Ich möchte mich nun als frisch Betroffene einmal zu Wort melden. Auch ich habe bis vor kurzem eine sehr glückliche Beziehung mit meiner ersten großen Liebe geführt. Nach 13 Jahren hatten wir wieder zueinander gefunden und ich war überzeugt den Mann fürs Leben gefunden zu haben. Nur eine Sache nagte an mir: seine Konfliktscheuheit und der kaum vorhandene S.. So oft hat er mir gesagt, dass er Harmonie in einer Beziehung braucht und dass unsere Beziehung ja so schön harmonisch ist, das hätte er mit keiner anderen gehabt. Ich habe also weiterhin das Gefühl der mangelnden Leidenschaft und des sehr dürftigen S. nicht angesprochen, aus Angst diese Harmonie zu zerstören.
Mit unglaublich viel Fingespitzengefühl und Feinsinn habe ich dann nach 6 Monaten mit Hilfe eines Films das Thema S. angesprochen, ganz nebenbei weil es im Film gerade um S. ging. Er tat sich SEHR schwer darüber zu reden, hat er auch gesagt, aber ich fand das irgendwie süß, obwohl ein 36jähriger Mann (er lebt immer noch im Haus mit seiner Mutter, sie erste Etage und er zweite. und sie putzt auch für ihn und räumt seine Wohnung auf etc...) schon fähig sein sollte über S. zu reden. Ich habe ihn dann nach seinen Vorlieben gefragt und war total erstaunt über seine Antwort (und im Nachhinein wenn ich ehrlich bin habe ich gedacht: klingt als wenn er eine auswendig gelernte Antwort zitiert) Er mag es am liebsten ganz normal, im dunkeln und Morgens. geht gar nicht und spontan zwischendurch auch nicht und am liebsten eher langsam und mit Gefühl. Ich war fast ein bisschen enttäuscht, weil ich immer den Eindruck hatte es ist ihm zu langweilig WENN wir mal S. haben... Naja, ich dachte vielleicht braucht er einfach noch etwas Zeit, ist schüchtern, hat wirklich ein Problem mit S....und gleichzeitig fragte ich mich ob das die Antwort ist, bei der er denkt dass Frauen die einfach hören wollen?
Und er betonte sehr oft dass sich sein beruflicher Stress so sehr auf seine Lust auswirkt, das würde bei ihm so schnell gehen! Und er hätte auch gemerkt dass er im Alter wesentlich weniger Lust auf S. hat.
Ich habe ihm alles so geglaubt und war weiterhin verständnisvoll und habe mir im Stillen den Kopf darüber zerbochen wie ich ihm helfen kann, wie wir das Problem lösen können- ohne natürlich eine Disharmonie in die Beziehung zu bringen!
Dann fing das komische Gefühl an: ich habe mich noch nie so abgestoßen als Frau gefühlt wie bei ihm. Ich lag neben ihm im Bett und habe mich über den Moment erschrocken als ich dachte: ich möchte gerade lieber nach Hause, irgendwas stimmt hier nicht. Habe aber immer gekämpft mit der Angst etwas zu sagen, denn laut seinen Aussagen sind Konflikte ja nicht gut für die Beziehung.
Ich habe mich hässlich, abstoßend und nicht mehr als attraktive Frau angenommen gefühlt. Ich habe mich nicht mehr begehrt gefühlt. So etwas hatte ich noch nie in einer Beziehung.
Ich wurde misstrauisch, also fing ich an aufzupassen. Und eines Tages fand ich dann auf seinem PC heraus (ich hatte die Erlaubnis ihn zu benutzen), dass er bei planetromeo einen Account hat, Passwort war gespeichert und ich loggte mich ein: der Schock saß tief! Und der Schlag auch!
Mein (jetzt Ex-) freund hatte am gestrigen Abend, ein paar Minuten später als ich gerade aus der Tür heraus war, (und wir natürlich keinen S. hatten) mehrere Männer angeschrieben ob sie nicht Lust und Zeit hätten. Und der Blick auf seine Besucherliste zeigte irgendwas mit 96Tausend an, also der Account bestand nicht erst seit ein paar Monaten, sondern seit Jahren.
Schockierend war auch das angegebene Alter seiner gesuchten S.: bitte nur User is max. 23Jahren. Er ist wie gesagt 36!
Ich rief ihn sofort an und tat erst so als wüsste ich von nichts, fragte ihn nur ob er was mit Männern habe, ob er Mitglied und Aktiver in einem gleichgeschlechtlich ist. Alles verneinte er, auch als ich darum bat mir die Wahrheit zu sagen. Dann machte ich ein Foto von der Seite mit dem Chat (worauf auch perverse Bilder von ihm waren) und schickte es ihm. Daraufhin sagt er: er wäre vor Jahren mal in einer Phase dort gewesen, das ist aber vorbei. Ich wies ihn daraufhin dass der Chat vom 12.3.14 war und erst dann gab er es zu! Aber er hätte sich nie mit jemandem getroffen! Eine Lüge nach der anderen und ich versuchte als erstes wieder Verständnis für ihn aufzubringen, weil ich ihn ja so sehr liebte. Und ich wünschte mir: dafür muss es eine Erklärung geben.
Wir führten dann viele Telefonate (weil er in London unter der Woche arbeitet konnten wir nicht persönlich miteinander reden) und auf die Frage ob er gleichgeschlechtlich oder bi sei, kam immer nur ein Nein.
Ich habe mich dann mit vielen, vielen Menschen und auch meinem Therapeuten, den ich dann nach langer zeit aufgesucht hatte weil ich so fertig war, geredet und nach Antworten gesucht.
Ich habe um die Beziehung gekämpft, habe das Bedürfnis meines Freundes nach Distanz respektiert, bin aber daran fast zugrunde gegangen, weil ich gerade jetzt Nähe von ihm wollte und darüber reden wolllte, aber immer wenn das der Fall war ging er mehr auf Distanz.
Das ging so weit, dass als wir dann einen Abend zusammen essen waren, er mir noch sagte dass er nachher zum Sport fahre. Ich habe selbst nicht verstanden warum ich es tue, aber ich habe ihn unbemerkt beobachtet und er ist nicht zum Sport gefahren, sondern in schicken Klamotten aus dem Haus gegangen, weggefahren und war erst um 2Uhr Nachts wieder da. Das tat so weh.
Ich habe so an die Beziehung geglaubt wollte alles versuchen damit wir es schaffen und er macht einfach weiter wie bisher.
Fakt ist, dass es ihn mehr anmacht S. mit Männern zu haben. Auf meine Frage hin gab er sogar zu dass es bei den Frauen vor mir genauso schlecht- bis überhaupt nicht- mit dem S. lief, mit den Jahren wurde das immer schlimmer. Er schiebt das aber auf sein Problem mit Nähe, wenn die Frauen ihm zu nahe kommen, dann hätte er keine Lust mehr auf S. mit ihnen.... Also all seine Aussagen waren schon irgendwie immer plausibel und auch nachvollziehbar. ich habe auch von mehreren Männern gehört dass wenn sie das Gefühl haben eine Frau zu haben, dass sie dann uninteressant wird für sie.
Einerseits deutete er mir immer an wie wichtig ich ihm sei, hielt mich also an der langen Leine und wenn ich dann mit Verständnis auf ihn zugegangen bin, dann hat er mir wieder seinen Rücken zugekehrt und ich stand mit einem riesen Fragezeichen da, weil ich nicht mehr wusste was ich tun soll. Klar hat er Angst vor Nähe, denn dann läuft er Gefahr dass sein Geheimnis entdeckt wird- wie es jetzt der Fall war.
Als dieses Nähe-Distanz-Spiel bei einem Telefonat dann wirklich alle 10 Minuten gewechselt hat und ich Antworten bekam wie ich habe im Moment auch gar keine Lust und Zeit mich mit dem Problem auseinanderzusetzen/ nein, ich habe noch gar nicht darüber nachgedacht was sich ändern könnte/ ich bin mir gar nicht sicher ob ich überhaupt was ändern will- da wurde ich dann auf einmal ganz ruhig und habe die Beziehung beendet.
Ein Bericht eines Mannes der genau dasselbe erlebt hat, hat dann auch innerlich bei mir den Schalter umgelegt (vom Verstand her, das Gefühl hängt hinterher): bei ihm war es genauso, er war aber schon verheiratet und hatte Kinder und liebte seine Frau- aber er war seit über 10 Jahren in gleichgeschlechtlich unterwegs. Hätte ihn jemand gefragt ob er gleichgeschlechtlich sei, hätte er das all die Jahre abgestritten. Er hatte ja Frau, kind und haus und das Bild würde ja zerschlagen werden und das war unmöglich. Dann hat seine Frau das herausgefunden und es gab Trennung/Versöhnung/Krisen/Therapien/... Ein nervenzerreibendes Auf- und Ab. Und dann kam nach Jahren der Moment in dem der Mann sich das erste Mal SICH SELBST eingestehen konnte, dass er auf Männer stehe. Die ganze Zeit vorher hat er wirklich immer geglaubt das wäre nur so eine Phase, eine Macke, nichts schlimmes. Er hat das nie als Problem gesehen. (Genau das hat mein Ex übrigens auch gesagt, und im Grunde hat er ja recht: gleichgeschlechtlich sein ist ja auch kein Problem, nur es wird zu einem wenn ich es mir nicht eingestehe und es heimlich ausleben muss und im Vordergrund eine Beziehung zu einer Frau führe, die ich aber gar nicht zu 100% führen kann.)
Als der Mann das erste Mal sich dies eingestehen konnte (und dieser Prozess dahin hat Jahre gedauert), konnte er auch seinner Frau zum ersten Mal sagen JA, ich stehe auf Männer. Er sagte bevor er sich das nicht selbst eingestanden hatte, war es unmöglich das vor seiner Frau oder den Therapeuten einzugestehen. Das war dann das Aus der Ehe.
Ich habe nach dem Bericht so vieles in meinem Exfreund wiedererkannt, sogar fast identische Aussagen und eben das Verleugnen der s.uellen Vorliebe. Es gibt mir einen Kick wenn ich das tue, ich weiß auch nicht warum. Und diesem Warum wollte er nicht auf die Spur gehen, wie in dem Bericht des Mannes, aus Angst es könne das Herauskommen, was er wohl vor sich selbst nicht wahrhaben will. Mein Exfreund ist SEHR darauf bedacht immer das perfekte Bild nach außen hin zu präsentieren. Er hat mir selbst mal gesagt es nervt ihn total dass er immer überall so gut funktionieren muss und darin dass er etwas verbotenes tut findet er einen Ausgleich...
Ich habe natürlich weil alles ganz frisch ist immer noch meine Zweifel und möchte ihn in manchen Momenten zurück, aber was soll das bringen? Und als ich Schluss gemacht habe hat er das auch einfach so hingenommen und hat nicht einmal versucht irgendwas daran zu ändern. Kein bisschen mal sich um mich bemüht! das tut verdammt weh! Und dann hat er auch mich beschuldigt, ich würde ihm hinterherschnüffeln und das Vertrauen ist ja jetzt weg....
Und ich habe viele Männer gefragt und sie sagen mir alle: nein, ein heteros.uellewr Mann hat keine obszönen Bildern von *beep* Männern und errigierten P. auf seinem PC.
Was sagt ihr dazu? Es ist jetzt doch so viel Text geworden...
21.04.2014 09:02 •
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