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Er trennt sich wegen Depressionen-ich steh allein da

SonnenStern85
Hallo Ihr Lieben,

wie fast alle hier brauche auch ich dringend euren Rat bzw. eure Hilfe.

Ich bin 31 Jahre, berufstätig, leide selber seit langem unter leichten Depressionen, hatte eine Verhaltenstherapie und bin jetzt seit 2 Monaten in einer Gruppentherapie (was mir auch sehr gut tut).
Mein (Ex)Partner, 30, berufstätig, leidet ebenfalls unter Depressionen, die aber erst kürzlich erkannt wurden.

Wir waren 2 1/2 Jahre ein Paar mit einer tollen Anfangszeit und offenem Umgang zum o.g. Problem. Im November 2015 sind wir zusammengezogen. In diesem Jahr hat uns das komplette Unglück erwischt. Sein Bruder beging aufgrund von Depressionen Selbstmord, seine Oma verstarb und beruflich konnte er nicht mehr mithalten. Freunde und Sport hatten keinen Platz mehr.
Ich selber war aufgrund kurzfristiger Arbeitslosigkeit selber sehr geknickt. Zudem habe ich in diesem Jahr mit meinen Eltern und meiner langjährigen Freundin gebrochen.

Wir hatten viel Ärger wegen Kleinigkeiten, viele Missverständnisse und schwere Zeiten. Er wurde immer träger und fälschlich dachte ich ihm mit Ablenkung bzw. Motivation helfen zu können, bis der Arzt ihm die mittelschwere Depression diagnostizierte.
Trotzdem gab es auch unsere wunderbar bekannten, herrlichen Momente aus der unbeschwerten Zeit, in der wir beide sehr liebevoll und warmherzig waren.

Vor drei Wochen nun die Trennung von seiner Seite. Er müsse seine Probleme allein in den Griff bekommen, müsse lernen für sich Verantwortung zu übernehmen und er sehe für uns keinen Weg mehr. Er wolle die gemeinsame Wohnung auflösen und die Trennung.
Und das, obwohl sein Verhalten in den letzten Wochen immer noch mir zugewandt war.

Im ersten Moment war es ein Schock, der sich aber schnell entlastend anfühlte. Der Druck bei mir war plötzlich weg, auch wenn ich natürlich Liebeskummer habe. Ich habe plötzlich wieder Luft zum Atmen.

Nach der Trennung zog er aber nicht aus, sondern zieht sich seitdem in sein kindliches ICH zurück. Alte Muster wie zu Kindertagen - gammeln, bis nachts um 4 am PC sitzen und spielen, trotz Arbeit und keine Neuerungen zum Thema Wohnung.
In vor mir eingeforderten Gesprächen habe ich gemerkt, dass er überhaupt keinen Plan hat, wie es für ihn weitergehen soll. An einem Tag meinte er es gäbe keine Gefühle und ich solle mir keine Hoffnungen machen, am nächsten Tag weiß er gerade nicht was er fühlt, dann reden wir über die schönen Momente unserer Beziehung und er weint, dann war unsere Beziehung von Anfang an problematisch und ihm habe selbst das Zusammenziehen nicht gefallen.
Dafür erinnere ich mich allerdings an viele Momente, in denen er gestrahlt hat und stolz auf unser Heim war.

Ich habe ihn schlussendlich nach 1 1/2 quälenden Wochen zum Auszug gedrängt und bereits selber Wohnungen besichtigt. Er hat wirklich alle textilen Dinge, Badartikel und persönliches aus der gemeinsamen Wohnung geschafft und ist nun im alten Jugendzimmer bei seinem Bruder.

Ich stehe nun in einer 120qm Wohnung, erreiche ihn nicht zwecks Abstimmung, der Vermieterin ruft mich ständig an und will wissen, wie es weitergeht, ich besichtige lustlos kleine Wohnungen, soll mir ein neues Zuhause suchen, obwohl ich gerade erst ein gemeinsames aufgebaut habe und obendrein habe ich erfahren, dass ich bei meinem letzten Autokauf betrogen wurde. Probleme über Probleme...

Er nimmt von niemandem Hilfe an und hat auch niemanden. Vermutlich muss er erst noch tiefer fallen, bevor er wieder Oberwasser bekommt.
Ich kann nicht mal sagen, ob er mich wirklich nicht mehr liebt oder ihm einfach alles über Kopf wächst? Ich will nicht auf ihn warten, dafür waren die letzten Monate einfach zu kräftezehrend für mich.

Ich habe geweint, war wütend, habe viel Austausch mit meinen Freunden und trotzdem fühle ich mich hier in der Wohnung so wahnsinnig allein und einsam. Wie kann ich mich selber motivieren nach vorne zu blicken? Manchmal gelingt es mir, dann erscheint wieder alles unmöglich


Ich danke euch vorab!

09.10.2016 19:07 • #1


SonnenStern85
Ich stups meinen Beitrag nochmal nach oben. Vielleicht hat ja jemand noch ein paar gute Ratschläge zu meiner Situation.

09.10.2016 23:08 • #2


A


Er trennt sich wegen Depressionen-ich steh allein da

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J
Ratschläge kann ich dir viele geben nur ob diese dann auch wirklich funktionieren ist die andere Sache.
Gegen Liebeskummer oder auch Leeregefühle gibt es aus meiner Sicht kein Rezept.
Irgendwie hilft nur Zeit. Ob die wirklich heilt kommt immer drauf an, aber der Kummer etc klingt ab mit der Zeit.

Was grds. immer bei mir geholfen hat war Ablenkung in so einem Forum wie hier. Aber wirklich besser ging es mir nur mit immer mehr Abstand.

Es ist egal was man macht -so war es bei mir- egal wie ich mich versuchte abzulenken, ich hatte immer den Kopf voll mit Kummer und Leere. Bilder liefen den ganzen Tag durch den Kopf, immer und immer wieder.

Man übersteht einfach die Zeit und hofft, es wird iwann besser. Besser wird es dann auch, ab wann hängt von jedem persönlich ab. Ich hatte z.B. auch Dates, war aber trotzdem immer mit den Gedanken bei meiner Ex bzw. dieser ganzen Geschichte.

Ich hasse diesen Kummer, kann mich gut in dich hineinversetzen. Dabei geht es vlt gar nicht nur um Liebe sondern um den Kontakt und dann der total veränderte Umgang miteinander. Aufeinmal sind die bis vor kurzem noch vertrautesten Menschen diejenigen die einen nur noch verletzend gegenübertreten.

Erst ist die Liebe weg, der Liebeskummer kommt, dann kommt der rauere Ton ins Spiel, das verletzt und zuletzt fällt man in ein Loch und sieht vieles Schwarz. Das ganze Leben ist dann zum wegwerfen.

09.10.2016 23:32 • #3


Z
Liebe Sonnenstern85!
Es ist wirklich schwer, Dir Ratschläge zu geben.
Was wünscht Du Dir denn? Abgesehen davon, was er Dir auf Deine Fragen antwortet?
Du schreibst, Du würdest Dich freier fühlen seit der Trennung!
Oder wünschst Du Dir eine räumliche Trennung?
Ich habe nach Trennungen immer versucht, meinen Single-Status zu geniessen. Keine Kompromisse eingehen zu müssen, keine Absprachen treffen zu müssen, nur für mich planen zu können...
Du hattest ein ereignisreiches Jahr.
Kannst du zur Ruhe kommen? Das Alleine sein geniessen? Hast Du jemand, mit dem Du reden kannst?

09.10.2016 23:46 • #4


J
Zitat von SonnenStern85:
Zudem habe ich in diesem Jahr mit meinen Eltern und meiner langjährigen Freundin gebrochen.
Wir hatten viel Ärger wegen Kleinigkeiten, viele Missverständnisse und schwere Zeiten.


Er nimmt von niemandem Hilfe an und hat auch niemanden. Vermutlich muss er erst noch tiefer fallen, bevor er wieder Oberwasser bekommt.

Wie kann ich mich selber motivieren nach vorne zu blicken? Manchmal gelingt es mir, dann erscheint wieder alles unmöglich
:(


...vielleicht renkt sich das ja wieder ein..!?. Kannst Du nicht über Deinen Schatten springen und einen Schritt auf alle zugehen?

Er möchte für sich sein und seine Trauer erstmal alleine bewältigen. Ich kann sein Verhalten nachvollziehen. Vielleicht kommt er noch einmal auf Dich zu als ...? Gesundet(er)... k.A.
Im Moment würde es Dich wohl mit in den Abgrund ziehen. Das möchte er u.U. vermeiden.


Schreiben. Ganz klassisch Tagebuch oder hier. Ganz liebe Grüße und step by step gehst Du Deinen Kram an.

10.10.2016 06:29 • #5


SonnenStern85
Hallo ihr Lieben!

Ich wünschte er hätte zuerst professionelle Hilfe gesucht. Er ist an einen sehr fragwürdigen Therapeuten geraten, der ihn eher noch mehr belastet hat und keine Unterstützung war.
4 Tage vor der Trennung sagte er noch, er wolle endlich von seinem Vater loskommen - finanziell und seelisch. Ich wollte das unterstützen, weil genau er- sein Vater- die Verantwortung für alles trägt. Er ist sehr tyrannisch, hat den Bruder in den Tod getrieben und denkt alles mit Geld ausgleichen zu können.

Ich wünschte all das wäre erstmal passiert, bevor er den einzigen Menschen verlässt, der für ihn da war.

Aber inzwischen sehe ich, dass er mir schadet und das ich jetzt frei bin von den fremden Familienproblemen.

Wenn er gesundet, was ich ihm wünsche, dann glaube ich trotzdem nicht, dass das nochmal zusammenwächst.

Ich habe einige Leute zum Reden, ich habe euch zum Schreiben. Das alles bringt mich weiter, auch wenn ich ihn im Moment natürlich noch sehr vermisse.

Einen Schritt auf ihn zumachen kann ich nicht. Er hat die Beziehung ganz klar beendet. Was sollte ich auch sagen?
Hey willst du nach Hause kommen?

Wäre gar nicht ratsam, denke ich. Was meint ihr?

Ich habe die Trennung akzeptiert und selbst wenn er noch mal vor der Tür steht kann ich doch gar nichts für seine Genesung beitragen oder?

10.10.2016 16:06 • #6


SonnenStern85
Hallo ihr Lieben!
Anbei der aktuelle Stand meiner Situation.

An meinen Exfreund kommt keiner ran, er spricht mit niemandem und entsprechend habe ich bei unserer Wohnung keine Unterstützung.

Dafür habe ich aber eine Wohnungszusage erhalten und kann demnächst ausziehen. Ein lachendes und ein weinendes Auge begleiten das.
Ich habe auch einen Nachmieter gefunden, der flexibel ist was die Termine betrifft.

Mein Ex wird wohl erst mit mir kündigen, wenn wir beide was haben. In seiner Situation kann das noch dauern.

Habt ihr Ratschläge bzgl. Finanzen? Wie soll bzw. kann ich mich verhalten?

14.10.2016 14:19 • #7


Mollimaus59423
Zitat von SonnenStern85:

kann ich doch gar nichts für seine Genesung beitragen oder?


Im Moment wohl eher weniger. Ich denke derzeit ist es sehr sehr wichtig
das Du bei Dir bleibst, Dich auf Dich selbst konzentrierst. Achtsam mit Dir umgehst.
Es ist verdammt schwer, aber versuche die Gedanken da zu lassen was Dir gut tut.

19.10.2016 23:48 • x 1 #8


SonnenStern85
Zitat von JungeRömerin:
Zitat von SonnenStern85:
Zudem habe ich in diesem Jahr mit meinen Eltern und meiner langjährigen Freundin gebrochen.
Wir hatten viel Ärger wegen Kleinigkeiten, viele Missverständnisse und schwere Zeiten.


Er nimmt von niemandem Hilfe an und hat auch niemanden. Vermutlich muss er erst noch tiefer fallen, bevor er wieder Oberwasser bekommt.

Wie kann ich mich selber motivieren nach vorne zu blicken? Manchmal gelingt es mir, dann erscheint wieder alles unmöglich
:(


...vielleicht renkt sich das ja wieder ein..!?. Kannst Du nicht über Deinen Schatten springen und einen Schritt auf alle zugehen?

Er möchte für sich sein und seine Trauer erstmal alleine bewältigen. Ich kann sein Verhalten nachvollziehen. Vielleicht kommt er noch einmal auf Dich zu als ...? Gesundet(er)... k.A.
Im Moment würde es Dich wohl mit in den Abgrund ziehen. Das möchte er u.U. vermeiden.


Schreiben. Ganz klassisch Tagebuch oder hier. Ganz liebe Grüße und step by step gehst Du Deinen Kram an.


Hallo ihr Lieben!
Ich habe eine Woche sacken lassen.

@jungerömerin
Ich habe tatsächlich meine langjährige Freundin angerufen und mich für meinen Anteil des Ärgers entschuldigt. Die war zwar zunächst distanziert, aber hat dann auch geweint und sich bedankt. Wir nähern uns jetzt behutsam an.

Mit meinem Expartner habe ich ebenfalls ein für mich notwendiges Abschlußgespräch geführt. Wir haben beide geweint, ich habe gemerkt, das ihn das alles sehr schwer fällt, aber wir beide gerade andere Wege gehen müssen.

@Zugaste
Ja..Abgrund..darüber habe ich viel nachgedacht. Die letzten Monate fühlten sich sehr nach unendlichem Abgrund und Sackgasse an.
Ich habe gestern meinen neuen Mietvertrag unterschrieben. Damit ist eine Kehrtwende eingeleitet. Ich freue mich auf mein neues Zuhause.

@Mollimaus59423
Der Kopf weiß das alles und trotzdem spielt er mir und dem Herzen natürlich noch regelmäßig böse Streiche.
Die große Kunst zu lernen, wie man alleine gut zu sich ist muss ich erst noch lernen.

Danke für eure helfenden Worte.

Jetzt am Wochenende wollten wir über die Aufteilung der Möbel sprechen.
Da heute der Geburtstag seines verstorbenen Bruders ist frage ich mich, ob er dafür am Wochenende überhaupt einen Kopf hat?
Ich möchte da nicht wieder auf dünnem Eis tänzeln.

20.10.2016 10:33 • #9


A


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