns wirklich in der Zukunft gemeinsam gesehen.
Mir sind ab und zu ein paar merkwürdige Verhaltensweisen aufgefallen, über die ich mit ihm geredet habe, aber die dann unwichtig erschienen.

Ich bin dann aus einem Urlaub mit meiner Mama wiedergekommen und er hat sich getrennt. Er meinte, an der Beziehung hat ihn nichts gestört und dass er mich liebt, aber, dass er nicht glaubt, dass er überhaupt in der Lage ist, eine richtige Beziehung zu führen und die Gefühle, die ich ihm gegeben habe, in dem Maße zu erwidern. Er meinte er ist wohl kaputt und das ist das erste Mal in seinem Leben, dass er sich das eingesteht. Er meinte, dass er nicht glaubt, dass er mich glücklich machen kann. Anscheinend hat er teilweise stark ausgeprägte narzisstische Züge und möchte eine Therapie machen. Er meinte, er kann sich nicht damit abfinden, dass in einer Beziehung alles gut ist und dass er immer das Haar in der Suppe suchen wird. Das Ende der Beziehung ist aber trotzdem endgültig für ihn.

Ihr müsst dazu wissen, dass er mir gesagt hat, dass er mich einmal heiraten will. Er hat mir auch immer gesagt, wie sehr er mich liebt, er hat sich immer um mich gekümmert und einen Tag vor der Trennung noch von sich aus über Urlaub geredet. Ich konnte auch immer über wirklich alles mit ihm reden. Wir haben uns nie angeschrien oder sonst etwas, auch nicht, wenn wir uns gestritten haben. In anderen Momenten war er aber irgendwie egoistisch und kalt, das war aber selten. Es gab ein paar Warnzeichen in einigen Situationen wo ich dachte, dass da was nicht stimmt. Er war aber sehr geschickt darin, mir das auszureden und es sogar so hinzukriegen, dass ich am Ende dachte, ich vertraue nicht genug. Er hat mich also unterbewusst die ganze Zeit in die Richtung manipuliert, dass ich mir sehr sicher mit ihm war (er sagt, er wollte das zwar nicht aktiv, aber er hat es wohl getan).

Ich weiß, dass ich Glück habe, dass ich nicht noch länger in dieser Beziehung war. Ich weiß auch, dass es besser ist für mich, mich von ihm zu lösen. Ich weiß auch, dass ich mit ihm nie wieder glücklich wäre. Trotzdem ist es so unglaublich schmerzhaft für mich; die erste Woche habe ich wirklich damit gerechnet, dass ich einfach sterbe. Ich weiß nicht, wie ich das Ende akzeptieren soll. Ich habe mittlerweile gute Momente, aber besonders morgens will ich eigentlich nur sterben. Es ist so schwierig, weil es keinen wirklichen Grund gab und er an seinen Problemen nicht mit mir arbeiten wollte. Er hat mir ja auch nie gesagt wie er sich fühlt und wir haben eigentlich sehr oft über sowas geredet. Zudem schreibt er mir regelmäßig; ein paar organisatorische Sachen aber auch Fragen wie es mir geht und wo ich bin und warum ich da und da nicht zu Hause bin. Auf die Frage wo ich bin antworte ich jetzt schon nicht mehr. Jedes Mal, wenn er mir schreibt, fühle ich mich wieder schlechter. Er holt jetzt am Mittwoch seine Sachen ab und wir wollen da nochmal kurz reden. Ich werde ihm dann meine Fragen stellen, die mich nicht loslassen und ihm sagen, dass ich jetzt den Kontakt komplett einstellen werde.

Trotzdem fühle ich mich so schrecklich, wenn ich an ihn und die Beziehung denke. Ich versuche mich abzulenken, ich bin keinen Tag und keine Nacht alleine und ich schreibe meine Gefühle auf und versuche auch, den Gefühlen Raum zu geben. Ich habe auch viele Hobbies und unglaublich gute Freunde und mache regelmäßig Sport. Aber ich bin immer noch total verzweifelt und weiß gar nicht, wie ich überhaupt wieder jemandem so vertrauen soll, dass ich mich komplett auf ihn einlasse. Habt ihr irgendwelche Tipps, wie ich mich irgendwie besser fühlen kann? Ich glaube eine Therapie ist gut für mich, allerdings muss ich da ja 2 Monate auf einen Platz warten. Ich würde die Trennung wirklich gerne innerlich für mich akzeptieren, aber weil ich keine Ahnung hatte und eigentlich alles gut war, weiß ich einfach nicht wie.

Zitat von Jfjf:

Habt ihr irgendwelche Tipps, wie ich mich irgendwie besser fühlen kann? Ich glaube eine Therapie ist gut für mich,

Es klingt jetzt nicht unbedingt danach, dass Du dringend eine Therapie machen müsstest. Nach gerade mal 2 Wochen wirkst Du trotz aller Verzweiflung teilweise auch recht aufgeräumt ... und die schmerzhafte Trauerzeit, die hier fast alle im Forum sehr gut kennen, musst Du einfach durchstehen.Es ist eine Achterbahnfahrt mit einigen Höhen und Tiefen, und irgendwann bist Du dann soweit, dass die Trauer langweilig geworden ist, und Du wieder mutig nach vorne schauen kannst.

Zitat von Jfjf:

Jedes Mal, wenn er mir schreibt, fühle ich mich wieder schlechter. Er holt jetzt am Mittwoch seine Sachen ab und wir wollen da nochmal kurz reden. Ich werde ihm dann meine Fragen stellen, die mich nicht loslassen und ihm sagen, dass ich jetzt den Kontakt komplett einstellen werde.

Das empfehle ich Dir auch. Meistens wird man bei jedem Kontakt immer wieder neu zurückgeworfen.

Zitat von Jfjf:

Er meinte, an der Beziehung hat ihn nichts gestört und dass er mich liebt, aber, dass er nicht glaubt, dass er überhaupt in der Lage ist, eine richtige Beziehung zu führen und die Gefühle, die ich ihm gegeben habe, in dem Maße zu erwidern. Er meinte er ist wohl kaputt und das ist das erste Mal in seinem Leben, dass er sich das eingesteht. Er meinte, dass er nicht glaubt, dass er mich glücklich machen kann. Anscheinend hat er teilweise stark ausgeprägte narzisstische Züge und möchte eine Therapie machen.

Das ist doch schon mal gut, FÜR IHN. Und auf gewisse Weise auch für dich, auch wenn du das jetzt noch nicht sehen kannst.
Ich spreche aus Schmerzlicher Erfahrung,dass ne Beziehung mit einem Psychisch kranken Partner, der es nicht einsieht, ganz schlimm enden kann.
Zumal, wenn man dann versucht ihm zu helfen und nur weggedrängt wird.

Das er sich hilfe suchen will ist doch gut. Lass ihn In ruhe sich selbst heilen. UND GANZ WICHTIG: Sei dankbar, dass es so kam und er dich nicht noch mehr fertig gemacht hat.


Ist echt schwer, i know. Bei mir ist es jetzt 6 Wochen her und gestern die Sachen abgeholt. Rückfall.
Rede mit Leuten hier, Freunden, Familie. Geh raus, treff dich mit Freunden.
Lenke dich ab.
Lass die Emotionen zu, lass sie aber nicht deinen Alltag bestimmen. Und wenn du nicht bereit bist, z.b ihn zu blockieren oder die Nummer gar zu löschen etc. Dann mache ganz kleine Schritte.
Ich hab es so gemacht, dass ich Screenshots von jeder entstandenen Konversation gemacht habe, dann hab ich die Chat gelöscht. Ordner mit Ex angelegt, mit allem von ihm. Das war MEIN Weg. Nur ein Tipp und hilft nicht jedem.

Sei stark und fühl dich gedrückt.

Hoffentlich zieht er dich nicht wieder rein in eine nächste Runde.
Bei mir gehen ein wenig die roten Warnlämpchen an bei der Kombination aus ...

...er liebte dich total und wollte dich heiraten
...er sagt sogar selbst, er möchte wegen narzissttischer Tendenzen eine Therapie machen und sei kaputt
...und schließlich jetzt die vielen Fragen, ob du denn nicht zu hause bist, wo du bist usw

Ich finde auch, wie Luto, dass du schon jetzt nach so kurzer Zeit sehr aufgeräumt bist trotz der Trauer und sehr bei dir. Bleib bei dir und sorge weiter gut für dich, das machst du toll,
finde ich. Damit schützt.du dich selbst am besten.

Ich wünsche Dir die Kraft, dass Du es schaffst, nach dem Gespräch bei Deinem Plan zu bleiben. Auch Krankheitseinsicht kann bei einem Narziszen eine Masche sein...

Ich finde, Du gehst total stark mit Deiner Situation um. Und sehr reflektiert.
Die emotionale Achterbahn mache ich ja auch mit und hoffe stets auf ruhige Momente in meiner Gefühlswelt.
Und wenn ich hier lese, wie es den Getrennten hier geht, weiß ich, da muss ich jetzt wohl einfach durch und kann das hier verarbeiten und rauslassen. Und im reellen Leben kann ich gut weitermachen.