Liebe Anna,
Deine Zeilen haben mich sehr berührt
und mir kamen fast die Tränen.
Umso merkwürdiger, dass Du denkst,
andere würden Deine Trauer nicht mitfühlen,
hätten selbst viel schlimmere Trauerfälle zu beklagen:
Zitat von Anna_Hilflos:
Ich ging sogar ein paar Mal zu einer Selbsthilfegruppe am Krankenhaus - und fühlte mich da, als wäre ich mit einem Schnupfen auf der Krebsstation.
Eltern, die Kinder verloren haben, Frauen, denen nach jahrelanger Pflege der totkranke Partner verstorben ist, Männer, deren Frauen verunglückt sind und die mit Kindern allein zurückgeblieben sind.
Meine Geschichte - also Freund tot nach gerade mal 14 Monaten Beziehung - stieß da eher auf Kopfschütteln, als wäre garnix passiert.
Klar, ich habe Freunde mit denen ich reden kann, seine Familie... naja, der Kontakt ist eigentlich nicht mehr wirklich da, wieso auch? Es ist eine sehr große Familie, er hatte viele Geschwister. Sie haben sich gegenseitig, und da wir weder verheiratet waren noch Kinder hatten war ich eben eine Freundin.
Das Kopfschütteln-
kann es nicht sein, dass es eine ganz andere Bedeutung hatte?
Ich hab mal den Kopf geschüttelt,
als mir jmd den Parkplatz vor der Nase wegnahm.
Ich begriff aber,
dass der schon länger gewartet hatte.
Mit dem Kopfschütteln untersagte ich mir,
jetzt gleichfalls aufs Gaspedal zu treten
und in die Lücke zu fahren.
Da ich ein Cabrio fuhr,
sah der andere mein Kopfschütteln
und war gleich auf 180,
weil er sich kritisiert fühlte.
Vlt haben die Menschen den Kopf in stiller Verzweiflung geschüttelt.
ein Nein zu Deinem Verlust, ein Nein zum Schicksal,
der eine so junge Frau zur Witwe macht.
Ein mitfühlendes Nein.
Ich glaube, dass Du es bist,
die nicht wahrhaben will,
dass ihr Schmerz, ihr Verlust so groß und ernst zu nehmen ist.
Deshalb kannst Du Dir nicht vorstellen,
dass andere Trauernde Dich ernst nehmen könnten.
Oder dass Du mit der Familie zusammen trauern kannst.
Dass die Dich als Hinterbliebene anerkennen,
genau wie sie selbst Hinterbliebene sind.
Versuch es doch noch mal mit einer Kontaktaufnahme.
Vlt freut sich die Familie, wenn Du von Dir hören läßt.
Bestimmt sogar, denn du bewahrst soviele kostbare Erinnerungen,
die Du mit ihnen teilen kannst.
Wenn mein Kind stürbe,
würde ich gerne mit meinem Fast-Schwiegersohn sprechen.
Auch wenns traurig wäre und ich bestimmt weinen würde.
Vlt hast Du Angst davor.
Vor der Trauer, vor den Tränen.
Es ist aber gar nicht so schlimm,
den Tränen und den Gefühlen freien Lauf zu lassen.
Es hilft.