Es tut immer noch weh..

R
Hallo,

manche Zeilen habe ich hier schon geschrieben (unter einem anderen namen), manche Zeilen gelesen, und davon profitiert - vielen Dank!

Meine Frau hat sich von mir getrennt - vor nun bereits ca. 1 Jahr, vor 7 Monaten habe ich meine geliebte Wohnung verlassen müssen, vor 1 Jahr habe ich meine Rolle als Papa einer Tochter verloren (die Alltagsrolle meine ich).

Manchmal geht es mir ganz gut, aber die Löcher sind immer noch so massiv, in die ich versinke. Insbesondere der Verlust von Nähe und der Verlust meiner Tochter. Viele sagen, ich solle meine Rolle als Papa neu definieren, und es hat ja eine andere Wertigkeit - aber de facto bin ich ein WE-Papa, abgeschnitten vom Alltag, von dem täglichen Lachen, Weinen, Lernen, DaSein. Und das schmerzt nach wie vor so unheimlich. Manche haben hier schon geschrieben, es helfe ihnen sich innerlich von dem eigenen Kind zu distanzieren - ja, manchmal hilft mir dies tatsächlich auch - mein Kind ist aus meinem Leben getreten, ich werde für sie da sein, aber nicht um jeden Preis. Dahinter steckt die Wut und Enttäuschung gegenüber meiner ExFrau, die den Schlußstrich nach vielen Problemen gezogen hat. Ihr geht es gut, sie lebt ihr Leben - ohne mich. Und sie sagt mir in's Gesicht - Nein ich liebe Dich nicht mher, und wenn Du mich noch liebst dann ist das Dein Problem - wir werden nie mehr zusammen kommen. Das tut einfach weh, da ich nach dieser langen Zeit immer noch an ihr hänge.

Was tun, wann wird es besser (die Frage wurde auch schon in mehren Themen gestellt, ich weiss) ? Wie mit dem Verlust der eigenen Tochter umgehen ? WIe mit den knappen finanziellen Ressourcen umgehen (meine ExFrau ist voll finanziell von mir abhängig) ?

Ich habe meine Struktur des Sich-hängen-lassens durchaus überwunden, aber der Schmerz ist so übermächtig, das Gefühl des Alleinseins.

LG

Rainman

20.06.2004 17:38 • #1


E
Hallo Rainman,

bei mir ist es andersrum. Mein Mann hat mich bzw. uns verlassen. Vor ca. 7 Wochen ist er ausgezogen. Jetzt sitze ich hier mit 2 kleinen Jungs (1,5 und 4 Jahre alt) und bin total verzweifelt. Es tut so weh, daß ich schon fast körperliche Schmerzen spüre. Es nimmt mir die Luft zum Atmen.
Das sind ja keine guten Aussichten für mich, wenn du sogar noch nach einem ganzen Jahr so traurig bist.
Ich warte eigentlich nur noch darauf, dass der Schmerz endlich nachlässt. Wielange soll ich denn warten? Ich muß doch für meine Kleinen da sein.
Am schlimmsten ist es, wenn der Große mich fragt: Mama, mußt du jetzt wieder weinen?

:'(

Trauriger Gruß von

Anja

21.06.2004 21:57 • #2


A


Es tut immer noch weh..

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R
Liebe Anja,

so traurig ist eine Frage der Definition. Ich merke, dass ich immer noch Gefühle für meine ExFrau habe und sich entlieben finde ich, ist ein langwieriger Prozeß. Soll ich mich in Affären stürzen, als Eremit leben ? Es gibt viele Möglichkeiten, aber eben auch viele Fragen.

Ich wollte nicht den EIndruck erwecken, dass es nur dunkel ist, also, es gibt noch die Löcher, aber es gibt eben auch die Momente, die einen fröhlich stimmen, die mich spüren lassen, dass ich am Leben bin, Und generell bin ich eh ein Kämpfer, also ich werde mich nicht unterkriegen lassen. Dir wünsche ich auch, dass die Momente der Fröhlichkeit zunehmen, und das werden sie auch bestimmt, vertraue auf dich.

Trotzdem, wie fühlen sich denn andere Wochenend-Papas, wie geht Ihr mit dem wenigen Geld um ? Wie geht ihr mit den Gefühlen für den ExPartner um ? Würde mich über Antworten freuen.

LG

Rainman

22.06.2004 07:22 • #3


E
Hallo Rainman,

Vielleicht hast du ja schon genug von mir zu diesem Thema gelesen und mochtest lieber die Meinung anderer hören, aber ich steuere trotzdem mal meinen Senf bei.

Klar wäre es theoretisch der richtige Weg, dich innerlich mehr von deiner Tocher zu entfernen und deine Rolle als Papa neu zu definieren. Aber ich bin genau in deiner Situation (1 Junge, 1 Mädchen) und bin mittlerweile zu der Überzeugung gelangt, dass die Schmerzen, die mit dem Verlust des Alltags mit den Kindern einhergehen, niemals ganz verschwinden werden. Ich erinnere an dieser Stelle an einen Satz von Balou: Die Trennung von den Kindern ist eine seelische Folter.
Ich denke eher, dass man mit der Zeit damit leben lernt, aber sich selbst krampfhaft eine neue Einstellung einimpfen zu wollen, das kann es doch auch nicht sein. Man muss akzeptieren, dass man nur noch bedingt aktiv am Leben seines/r Kindes/r teilnehmen kann, und dies ist mit Sicherheit ein langer Prozess, der meiner Meinung nach nicht damit beschleunigt wird, dass man die Augen verschliesst und nur noch an sich selbst denkt. Warum schenkt man denn Kindern das Leben? Doch nicht, um nur noch an sich selbst zu denken, so bald es familiär nicht mehr läuft.
Hilfreich kann auch sein, für sich selbst und für sein Kind neue Wege zu suchen, eine tiefe Beziehung aufrecht zu erhalten, auch wenn man sich nicht oft sieht. Und dies kann sowohl dem Vater als auch dem Kind gelingen, wenn sie beide daran arbeiten (hängt natürlich auch vom Alter des Kindes ab).

Die Gefühle für deine Ex-Frau werden irgendwann nachlassen, aber du kannst dem nachhelfen, indem du die schmerzliche Realität annimmst und dich deiner Trauer stellst.
Vergiss aber auch nicht, dass sie dich nicht mehr liebt, also lass nicht zu, dass sie deine Gefühle noch beeinflussen kann.

LG
taka


 

22.06.2004 15:07 • #4


H
Lieber Taka,

gerne lese ich, was du zu diesen Themen zu sagen hast. Diesmal triffst du mich wieder an einem Punkt, allerdings ist es kein schmerzhafter, sondern einer, der durch deine Schilderung eine Tiefe Freude in mir erzeugt.


Ich möchte es nur mal sagen : Ich bin so froh, dass ich meine Kinder die ganze Zeit bei mir haben konnte. An einer Trennung von ihnen wäre ich innerlich gestorben!

Deine Schmerzen tun mir weh, wenn ich daran denke, dass es auch mir hätte geschehen können.

Ich wünsche dir viel Ktraft.

Renate

22.06.2004 15:15 • #5


E
Liebe Renate,

Ich danke dir sehr für deine lieben Worte. Wie gesagt, es tut immer wieder weh, aber ich habe die Kraft, damit zu leben und das Beste daraus zu machen. Wenn ich sehe, wie die Kinder auf mich reagieren, wie gerne sie zu mir kommen und wie schön wir es die einigen Tage miteinander haben, weiss ich, dass wir drei es schaffen werden, uns mit der gegebenen Situation zurecht zu finden.
Aber es ist nicht leicht, sich alle 2 Wochen auf sie zu freuen und dann sonntagabends wieder weggeben zu müssen. Was soll ich meiner Tochter erzählen, wenn sie sagt, dass die Zeit bei mir zu schnell vergeht, was meinem Sohn, der die erste Woche nicht an mich denkt und mich dann ab Dienstag oder Mittwoch sehr vermisst. Immer wieder versuche ich ihnen zu vermitteln, dass ich bei ihnen bin, auch wenn sie mich nicht sehen, und dass, wenn wir aneinander denken, dies stärker ist als physisch beieinander zu sein. Mein Zehnjähriger versteht das sehr wohl, denke ich.
Ich bin halt nicht der Typ, der alles hinter sich lässt und jetzt nur noch sein Ding macht. Nichts ist mit zur Zeit so wichtig wie meine Kinder.
Schön, dass du immer genau verstehst, was ich mit meinen Worten sagen will.

Ganz liebe Grüsse,

taka



24.06.2004 08:53 • #6


E
hallo rainman,

es geht auch anders: meine ex ist vor drei jahren mit meinem jungen ausgezogen und führte eine doppellebenbeziehung (leben mit sohn, leben mit lover).

ich war allein, wochenendpapa, mir gings lange besch....

jetzt nach drei jahren möchte mein junge zu mir, wir ziehen in zwei wochen in eine größere wohnung.

ex ist giftig, bei ihr sind alle pläne und berechnungen geplatzt, sie spuckt gift und galle, was mich völlig kalt läßt: hat sie sich selbst eingebrockt.

alles wird gut....

mick

24.06.2004 11:23 • #7


M
hallo mick,

herzlichen glückwunsch:-) ...aber einfach nur sohn zieht zu mir und ex ist mir egal, geht das nicht. konflikte wird es (pubertät, nue freundin...) immer geben und du wirst wahrscheinlich noch mehr kontakt mit der ex haben.
es bringt auch nichts mehr über die ex zu jammern. eure beziehung ist gescheitert, ich nehme an (auch) am mangel am respekt. vielleicht kannst du das jetzt deine ex mal signalisieren und mal danke sagen , denn welche mutter gibt ihr kind freiwillig her. also ich finde es sehr nobel von ihr!
ja, sie hat/macht probleme, aber sie hat auch würde verdient.
wünsche dir und deinen sohnemann einen leichten start

gruß
mirja

24.06.2004 15:40 • #8


R
Hallo,

es ist sehr nett von Euch, dass ihr auf mein Thema geantwortet habt - vielen Dank!

Taka,

ja ich kann Dich sehr gut verstehen, der Sonntag-abend ist grausam, wenn ich meine Tochter zurück zu ihrer Mutter bringen muss. Auch mir bedeutet meine Tochter sehr viel, sie ist erst (schon) 2 1/2 Jahre, ich glaube, dass sie vieles versteht. Aber jetzt z.B. hat sie Windpocken, und ich kann nicht bei ihr sein, sie nicht besuchen, es geht nicht wegen der Ex. Das schmerzt.

Wenn meine Ex sagen würde, wir könnten es nochmals versuchen, ich würde ja sagen, auch wenn ich eigentlich weiss, dass ich lediglich einem Bild von Partnerschaft und Familie hinterherlaufe, dass meine Ex nicht erfüllen kann und will. Also ist mein gefühl doch nicht normal - aufbauend auf einer Illusion. Ich verstehe mich nicht.

Was macht ihr wenn ihr traurig seit vor Euren Kindern - ich versuche ehrlich zu sein, gleichzeitig aber doch eine gewisse Stärke ausstrahlend - ich will ihr ja Halt geben.

Schön ist es aber auch meine Stärke zu spüren, meine Lebendigkeit, die auch Schwäche umfasst. Ups, ein Satz voller Widersprüche. Ja, dieses Gefühl herrscht zur Zeit vor.

LG

Rainman

24.06.2004 21:51 • #9


E
Hallo Rainman,

Ich kann alles genau nachvollziehen, was du gepostet hast, aber: du scheinst tatsächlich einer Illusion hinterherzulaufen, wofür du dich aber nicht selbst verurteilen solltest. Geh doch mal in dich hinein, frag dich, warum du deine Ex-Frau zurückhaben möchtest? Vielleicht hast du nur Angst vor dem Alleinsein und befürchtest, deine neue Situation auf Dauer nicht durchzustehen.Aber hat das wirklich ausschliesslich etwas mit deiner Ex-Frau zu tun? Wäre ein Neuanfang von deiner Seite überhaupt noch möglich, davon abgesehen, dass es für sie ja scheinbar nicht mehr in Frage kommt? Jetzt nach einem Jahr Trennung musst du dich damit abfinden, wenn du damit klar kommen willst. Ich weiss wie schwer es ist, glaub mir, aber du wirst es schaffen. Irgendwann kommt der Zeitpunkt, wo du merkst, dass es bergauf geht, also nicht verzweifeln und auf deine Stärke vertrauen.

Zu deiner Tochter: Mann, das mit den Windpocken verstehe ich ja so gut. Meine liegt zur Zeit auch krank im Bett und ich würde gerne bei ihr sein. Auch da kann ich dir nur sagen, dass du irgendwann lernst, damit zu leben - leider fällt mir nicht mehr dazu ein.
Ich denke schon, dass du Gefühle bei deiner Tochter zeigen kannst, andererseits versteht eine zweieinhalbjährige kaum, warum ihr Vater weint. Aber wenn es dir gut tut, nimm sie in den Arm und heul dich aus, warum nicht?

LG

taka  

25.06.2004 09:02 • #10


R
Hallo Taka,

ich schätze Deine Zeilen, vielen Dank.

Ja, Du hast recht, ich denke ich könnte mit meiner Ex ein Leben leben, wie es mir gut tut. Tut es ihr auch gut ? Es ist aber nicht die Angst, alleine nicht zu überleben, den Haushalt, den Job, das alles schaffe ich mühelos (mei, dann liegt halt a mal ein Teller zwei Tage rum.......), es ist eher das Gefühl von Einsamkeit, emotional betrachtet. Und komischerweise beherrscht mich dieses Gefühl auch im Beisein mit Freunden, Bekannten, Kollegen, den Eltern, etc. Ich bin richtig glücklich lediglich, wenn meine Tochter bei mir ist, als Rest meines erträumten Lebens.

Hinzu kommt der Umstand, dass die Trennung blöd gelaufen ist, wir waren erst umgezogen in eine schöne Wohnung, in die ich viel Energie und Geld gesteckt habe - der Gedanke daran schmerzt einfach, ich hatte das Gefühl angekommen zu sein, nach einer Zeit privater Umbrüche, etc. Aber das ist meine Geschichte unabhängig von meiner Ex, sie hat mich schon früher innerlich verlassen.

Deine Kinder sind älter, als meine Tochter - kannst Du mit ihnen telefonieren, was unternimmst du an den Wochenenden - Alltag, Action oder eine Mischung aus beiden.

Und, ehrlich mich würde interessieren wie ihr mit dem wenigen Gedl klarkommt, Stichwort notwendiger Selbstbehalt, bei gleichzeitig vollem EInsatz im Beruf. Das schrabt an meinem Selbstbewusstsein auch enorm. Verantwortung für viel Geld von Mandanten (ich bin RA von Beruf) - und gleichzeitig kann ich mir gar nichts leisten, ja nicht mal der Alltag läßt sich finanzielll bewältigen. Wie soll das gehen ?

LG

Rainman

26.06.2004 07:48 • #11


E
Hallo Rainman,

- Ja, die Einsamkeit. Ist wohl unser aller Problem und ich kann dir sagen, dass ich damit auch nicht immer fertig werde. Es gibt Tage, an denen es mir immer noch sehr schlecht geht deswegen. Ich habe moch schon oft gefragt , ob die tatsächlich erst dann wieder verschwindet, wenn ich wieder eine Beziehung habe? Ich hoffe es nicht.

- Ja, ich telefoniere ab und an mit meinen Kindern oder sie rufen mich an. Ausserdem bin ich mit meinem Sohn per SMS in Kontakt. Aber bei dir ist das etwas anderes, deine Tochter ist ja noch so klein. Kannst du nicht versuchen, sie wenigtens einmal die Woche zu sehen?
An den We ist bei mir schon ziemlich viel Action angesagt, aber trotzdem versuche ich, ihnen zu zeigen, dass es bei mir auch Alltagssorgen gibt. Wieso ihnen eine Traumwelt aufbauen? Vor zwei Tagen hat mein Sohn zu mir gesagt, meine Wohnung sei genauso sein Zuhause wie das Haus seiner Mutter. Das hat echt gut getan. Übrigens, du hast dahingehend auch etwas geschrieben. Das Haus, in dem meine Kinder und Ex jetzt wohnen, hat mir auch mal gehört. Sieben Jahre lang habe ich darin gewohnt und es renoviert. Gutes Gefühl!

- Zu der Geldfrage kann ich dir leider keine Tipps geben, da ich die Probleme in dieser Form nicht habe.

Viel Kraft und liebe Grüsse,

taka

28.06.2004 17:12 • #12


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