Hallo liebes Forum,
ich wende mich heute an euch, weil ich gerade wirklich nicht weiß, wie ich mit meiner aktuellen Situation umgehen soll:
Im letzten Jahr habe ich an der Arbeit einen Mann kennengelernt. So viel vorweg, ich war nur für drei Monate in der Abteilung, da ich im Studium bin. Wir haben uns gesehen und sofort für sympathisch befunden. Er hat mich drei Tage nach unserem Kennenlernen per Mail angeschrieben und so fingen wir an, uns unverbindlich auszutauschen. Wir hatten die gleichen Interessen und schnell kam ans Licht, dass er verheiratet ist und zwei kleine Kinder hat. Da gingen bei mir schon die Alarmglocken an und ich wollte den Kontakt wieder auf die rein berufliche Ebene lenken. Aber wie das Leben so spielt und man jung, oft dumm und unvernünftig ist, habe ich die mir selbst gesteckten Grenzen schnell verlassen und angefangen einmal pro Woche die Mittagspause mit ihm zu verbringen. Auch hier führten wir tolle Gespräche, aber wie es kommen musste, kamen wir uns näher und wurden intim. Ich weiß, dass das sehr dumm und unmoralisch von mir war, aber ich kann die Sache nicht mehr ändern oder die Zeit zurückdrehen.
An der Arbeit waren wir professionell zueinander und taten immer so, als ob wir uns kaum kannten. Er schickte mir viele Nachrichten, nachdem wir Handynummern ausgetauscht hatten und ich habe noch nie einen Mann kennengelernt, der so feinfühlig war, 10 minütige Sprachnachrichten schickte und mir so viel Aufmerksamkeit schenkte. Zu Beginn. Nachdem ich die Abteilung verlassen habe, verringerte sich unser Kontakt natürlich. Er antwortete weniger. Alle fünf bis sechs Wochen trafen wir uns für zwei Stunden und ansonsten hatten wir nur Kontakt per Handy. Ja, ich habe auch einmal mit ihm geschlafen. Keine Glanzleistung von mir, ich weiß. Es war auch mein erstes Mal und rückblickend gesehen, wollte ich es wohl einfach auch mal erlebt haben, weil ich eben jetzt jemanden hatte, mit dem ich es wirklich wollte. Danach merkte ich aber schnell, dass Gefühle bei mir nicht vorhanden waren. Trotzdem war mir unser Kontakt sehr wichtig gewesen und ich wollte ihn aufrecht erhalten. Daher habe auch ich immer mehr gegeben, habe den weiteren Weg auf mich genommen, zeitnah geantwortet usw. Dennoch hat er auch von sich erzählt und sich mir geöffnet. An eine Freundschaft glaubte ich daher dennoch fest, denn nur wegen dem einen ist das andere ja eigentlich nicht ausgeschlossen. Dazu muss ich aber sagen, dass er unter psychischen Problemen leidet. Inwieweit diese gehen weiß ich leider nicht, aber er vertraute mir dies mal an und wollte daher machmal erst keine Körperkontakt und nur reden, änderte seine Meinung dann aber schnell.
Mittlerweile ist unser Kontakt so gut wie eingeschlafen, was aber von ihm ausgeht. Er meldet sich erst ein bis zwei Wochen später auf meine Nachrichten, geht zwar auf alles ein, aber ist dennoch sehr neutral. Seit acht Wochen haben wir uns nicht mehr gesehen, aber er macht keine Anstalten das zu ändern. Daher habe ich für mich entschieden, den Kontakt besser auslaufen zu lassen, da es einfach keinen mehr für mich macht. An oberflächlichen Kontakten bin ich nicht interessiert und ob es ihm nur um die eine Nacht oder den Körper einer jungen Frau ging, ist schlussendlich egal. Auf seine letzte Nachricht habe ich nicht geantwortet, obwohl ich nicht weiß, ob er es überhaupt bemerkt. Mit der Angelegenheit bin ich schon sehr abgeklärt und habe einen Haken drangemacht.
Nun kommt das, was mich aus der Bahn geworfen hat. In meiner jetzigen Abteilung habe ich eine Azubine kennengelernt, mit der ich mich super verstehe und die mir jetzt anvertraut hat, vor zwei Jahren von ihm belästigt worden zu sein. Wir tauschten uns über die Leute aus, die wir so kennen und er war dabei. Für mich ist es Belästigung, wenn man einer jungen Frau schreibt (sein Sohn war zu diesem Zeitpunkt gerade mal ein halbes Jahr alt), wie gut sie aussieht, ihr Komplimente macht und sich mit ihr auf einen Kaffee treffen will. Auch das ist alles nur per Mail gelaufen. Im realen Leben hat er sie in Ruhe gelassen. Das hat mich natürlich sehr geschockt, obwohl ich mir schon dachte, dass es seine Masche sein könnte, aber dass ich so dumm war, darauf reinzufallen ist einfach nur beschämend. Aber ändern kann ich es auch nicht. Mit meinem neuen Wissen kann ihn natürlich nicht konfrontieren, da ich nicht weiß, wie viele Mädels er schlussendlich angegraben hat und es am Ende auf sie zurückfällt, da ich ihr auch versprochen habe, es für mich zu behalten. Das rückt sein Bild für mich natürlich nochmal in ein ganz neues Licht und menschlich ist er für mich durch, obwohl ich nicht glaube, dass alles gelogen war, was zwischen uns war.
Ich habe keine Ahnung, wie ich nun weiterverfahren soll. Für mich ist das erst recht keine Grundlage für weiteren Kontakt und bestätigt mich umso mehr in meiner Entscheidung zum Kontaktabbruch. Das Problem ist nun, dass ich Anfang nächsten Jahres nochmal für drei weitere Monate in die Abteilung muss und eventuell nach dem Studium dort übernommen werde. Da werde ich ihn natürlich jeden Tag sehen. Wie verhält man sich in solchen Situationen? Einfach ignorieren oder so tun, als ob nichts ist, obwohl ich ihm die Meinung am liebsten um die Ohren werfen würde? Seine Nummer löschen? Es bringt ja alles nicht. Ich will professionell und nicht kindisch sein und keine Probleme an der Arbeit wegen diesem dummen Fehler bekommen. Persönlich möchte ich nicht mehr mit ihm sprechen, ihm aus dem Weg gehen und deshalb hoffe ich auch einfach, dass er sich einfach nie mehr meldet, dass ich mich nicht erklären muss. Wenn doch, sollte ich ihn dann ignorieren und in einem halben Jahr wieder vor Ort mit ihm konfrontiert werden? Oder doch noch eine letzte Nachricht schicken und einfach nur sagen, dass ich keinen privaten Kontakt mehr wünsche?
Ich bin so unentschlossen, dass einfach niemand was davon mitbekommt, obwohl das ja auch in seinem Interesse aufgrund seiner Frau und seiner Kindern sein sollte.
Sorry für den langen Text, aber ich wollte die Zusammenhänge so gut wie möglich darstellen. Was würdet ihr tun?
11.07.2021 17:07 •
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