Fehlerhafte Kommunikation

M
Da ich die Welt nicht mehr verstehe werde ich meine Gedanken aufschreiben. Vielleicht wird es ja dann klarer, wenn ich es auch nicht wirklich glaube. Oder es gibt wertvolle Tipps.

Ich habe oder hatte einen Partner mit dem ich 1,5 Jahre zusammen bin/war. In welchem Stadium wir uns befinden ist irgendwie nicht klar. Wie alles andere auch unklar ist.

Uns trennt ein größerer Altersunterschied was aber im Alltag keine Rolle spielt. Die ältere Frau ist die eigentlich Junge in der Beziehung.

Unsere Beziehung kränkelt an einer nicht vorhandenen oder kränkelnden Kommunikation. Das war von Anbeginn so. Wir haben öfter darüber gesprochen und es ging dann auch immer eine Weile ganz gut. Er ist der ganz große Schweiger. Spricht, wenn er angesprochen wird, aber über Gefühle, Empfindungen, Wünsche usw. kann er nicht sprechen.

Ganz aktuell ist es aber irgendwie explodiert. Ich wollte letzte Woche mit ihm über mich reden. Dabei benütze ich ein paar Wörter bei denen bei ihm die Rollos runterfahren, weil er diese Diskussionen über diesen Themen nicht mag, weil sie auch nicht zu ändern sind. Stimmt, ist ausdiskutiert, lassen sich nicht ändern, aber das wollte ich ja gar nicht besprechen. Nur irgendwie musste ich ja da hinkommen, dachte ich. Mir wurde bei jedem Ansatz verbal in die Parade gefahren und ein weiteres Gespräch wurde abgewürgt. Okay, ich war sauer und so gingen wir auch ins Bett, schweigend. Schlafen konnte ich allerdings nicht und bin wieder aufgestanden. Er wollte dann noch mal reden, ich nicht (das Ergebnis wäre das gleiche gewesen) und so ist er dann mitten in der Nacht zu sich nach Hause gefahren.

Sein Schema ist dann erst einmal tagelanges Schweigen, weil ich ja diejenige bin die die Harmonie stört. Jede Diskussion ist für ihn ein Streit und Streit ist gefälligst zu bitte zu vermeiden.

Ich leide unter diesem Schweigen extrem und hatte ihn bereit mehrmals gebeten dieses Verhalten nicht an den Tag zu legen. Für mich persönlich ist dieses tagelange Schweigen Höchststrafe. Ich habe mich dann bei ihm über Whatsapp gemeldet und ihn noch mal mitgeteilt, dass ich hatte über mich sprechen wollen.
Und ab hier läuft alles so richtig schräg. Egal was ich schreibe oder auch wenn wir telefonieren, er fasst alles als Vorwurf und Anschuldigen auf. Er liest die Nachrichten nicht richtig bzw. seine Reizwörter und der Rest wird sich gedacht und dann um sich geschlagen. So geht es einfach seit Tagen. Trotz Hinweise doch einmal richtig zu lesen, weil es dort so nicht steht….nothing.

Eine Lösung ist einfach nicht in Sicht und ich bin es mittlerweile einfach leid. Dieser Mann kann einfach nicht kommunizieren. Mir fehlt ein großer Bereich in der Beziehung, auch wenn ich selber mich sehr mitteilsam bin. Ich muss nicht alles bis zum Schluss ausdiskutieren und immer alles mitteilen. Aber ich kann und will doch nicht mein Leben lang die Klappe halt nur damit ich wieder was falsche (liegt im Auge des Betrachters) sage. Ich kann nicht mehr und mir fällt einfach keine Lösung mehr ein.

Vielleicht hat ja irgendjemand eine Idee. Wahrscheinlich ist es aber eh zu spät. Die Beziehung ist gegen die Wand gefahren.

23.06.2014 20:34 • #1


R
Du willst über DICH reden und das sind dann Reizwörter und Streitthemen?
Eigenartig. Wenn es um DICH geht, geht es doch nicht um ihn.

Wenn euch aber beiden das Kommunizieren miteinander nicht gelingt, dann seid ihr wohl an dem Punkt angelangt, wo es besser ist, wenn ihr getrennte Wege geht. Beiden geht es nicht gut in dieser Konstellation.

23.06.2014 20:43 • #2


T
Das Problem kenne ich, und wir wären an seiner Kommunikationsunfähigkeit und der
Kritikunfähigkeit fast gescheitert. Es ist besser geworden, aber manchmal hakelt es noch.

Früher ist er mir ganz oft über den Mund gefahren wenn ich etwas angesprochen habe was ihm nicht passte, oder wenn ich zu einem Thema, einer Situation ganz anderer Meinung war.
Dann hat er mich einfach stehen lassen, wir sind schweigend ins Bett gegangen und haben oft dann nur tagelang das nötigste geredet. Eine sehr belastende Situation wenn man zusammen lebt.
Seine Abgänge in solchen Momenten waren die einer Hollywood-Diva, schweigen, schmollen, kein Blick, Höchststrafe Schweigen und konsequent wo anders hin schauen.

In meiner Zeit mit dem Therapeuten habe ich dazu gelernt, dass er die emotionale Intelligenz eines
sturen, pubertären Teenagers hat. Irgendwo ist er irgendwann in seiner Entwicklung stehen geblieben.
Außerdem ist es ein Verhalten mit dem er schon von frühester Kindheit und Jugend an in seinem familiären Umfeld und im Freundeskreis immer durchgekommen zu sein scheint. Lieber haben alle nachgegeben als sich seinen Wutausbrüchen auszustellen.

Wie bin ich das Problem angegangen? Ich habe es ihm eiskalt ins Gesicht gesagt wie er sich aufführt.
Außerdem erwarte ich Respekt und Anstand in seinem Verhalten mir gegenüber, dazu gehört es auch das er mich ausreden lässt und meine Aussagen annimmt und nicht jedes Mal davon rennt. Ich will einen erwachsenen, gleichwertigen, kommunikationsfähigen und kritikfähigen Partner. Ich weil keinen verzogenen Rotzlöffel. Wer austeilen kann muss auch einstecken können.
Und wenn man eine ruhige Gesprächsform entwickelt, und wenn möglich viel in der Wir-Form miteinander spricht, dann entwickelt sich erst gar nicht diese Form von austeilen und einstecken. Das ist eine ganz negative und vorwurfsvolle Gesprächstaktik, an der ich auch bei mir sehr feilen musste und immer noch muss. Klar gibt es auch Themen die man nicht in der Wir-Form besprechen kann, dann gilt es einfach nur mal zuhören zu können. Und wenn man selber merkt, dass einem das bitter aufstösst, dass es die Nackenhaare stellt und man selbst auf Krawall zurauscht, dann bitte aus dem Gespräch und dem Raum gehen. Aber nicht zu lange. Runter kommen, die Worte nochmals durch den Kopf gehen lassen und dann das Gespräch neu starten mit Fragen wie habe ich das richtig verstanden oder kannst Du mir das nochmals erklären, ich habe es nicht richtig verstanden und bevor ich es jetzt in den falschen Hals bekomme, erklärs mir nochmal. Und mit dieser Technik überdenkt man auch selbst seine Worte bevor sie den Mund verlassen.

Ansonsten habe ich noch gelernt, dass Männer und Frauen tatsächlich aufgrund ihrer Gehirn- und Denkstruktur sehr unterschiedlich sind. Außerdem spielt die Körpersprache und der Gesichtsausdruck eine sehr große Rolle. Wenn die Worte und die Körperhaltung unterschiedlich sind kommen bei dem Gegenüber sehr verwirrende Signale an, die dieser nicht eindeutig auswerten kann.
Auch die Stimmlage ist ausschlaggebend. Meiner hat immer (scheins aber unbewusst) so einen rotzigen Unterton gepaart mit einem Angriffston der mich sofort in hab-acht-Stellung versetzt, also in aller größte Alarmbereitschaft bringt. Und wenn ich dahin komme ist es mir fast nicht möglich offen und vorurteilsfrei das Gespräch fortzusetzen. Bei mir stehen dann auch alle Signale auf Gegenangriff und so schaukelt sich die Situation dann hoch. Ohne mich über den grünen Klee loben zu wollen, zwischenzeitlich bin ich diejenige die diese Gefahr sofort erkennt, schließlich hat mich der Therapeut aber auch darauf trainiert.
Und so versuche ich sofort eine für beide Seiten entspannende Struktur in das Streitgespräch zu bringen.
Ich sage also, Dein Ton ist nicht gut. Meiner auch nicht. Das nimmt dann im ersten Moment gleich wieder ganz viel heiße Luft raus. Zwischenzeitlich schaffen wir es viele Meinungsverschiedenheiten ohne großes Galama aus der Welt zu schaffen. Aber manchmal raucht es auch noch gewaltig. Dann beenden wir das Thema und greifen es später nochmals auf. Und manchmal knallt halt auch noch eine Tür und es wird geschwiegen und geschmollt. Aber nicht mehr stunden- oder tagelang. Das dulde ich definitiv nicht mehr.
Und irgendwo sind wir auch alle keine Übermenschen, die immer höflich sind, ihre Emotionen immer unter Kontrolle haben, bei allem sachlich und konstruktiv sind. Wir sind alle keine Es, kein Mr. Spock der Enterprise. Ab und zu muss man auch mal Dampf und die Sau raus lassen. Das gehört zum Mensch sein. Aber es gehört auch dazu nicht zu verletzen, nicht zu erniedrigen, nicht zu beleidigen. Denn das sind die vielen kleinen Wunden, die zu vielen kleinen Narben führen und die dann irgendwann das Fass zum überlaufen bringen. So wars bei uns. Wir haben das Fass ausgekippt und arbeiten daran das es sich nicht wieder füllt. Harte Arbeit für beide Seiten.
Warum ich bei ihm geblieben bin und diese Arbeit auf mich genommen habe? Es waren trotz allem noch Gefühle da, so eine lange Beziehung wirft man nicht gleich bei der ersten echten Krise weg, jeder hat eine 2. Chance verdient, jeder kann an sich arbeiten ohne sich grundsätzlich und ausschließlich zu verbiegen, und auch ich habe viele Fehler in all den Jahren gemacht, deshalb muss ich auch an mir arbeiten.
Viel Erfolg bei der Arbeit, oder für einen Neustart ohne den Streithansel.

24.06.2014 09:56 • #3




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