Gedanklich denke ich ernsthaft über Trennung nach

A
Hallo,

ich suche Hilfe in diesem Forum bezüglich meines Problems und hoffe, dass man meine Situation vielleicht objektiv beleuchten kann.

Meine Geschichte wird nun sehr lang.
Vielleicht von Anfang an:

Mein Freund (38 Jahre) und ich (32 Jahre) sind seit 4 Jahren zusammen. Seit Sommer 2018 führen wir eine Fernbeziehung und sehen uns nur am Wochenende, da er beruflich im Ausland ist (er ist Soldat).

Dazu möchte ich noch schreiben, dass wir 2 Männer sind. Ich erwähne das deshalb, weil sich alleine dadurch der Blick auf das Geschriebene von Außen betrachtet schon ändern kann.

Ich lernte ihn im Herbst 2015 kennen und war sofort hin und weg. Zu dem Zeitpunkt hatte ich eine 4wöchige Asienreise gebucht und so hielten wir trotzdem die ganze Zeit Kontakt per Mail.

Wie soll ich es sagen: Mein Freund ist ein sehr lieber, aber auch sehr schwieriger Mensch. Er fällt mit der Tür ins Haus, sagt was er denkt, wobei ich eher sensibel und zurückhaltend bin. Das ist meine Grundeinstellung.

Er reagiert oft unverhältnismäßig auf Kleinigkeiten und wird aggressiv. In den Jahren wo wir zusammen sind, ist das schon oft vorgekommen und ich habe bereits etliche Male mit ihm darüber gesprochen und ihm gesagt, dass ich sein Verhalten nicht akzeptieren möchte.

Für das was ich meine könnte ich sehr viele Beispiele bringen.
Z.B.: Ein Fenster im Schlafzimmer ist offen und er macht mich an, wieso ich das nicht schon längst zugemacht habe (dabei habe ich es nie aufgemacht).

Vor einiger Zeit saßen wir Abends auf der Couch und ich habe nur ein paar Mal gehustet, da ich die Woche davor wegen einer Erkältung krank geschrieben war. Er meinte mich zu belehren, wieso ich keine Medikamente gegen die Erkältung nehme, worauf ich antwortete, dass man eine Erkältung nicht mit Medikamenten behandeln kann, sondern Dinge wie ACC oder Meditonsin nur die Symptome lindern und diese eben auskuriert werden muss. Darauf reagierte er patzig, ging ins Bett und las.

Einige Tage vor Weihnachten ging es darum eine Fahrt zu meinen Eltern zu buchen, da ich mir nicht sicher war, ob ich diese zu Weihnachten wirklich sehen will (ich habe aufgrund meiner Kindheit bzw. Vergangenheit kein besonders gutes Verhältnis zu ihnen). Wir hatten zuerst besprochen, dass wir sie nicht sehen, aber habe dann gemeinsam mit ihm entschieden, dass wir sie doch besuchen. Dies hatte zur Folge, dass wir von unserer ursprünglichen Planung abrücken mussten und ich ein neues Datum buchen musste. Ich besprach das mit meinem Freund telefonisch und er willigte ein. Ich schrieb ihm noch am nächsten Tag per WhatsApp, dass ich nun das Ticket ändere und er willigte wieder ein. Was passierte Abends? Er war sauer, weil er der Meinung war, ich hätte das NOCHMAL mit ihm besprechen müssen und jetzt wäre es so, dass er deshalb 9 Tage von zu hause weg wäre anstatt nur 7 Tage. Auch dass ich ihm dann im Nachhinein als Beweis den Chatverlauf von WhatsApp gezeigt habe, war egal.

Letztes Jahr haben wir im Garten seines Elternhauses eine Laube gebaut, und auch da war es so, dass wenn es nicht nach seiner Nase läuft und er nicht die Oberhand über alles hat, in seinen Augen etwas schief läuft.

Gestern fiel auch wieder etwas vor. Es ist so, dass ich seit 4 Monaten zum Sport gehe und meine Ernährung umgestellt habe. Als wir dann am Telefon sprachen, kritisierte er mich dafür heftig, weil ich das seiner Meinung nach anders machen müsste. Ich habe ihm dann gesagt, dass das meine Sache ist und er sich nicht anmaßen soll darüber zu urteilen.

Jedenfalls ist es so, dass immer wenn es solche Konflikte gibt, er irgendwann einsieht, dass er sich sch. verhalten hat und er sich dann selbst bemitleidet und es ihm leid tut. Ich sage ihm immer, dass das aber keine Lösung ist und wir darüber sprechen müssen. Ich habe ihm auch schon oft angeboten eine Paartherapie zu machen, wo man vielleicht auf Ursachenforschung gehen könnte. Aber er lehnt das ab, sagt, dass andere Leute private Probleme nichts angehen. Wir drehen uns stets im Kreis.

Es ist im Grunde eine Art Dominanzverhalten, das er an den Tag legt und eine scheinbare Angst vor Kontrollverlust. Warum das so ist, darüber kann ich nur spekulieren. Ich denke es hat mit seinen Eltern zu tun, wo Konflikte nie wirklich ausgetragen wurden und er schon in jungem Alter Verantwortung für seine Familie (vor allem finanziell) übernehmen musste, da er der einzige ist, der neben 2 Geschwistern was aus seinem Leben gemacht hat. Das hat u.a. auch damit zu tun, dass ich seine Familie nicht besonders mag, aber das nie so zeige.

Es sind sehr oft diese Dinge, die mich verletzen, aber ich gebe auch der Bundeswehr eine große Schuld daran (er ist Soldat).
Ich bin der Meinung, dass die Verhaltensweisen die dort anerzogen werden, nicht alltagstauglich für den Umgang mit normalen Menschen (Zivilisten) sind. Ich lehne solche autoritären Führungsweisen ab, und denke, dass er da auch schon in die Richtung geformt wurde durch seine 2. Ausbildung. Er weiß selbst auch wie ich darüber denke. Ich bin manchmal wütend auf die Bundeswehr und denke wie mein Freund sich entwickelt hätte, wenn er dort nie hingekommen wäre.
Das ist auch so ein Punkt: Er kommt vom Dorf und ist eher konservativ. Es würde ihm nie einfallen auf der Arbeit über seine gleichgeschlechtlich1 zu sprechen. Es ist ein Tabu und niemand weiß irgendwas davon. Für mich schrecklich, denn bei mir auf der Arbeit gehe ich offen damit um.

Und trotzdem allem bin ich ihm für sehr sehr vieles dankbar was er für mich getan hat.
In solchen Forenbeiträgen mag es sein, dass man sich zunächst auf das Negative konzentriert, aber natürlich wäre ich nicht 4 Jahre mit ihm zusammen, wenn er durchgehend solche Verhaltensweisen an den Tag legen würde.
Wenn diese Situationen also nicht sind, ist er der liebste Freund auf der Welt, der wirklich alles für mich macht.

Aber dennoch ist es so, dass ich in der Zeit in der wir zusammen sind gemerkt habe, dass er sich nur wenig dahingehend geändert hat sein Verhalten zu überdenken. Er weiß wie ich dazu stehe und dass ich ihm schon einige Male gesagt habe, dass ich die Trennung in Betracht ziehe, wenn sich das nicht ändert.
Das war auch gestern so, und mittlerweile weiß ich natürlich, dass er das nicht wird.
Morgen ist Freitag und der Tag wo ich zu ihm fahren würde. Ich habe ihm dann gesagt, dass ich dieses Wochenende aufgrund seines Verhaltens alleine bleiben möchte. Ich habe das schon mal angedroht, aber dieses Mal bin ich dabei geblieben. Und er fiel wieder in Selbstmitleid und hat mir gesagt dass er mich liebt (was ich ihm glaube), mich nicht verletzen will und ja nur will, dass alles gut zwischen uns ist.
Ich habe ihm gesagt, schön, ich lese deine Worte, aber ich habe dir schon so oft etwas dazu gesagt, und dein Verhalten zeigt aber nicht gerade, dass du mich ernst nimmst, und dein Verhalten liegt ja alleine bei dir und nicht bei mir.
Mittlerweile bin ich an dem Punkt gekommen wo ich das auch durchziehen werde, denn ich denke nicht, dass sich dieses Muster ansonsten ändern wird, wenn er nicht merkt, dass seine Handlungen Konsequenzen haben.

Natürlich bin ich auch kein perfekter Mensch, denn auch ich habe Fehler und darum geht es nicht. Allerdings habe ich solche Streits nie ausgelöst. Nun muss ich aber zugeben, dass ich mich aufgrund dessen leider auch verändert habe und bei Streits dann auch mal mit einem heftigeren Schimpfwort kontern kann. Was er nie tut, aber seine Art ist anders, eher beleidigend in seiner Wortwahl und mehr destruktiv.

Ich bin mir auch bewusst, dass ich mich von ihm trennen werde, falls dieser Bug nichts nützen wird.

Es war geplant, dass wir zusammen ziehen, wenn er wieder zurück in Deutschland ist, aber denke seit seinem Umzug ins Ausland, dass das keine gute Idee ist.

Und es ist unheimlich schwer, denn ich liebe diesen Mann wirklich. Wobei ich festgestellt habe, dass meine Gefühle schon sehr gelitten haben in der letzten Zeit und was auch nicht heißt, dass ich nicht auch mir selbst wichtig bin, Grenzen ziehe und Verantwortung für mich selbst übernehme, in dem ich nun so handle.

Zum Glück gibt es dieses Forum, denn ich möchte mit Freunden nicht darüber sprechen, die ihn alle nur als durchweg netten und sympathischen Mann kennen (der er auch ist, aber er hat eben noch diese andere Seite, die er nur bei mir zeigt oder bei seinen Eltern).

Vielen Dank fürs Lesen.

23.01.2020 15:49 • #1


DieSeherin
sei mir bitte nicht böse, aber ich finde eure kommunikation echt zickig! nicht die einzelnen vorkommnisse machen den konflikt aus, sondern eure art miteinander zu reden. da wäre ein gemeinsames seminar vielleicht eine große hilfe - muss ja nicht gleich eine paartherapie sein

23.01.2020 15:55 • #2


A


Gedanklich denke ich ernsthaft über Trennung nach

x 3


Minnie
Letztlich gehen ständige Vorhaltungen, Abwertungen und Kränkungen an den Selbstwert und verändern Menschen.
Pass auf Dich auf!

Der uniformierte Körper sagt: Eigenschutz geht vor

23.01.2020 16:00 • #3


Chria
hmm das kommt natürlich auch auf die Häufigkeit dieser Streits an. Du schreibst ja, dass er sonst ein sehr toller Partner ist.
Vlt. ist das auch eher so ein Kommunikationsproblem zwischen euch. Er meint abnehmen geht so und so und du verstehst es gleich als Kritik, dabei war es vielleicht eher helfend gemeint?

Ich glaube auch die meisten Paare streiten ab und an, aber wenn so etwas jedes Wochenende, wenn ihr euch seht passiert ist das bedenklich. Kommt auch auf die Intensität an - ein Mach das Fenster zu und du beschwerst dich, dass du es gar nicht aufgemacht hast und dann macht es halt irgendjemand zu finde ich nicht tragisch. Natürlich macht auch der Ton die Musik...

23.01.2020 16:12 • #4


A
Hallo DieSeherin,

Zitat:
sei mir bitte nicht böse, aber ich finde eure kommunikation echt zickig!


was genau meinst du damit, also inwiefern?

Hallo minnie,

Zitat:
Letztlich gehen ständige Vorhaltungen, Abwertungen und Kränkungen an den Selbstwert und verändern Menschen.


Ja, und man gewöhnt sich dran. Zumindest ich habe das und auch teilweise resigniert, auch wenn es natürlich nur einen Funken Hoffnung gibt.

23.01.2020 16:18 • #5


DieSeherin
Zitat von Alsace:
Hallo DieSeherin,



was genau meinst du damit, also inwiefern?


naja, einer sagt etwas und der andere springt sofort darauf an - vor allem wenn es so unwichtige sachen sind, muss das doch gar nicht immer sein! das klingt ein wenig danach, als würde alles als vorwurf ankommen, darauf muss man reagieren mit rechtfertigung und jeder will das letzte wort, also recht bekommen

23.01.2020 16:30 • #6


A
Zitat von DieSeherin:

naja, einer sagt etwas und der andere springt sofort darauf an - vor allem wenn es so unwichtige sachen sind, muss das doch gar nicht immer sein! das klingt ein wenig danach, als würde alles als vorwurf ankommen, darauf muss man reagieren mit rechtfertigung und jeder will das letzte wort, also recht bekommen


Ja, da ist schon sicher was dran..

23.01.2020 16:34 • #7




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