Es gehören zwei dazu Wie finde ich Gelassenheit?

S
Mein Freund und ich sind kompliziert... Er hat einige wirklich schockierend fiese Trennungen hinter sich (bei einer hat der neue Typ seiner Frau ihm ins Gesicht geschossen, so dass er ein Auge verloren hat). Er hat große Schwierigkeiten, sich auf eine verbindliche Beziehung einzulassen.

Ich hingegen neige dazu, zu klammern... Ich habe große Angst, das zu verlieren, was ich liebe, weil ich es schon zu oft erlebt habe... Viele Todesfälle... Also gar nicht unbedingt böswilliges Verlassenwerden. Ich möchte jede Sekunde mit dem geliebten Menschen nutzen, denn er könnte mir in jedem Augenblick durch einen Blitz vom Himmel genommen werden.

Das liest sich schon, als ob es nicht gutgehen kann, gell?

In den letzten Monaten gibt mir mein Freund immer mehr das Gefühl, dass ich ihn nerve. Umso mehr versuche ich, ihm alles recht zu machen, ihm zu zeigen, dass er geliebt und geschätzt wird... Umso genervter ist er.

Diesen Mechanismus zu durchblicken, ist das eine. Das Andere ist, auszuhalten. Seine Distanz zu akzeptieren und zu warten, bis er mich vermisst. Alle geben mir den Rat willst du gelten, mach dich selten.

Wem geht es noch so? Habt ihr einen Trick, die Emotionen zu kontrollieren? Ich gucke alle Viertelstunde auf Whatsapp, ob er online ist... Es ist nicht zum Aushalten...



Liebe Grüße
SmartCookie

20.10.2014 11:55 • #1


N
Zitat von SmartCookie:
Er hat große Schwierigkeiten, sich auf eine verbindliche Beziehung einzulassen.

Ich hingegen neige dazu, zu klammern...

In den letzten Monaten gibt mir mein Freund immer mehr das Gefühl, dass ich ihn nerve. Umso mehr versuche ich, ihm alles recht zu machen, ihm zu zeigen, dass er geliebt und geschätzt wird... Umso genervter ist er.


Hallo SmartCookie

gegensätzlicher geht es ja kaum.
Das klingt nach einer Begegnung zwischen Feuer und Wasser, Himmel und Erde oder Wüste und Regenwald. Begegnungen, die sich ausschließen.

Ihr habt beide ein Nähe-Distanz-Problem, bedingt durch eure Erfahrungen aus früheren Begegnungen.
Grundsätzlich ist es nichts Schlimmes und derlei Erfahrungen muss jeder im Leben mal durchlaufen,denn Begrüßung und Abschied liegen immer nah beieinander. Die Kunst ist nur, wie man damit umgeht.

Immer wieder kommt es vor, dass man von Menschen enttäuscht wird, in die man große Hoffnungen hegte, denen man sein vollstes Vertrauen entgegenbrachte und mit ihnen gemeinsame Pläne schmiedete.
Deine Enttäuschung wird aber umso größer sein, je mehr Erwartungen du in eine Person legst und dein Glücksempfinden auch nur an diese eine Person hängst.
Was z.Bsp. nützt dir dein Klammern, wenn der andere deine Gefühle nicht teilt und sich durch dein Umklammern bedroht statt geliebt fühlt?
Warum an etwas festhalten, nur weil du Angst hast, loszulassen?
Warum jemandem hinterherlaufen, der vor dir davonläuft?

Ihr habt beide Verluste hinnehmen müssen und unterschiedliche Strategien entwickelt, damit umzugehen. Der eine hält es für vernünftiger, auf Distanz zu bleiben und niemanden mehr so nah an sich heran zu lassen, dass er einem Schmerzen zufügen könnte und der andere versucht krampfhaft alles festzuhalten, was er in die Finger kriegt. Das eine ist so ungesund wie das andere und beides der Tod für die Beziehung.

Es gilt, die Verluste zu verarbeiten, sie vor allem zu akzeptieren, zu erkennen, dass sie zum Leben dazugehören und nicht das Ende des selbigen bedeuten. Du hast keine Schuld an ihnen, kannst die Situation (meistens) nicht beeinflussen oder umkehren. Aber daraus lernen.

Verluste dürfen und manchmal müssen sie auch betrauert werden.
Die Trauer gehört zum Verarbeitungsprozess dazu. Sie sollte sich aber nicht im Inneren festbeißen und dich an einem normalen (Beziehungs-)Leben hindern.

Wenn ihr beide nicht an euren Verlusterfahrungen arbeitet, euch von Altem trennt und die guten Seiten daran erkennt und für euch nutzt und euch gedanklich und gefühlsmäßig frei macht für den Beginn einer neuen Erfahrungsreise, dann werdet ihr nie zu einander finden, denn eure Wege führen voneinander weg statt zueinander hin.

Gelassenheit kannst du nur erreichen, wenn du die Kraft und die Fähigkeit entwickelst, loszulassen und somit die Hände und dein Herz frei machst für Neues.

Zitat:
Ich gucke alle Viertelstunde auf Whatsapp, ob er online ist... Es ist nicht zum Aushalten.


Wenn du das nicht lassen kannst und dich selbst damit verrückt machst, bliebe die Möglichkeit, ihn zu blockieren oder gar zu löschen. Ein schwerer Schritt, aber der erste im Loslösungsprozess.
Konzentrier dich auf andere Sachen, z.Bsp auf dich!
Ob du glücklich und zufrieden bist, hängt nicht von ihm ab, sondern von dir. Von deinen Einstellungen, Erwartungen, von deinem Denken,Fühlen und Handeln.

Es gibt viel zu tun...

21.10.2014 10:44 • #2


H
Hallo,

ich würde mich mal vom Pathologisieren verabschieden. Ihr beide habt einfach konträre Vorstellungen von dem, was Nähe ist. Menschen sind unterschiedlich und manchmal eben einfach nicht kompatibel. So einfach ist das.
Die Klammerein, wie Du sie an den Tag legst, würde mich beispielsweise auch auf Abstand bringen, weil ich eben ein Mensch bin, der seine Freiräume für sich braucht. Da mache ich auch keine Kompromisse.
Das heißt aber nicht, dass ich keine Nähe zulassen kann. Nur eben nicht 24/7. Es gibt aber sicher auch Leute, die genau das brauchen. Und dann gilt es, den passenden Partner zu suchen (besser: zu finden), mit dem man dann eine symbiotische Beziehung führen kann. Für den gegensätzlichen Fall, also für Menschen mit Autonomiebedürfnis, gilt das gleiche. Gegensätze ziehen sich an ist, im Falle von Nähe-Distanz, das falsche Konzept.

Ich würde nicht versuchen, Dich oder Deinen Partner irgendwie umzubauen. Akzeptiert euch wie ihr seid und wenn es nicht passt, dann passt es halt nicht.

Beste Grüße!

21.10.2014 11:08 • #3




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