Freund hat vor 2 Tagen Schluss gemacht

K
Hallo liebe trennungsschmerzen.de Mitglieder,
zunaechst moechte ich alle diejenigen vorwarnen bzw. bitten, welche homophob eingestellt sind, an dieser Stelle zu lesen aufzuhoeren. Ich bin maennlich und habe mit einem Mann zusammengelebt und bin derzeit nicht in der Verfassung, mich gegen gleichgeschlechtlich Aeusserungen zu wehren. Vielen dank.
Mein Freund, nennen wir ihn der einfachheit halber Sebastian (19, zwei Monate aelter als ich), hat Samstag Nachmittag unsere Beziehung, fuer mich wirklich total unerwartet beendet. Die Begruendung, die er mir mitgeteilt hat, ist kurz und knapp zusammengefasst, dass ich zu ehrlich zu ihm gewesen bin. Ich habe naemlich seit einigen Jahren Suizidgedanken, an denen wir gemeinsam arbeiten wollten. Ich habe darueber sonst mit niemandem gesprochen, zwei Therapien, die ich ausprobiert habe, haben nicht geholfen.
Wir waren fast 7 Monate zusammen, heute waere unser Monatstag. Er hat gemeint, wir koennten gerne Freunde bleiben, als ich weggelaufen bin hat er mich festgehalten und weinend gefragt, wo ich jetzt hingehen wuerde. Seinen Abschiedsbrief habe ich vor Wut nicht angenommen. Wir haben eine Fernbeziehung gefuehrt, am Samstag wollten wir eigentlich Badeutensilien fuer unseren Badeurlaub einkaufen, der in 4 Wochen geplant war. Stattdessen hat er mich mit seiner Entscheidung ueberrascht und ist gegangen. Zu dem Zeitpunkt waren mir seine Beweggruende voellig unverstaendlich, vorallem weil nicht nur ich, sondern auch er die ganze Zeit geweint hat.
Ich hab mich in dem Park zu einem Baum gesetzt und versucht eine sehr gute Freundin zu erreichen, leider hat sie nicht abgehoben. Stattdessen sind dann zwei gute Freundinnen gekommen und haben versucht, mich abzulenken, was logischerweise schwer moeglich gewesen ist, ich hab die ganze Zeit einfach nur geweint. Auf dem Weg nach Hause am Abend habe ich ihn angerufen und wir haben darueber geredet und er hat gesagt, dass er nicht mehr weitermachen kann. Ich habe ihn gefragt, ob er seine Sachen wiederhaben mag die er mir gegeben hat, zu meinem 19. Geburtstag habe ich naemlich von ihm einen Teddybaeren bekommen damit ich mich nicht so alleine fuehle wenn er nicht da ist und einen Schal davor von ihm mit einem einzigartigen Muster. Zum Teddybaeren hat er gesagt, dass das ein Geschenk war und ich das nicht hergeben muss, und den Schal darf ich mir gerne behalten, weil er mir gut stehen wuerde. Waehrend er den Satz mit dem Schal gesagt hat, hat er angefangen zu weinen. Die Nacht habe ich nicht schlafen koennen, und habe ihm um halb drei in der Frueh eine lange SMS geschickt, mit dem Inhalt was ich zu der Trennung zu sagen habe. Ich habe naemlich nicht verstanden, wieso er das gemacht hat, weil er sich die ganze Woche beim Nachrichten schreiben und telefonieren hat nichts anmerken lassen. um halb 5 in der Frueh bin ich dann zu der verhinderten Studienkollegin gegangen, die versucht hat den ganzen Tag mich aufzumuntern und mich abzulenken. Wir sind sogar in die Kirche gegangen, obwohl ich eigentlich ueberzeugter Atheist bin, und sie hat fuer uns beide gebetet, ich habe zwei Kerzen fuer uns angezuendet. Als wir wieder in ihre Wohnung gekommen sind, hat er kurze Zeit spaeter auf meine SMS geantwortet mit dem Inhalt, dass er sich auf jeden Fall meine SMS durch den Kopf gehen lassen wird. Ich habe, als ich dann zu meiner besten Freundin gegangen bin, von der sehr guten Freundin einen Rosenkranz mitbekommen mit dem Hinweis, dass beten hilft und dass sie fuer uns beide beten wird. Meiner besten Freundin habe ich auch die ganze Geschichte nochmal erzaehlt und sie hat objektiv und nuechtern gemeint, dass fuer sie irgendein Stueck in seiner Geschichte fehlt, weil man wegen sowas nicht Schluss macht. Vor dem schlafen gehen wollen habe ich zum ersten Mal einen Rosenkranz gebetet, in der Hoffnung, dass alles wieder gut wird. Als ich heute Nacht wieder nicht einschlafen konnte, habe ich um halb 6 in der Frueh den Beschluss gefasst, dass ich ihn aufsuchen werde und ihm nochmal persoenlich mitteilen moechte, was ich denke. Nach einer mehr oder weniger turbulenten Fahrt (zuerst hab ich den falschen Bus erwischt, dann hat mein Ticket erst ab 8 Uhr gegolten, aber es war erst halb 7) bin ich bei ihm auf der Arbeit angekommen. Zufaelligerweise war er gerade nicht unterwegs, sondern auf der Dienststelle. Auf der Fahrt zu ihm habe ich einen Brief verfasst und ihm uebergeben. Ich habe ihn gefragt, ob er wirklich ernst gemeint hat, dass es nie wieder zwischen uns so sein wuerde wie frueher, und er hat es nach kurzem zoegern bejaht. Ich bin anschliessend nach Hause gefahren (ironischer weise musste ich in seinem Heimatdorf zwischenhalten) und habe beschlossen, dass ich professionelle Hilfe benoetige, weil ich sonst nicht alleine weitermachen kann. Auf dem Weg zur psychologischen Beratung hat er mich angerufen und mir versucht zu erklaeren, dass die Beziehung ihn zu viel Kraft gekostet hat und er so nicht weitermachen kann und will. Ausserdem hat er gemeint, dass ich nicht beten soll, weil so ein Unsinn nicht helfen wuerde, und er sich bei mir in ein bis zwei Wochen wieder meldet. Geendet hat das Gespraech damit, dass ich gemeint hab, dass er nach all dem trotzdem mein Baerchen (mein Lieblingskosename fuer ihn) bleiben wuerde. Und er hat gesagt, dass ich auch sein einziges Haeschen bleibe. Im Kriseninterventionszentrum habe ich dem Psychologen von dem ganzen erzaehlt (und auch von den Gruenden fuer meine Suizidgedanken, welche hier aber nicht relevant sind) und er hat mir geraten, leichte Schlaffoerdermittel zu nehmen und zunaechst Abstand zu suchen. Ich werde heute bevor ich mich ins Bett lege, nach dem Beten, die genannte Dosis nehmen und schauen, dass ich jetzt endlich wieder durchschlafen kann, weil obwohl ich in den letzten 72 Stunden nichtmal 6 Stunden geschlafen habe, fuehle ich mich nicht muede und habe keinen Hunger und Schlaf sei notwendig um das ganze verarbeiten zu koennen. Ich bin heute zu meinen Grosseltern gefahren und bleibe mindestens bis Ende der Woche, am Donnerstag rede ich telefonisch mit meinem Psychologen und werde ihn ueber die Effekte der Tabletten informieren.

Ich habe dem Sebastian gesagt, dass wenn er wirklich nicht will, werde ich ihn nicht bedraengen. Aber irgendwas in mir sagt mir, dass aus ihm nicht sein Herz, sondern sein Kopf spricht, der ihm einen Bloedsinn einredet. Wir waren bis Freitag wirklich sehr gluecklich miteinander zusammen, wir haben einander nicht belogen, wir haben einander unterstuetzt so gut wie es nur ging. Obwohl es manchmal fuer mich schwer war und ich oft geweint habe, wenn es geheissen hat, dass wir aufgrund irgendwelcher Taetigkeiten in seiner Freizeit die er sich vorgenommen hat nicht mehr skypen koennen oder weniger telefonieren koennen, habe ich ihn trotzdem unterstuetzt und nicht aufgegeben. Ich kann nicht verstehen, dass er so einfach das Handtuch wirft. Wir hatten so viele Dinge miteinander vor. Wir wollten auf unseren ersten gemeinsamen Urlaub fahren. Ich wollte auf ein Konzert von ihm, da er in einer Band spielt. Irgendwann wollten wir zusammen ziehen und Kinder adoptieren. Ich habe mich so unglaublich auf das alles gefreut, weil es mir die letzten 19 Jahre durchgehend relativ beschissen gegangen ist und ich wirklich geglaubt habe, dass er mir eine Stuetze sein wird und es jetzt wirklich bergauf gehen wuerde. Ich moechte nicht aufgeben, weil mir mein Herz sagt, dass wir das gemeinsam schaffen koennten. Aber ich moechte ihn zu nichts zwingen, weil er ein so unglaublich liebenswerter Mensch ist. Das letzte halbe Jahr hat sich bei mir primaer nur um ihn gedreht, wir haben jeden Tag Nachrichten verschickt, jede Nacht bevor er schlafen gegangen ist hat er mich angerufen und das letzte, was er gehoert hat bevor er eingeschlafen ist, war meine Stimme. Fuer mich ist eine Welt zusammengebrochen, aber ich kann einfach nicht aufgeben. Weil er einfach mein Baerchen ist. Und wenn er nicht jetzt drauf kommt, dass er einen Fehler gemacht hat und wir das gemeinsam schaffen koennen, dann werde ich dafuer beten, dass er es eines Tages merkt, weil ich einfach sonst nichts anderes machen kann und nicht in der Lage bin, etwas anderes zu tun. Er hat so oft zu mir gemeint, dass ich jeden haben koennte, aber ich moechte niemanden, niemander ausser ihn, weil er was besonderes ist. Ich weiss nicht was ich tun soll. Ich werde auf jeden Fall heute das Antidepressivum zu mir nehmen, ich brauch jetzt einfach Schlaf. Und davor werde ich beten, fuer uns beide.
Vielen Dank fuers lesen, ich wuerde mich ueber Meinungen freuen.

30.07.2012 21:45 • #1


C
Du musst akzeptieren, dass es Menschen gibt, die mit Problemen nicht gut umgehen können. Schau mal auf euer Alter und die Lebenserfahrung.
Da ist es verständlich, wenn man sich Sorgen macht, Ängste hat.
Jetzt ist es an der Zeit, dass du dich erst mal um dich kümmerst. Versuch deine Probleme in den Griff zu bekommen. Dann kannst du wieder einen freien Kopf für eine neue Beziehung haben.
Arbeite aber erst einmal an dir!

30.07.2012 21:58 • #2


K
Danke fuer deinen Rat, Carlson.
Mir geht es mittlerweile etwas besser, ich schaetze, dass liegt an den Antidepressiva. Soll heissen, ich kann wieder schlafen (das Medikament wirkt Wunder, hab mich noch nie so muede gefuehlt) und groessere Mahlzeiten zu mir nehmen, auch wenn ich vermutlich den Mindestkalorienbedarf noch nicht decken kann. Ausserdem muss ich nicht mehr den ganzen Tag weinen und die Suizidgedanken, welche noch wirklich verlockend gewesen waeren, sind im Moment nicht vorhanden.
Mein Problem mit der ganzen Sache ist, dass ich jetzt im Forum ein wenig herumgestoebert habe und einfach fuer mich Dinge sich widersprechen. Er hat Schluss gemacht und waehrend ich gefragt habe, was nicht passt, hat er mir mitgeteilt, dass er den Kontakt nicht abbrechen moechte und sich in ein bis zwei Wochen wieder meldet. So wie ich das bisher gelesen habe, versucht eigentlich derjenige mit dem Schluss gemacht wurde wieder den Kontakt aufzunehmen (bzw. die Kontaktsperre zu halten), nicht andersrum.
Ansonsten wie schon erwaehnt im Text, das Weinen, das sich um mich Sorgen machen...im Ernst, komplett objektiv betrachtet. Irgendwas stimmt da nicht. Die letzten 6 Monate hat er auch mit mir geschafft, und es war kein Problem fuer ihn, und von heute auf morgen meint er, dass es aus ist.
Dann meint er, dass ich mir keine Beziehung mehr mit ihm vorstellen soll, weil er meint, dass es endgueltig ist und erklaert mir, dass er keine Kraft hat mich weiter zu unterstuetzen - er hat die letzten paar Wochen fuer mich Ansprechstellen gesucht, weil er mir unbedingt helfen wollte.
Jetzt bin ich in Behandlung und schaue, dass ich von meinen Problemen wegkomme, das war wirklich das einzige gravierende, was fuer ihn ein Trennungsgrund gewesen ist - ein Problem, an dem man arbeiten kann, an dem ich arbeite.
Es tut alles so weh, weil ich ihn ueberall sehe. Wenn ich ein Kleinkind sehe muss ich wegschauen, weil mir einfaellt, wie wir Kinder adoptieren wollten. Wenn ich im Zug fahre tut es weh, weil ich das letzte halbe Jahr Zugfahrten mit Fahrten zu ihm verbunden habe. Seine beste Freundin wohnt neben meiner Uni, ich weiss nicht, wie ich reagieren soll, wenn ich sie sehe. Und noch viel mehr Dinge.
Bin ich wirklich der einzige, der noch an eine zweite Chance glaubt...

01.08.2012 11:09 • #3




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