Erste Beziehnung nach dem Tod meiner Frau: vorbei

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Liebe Alle,

ich möchte Euch meine Geschichte aufschreiben:

Im Jahr 2011 starb meine Frau -wir waren 7 Jahre zusammen- mit 26 an einem Hirntumor. Bereits nach 3 Monaten lernte ich (jetzt 29) eine andere Frau (jetzt 24) kennen, es war Liebe auf den ersten Blick. Ich fragte mich natürlich, ob ich das wirklich schon darf, aber wir haben dem Kind dann schon nach ca 10 Tagen einen Namen gegeben und sind zusammen gekommen. Wichtig hierbei ist, dass sie eigentlich noch einen Freund hatte, mit welchem sie aber schon seit langer Zeit unglücklich war und schon lange über eine Trennung nachdachte. Sie machte dann Schluss und rief mich an. Sie weinte ca eine Stunde lang. Wir redeten die ganze Nacht und küssten uns am nächsten Tag zum ersten Mal.

Leider kommt sie aus einer sehr strengen katholischen Familie, die mich von vorne herein ablehnte. Sie sahen in mir jemanden, der einfach nur über den Verlust seiner Frau hinwegkommen will und dafür ihre Tochter missbraucht. Leider war das Verhältnis sofort sehr schlecht und hat zu vielen, vielen Streits zwischen uns geführt.

Ich wurde nach einigen Monaten in diesen Streits, die auch von meiner Seite immer öfter wegen Nichtigkeiten vom Zaun gebrochen wurden, richtig aggressiv und habe mehrmals die Beziehung als Beendet erklärt - ich wollte das zwar gar nicht, sah aber keine Lösung mehr. Die Zeiten zwischen diesen großen Streits waren allerdings von sehr (!) viel Liebe und Zärtlichkeit geprägt. Wir beide dachten, wir seien füreinander geschaffen worden. Wir machten Pläne für die Zukunft.

Ihre Eltern wollten uns verbieten, gemeinsam in den Urlaub zu fahren, jeder Urlaub (zwei an der Zahl) mussten mit viel Tränen ausgekämpft werden. Sie haben mich immer wieder schlecht geredet und bei Besuchen einfach nur Polnisch gesprochen, das ich nicht verstehe. Meine Exfreundin hat versucht, beide Seiten näher zu bringen, ist sich aber zunehmend zerrissen vorgekommen. Meine Angebote, dass wir zu viert reden sollten, hat sie abgelehnt.

Im Dezember 2012 haben wir uns wieder gestritten, weil ihre Eltern sich gegen unsere Absicht gestellt haben, zu heiraten (völlig verfrüht und ein Zeichen von Klammern, wie ich heute weiß!). Meine Exfreundin hat zum Beispiel die klare Ansage gemacht, dass sie nur mit ihrem Freund zusammen zieht, wenn sie auch verlobt ist und damit weiß, dass eine gemeinsame Zukunft sicher ist. Die Eltern haben dies jedoch auf äußert miese Weise getan und mich erneut tief getroffen.

Im Dezember nun ist sie also gegangen und hat den Kontakt abgebrochen. Dann kam sie nach einigen Tagen überraschenderweise zu meiner betrieblichen Weihnachtsfeier, nur um am nächsten Tag wieder zu ihren Eltern zu fahren (80 km entfernt). Eigentlich hatten wir uns für den Samstag vorgenommen, Zeit zu Zweit in einem Wellness-Spa zu verbringen, doch das sagte sie zwei Tage vorher ab, da sie lieber zu Ihrer Mutter fahren würde, um shoppen zu gehen. Sie sagte: ich brauche das jetzt!
Ich habe dann ein Haus in Dänemark gemietet und war dort über Weihnachten. Sie rief mich schon am zweiten Tag an und erklärte, sie wolle die Beziehung nicht aufgeben. Überglücklich fielen wir uns bei meiner Rückkehr in die Arme und machten weiter, als sei nichts geschehen. Ich nahm mir vor, bei Streits nicht mehr so wütend zu werden und nie wieder leichtfertig das Schlussmachen auszusprechen.

Die Zeit von Jan bis April 2013 war toll. Wir haben viel unternommen, die Zweisamkeit, Liebe und das Vertrauen waren -so dachte ich jedenfalls- wieder voll hergestellt.

Im April wollte ihr Vater dann verbieten, dass ich zum Abiball ihrer Schwester mitkomme. Wir hatten nach dem Dezember ausgemacht, dass sie sich in einem solchen Fall sofort mit mir zusammen hinsetzt und wir zusammen besprechen würden, was wir ihrem Vater antworten. Sie hielt sich leider nicht daran, telefonierte 2 Stunden auf polnisch und war danach total aufgelöst und fahrig. Ich war sauer, eins kam zum anderen.

Sie fuhr dann in ein Trainingscamp und rief von dort aus mit gepresster Stimme an. Ich solle wissen, dass sie sich nie gegen ihre Familie entscheiden würde. Ich sagte ihr, dass ich das als Schlussmachen werte.

Die nächsten zwei Tage schickte ich ihr gemeine SMS und Bilder (zerstörtes Foto von uns). Ich weiß, dass das dumm und kindisch war, doch ich war so voller Wut.

Sie kam dann zurück und ich holte schon mal ein paar Sachen ab. Sie weinte viel, sagte aber auch: Wir brauchen jetzt ganz viel Zeit. Sie verteidigte noch ihre Eltern für deren Verhalten. Dann gab sie mir noch einen Kuss auf die Wange und ging ins Haus.

Am nächsten Tag brach sie den Kontakt ab. Ich drohte damit, mir etwas anzutun. Sie blieb hart, alamierte aber Freunde von mir. Da diese weiter weg wohnen, baten sie meine Exfreundin, doch zu mir zu fahren. Sie stabilisierte mich, fing dann aber fürchterlich an zu weinen und sagte, sie könne nicht mehr. Sie lief unter Tränen weg.

Die nächsten drei Wochen habe ich immer wieder versucht, Kontakt mit ihr aufzunehmen. Ich traf sie zufällig in einem Café (wirklich zufällig!). Wir trafen uns an der Uni und sie tat so, als würde sie mich nicht kennen. Abends kam dass eine Entschuldigung dafür per SMS.
Ich steckte ihr am Morgen des 1. Mai ihre Lieblingsblumen ans Fahrrad (ich habe erfahren, dass sie sich die Blumen auf ihren Schreibtisch gestellt hat). Ich schreib ca eine Mail pro Woche. Die letzte nach ca drei Wochen und mit dem Tenor: Bitte lass uns miteinander reden!
Darauf schrieb sie, dass wir ja nochmal reden könnten, wenn wir die Sachen austauschen, aber dass sie im Moment keine Zeit hätte. Ich rief sie spontan an und sie ging tatsächlich dran. Wir telefonierten 45 Minuten. Sie war nur am weinen. Sie sagte, alles sei nur Fassade und sie lebe von Stunde zu Stunde, um überhaupt klar zu kommen. Sie sagte weiter, sie sei unglaublich enttäuscht und dass es vorbei sei. Unsere große Prüfung sei der Dezember gewesen. Weiter sagte sie, dass es jetzt kein wir mehr gäbe. Zwei Stunden später rief sie (!) an, um zu sagen, dass sie mir nicht verzeihen können wird und dass ich mir keine falschen Hoffnungen machen soll. Wir verabredeten, in einem Monat (heute!) wieder Kontakt aufzunehmen, wenn wir beide von unseren Urlauben (sie in Polen mit ihrer Familie, ich in den USA) zurück sind - nicht zuletzt, weil es noch einige Sachen auszutauschen gibt.

Während meiner Reise hielt ich die Sperre eisern und habe sehr viel nachgedacht. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass für eine gescheiterte Beziehung immer beide verantwortlich sind. Klar war mein Verhalten in den Streits wiederholt völlig daneben, doch ihre Haltung zu ihren Eltern, die mich immer wieder so verletzten, hat sich nie geändert. Auch hat sie ihre beste Freundin, welche im Dezember üble Dinge über mich sagte, weiter in Schutz genommen und hat erklärt, dass sie auf diese Freundin nicht verzichten wolle. Sie konnte nicht verstehen, dass sich das für mich nach dem Wieder-Zusammenkommen sehr befremdlich anfühlte.
Ich kam jedenfalls auf der Reise zu dem Schluss, dass auch ich die Beziehung nicht mehr möchte, da ich auch tief verletzt von ihrer Einstellung und ihrem Verhalten bin. Ich vermisse sie zwar noch, will aber auch nach dem Austauschen der Sachen absolut keinen Kontakt mehr und kann mir eine gemeinsame Zukunft nicht mehr vorstellen. Ich möchte erstmal mein (!) Leben leben und mir selbst genug sein.

Dann habe ich heute erfahren, dass sie während meines Urlaubs bei mir im Studentenwohnheim grillen war. Vom Grillplatz aus schaut man in mein Fenster. Das hat mich schon getroffen. Ich empfinde das als eiskalten Verhalten. Ihr musste klar sein, dass ich das erfahren werde. Vor drei Wochen noch am weinen und jetzt das. Wie hat sie das ausgehalten? Da kann man doch nur eiskalt sein, oder?

Ich habe ihr vorhin eine höfliche SMS geschrieben, dass ich morgen (also heute am Donnerstag) gerne die Sachen austauschen würde und es gut fände, wenn wir das hinter uns bringen.

Danach hoffe ich, niemals wieder von ihr zu hören. In einem Jahr ziehe ich übrigens in die USA für meine Doktorarbeit.

PS: Ich lese das Buch Wenn der Partner geht von Dr. Doris Wolf. Bestellt ist zudem: Ich lieb Dich nicht, wenn Du mich liebst, da ich denke, dass ich die ganze Zeit über der Unterlegene / Abhängige war in der Beziehung.

Sorry für die laaaaange Geschichte. Ich würde mich über Meldungen von Euch sehr freuen!

Euer
S

13.06.2013 01:29 • #1




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