Hallo Susi,
deine Geschichte hat mich echt getroffen, da ich zu meiner sehr viele Parallelen gelesen habe. Ich wünsche dir von Herzen das du es schaffst. Wir Frauen sind oft stärker als wir es selbst glauben können.
Einen Rat, wie du in dieser Sache weiter verfahren kannst / sollst möchte ich dir nicht geben, aber da sich unsere Geschichten doch sehr ähnlich sind, schreibe ich dir einfach mal wie es bei mir gewesen ist, und wie ich meine Beziehung und mein Leben wieder gemeistert bekommen habe.
Ich bin im selben Alter wie du, mein Mann 3 Jahre älter. Auch wir hatten viele familiäre und gesundheitliche Probleme in unserer 9 jährigen Beziehung. Meine Mutter sowie Schwiegermutter waren an Alzheimer erkrankt. Ich kann mir vorstellen, du weißt was das bedeutet. Wir waren uns am Anfang gegenseitig eine Stütze. Dann hatte mein Mann einen Bandscheibenvorfall und wurde operiert. Er viel also erst einmal komplett aus. Ich habe mich um Mutter, Schwiegermutter und Schwiegervater, um meinen Mann gekümmert. Nebenbei musste ich auch noch arbeiten. War echt nicht leicht, aber ich möchte nicht jammern. Dann kam noch der Umbau unseres Eigenheims dazu. Irgendwie habe ich auch das noch bewältigt, frag mich nur bitte nicht wie, ich weiß es heute nicht mehr. Bis dann irgendwann bei mir der totale Zusammenbruch kam. Mein Mann war in dieser Zeit immer an meiner Seite, hat mir geholfen, mir Mut zugesprochen, ich konnte mich immer auf ihn verlassen. Ich kann nicht sagen wann es bei mir anfing, dass ich meine Probleme nicht mehr mit ihm besprechen konnte, ich hatte immer das Gefühl ich belaste ihn damit zu sehr, was aber nur Einbildung von mir war, wie ich leider erst heute erkannt habe. Während dieser schweren Zeit haben wir uns irgendwie als Paar aus den Augen verloren. Wir hatten nur mit anderen Dingen zu tun und uns hauptsächlich mit Eltern und Schwiegereltern befasst, damit es ihnen gut geht. Es gab keinen wirklichen freien Moment mehr für uns. Auch wenn wir körperlich frei waren, so kreisten unsere Gedanken doch immer wieder darum was als nächstes erledigt werden muss, wie wir alles schaffen. Irgendwann hat mein Mann sich dann für mich damals nicht erkennbar von mir zurückgezogen. Ich war so damit beschäftigt alles zu managen, dass ihn nicht zu sehr mit meinen Problemen zu belasten, das mir die Wandlung gar nicht auffiel. Es kam wie es kommen musste, er hat sich anderweitig die Liebe und Aufmerksamkeit geholt, die er von mir nicht mehr bekam. Auch das habe ich Anfangs nicht gemerkt. Nach über einem Jahr habe ich es dann erfahren. Für mich brach eine Welt zusammen. Heute sage ich, es war gut so. Denn dadurch bin ich aufgewacht, habe wieder mit meinem Mann offen reden können. Über alles, meine / unsere Probleme, wie es dazu kommen konnte, wann und warum wir uns verloren hatten. In diesen langen Gesprächen habe ich erfahren, dass mein Mann am meisten unter der Situation gelitten hat, dass ich ihm nicht meine Sorgen und Nöte anvertraut habe. Ich wollte ihn nur schützen, ihn nicht noch mehr belasten, aber er hat sich von mir ausgeschlossen gefühlt. Dachte er wäre es nicht mehr wert das er mir helfen darf, fühlte ich nutzlos. Dann kam eine andere, die genau diese Seite an ihm befriedigte. Er konnte wieder Kavalier sein, durfte ihr helfen, ihr Ratschläge geben wie sie ihre Sorgen und Nöte besser in den Griff bekommen kann. Es war passiert.
Seitdem ist wieder ein Jahr um, wir haben Tage, Wochen und Monate geredet. Jeder hat seine Ängste offen gelegt. Ohne Anklagen, ganz sachlich, auf Augenhöhe. Heute wissen wir beide, dass es einfach nur an der mangelnden Gesprächsbereitschaft von uns beiden gelegen hat. Wir hätten einfach dem jeweils anderen auch unsere größten Sorgen erzählen sollen, ihn mit einbinden in unseren Kummer und ihn nicht ausgrenzen. Partnerschaft bedeutet auch für einander da zu sein.
Aus deinem Text habe ich herausgelesen, dass dein Partner auch für dich in deiner schweren Zeit der Erkrankung für dich da war und dir zu Seite stand. Irgendwann hast auch du ihn ausgegrenzt, weil du an dir selber zweifelst. Liebe Susi, körperliche Schönheit ist vergänglich, das wird auch dein Partner wissen. Er stand zu dir als es dir nicht gut ging, so wie du jetzt bist. Vielleicht hast du ihn auch unbewusst aus deinem Leben verdrängt, indem du dich vor ihm verschlossen hast, ihm nichts von deinen Sorgen und Nöten erzählt.
Sei nicht zu hart mit ihm, setzt euch zusammen und redet ganz offen über alles was dich / euch bedrückt. Gebt euch beide Zeit euch wieder zu finden. Glaube mir, es lohnt sich. Unsere Ehe ist heute besser als jemals zuvor. Wir haben erkannt was wir an uns haben, haben aber auch gelernt ehrlich zueinander zu sein und auch unsere Probleme zu äußern, den Partner mit einzubeziehen.
Ich wünsche dir von Herzen alle Kraft der Welt. Nimm dir die Zeit über alles in Ruhe nachzudenken, übereile nichts, du könntest es irgendwann bereuen.
Liebe Grüße Biene 01
06.07.2013 10:25 •
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