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Gemeinsam einsam - Freund hat mich verlassen

H
Hallo ihr Lieben,

ich habe dieses Forum entdeckt als sich mein Freund letzte Woche von mir getrennt hat und wende mich an die jenigen, die vielleicht eine ähnliche Situation erlebt haben oder gerade erleben.

Zum Hintergrund: Mein Ex-Freund und ich kannten uns aus Schulzeiten. Er war zwei Klassenstufen über mir und fand mich schon damals toll und hat auch zu der Schulabgangsfeier als DJ aufgelegt. Die Jahre vergingen und meine Mutter sah ihn oft bei Stadtfesten auflegen und unterhielt sich oft mit ihm. Sie erzählte mir oft davon, wie toll er doch ist und ich war ziemlich genervt davon, weil ich zu dieser Zeit selbst einen anderen Partner hatte.
Irgendwann bin ich ihm zufällig in der Stadt über den Weg gelaufen und habe ihn ein paar Tage später angeschrieben. Wir verstanden uns super und ich habe mich in ihn verliebt und meinen vorerigen Freund verlassen.
In den folgenden Monaten habe ich persönlich schwere Zeiten durchlebt. Meine Mutter hat sich von ihrem Freund, mit dem sie seit 15 Jahren zusammen war getrennt, da sich beide auseinader gelebt hatten. Ihr Ex-Freund verkraftete diese Trennung nicht und bedrohte sie und mich, lauerte uns auf, und hetzte gegen uns im ganzen Dorf. Wir litten beide sehr unter der Situation und es war auch Polizei im Spiel. Auf Arbeit lief es bei mir zudem auch sehr schlecht. Ich litt unter einer herrischen Kollegin, die ihren Perfektionswahn auf mich abwälzte und mich jeden Tag runter machte. Ich fuhr immer mit Angst im Bauch und weinend auf Arbeit. In dieser Zeit begleitete mich mein Ex-Freund sehr stark. Er fuhr mich auf Arbeit, besuchte mich in der Mittagspause und fuhr sogar mit zur Polizei, um meine Mutter und mich bei der Aussage gegen ihren Ex-Freund zu unterstützen. Da diese Familiensituation und auch auf Arbeit immer schlimmer wurden, entschloss ich mich mir Hilfe im Krankenhaus in Form einer Tagesklinik zu suchen, die ich mehrer Monate besuchte. Das tat mir richtig gut. Mein Ex-Freund fuhr mich auch da im Winter morgens hin, wenn ich nicht in der Lage Auto zu fahren, abends schlief ich jede Nacht bei ihm, da ich mich in meinem Elternhaus aufgrund des Ex-Freundes nicht mehr sicher gefühlt habe. Bei ihm war ich in einem geborgenem Nest.
Er hat eine sehr große Familie, die mich am Anfang total überforderte weil ich das so von mir nie kannte. Ich bin ohne Vater aufgewachsen, keine Geschwister ohne Verwandte, zu denen man Kontakt hat. Bei ihm war alles anders. Bruder, Tanten, Cousinen alle wohnen auf einer Straße, es gibt dort einen unglaublichen Zusammenhalt, der mir in dieser schweren Zeit entgegen gebracht wurde. Sie nahmen mich wie ihre eigene Tochter auf und begleiteten mich mit Rat und Tat durch diese schwere Zeit. Kurz um in ihnen habe ich meine zweiten Eltern, einen Vater den ich nie hatte und auch Großeltern gefunden.
Die Monate vergingen und ich erholte mich langsam von allem. Ihr müsst wissen, dass mein Ex-Freund neben dieser riesen Familie auch noch einen großen Freundeskreis hat, wo ständig Dinge anliegen, Geburtstage usw. Er ist auch sehr fleißig und arbeitet bei Bekannten nach der Arbeit um sich noch mehr Geld zu verdienen. Das Geld steckt er in seinen 5000 Quadratmeter großen Garten. Zusätzlich ist er DJ und beim Roten Kreuz. Es war also wenig Zeit für uns. Diese Zeit hat er sich genommen als es mir besonders schlecht ging aber nach und nach ging er vermehrt seinen Dingen nach und ich habe da mitgemacht. z.B im Garten oder ständig bei anderen zu sein und hier noch B. zu trinken und erst abends um 10 nach Hause zu kommen. Es war sein Leben und ich bin da mit reingewachsen weil ich ihn geliebt habe und so einen großen Freundeskreis selbst nie kannte. Ich war in der Schule eine Außenseiterin und jahrelang gemobbt.
Er war verdammt stolz auf mich, denn ich war seine erste Freundin. Er hat mich vorgezeigt wie seinen Pokal. Ich habe ihm Dinge in Sachen Partnerschaft gezeigt und er mir Dinge wie Selbstvertrauen, das Leben mal mit Humor zu nehmen usw. Das hat mir Kraft gegeben und ich war in den letzten Monaten soweit dass es mir so gut ging wie noch nie in meinem Leben zuvor. Wir hatten uns sogar eine eigene Wohnung zulegegt. So viel zur Vorgeschichte

In den letzten Monaten stritten wir uns oft wegen Kleinigkeiten. Ich war ängstlich vor neuen Herausforderungen, er kennt sowas nicht. Baute mich auf und machte sich Gedanken um mich. Selbst hatte er den Kopf voll mit seinen 1000 Projekten und hat mir immer gesagt dass es völlig normal ist, bei meiner Geschichte Zeit zu brauchen um alte, negative Erinnerungen mit positivem zu füllen. Trotzdem stritten wir uns oft, Kleinigkeiten, die ich nicht einmal mehr weiß. Die Lage war angespannt, ich sah immer wie er bei anderen glücklich war und wenn er mich sah die Mundwinkel nach unten gingen. Dabei tat ich alles, um mich positiv zu verändern und an mir zu arbeiten. Er stürzte sich in Arbeit, in das Biertrinken und wir sahen uns nur noch abens wenn er totmüde ins Bett fiel. Das hat auch mich belastet und ich war oft traurig, da von dem Mann, der mir Geborgenheit gegeben hat, mit dem ich tolle Ausflüge erlebt habe und der mein Fels war, sich veränderte, sich abkapselte. Ich spürte dass es ihm schlecht ging und suchte oft das Gespräch. Er ist ein Typ der nach außen der Starke ist und nach innen alles reinfrisst. So war das schon immer, hat mir seine Mutter berichtet. Die Wochen vergingen und wir entfernten uns von einander. Er wusste selbst nicht mehr wer er ist und wie er mit mir umging. In der einen Nacht hatten wir S. und schliefen zusammen im Bett, kurz danach sprang er aus dem Bett auf und ging in seinen Garten übernachten, weil er seine Luft brauch. Ich wusste nicht mehr wie mir der Kopf steht und suchte Lösungen und die Schuld bei mir.
Letzten Freitag kam er aus seinem Garten nach Hause, nachdem wir telefoniert hatten und er mir erzählte dass er total Stress auf Arbeit hat. Dabei habe ich ihn in den Garten fahren sehen und ihn gefragt wieso er mich anlügt. Dort hat er erkannt dass es nicht mehr weiter geht und die Beziehung beendet. Die Gefühle reichen nicht mehr aus, keine Angabe von Gründen.

Seit dem ist er erstmal zu seinen Eltern gezogen, ich bewohne die Wohnung vorrübergehend allein. Ich suche mir eine neue, da ich allein ohne Job diese Miete nicht halten kann. Möchte aber aufgrund dieser Gemeinschaft von Bekannten und Freunden auf der selben Straßen wohnen bleiben. Es gab keinen Streit bei der Trennung, auch bisher haben wir sachlich über Wohnungsangegenheiten gesprochen, keine anderen Themen. Mir tut besonders weh seine tolle Familie zu verlieren, denn sowas hatte ich ja nie. Ich merke auch wie sich das Band löst, sie ernster und distanzierter werden obwohl sie sagten, ich kann immer vorbei kommen wenn ich Sorgen habe. Seine Mutter erzählte mir an dem Trennungstag, dass es ihm gut geht. Er befreit wirkt und glücklich. Das tut mir so weh weil ich ihn liebe und gekämpft habe und es für ihn überhaupt nicht so ist. Gestern hatte er Geburtstag, ich wollte ursprünglich mitfeiern, da ich selbst vor wenigen Wochen Geburtstag hatte. Natürlich war ich nicht mit dabei und schlief bei meinen Eltern. Ich sah auf Bildern von Freunden, wie er mit seiner Cousine tanzte, die vom Typ her genau wie er ist. Gut gelaunt nach außen, fröhlich, keine Sorgen. Er tanzte mit ihr Arm in Arm und strahlte über beide Ohren. Keine Spur von Trauer. Es macht mich so wütend, dass ich immer Lösungen für Probleme gesucht habe, ihm den Rücken freigehalten habe, im Garten bis zuletzt geackert habe und eigentlich immer in seinem Schatten stand bei seinen Plänen. Ich wollte glücklich sein und die Frau an seiner Seite mit dieser großartigen Familie. Aber immer als er mich sah gingen seine Mundwinkel nach unten, er musste plötzlich abends dort auflegen, hier und da noch Dinge erledigen. Spaß hatte er immer mit anderen. Das tut mir so weh. Ich leide, habe Sehnsucht und Neid auf das was andere mit ihm haben und wofür ich immer gekämpft habe. Wie ist es dazu gekommen? Bin ich schuld? Ich suche Antworten auf solche Fragen. Auch die Vorstellung dass er eine neue kennenlernt, die das alles hat, die diese Familie haben wird, für die er alles tut, bringt mich innerlich um. Er hat jetzt alles, die Wohnung, den Garten, die Familie (mit der wir diesen Jahr in den Winterurlaub fahren wollten und ich mich getraut hätte erstmalig auf Skier zu steigen), einen Job und die Freunde hier auf der Straße. Ich habe zwar auch die Freunde hier aber der Rest fehlt mir so unglaublich, ich stehe ohne alles da und muss mir so etwas neben der Trennung neu aufbauen.

Ihr Lieben, vielen Dank dass ihr euch diesen ewig langen Text angetan habt, aber ich fand es wichtig, damit ihr den Hintergrund kennt. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mit schreibt, ob es euch auch einmal so ging oder ob ihr Tipps für mich habt.

Liebe Grüße

25.08.2019 10:25 • #1


F
Als ich deinen Text gelesen habe, musste ich des Öfteren an meine Exfreundin denken. Ich würde dir raten den Kontakt zu ihm meiden. Persönliche Gegenstände und so weiter von ihm in einer Kiste im Keller verstauen und auch wenn es sehr schwer ist ihn vergessen. Nach einer gewissen Zeit muss es dir besser gehen und er meldet sich vielleicht bei dir. Also das geht bei dir weil es noch recht frisch klingt. Bei mir ist es schon zu lange her.

25.08.2019 13:19 • #2


A


Gemeinsam einsam - Freund hat mich verlassen

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Catalina
Tut mir sehr leid, was du da erleben musst.
Wie lange wart ihr denn zusammen?

25.08.2019 13:34 • #3


Schnubbilein
Ihr habt eine unglaublich anstrengende Zeit hinter euch! Er war sehr viel für dich da und findet sich jetzt gerade vielleicht wieder selbst.
Ich rate dir auch, dich zurückziehen, für dich erstmal einen Schlussstrich zu ziehen und ihn aus deinem Leben zu verbannen.
Baue dir einen eigenen Kreis auf.
Das schlimme ist, dass du jetzt nicht nur deinen Partner sondern auch Familie und Freunde verlierst. Er und das alles hat quasi dein ganzes Leben ausgemacht, das hat dich abhängig gemacht.
Wenn du jetzt auf dich achtest, deinen eigenen Weg gehst und nicht in der Straße wohnen bleibst, findet ihr vielleicht wieder zueinander.
Ich weiß, wie unendlich schwer das ist.
Ich habe das auch schon durch!
Fühl dich gedrückt!

Ach, ein neues Hobby, am besten in einem Verein, wirken Wunder!

25.08.2019 13:43 • #4


VictoriaSiempre
Liebe @Harleey , ich kann das Verhalten Deines Freundes nachvollziehen. Du hast große Probleme mit Dir selber und Deinem Umfeld (Familie, Job) und mir scheint, dass Du irgendwie erwartet hast, dass er das kompensiert. Sowas funktioniert aber nicht, zumindest nicht auf Dauer. Er hat ja anfangs eine Menge für Dich getan und Dich dabei unterstützt, damit Du wieder auf die Beine kommst. Drauf gehen musst Du allerdings alleine. Es ist schon erschöpfend, wenn man ständig den Partner mit tragen soll.

Kümmere Dich jetzt intensiv um einen Job und um eine Wohnung, die Du Dir leisten kannst. Deinen Anspruch, unbedingt in dieser Straße wohnen bleiben zu wollen, finde ich ein wenig vermessen. Kontakt halten und pflegen kannst Du auch, wenn Du nicht in der direkten Nachbarschaft bleibst. Frag Dich auch, wie es Dir gehen würde, wenn Dir irgendwann vielleicht Dein Ex mit neuer Freundin ständig über den Weg laufen würde...

Wenn Du momentan nicht in der Lage bist. Deine Baustellen anzugehen (Job, Wohnung), dann such Dir Hilfe. Vielleicht wieder die Tagesklinik?

Dein Ex ist zur Zeit noch sehr fair, indem er Dir die Wohnung lässt (und ich gehe mal davon aus, seinen Mietanteil weiter zahlt?). Ewig wird er das sicher nicht mitmachen.

Zeig ihm, dass Du alleine klar kommst und selbstbestimmt und -bewusst leben kannst. Vielleicht wirst Du dann auch wieder attraktiv für ihn, aber das sollte nicht der Grund dafür sein. Tu es für Dich.

Ich wünsche Dir alles Gute!

25.08.2019 13:48 • x 1 #5


H
Vielen Dank für euer Feedback, noch gar nicht so lange 8 Monate dauerte die Beziehung. In denen haben wir so große Berge überwunden, dass es mir schwerfällt zu verstehen warum es jetzt, wo sich alles zum Positiven wendete zuende ist.

Es ist sehr löblich, dass er mir die Wohnung derzeit überlässt, habe mir schon neue angesehen, aber nach knapp einer Woche bin ich noch in tiefster Trauer. Er sagte heute, als er noch ein paar Sachen aus der Wohnung holte, dass er mich als Freundin, als Kumpelline nicht verlieren möchte.

Ich denke ich muss für mich erst einmal einen Schlussstrich schaffen, um die Vergangeheit Vergangenheit sein zu lassen und mich Stück für Stück erst einmal auf mich zu konzentrieren. Das bedeutet eigene Wohnung, neuer Job, Selbstvertrauen in mich und in meine Stärke. Nur so werde ich den Absprung schaffen und dann ausprobieren, ob ich das mit dem Kumpel sein kann. Eure Idee mit Verein oder Ehrenamt ist toll, ich denke wenn ich mich mit der neuen Freiheit anfreunden kann, gibt es sicher viele Angebote die ich ausprobieren kann.

25.08.2019 17:26 • #6




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