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Freundin verlässt mich nach fast 2 Jahren

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Hallo zusammen,

ich (24, m) studiere seit Oktober 2020 in Kassel und habe dort im Dezember 2020 meine Freundin kennengelernt, die ebenfalls studiert. Wir haben uns direkt sehr gut verstanden und viele Sachen zusammen unternommen. 2021 sind wir auch mehrmals in den Urlaub geflogen und haben uns dann Anfang 2022 dazu entschieden zusammen zu ziehen.

Kurz nachdem wir eingezogen sind ist der Krieg in der Ukraine ausgebrochen. Meine Ex-Freundin ist Ukrainerin und hat dort noch ihre Familie. Wir haben selbstverständlich ihre kleine Schwester (18 )aufgenommen und seit dem schläft sie auf unserer Couch.

Ich habe es natürlich unterstützt und versucht sie abzulenken, indem wir zu dritt Sachen unternehmen. Nach und nach haben sich aber immer mehr Schwierigkeiten herauskristallisiert. Sie geht zwar 5 mal die Woche zu einem Sprachkurs, redet dennoch fast nur auf ukrainisch mit meiner Freundin, sodass ich mich immer mehr ausgeschlossen gefühlt habe. Wenn meine Freundin nicht da war, habe ich mit ihrer Schwester in der Regel auch kaum geredet, da ich das Gefühl hatte sie hat kein Interesse daran. Meine Freundin sagte immer, das liege daran, dass sie sehr schüchtern ist und ich solle auf sie zukommen und anfangen zu reden.

Naja damit habe ich dann versucht zu leben, was jedoch schwierig war. Wir sind gerade eingezogen und konnten die Wohnung nie so nutzen wie gedacht, da das Wohnzimmer belegt ist. Ich habe mich teilweise sehr fremd gefühlt, weil ich nur noch eine fremde Sprache um mich herum hatte und war oft froh wenn ich mal alleine zu Hause war.

Meine Ex-Freundin engagiert sich in einem ukrainischen Verein, wo z.b. Feste oder Auftritte organisiert werden. Dort hatte sie 2-3x Veranstaltungen, zu denen ich jedoch nicht mitgekommen bin, weil ich mich vermutlich unwohl gefühlt hätte. Im Nachhinein bereue ich das, da ich bei solchen Dingen mehr hätte für sie da sein müssen. Sie hat sich mehr Unterstützung gewünscht, als ich liefern konnte.

Ab Ende Juni hat sich die Situation dann noch weiter verändert. Ich in für ein Praktikum 3 Monate nach München zu meiner Familie gegangen, wo ich jetzt noch bis Ende September bin.
In dieser Zeit und auch kurz davor hatten wir vermehrt Streitigkeiten, was vermutlich daran liegt, dass man sich selten gesehen hat. Sie ist ab und zu übers Wochenende her kommen und ich auch 1-2x zu ihr und habe Homeoffice von dort gemacht.

Die Streitigkeiten gingen oft um ihre Schwester. Ich war der Meinung, dass sie sich auf die Suche nach einer Wohnung machen müsse, damit unsere Beziehung gerettet wird und sie ihr Leben in Deutschland endlich starten kann. Bisher liegt sie nur rum, außer sie hat den Deutschkurs. Ich habe auch Dinge gesagt wie, dass ich mir eine eigene Wohnung suchen werde, falls das nicht demnächst passiere. Das bereue ich, da es immer blöd ist jemanden so unter Druck zu setzen.

Auch über andere Themen gab es Diskussionen bzw. Streitigkeiten. Oft ging es um die verschiedenen Kulturen und Vorstellungen vom Zusammenleben.

Letztes Wochenende ist es leider eskaliert. Sie ist wieder hier gewesen zu Besuch und wir hatten eine sehr schöne Zeit zusammen. Sonntag ist sie mit dem Zug wieder zurück gefahren und kurz vorher haben wir uns so doll gestritten, wie noch nie. Ich habe ab und zu gesehen, dass sie mit einem Mann schreibt, habe mir aber dabei nichts gedacht, weil ich ihr immer voll vertraut hat. Ich wollte nie auf ihr Handy schauen, o.ä.

Nichtsdestotrotz habe ich sie darauf angesprochen und sie sagte, dass in der Liste lediglich Männer sind, die auf ihre Story reagieren usw.
Daraufhin habe ich gefragt, ob ich das sehen könne. Der Chatverlauf von dem Obengenannten war auf kyrillisch, was ich nicht lesen konnte, aber sehr lang. Ich war sehr unter Schock, da ich ihr vertraut habe.

Ich habe einige Nachrichten in den Übersetzer eingegeben, wo u.a. Komplimente an ihn waren und auch eine Verabredung einen Kaffee trinken zu gehen. Ich war mega verletzt und wollte sie rausschmeißen. Sie ist dann doch geblieben und wollte mich beruhigen und hat gesagt, dass das einer aus dem ukrainischen Verein ist und sie zusammen an Dingen arbeiten und er daher nur ein Bekannter ist.
Dann musste sie irgendwann los gehen zum Zug und ich war sehr verletzt und irgendwie geschockt und konnte nicht schlafen. Ich habe viel mit ihr telefoniert und geschrieben und war emotional sehr aufgebracht. Das ging dann über Anschreien, heulen bis zu flehen oder bitten.

Am Montag bei meinem Praktikum hatte ich keinen Kopf für die Arbeit. Ich saß nur rum und habe nachgedacht. Sie hat mir gesagt, dass sie Zeit braucht um sich zu überlegen, wie sie das wieder gut machen kann. Mir wurde dann irgendwie klar, dass ich auch Fehler gemacht habe in der letzten Zeit und habe gedacht, dass diese ganze Situation nur so ist, weil ich zu wenig für sie da war.

Ich habe mich dann entschlossen mit dem Auto zu ihr zu fahren nach meiner Arbeit und war dann gegen 21 Uhr da, in der Hoffnung irgendwas zu retten. Sie hat sich nicht wirklich gefreut. Wir haben uns dann aufs Bett gesetzt und geredet. Da hat sie mir dann gesagt, dass sie in den letzten Monaten, vor allem wo ich weg war, ihre Gefühle verloren hat. Sie hat mich sehr geliebt und hat diese Gefühle nicht mehr, weil ich zu wenig für sie da war und wir andere Vorstellungen haben vom Zusammenleben. Ich war erneut sehr geschockt und habe sehr viel geweint. Ich habe sie dann gefragt, ob es nicht die Möglichkeit gibt alles zu reparieren und einen Neuanfang zu versuchen. Ich habe auch vorgeschlagen, dass ich die Wohnsituation zu dritt so akzeptiere und mich mehr mit ihrer Kultur und den Dingen beschäftige und sie da mehr unterstützen werde, etc. Ich habe viele meiner Probleme eingesehen.
Sie hat gesagt, dass sie es nicht weiß, ob man das reparieren könne.

Wir sind dann schlafen gegangen und am nächsten Morgen habe ich Homeoffice gemacht und sie ist zur Arbeit gefahren. Ich war natürlich wieder nicht ganz bei der Sache und habe mir überlegt, wie ich die Beziehung retten kann. Ich bin Blumen kaufen gegangen in den Farben von der Ukraine und habe sie auf dem Tisch schön dekoriert.

Ich bin sie dann von der Arbeit abholen gefahren. Eine Freundin von ihr hat uns eingeladen zu sich, um was zu essen. Meine Freundin hat sich relativ normal benommen und mich auch geküsst zur Begrüßung. Ich habe in einer Benachrichtigung auf ihrem Handy wieder gesehen dass der Typ etwas schreibt.

Um ca 21 Uhr sind wir dann nach Hause gefahren und ich habe ihr die Blumen gezeigt, worüber sie sich gefreut hat. Anschließend meinte sie, dass sie sich bettfertig machen will und war sehr lange im Badezimmer und hat mit der Freundin geschrieben, bei der wir vorher waren.
Sie ist dann auch aufs Bett gekommen wo ich gewartet habe und hat mir gesagt, dass sie mir vorschlägt, dass wir Freunde bleiben.

Das war wieder ein krasser Stich ins Herz und ich konnte nicht mal mehr weinen. Da habe ich gemerkt, dass es wirklich vorbei ist. Sie hat mir noch ein paar erzählt, die ich falsch gemacht habe, wodurch sie ihre Gefühle verloren habe. Und, um etwas zu reparieren und die Beziehung zu retten ist es zu spät. Sie hat auch vorgeschlagen weiterhin als WG zu wohnen. Das konnte ich mir aber alles nicht vorstellen und hat sie glaube ich auch nur gesagt, weil sie ein schlechtes Gewissen hat.

Ich bin dann aufgestanden und habe ein paar Sachen gepackt und wollte wieder los fahren (es war ca 23 Uhr). Da hat sie noch versucht mich aufzuhalten, weil es zu spät für so eine lange Fahrt sei und es gefährlich ist, etc. Ich bin trotzdem gegangen. An der Tür hat sie noch gefragt, ob ich sie nicht umarmen will zur Verabschiedung. Das fand ich sehr seltsam weil sie mich ja gerade verlassen hat (was ich ihr dann auch gesagt habe) und bin einfach so gegangen.
Ca 1 Stunde nachdem ich los bin hat sie mich angerufen und mir geschrieben, dass sie sich Sorgen mache und ich vorsichtig fahren soll usw.

Ich war dann gestern früh um 3-4 Uhr wieder bei mir und konnte nicht schlafen und musste mich krankmelden bei meinem Praktikum, weil ich nicht in der Lage bin zu arbeiten.
Meine Eltern sind bis Samstag nicht zu Hause und ich bin viel alleine. Gestern war ich mit Freunden, was mir sehr geholfen hat. Nachher kommt meine Schwester, um mir Gesellschaft zu leisten.

Trotzdem habe ich sehr viel Zeit alleine, was irgendwie schmerzhaft ist. Ich mache mir große Vorwürfe, dass ich sie anders behandelt hätte müssen und mehr für sie da sein, etc.
Ich weiß, dass ich es nicht mehr ändern kann. Trotzdem tut es so unglaublich weh, weil ich das erste mal eine Freundin hatte mit der ich mir ein langes Zusammenleben vorstellen konnte und sogar eine Hochzeit. Die nächsten Monate werden extrem schwierig für mich, da ich vermutlich derjenige bin der ausziehen wird und noch bis Sommer weiterhin dort für mein Studium bleiben muss. Ich hatte geplant mit meiner Freundin dort wohnen zu bleiben und ein Master zu studieren. Jetzt weiß ich aber, dass ich im Sommer so schnell wie möglich wieder zurück in meine Heimat ziehen werde. Bis dahin werde ich versuchen in irgendeiner WG unterzukommen, um dann leicht weg ziehen zu können. Das eine sehr schwierige Zeit, da ich das Leben dort nur mit ihr zusammen kenne und mich alles an sie erinnern wird.

Ich glaube dieser Text ist ziemlich lang geworden. Trotzdem tut es mir gut das alles mal von der Seele zu reden/schreiben. Aktuell geht es mir so schlecht wie selten zuvor in meinem Leben. Falls jemand bereit ist das alles zu lesen mit mir hier darüber reden möchte, wäre ich sehr dankbar.
Liebe Grüße!

01.09.2022 14:18 • x 1 #1


I
Am erster Stelle würde ich mal aufhören, mir für alles die Schuld zu geben. Den einzigen Fehler sehe ich darin, dass du ihr drohst auszuziehen (und sind wir ehrlich, das hättest du nie gemacht). Also emotionale Erpressung ohne aber es wirklich durchzuziehen. Und das gebettel und geheule hilft in so einem Moment halt auch nicht weiter, weil es nur noch nervt, wenn man beabsichtigt sich zu trennen...
Ansonsten finde ich nicht, dass du dich falsch verhalten hast. Sind wir mal ehrlich, es ist ja keine natürliche Situation mit Anfang 20 ihre Schwester monatelang durchzuführen, King of Queens lässt grüßen...

Lange Rede kurzer Sinn, leider sind diese zwei Jahre so eine Marke in vielen Beziehubhen, bei der es bei vielen scheitert... Ein neuer Typ bedeutet zudem immer Ärger, was sie dir zu dem sagt, kannst du nicht mal zur Hälfte glauben.
Mach dein Ding da fertig und dann, wenn du die Möglichkeit hast, geh zurück zu deinen Eltern. Die Distanz wird dir helfen, der Schmerz vergehen, auch wenn du es noch nicht glaubst. Und auf diese WG Lösung mit den Beiden würde ich mich nicht einlassen

01.09.2022 16:23 • x 1 #2


Luto
Zitat von Lormann:
Sie ist dann auch aufs Bett gekommen wo ich gewartet habe und hat mir gesagt, dass sie mir vorschlägt, dass wir Freunde bleiben.

Das geht natürlich auf keinen Fall, aber sehr eindeutig.
Da gibt es dann meistens nichts mehr zu reparieren..
Ich wünsche Dir viel Kraft für die nächste Zeit.

01.09.2022 17:01 • #3




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