Es tut weh nach 17 Jahren Ehe

E
Liebe Forumleser,

ich bin durch Zufall auf diese Seite gestossen.
Allein das Lesen von Leidensgenossen hat mir schon sehr geholfen.
Jetzt zu meiner aktuellen Situation:
Ich bin 41 Jahre alt und seit 17 Jahren verheiratet.
Wir haben zwei süsse Töchter und führten eine normale Ehe mit Höhen und Tiefen.
Die Schwierigkeiten begannen letztes Jahr im Frühling.
Er wollte immer mehr alleine weg,Familie war plötzlich anstrengend und ich wohl auch nicht mehr so prickelnd für ihn.

Das erste Mal war von Trennung die Rede(bei mir aber eher mit dem Gefühl, ihn aufrütteln zu wollen.

Dann ging er in der Funktion als Postbeamter vier Monate in den Kosovo als Schalterkraft und sagte mir, wir hätten dadurch etwas Luft und Zeit, wieder zueinander zu finden.

Am Heiligabend kam er wieder und danach war alles nur noch schrecklich.
Er sagte zwar immer wieder, dass seine Familie sein ein und alles ist und wir zusammengehören würden, leider handelte er aber nicht so.
Nur noch unterwegs, alle Gespräche abgeblockt,er wär in einer Identitätskrise, es gäbe keine neue frau.....
Die Situation eskalierte dann im Mai und er zog drei Wochen zu einem Freund, kam aber auch da wieder, weil er uns doch liebhätte.
Aber er war auch dann nur kalt und abweisend und weiter ständig unterwegs.
Am 19.6.03 habe ich dann zu ihm aus purer verzweiflung gesagt, dann solle er gehen.

Und er ging.
Er wohnt jetzt in der Wohnung in seinem Elternhaus, ich weiss, dass es da schon eine Neue gibt und er hat sich neu eingerichtet.
Jetzt zu meinem hauptproblem:
Er scheint über die Trennung wesentlich leichter hinwegzukommen,holt die Kinder,gibt mir einen Kuss auf die Backe beim Weggehen,wir benehmen uns sehr gesittet.
Aber in Wirklichkeit bin ich so verletzt,gerade weil ich merke, dass er anscheinend so glücklich ist ohne uns.
Die Mädchen(8 und 11)
leiden noch immer sehr und er sieht auch das.
Mittlerweile läuft auch die Scheidung und man merkt
Er will schon noch Kontakt, aber bitte nur als so eine Art Mami und nicht mehr als Frau.
Nachdem er den Kindern mal wieder vorgejängelt hat, er hätte kein Geld(wohnt mietfrei bei seinen Eltern) und ich dann erfahren habe, er hat sich hundert neue Sachen gekauft und für die Mädchen noch nicht Mal einen Euro hatte, ist mir dann der Kragen geplatzt und ich habe ihm gemailt, er solle mich nie mehr anrufen oder mailen, er wäre moralisch wertlos für mich.
Nun, das tut er jetzt und ich leide.
Ich weiss, es ist besser so, aber er fehlt mir und 17 Jahre Ehe sind so eine lange zeit.
Manchmal möchte ich schon gar nicht mehr leben und die verantwortung für Haus, Kinder und mich selber wächst mir über den Kopf.
Ist von euch einer mit einem Rat ausgestattet, wie man die Kontaktsperre seelisch erträgt?
Ulrike

15.08.2003 18:40 • #1


E
Liebe Ulrike,

reden, reden, reden und nochmals reden. Der Schmerz wird erstmal bleiben, aber jede Minute geht es ein Stückchen voran.

Versuche auch die Ehe realistisch zu sehen, also was gab es gutes, aber was gab es auch schlechtes in Eurer gemeinsamen Zeit.

Dies sind die Dinge, die mir helfen und geholfen haben - von mir hat sich meine Frau getrennt, Anfangs redete ich an sie hin, bei mir zu bleiben, etc. Bis ich nachdachte, und nun meinen eigenen Weg gehen werde. Du bist sicherlich eine starke Frau und Du wirst auch alles schaffen. Kannst Du Dir für die alltäglichen Dinge Hilfe holen ? Nimm jede Form von Hilfe an.

Und nimm jede Art von Gefühle an, ich selbst hätte auch nicht gedacht, wie es geht. Aber selbst als Mann ist man verletzlich, man weint, und diese Seite lebe ich jetzt auch aus, gleichwohl wissend und fühlend , dass es besser wird.

Liebe Grüsse,

Fate

15.08.2003 20:36 • #2


A


Es tut weh nach 17 Jahren Ehe

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E
Hallo,

so schlimm es auch ist,aber die Kontaktsperre wird für dich erstmal das Beste sein.
Somit hast du die Möglichkeit den allergrößten Schmerz für dich zu verarbeiten,ohne das Erfolge durch ein erneutes Wiedersehen zu nichte gemacht werden.
Es ist diese Hoffnungslosigkeit,diese Machtlosigkeit,diese Verlustangst,die Angst vor dem Neubeginn und noch soviele Dinge mehr die einen in ein Loch ziehen,wo kein Lichtstrahl zu sehen ist.
Ein nie mehr aufhörendes Weinen,dieser ständig vorhandene Kloß im Hals der einem bald die Luft zum atmen nimmt.
Es tut so weh.
Ich hoffe nur das es dir ein klitze kleines bischen Mut machen kann,das es besser werden wird.
Der Weg zum Loslassen und zur Verarbeitung der Gefühle ist geebnet.

Denke bitte nicht,das es deinem Mann leicht fällt.
Auch die Tatsache der Neuen ändert nichts daran.
Männer verarbeiten Gefühle anders als Frauen,und die wenigsten Männer können alleine sein.
Er weiß sicher nicht wohin mit seinen Schuldgefühlen und seinen Ängsten,auch wenn er derjenige ist,der gegangen ist.

Ich hoffe,das du Freunde hast,die dir in dieser schwierigen Zeit beistehen.
Denn Reden ist die halbe Miete.
Immer und überall und sooft es geht.

Und dann sind da ja noch die tausend Fragen,für die man gerne eine Antwort hätte,die dir aber nur dein Mann geben kann.
In der momentanen Situation wäre es sicherlich nicht gut über die Vergangenheit zu reden,aber es wird der Zeitpunkt kommen,und dann wird es euch sehr wahrscheinlich wie Schuppen von den Augen fallen,das alles hätte anders laufen können.
Diese Art von Gespräch ist für beide Seiten sehr wichtig,um zu verstehen.
Hat auch was vorbeugendes,denn anschließend wirst du genau wissen,was du von einer Beziehung erwartest und wie du mit dieser umgehen wirst,schon allein um den Wiederholungsfall auszuschließen.

Alles was ich hier schreibe hilft nicht wirklich.
Kraft geben dir deine Kinder,sie werden dich begleiten und immer bei dir sein.

Ich wünsche dir alles erdenklich Gute und denke immer daran,die Nacht kann noch so dunkel sein,irgendwann kommt immer der erste Lichtstrahl.

Alles Liebe !!!!

Superform

16.08.2003 01:05 • #3


E
Vielen Dank für die zwei netten und auch klugen Antworten.
Mir sind doch tatsächlich die Tränen gekommen, dass überhaupt jemand geantwortet hat.
Was ist aus der selbstbewussten ,mitten im Leben stehenden, berufstätigen Frau geworden?
Eine Frau, die so wenig Selbstbewusstsein hat, dass sie, wenn sie von einem Mann angeschaut wird, hinter sich schaut, weil sie
nicht glaubt, sie ist gemeint.

Ich versuche jetzt wirklich ,nicht in Selbstmitleid zu versinken, aber der Alltag ist, wie ihr sicher wisst, nicht leicht allein und ja, Freunde habe ich sehr gute, aber die haben alle Familie und auch dass tut dann manchmal weh, wenn ich mir bei gemeinsamen Unternehmungen so leer und unvollkommen vorkomme.
Aber vielleicht macht einen das alles wirklich reifer und ich kann meinen kleinen Mädchen zeigen, dass Frau sich nicht unterkriegen lassen sollte,zumal auch ich in unserer Ehe viele Fehler begangen habe ,die ich heute nicht mehr machen würde.

Viele liebe Grüsse an euch alle
Ulrike

16.08.2003 13:38 • #4




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