Er war nicht bereit zu kämpfen - vermisse Ihn

B
Hallo ihr Lieben!

Ich habe schon mehrmals als Gast in diesem Forum gelesen und dachte mir, ich schreibe meine persönliche Trennungs-Geschichte einmal nieder, um daraufhin eventuell ein paar Tipps und liebe Worte zu lesen.

Mein Freund hat sich nach fast 4 Jahren am 13.03.'13 von mir getrennt. Wir sind im Juli 2009 zusammen gekommen, haben uns im Internet kennengelernt.

Nun, ich versuche so strukturiert zu schreiben, wie es in meinem momentanen Zustand möglich ist.
Die Beziehung lief von Anfang an sehr intensiv trotz der 250km, die uns trennten. Ich bin Borderlinerin, habe folglich Probleme mit Nähe und Distanz und so oft ich ihm sagte und zeigte, dass er ein absoluter Gott für mich ist, genauso oft stieß ich ihn von mir und beschimpfte ihn auf's Übelste! Da er zu dieser Zeit noch unter Depressionen litt, zogen ihn die Beschimpfungen und zahlreichen Rausschmisse natürlich sehr runter und so trennte er sich Anfang Juni 2010 per Telefon von mir, obwohl ausgemacht war, dass ich 3 Monate später zu ihm ziehe (Studienplatz war bereits sicher).

Das war so ein Tiefschlag für mich, dass ich mit Suizid drohte, betrunken vollkommen überschnappte und meine damals beste Freundin mich deshalb in's Krankenhaus brachte, wo ich 8 Wochen lang in stationäre Therapie kam. Ich beschloss in der Therapie, da ich dort Freunde und neuen Lebenswillen fand, meine Zukunft nicht wegen eines Mannes wegzuwerfen, und dennoch in die 250km-entfernte unbekannte Stadt zu ziehen, um dort zu studieren.

Mein werter Ex-Freund meldete sich 3 Wochen, nachdem ich in der Klinik war, wieder per Mail und ließ nach blödem Small-Talk-Geplänkel deutlich herauslesen, dass er mich vermisse und zurück haben wolle. Ich war völlig aus dem Häuschen und so war es beschlossene Sache: ich ziehe in seine Stadt, dann treffen wir uns und alles wird gut! Ich bin also an einem Samstag in eine WG gezogen und Sonntag Abend lagen wir uns wieder in den Armen.
Das war Anfang August 2010.

Seit dieser Zeit hatten wir viele viele schöne Monate. Er studierte mit wahnsinnig großem Erfolg, guten Noten und tollem Job mit guten Karrierechancen so vor sich hin, bei mir lief es hingegen weniger gut. Ich war motivationslos im Studium, hatte keinen Nebenjob (kam auch so mit meinem Geld über die Runden) und fühlte mich dennoch überfordert. Mit meinen Problemen, die mich so belasteten (Studium, WG-Leben, blöde Kommilitonen etc.) ging ich beinahe täglich zu ihm, da ich sonst in dieser Stadt eigentlich niemanden vertrautes hatte und mich auch nicht darum bemühte - es gab ihn ja. Daraufhin wurde er irgendwann sehr genervt, ich solle doch nicht immer alles so negativ sehen, ich solle mich in's Studium reinknien, ich könne ja nicht immer alles abbrechen etc. - anstatt für mich da zu sein und nach Lösungen zu suchen, kamen immer öfter Oberlehrersprüche. Auch als meine Mutter einen schweren Auto-Unfall hatte bzw. meine Oma im Sterben lag, kamen von ihm nur Sprüche wie Kann man nicht ändern., So ist das Leben. etc. Ich muss dazu sagen, dass er ein WAHNSINNIG rational denkender Mensch ist; ein Ich liebe dich kam von ihm selten; Valentinstag, Weihnachten, Familie, Ostern waren und sind für ihn vollkommener Humbug.

Naja, wie auch immer, ich könnte noch Tage hier weiter schreiben, aber letzten Endes waren die letzten Monate der Beziehung nur noch Krampf. Er wollte nicht mehr bei mir übernachten, weil meine Haustiere nachts so laut sind (?) und ich wollte nicht bei ihm übernachten, weil mir seine Wohnung zu klein war. So sahen wir uns nur noch am Wochenende von Freitag auf Samstag, wenn überhaupt. Auch wichen unsere Zukunftsvorstellungen weit auseinander - ich wollte mit ihm zusammen ziehen, er sagte ständig vehement, dass er das niemals wolle und könne, da ich eben durch meine Erkrankung so unberechenbar sei.

Der eigentliche Auslöser der Trennung war, dass er eines abends ganz selbstverständlich erzählte, dass er sich mit einer Bekannten treffe. Da es bei uns eh nicht gut lief, vermutete ich das Schlimmste direkt, obwohl ich eigentlich wusste, dass er so ein ehrlicher Mensch ist, dass er mir sowas NIE antun würde. Aber durch meine letzte Beziehung war ich so vorbelastet, dass ich direkt Betrug vermutete. Er wusste von meinem Ex-Freund und dass dieser mich betrog und dennoch ließ er nicht von seiner Verabredung ab - ich habe geheult, gebettelt, gefleht, aber er meinte, er ließe sich das nicht verbieten, brauche seine Freiheit und er wolle nur mit ihr quatschen (allein das Wort ). Und ich solle ihm doch vertrauen. Und wenn ich das nicht könnte, hätte die Beziehung eh keinen Sinn mehr.
Einen Tag später kam dann heraus, dass er diese Frau per Skype kennenlernte und sie sich nur ein Mal vorher (war noch vor unserer Zeit) getroffen hatte (ich ging bis dato noch von einer alten Schulfreundin aus).
Ich machte letzten Endes täglich so viel Stress, beleidigte ihn, rastete aus, heulte, terrorisierte ihn, meldete mich einfach nicht, dass er am 13.März abends vorbei kam. Als ich ihn umarmen wollte, wich er zurück und ab da wusste ich es..

Er nannte viele Gründe, u.a. seine wenige Zeit, die er durch Studium und Arbeit hätte, und man merkte deutlich, dass es ihm auch nicht leicht fiel. Auf die Frage hin, ob es wegen dieser Frau war, mit der er sich getroffen hatte, sagte er Nein und das glaube ich ihm auch.

Als er sein Zeug dann zusammen gepackt hatte und ich heulend wie ein Häufchen Elend auf dem Boden saß, wünschte er mir noch viel Glück für mein Studium und ging. Ich habe ihm 5 Tage später noch eine Mail geschrieben, bat ihn darin aber gleichzeitig, nicht zu antworten. Seitdem absolute Funkstille.

Was mich wundert ist, dass es mir anfangs leichter fiel als momentan - mit jedem Tag, der vergeht, wächst das Vermissen, das Verlangen, ihn wieder in die Arme zu schließen, ihn wieder zu küssen.
Ich will einfach nur, dass es vorbei ist.
Die Ratschläge meiner Mitbewohnerinnen, mir am Besten direkt einen Neuen zu suchen und über mich drüber rutschen zu lassen wegen der Ablenkung, finde ich widerlich und respektlos. Ich will keinen Neuen, ich will doch nur ihn zurück.

Ich vermisse nicht einmal die letzten Monate der Beziehung, die waren nicht gut. Was mich so verletzt ist, dass er nicht bereit war, wirklich zu kämpfen - um die Beziehung und um mich. Klar gab es viel Streit, aber ich hätte mich nicht getrennt, weil da zwischen uns einfach etwas Besonderes war. Und ich habe solche Angst, nie wieder einen so ehrlichen, vertrauenswürdigen Mann zu finden. Wenn ich so in mein Umfeld schaue, betrügen sich die Pärchen ständig. Das hätte er NIE gemacht, nie. Er war einfach in vielen Hinsichten so toll.

Ich weiß nicht, ob sich diesen Textbatzen überhaupt jemand durchliest. Ich hoffe es.

Viele Grüße

23.04.2013 22:23 • #1


G
Tja, was soll man dazu sagen?
Lenk dich viel ab, versuche dich möglichst nicht zu melden.
Ich habe eher nicht den Eindruck, dass das nochmal was werden kann.
Er hat ja schon abgeblockt, wenn es auf das Thema zusammenwohnen zu sprechen kam.
Er wollte das niemals.
Ich kann mir gut vorstellen, dass es auf Dauer ziemlich ermüdend für ihn war, immer zwischen Idealisiert-werden und verachtet-werden zu pendeln, je nachdem, wie deine Laune gerade ist.
Du widersprichst dir ja teilweise in EINEM Satz.
Du denkst, er geht fremd, obwohl du weißt, dass er das nicht tut und niemals würde.
Du beschimpfst ihn und hast gleichzeitig Angst, dass du nie wieder so einen tollen Mann findest?!
Wie soll man deiner Meinung nach dauerhaft mit sowas umgehen können?
Ich glaube, das Problem mit Nähe-Distanz ist nicht das große Problem.
Das größere Problem wird wohl gewesen sein, dass du ihn nach eigener Aussage terrorisiert hast und versucht, ihn zu manipulieren, indem du dich gar nicht meldest.
Normale Menschen KÖNNEN nicht einfach umschalten, das ist nicht einfach getan mit ja ich war sauer, tut mir leid., sondern tatsächlich geht jedesmal etwas kaputt dabei.
Und es hat ihm wohl einfach irgendwann gereicht, was eine sehr gesunde Einstellung ist.

Desweiteren finde ich deine Ausführungen über seine Oberlehrerhaften Sprüche fragwürdig.
Weißt du, er MUSS auch nicht nach Lösungen suchen, das ist DEINE Aufgabe.
Das ist DEIN Leben und du machst es dir etwas einfach, wenn du ihm dafür die Verantwortung aufdrücken willst.
Ich meine, du sagst selbst, du hast nicht viel dafür getan, weil er ja da war.
Ja aber warum soll ER denn dann etwas für die Verbesserung DEINER Umstände tun, wenn du selbst nicht mal dazu bereit bist?

Frag dich mal ehrlich selbst:
Soll er für eine Beziehung kämpfen, in der er die ganze Verantwortung trägt (oder sie ihm ungefragt aufgedrückt wird)?
Dafür, dass er abwechselnd in den Himmel gelobt und beschimpft wird?
Dafür, dass er sich kein Zusammenleben mit dir vorstellen kann, weil du zu wankelmütig in deiner Gefühlswelt bist und man eigentlich nie genau weiß, wann du das nächste mal total unverhältnismäßig ausrastest?
Würdest du das tun?
Und findest du es nicht unangebracht, von ihm zu erwarten, dass er DAFÜR kämpft?
Findest du nicht, DU hättest erstmal was an deinem Verhalten ändern müssen?

23.04.2013 23:38 • #2


A


Er war nicht bereit zu kämpfen - vermisse Ihn

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B
Hallo Gast700,

vielen Dank für deine Einschätzung und deine klaren Worte.

Ich habe auch nicht das Gefühl, dass es noch einmal was werden kann - kam vielleicht im Text falsch rüber. Hoffnung klar, aber realistisch betrachtet werde ich nicht mehr mit ihm zusammen kommen.

Das Idealisieren und Abwerten habe ich am Anfang extrem gemacht, hatte es aber nach meinem Klinikaufenthalt gut im Griff und habe es zwar noch gemacht, aber es war kein Vergleich zu vorher und das merkte und lobte er auch. Dass es für ihn dennoch nicht leicht war, weiß ich, aber ich konnte eben auch nicht komplett raus aus meiner Haut..

Und bzgl. der Lösungen bei Problemen suchen: ich finde schon, dass wenn man in einer Beziehung ist, dass man sich da für das Leben des Partners interessieren sollte und falls dieser Probleme hat, mit ihm gemeinsam nach Lösungen sucht. So habe ich es zumindest bei ihm gemacht, wenn bei ihm was anstand.

Die Geschichte ist einfach so viel tiefer, als das, was ich da aufgeschrieben habe und glaub mir, ich war nicht nonstop total durchgeknallt und habe ihn 12 Stunden am Tag angeschrien und die restlichen 12 Stunden an ihm geklebt und ihm gesagt, wie toll er ist. Ich bin ja auch 4 Jahre älter geworden und dadurch gesetzter und nicht mehr so impulsiv. Also diese Psycho-Spielchen betrafen eigentlich hauptsächlich den ersten Teil der Beziehung.

Aber ich verstehe schon, was du meinst. Klar habe auch ich Schuld an der Trennung, etwas anderes habe ich ja nicht behauptet.

Viele Grüße

24.04.2013 00:07 • #3


S
Guten Abend brokenheart,

oh Mann, da hast du ja schon einiges mitgemacht. Ich möchte dich erstmal auf jeden Fall dafür loben, dass du dich nicht selbst ins beste Licht rückst und verschweigst, was für Probleme du in diese Beziehung gebracht hast. Und dafür, dass du erkannt hast, dass du ein Problem hast und auch daran arbeiten möchtest- kein Mensch kann ja was dafür, dass er Boderline, Depressionen, Burn-out oder wasauchimmer hat- aber man tut schon viel, wenn man Probleme wahrnimmt, annimmt und sich anschließend professionelle Hilfe sucht.

Du verschweigst nicht, dass du Fehler gemacht hast- jetzt ist es deine Aufgabe, daraus zu lernen, etwas für dich daraus zu schöpfen und daran zu wachsen.

Aber du bist ja nicht hier, damit man dir Vorträge hält, oder dich vorverurteilt, sondern damit du dir deine Geschichte von der Seele schreiben kannst, damit der Schmerz nachlässt und andere Menschen mitfühlen können, wie schlimm es dir gerade geht. Viele hier im Forum machen gerade genau den gleichen schmerzhaften Prozess durch, leiden so wie du, vermissen ihre Ex-Partner wie blöd, möchten schreien und weinen und denken, dass es nie wieder aufhört, weh zu tun.

Fühle dich gedrückt! Auch für dich wird die Sonne wieder scheinen

24.04.2013 00:38 • #4


G
Ich meinte auch nicht, dass du 24h an ihm geklebt hast oder ihn beleidigt.
Ich weiß, dass es durchaus die meiste Zeit normal zugeht.
Ich meine eher in Streitsituationen.
Wenn du hochfährst.
Ich kenne das aus eigener Erfahrung und im Nachhinein muss ich sagen, dass es unglaublich heftig war, wie sich Grenzen verschoben haben, auch und gerade für den Partner.
Natürlich nimmt man in gewissem Ausmaß Rücksicht.
Natürlich macht man nicht Schluss wegen einer Ausnahmesituation, zum Beispiel einem Trauerfall, einer Erkrankung oder etwas in der Art.
Aber, wenn ich es dir so hart sagen darf:
-Seinen Partner zu beschimpfen und beleidigen: geht gar nicht.
-seinen Partner unter psychischen Druck zu setzen durch permanentes Schreiben/Anrufen: geht gar nicht.
-seinen Partner dahingehend zu manipulieren, dass er denkt, es sei etwas passiert/man hätte sich was angetan/zweideutige Botschaften/man hasst ihn... indem man sich einfach nicht mehr meldet: geht gar nicht.
Ich kann das einigermaßen nachvollziehen und derart starke Gefühle sind schlimm, vorallem, wenn man sie nicht einzuordnen weiß.
Aber: Das Gegenüber hat auch Gefühle.
Das wird dann gern vergessen.
Man fühlt sich mies, also lässt man das irgendwo raus, vorzugsweise am Partner.
Der hat aber sein eigenes Gefühlsleben, irgendwo zwischen Hoffnungen, dass sich etwas ändert, Mitleid, Resignation, Trauer, Selbstzweifeln, Helfen, schlechtem Gewissen, Liebe.
Ich glaube, du hast ihm zu viel aufgebürdet.
Klar macht man mal gern was für den Partner.
Natürlich nimmt man Anteil und hilft.
Nur sollten beide darauf achten, dass es einigermaßen ausgeglichen bleibt.
Bei psychischen Erkrankungen ist das wohl noch schwerer, als bei körperlichen.
Weil man nicht SIEHT, dass der andere nicht KANN.
Nur, dann sollte man so fair sein und das auch so einschätzen und weiter an sich arbeiten, statt zu sagen: Er hätte ja kämpfen können.
Hat er.
Vier Jahre lang.

24.04.2013 00:44 • #5


J
Gast700 hat alles klar auf den Punkt gebracht wie ich finde. Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.

24.04.2013 05:58 • #6


S
du bist noch jung, liebe TE
und kannst und musst noch einiges lernen.
wie z.B. dass ein Wort, eine miese Tat, ein schlimmer Streit
kann rießen Riss in Gefühlen geben und wenn diese immer wieder
vorkommen auch die Gefühle eines Tages ganz verschwinden... schleichend.
Gast700 hat sehr gut und ausführlich alles erklärt, du musst nur aufmerksam und mehrmals lesen.

Besonders das hier:
Aber, wenn ich es dir so hart sagen darf:
-Seinen Partner zu beschimpfen und beleidigen: geht gar nicht.
-seinen Partner unter psychischen Druck zu setzen durch permanentes Schreiben/Anrufen: geht gar nicht.
-seinen Partner dahingehend zu manipulieren, dass er denkt, es sei etwas passiert/man hätte sich was angetan/zweideutige Botschaften/man hasst ihn... indem man sich einfach nicht mehr meldet: geht gar nicht.


wer so die liebe definiert, wird in keiner partnerschaft glücklich sein, aber am wenigsten mit sich selbst.

24.04.2013 07:07 • #7


G
Hi

Habe auch borderline und mein Mann auch,zusammen Leben geht recht gut!
Auch wenn man diese störung hat ist es kein freifahrtschein zum dumm sein,man kann sich zusammen reissen,auch wenn es oft schwer ist.und die Gedanken oft schlecht sind und wir uns ungeliebt,betrogen und belogen fühlen.es sind nur Gefühle die wir steuern können.

24.04.2013 09:04 • #8




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