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Etwas von der Seele schreiben / Neuanfang im Nirgendwo

G
Hallo,

ich bin fast 33 Jahre alt.

Dieses Forum möchte ich nutzen, um mir nur etwas von der Seele zu schreiben.

Im Grunde weiß ich, dass es hier weit schlimmere Geschichten gibt als meine, aber trotzdem:

Nachdem mein Freund und ich mich trennten, denke ich oft über einen Neuanfang im Leben nach.

Alles was ich hier habe, kenne und täglich erfahre, kenne ich schon mein Leben lang.
Oft denke ich daran, dass ich in der Nachbarstadt vor über 30 Jahren geboren wurde und frage mich dann, ob ich hier noch länger leben und später im Alter sterben will. Dabei schwanke ich sehr oft zwischen Ja und Nein. In den letzten Wochen war zwar wieder sehr viel Ja dabei, aber ich weiß, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis sich auch das wieder ändern wird.
Ich wohne in der Nähe einer Großstadt mit guter Infrastruktur. Und obwohl ich hier das habe, was man materiell zum Leben braucht, ist die Umgebung in Verbindung mit meiner Kindheit von viel negativem überschattet.

Wenn ich mal Freunde auf dem Land besuche, die mehrere 100 km in anderen Bundesländern entfernt wohnen, denke ich oft: Ja, hier könntest du dir vorstellen zu leben, wo dich niemand kennt und du einfach ein neues Leben beginnen kannst.
Ich denke oft, die Leute auf dem Land sind entspannter und frei von Sorgen, auch wenn sie Probleme haben Arbeit zu bekommen. Vielleicht kann mir jemand die Illusion nehmen.

Warum mache ich das nicht und gehe den Schritt der Veränderung? Ich bin seit mehr als 15 Jahren in einem (sehr sicheren) Job gefangen, bei dem ich zwar gut für mich verdiene, aber im Grunde meine Erfüllung auch nicht darin sehe. Arbeit generell betrachte ich nur als eine Notwendigkeit, um meine Rechnungen zu zahlen und das übrige Leben möglichst gut zu gestalten. Ich sehe es nicht als meinen Lebensinhalt. Allerdings bin ich trotzdem realistisch genug zu erkennen, dass man schon ein bißchen Geld verdienen muss, um später im Alter nicht nur auf Pfandflaschen sammeln angewiesen zu sein.
Was soll ich tun, um dem zu entgehen? Insgeheim weiß ich wahrscheinlich, dass sich daran auch nichts ändern wird.

Trotzdem aber Danke für's Lesen.

23.03.2020 10:27 • x 1 #1


M
Wichtig wäre zu wissen, welche Gedanken hinter den Gedanken sitzen. Willst Du weg, weil Du mit Deiner Vergangenheit abschließen möchtest? Dafür musst Du nicht wegziehen. Willst Du weg, weil Du eine Veränderung brauchst? Schau, welche Veränderung interessant sein könnte. Welche Motive sitzen hinter dem Gedanken, dass Du bleiben willst? Sicherheit? Angst vor Veränderung? Fehlender Mut? Das wäre doch total normal. Du kannst Dich doch testweise woanders bewerben und schauen was passiert. Und was es mit Dir macht, wenn Deine Bewerbung auf Interesse stößt.
Du kannst auch prüfen, inwieweit diese Gedanken eine Art Ersatzgrübelei ist. Fühlst Du Dich allein? Kinderwunsch?

LG

23.03.2020 11:39 • x 1 #2


A


Etwas von der Seele schreiben / Neuanfang im Nirgendwo

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G
Hallo mitsubi,
danke für deine Antwort.
Ja, wenn ich ganz ehrlich sein soll, hast du wohl mit deinen ersten beiden Punkten recht:
Zitat:
Willst Du weg, weil Du mit Deiner Vergangenheit abschließen möchtest? Dafür musst Du nicht wegziehen.

Zitat:
Willst Du weg, weil Du eine Veränderung brauchst?


Ein fehlender Kinderwunsch ist bei mir ganz definitiv ausgeschlossen.

Nun schreibst du aber, um seine Vergangenheit abzuschließen müsste man nicht wegziehen. Aber warum denkst du das?
Ich sehe hin und wieder (jetzt nicht jeden Tag) Leute von früher und denke mir immer nur, wieso mir der oder die jetzt wieder über den Weg laufen muss.
Kann man wirklich sagen, dass man eine Vergangenheit auch ohne Weggang abschließen kann? Eine Bekannte sagte mir einmal, dass man seine Probleme immer an einen anderen Ort mitnimmt. Aber ich sehe das nicht pauschal, denn in einer neuen Umgebung ist man natürlich völlig anderen Einflüssen ausgesetzt. Alles was man täglich erlebt ist neu/frisch und unbelastet von vergangenen negativen Tagen.
Aber hier wo ich bin, die Umgebung die den Großteil meines Lebens geprägt hat, ist nicht unbelastet. Sie ist voller Erinnerungen.
Letztlich würde ich sagen, es ist ein Mix aus beidem: Vergangenheit abschließen und Veränderung. Wobei ich glaube, dass der Drang nach Abschluss eher überwiegt.
Und gleichzeitig ist mir natürlich klar, dass ich das nie erreichen werde, wenn ich meinen Job behalte.

23.03.2020 12:16 • #3


M
Zitat von Gewitterwolke87:
Aber warum denkst du das?


Ganz einfach: dreh es doch mal rum. Man nimmt seine Gedanken und sich selbst immer mit, wenn man seine Themen nicht bearbeitet hat. Wegziehen wäre, provokant ausgedrückt, davonlaufen. Ich will Dich ja nicht vom Umzug abhalten, ich möchte nur, dass Du diesen dann aus den richtigen Gründen machst. Andernfalls ist die Gefahr hoch, dass Du enttäuscht bist, wenn sich nicht das ändert, was Du geändert haben möchtest.
Neue Eindrücke eines neuen Wohnortes sind nur temporär. Irgendwann sind die nicht mehr neu. Dann müsste neue Ablenkung her.
Ich weiß ja nicht, was Du erlebt hast. Wenn es nun keine schwerwiegende Traumata sind, würd ich sagen, man könnte ja auch die Haltung zu dem Erlebten ändern.

23.03.2020 12:33 • x 1 #4


G
Hallo,

sorry für die späte Antwort.
Ich habe nochmal viel nachgedacht und bin jetzt glaube ich einen Schritt weiter was eins meiner Hauptprobleme ist.

Sehr wahrscheinlich kann ich mich von meiner Wohnung aufgrund der niedrigen Miete nicht losreißen (Warm 450 Euro).
Ich wohne hier seit 8 Jahren und weiß von meinen anderen Nachbarn (die hier seit 30 Jahren wohnen), dass die Miete hier bis jetzt nie erhöht wurde, da unser Vermieter reich ist.

Würde ich umziehen, müsste ich sehr wahrscheinlich auf einen Schlag 200 Euro (im günstigsten Fall) oder 300 - 400 Euro (im wahrscheinlichsten Fall) mehr bezahlen.

Kann/Will ich das? Als normale Büroangestellte mit einem mittleren Einkommen ist meine jetzige Miete voll ok, aber bei einem Umzug würde mir all das Geld fehlen und ich würde fast nur noch für meine Miete arbeiten gehen.

Würdet ihr das in Kauf nehmen, nur um wegzukommen?

26.03.2020 13:50 • #5




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