Mich würde gerne Eure Meinung mal hören. Kurz zur Situation:
Im Mai letzten Jahres hatte ich eine Affäre, welche natürlich aufflog. Unter mehr oder weniger großen Druck habe ich alles gebeichtet. In einem kurzen Moment der Klarheit, hatte ich es hinbekommen mich von der Affäre zu trennen nur um dann wenige Tage später mit der Affäre weiter zu machen, was natürlich wieder aufgeflogen ist. Von da ab war die Trennung unausweichlich. Es folgte dann für beide Seiten schmerzliche Zeit und wir spielten ein Komm-her-geh-weg-Spiel. Ich musste von allen Seiten viel Prügel einstecken und habe mich diesem auch gestellt. Ich habe meinen Teil, auch unter Hilfe eine therapeutische Begleitung aufgearbeitet, und weiß wo meine Baustellen sind. So gut wie es eben ging, aber wir auch gemeinsam versucht unsere Beziehung aufzuarbeiten. Gerade da ich weiß wie viele Schmerzen ich der anderen Seite hinzugefügt habe, habe ich versucht Verantwortung zu übernehmen und Dinge, welche ich noch erfüllen kann, erfüllt. Ich weiß das ich der Zeit nicht einfach war und es heute mit Sicherheit immer noch nicht ganz bin.
Während der letzten Monate haben wir fleißig alte Beziehungsmuster gelebt. Ich habe mehrfach darauf hingewiesen, aber auch ich konnte mich nicht so wirklich, und wollte auch nicht wirklich, daraus lösen. Es war schön zumindest dort noch die Verbindung zu spüren und zu leben. Allerdings war mir klar, dass ich mich sofort daraus lösen werde, wenn der andere eine neue Beziehung eingeht. Gerade aus der Affäre war mir klar, dass ich mich in keine Beziehung einmischen werde. Ich habe dieses auch immer offen und klar kommuniziert. Gibt es eine neue Beziehung, dann bin ich sofort raus.
Natürlich wurden die Phasen der Distanzierung der alten Beziehung immer größer und ich fing alles etwas kritischer zu betrachten und sobald ich in dieser Phase war, bekam ich von meinem Ex Nachrichten, welche sofort an mein Schuldgefühl triggerten und die Distanzierung sich in Luft auflöste. Ich habe immer signalisiert, dass er es mir sagen möge und ich sofort aus allem raus bin. Ich habe gehofft und gekämpft, manchmal auch ziemlich ungeschickt, aber mir war klar, sobald eine neue Person da ist, kämpfe ich auf verlorenem Posten und werde mich umgehend zurückziehen.
Ich selber habe es zwischendurch probiert, ob eine neue Beziehung für mich in Frage kommt, es aber schnell wieder aufgegeben, da ich merkte das mein Ex einfach eine viel zu große Rolle in meinem Leben spielt und hab auch dies immer offen zu alten Seiten kommuniziert.
Es gibt seit Monaten Indizien dafür, dass mein Ex eine neue Beziehung führt bzw. das sich dort was anbahnt. Ich habe ihn zweimal darauf angesprochen und ich habe jedes Mal als Antwort bekommen, dass es mich nichts angeht, und es ist jedes Mal in einer Diskussion geendet. Ich habe Nachrichten bekommen wie du bist die große Liebe meines Lebens, ich habe nicht nur dich verloren, ich habe auch Teil von mir verloren, ich wünschte immer noch, dass es alles ein Albtraum wäre.
Während der letzten Monate habe ich noch Gefälligkeitsarbeiten für ihn übernommen. Ich habe immer klargemacht, dass der Arbeitsaufwand nicht das Problem ist, sondern die emotionale Auseinandersetzung viel schwieriger ist und ich mich immer noch an eine Verantwortlichkeit und nicht zuletzt auch einer Schuld gebunden fühle.
Nun hat der Teufel Zufall seine Rolle gespielt und sein Neuer lief mir über den Weg. Ich habe ihn einfach darauf angesprochen und er hat mir die Beziehung bestätigt. Das Ganze ist nun fünf Tage her. Mein Ex wusste, dass ich es weiß und hielt es nicht für nötig mir irgendwas dazu zu sagen. Ich habe die letzten Tage die verbleibenden Verbindungen gekappt und es kam auch keine Reaktion. Ich habe es dann zum Anlass genommen und mal genauer zu recherchieren und da zeigt sich schnell, dass seit Oktober 2017 etwas läuft. Also zu einem Zeitpunkt, als ich die ganzen Nachrichten bekommen hab, er weinend bei mir stand mir sagte, dass ich die große Liebe seines Lebens bin und ich noch fleißig alle Gefälligkeiten erledigte.
Da wir beiden noch eine bellende Verbindlichkeit haben, welche sich nicht so einfach trennen lässt, sehen wir uns regelmäßig und ich habe die Gelegenheit genutzt ihn zur Rede zu stellen. Sein Standpunkt ist da sehr klar:
1. Ich habe kein Recht es zu wissen. Insofern hat er für sich keine Verpflichtung gesehen, sich bei mir zu melden, nachdem er wusste, dass ich es weiß.
2. Er gibt zu mich angelogen zu haben, legitimiert die Lüge, damit das ich ihn auch angelogen habe.
3. Er steht auf dem Standpunkt, dass ich auch jederzeit die Möglichkeiten gehabt hätte die Gefälligkeiten abzulehnen.
Mein Standpunkt:
1. Ja, dass Was, Wie und wo geht mich nichts mehr an. Aber ich finde das da eine neue Beziehung ist, sehr wohl. Ein kurzer Satz, eine kurze Nachricht hätten gereicht. Er hat von mir Offenheit und Transparenz gefordert und er hat sie bekommen. Auch mit Inhalten die ihm nicht gefallen haben. Aber wenn er die Ansprüche an andere legt, dann muss er auch bereit sein sie selber zu erfüllen.
2. In den vielen Diskussion war die Lügen von meiner Seite immer wieder ein Punkt. Und klar, musste ich da einfach demütig sein, mich dafür entschuldigen und eine Erklärung liefern. Aber kann man die eigene Lüge dadurch legitimieren, dass man selbst angelogen wurde? Ich meine nein. Ich habe diese Menschen für seine Ansprüche, Klarheit und Konsequenz bewundert und jetzt festzustellen, dass er nicht besser ist als ich.
3. Ich hatte jederzeit die Gelegenheit die Gefälligkeiten abzulehnen, das ist vollkommen richtig. Aber kann man es sich so einfach machen? Hat man nicht auch eine Verantwortung, gerade wenn die Gegenseite signalisiert, welcher emotionale Aufwand damit verbunden ist und man auch schon eine neue Beziehung führt?
01.12.2018 14:04 •
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