2

Habe ich eine Chance und lohnt es sich zu kämpfen?

K
ich weiß einfach nicht mehr weiter und möchte meine Geschichte hier mal aufschreiben.
Ich bin seit 31 Jahren mit meinem Traummann verheiratet, wir haben zwei erwachsene Kinder. In unserer Ehe lief es nicht immer gut. Er ist zweimal fremdgegangen und ich habe jedes Mal um seine Liebe gekämpft und er ist zu mir zurückgekommen. Ich konnte das auch nur, weil ich ihn bedingungslos liebe. Wir haben beide in unserer Ehe viel falsch gemacht.
Wir haben uns nie füreinander Zeit genommen. Ich war viel mit den Kindern allein, da er arbeitstechnisch viel unterwegs war. Wenn er die schönste Nebensache der Welt wollte, war ich immer zu müde und kaputt, (habe immer die Kinder und den Haushalt vorgeschoben, (ich muss auch noch dazu sagen, dass ich ebenfalls immer voll berufstätig war, da ist man mit den Kindern , Haushalt und Arbeit voll ausgelastet) Er ist seinen Hobbys, Motorrad fahren zur Musik(Festivals) gehen, nachgegangen und ich hatte darauf keine Lust, was ich heute sehr bereue. Er hat sich gefühlt, als wenn er in einer WG mit mir wohne ( was ich nie so empfunden habe) und wir haben nie darüber gesprochen. Er ist auch immer gegangen, wenn es mal schwierig wurde. Er hat die WG angeprangert, dann hat er sich aufs Motorrad gesprungen und weg war er. Ich saß wieder allein zuhause. Er weiß heute auch, dass das auch sein Fehler war.
Es kommt bei uns auch noch ein besonderer Zustand dazu, unsere Tochter ist Borderlinerin und war als Begleiterkrankung schwer magersüchtig, woran sie 2012 fast gestorben wäre, wenn sie sich nicht in eine Spezialklinik hätte einweisen lassen. Drei Jahre sind wir damals durch die Erkrankung durch die Hölle und zurück gegangen. Auch da haben wir nur funktioniert und konnten uns nicht um uns kümmern, die Erkrankung unserer Tochter hat uns voll in Beschlag genommen. Ich selber war 1 1/2 Jahre dadurch in therapeutischer Behandlung und habe auch einen sechswöchigen Klinikaufenthalt hinter mir. Er hat mich sehr dabei unterstützt. Ende 2014 war wieder so ein Punkt, wo wir eigentlich vor den Scherben unserer Ehe standen. Aber wir haben uns entschlossen, es nochmal mit einander zu versuchen (diesmal war keine andere Frau im Spiel). Ich habe für mich zu diesem Zeitpunkt mit der Vergangenheit abgeschlossen und habe angefangen mit ihm zusammen ein anderes Leben zu führen und ich genieße es richtig, nicht mehr Zuhause zu sitzen, habe mir ein Hobby gesucht, was vorher durch die Erkrankung unserer Tochter nicht möglich war?.Wir haben als Paar wieder mehr unternommen, die schönste Nebensache der Welt wurde für mich wieder interessant. Auch er hat sich geändert und hat mir mehr Gefühle gezeigt, sonst hat er sich nie mir geöffnet. Aber er sagt mir auch, dass er mich liebt. Wir haben beide daran gearbeitet und ich dachte, jetzt wird alles gut. Dann haben wir uns zusammen ein Haus gekauft und ab März waren wir nur auf der Baustelle unterwegs. Da hatten wir wieder als Paar keine Zeit für uns. Anfang Juni sind wir eingezogen und ab da fing er an, unsere Ehe in Frage zustellen. Er hätte sich bereits zu weit von mir entfernt und er hat Angst, dass er sich mir nicht mehr annähern kann, ja er liebt mich, aber er weiß nicht, ob es reicht. Mir hat es den Boden unter den Füßen weggerissen, für mich war seit Januar alles wieder im Lot. Allerdings sprechen wir im Moment sehr viel miteinander und arbeiten unsere Vergangenheit auf, mit viel Respekt und ohne Vorwürfe, was der andere alles falsch gemacht hat. Es gibt Tage, da ist er sehr liebevoll mit mir und es gibt Tage, da geht es ihm sehr schlecht und er zweifelt alles an. Ich habe manchmal das Gefühl, er kommt nicht damit klar, dass ich mich geändert habe und jetzt all die Dinge mit ihm gemeinsam mache, was er sich schon jahrelang gewünscht hatte. Es ist ein auf und ab. Ich schlafe nicht mehr richtig, kann kaum noch essen, mein Akku ist total leer. Ich kämpfe um meine große Liebe und weiß nicht, ob ich gewinne. Er kämpft aber auch, denn wenn er mich nicht auch noch lieben würde, wäre er Ende des Jahres gegangen. Ihm geht es mit der Situation auch nicht gut, er leidet auch schrecklich. (Ebenso wie ich hat er auch Schlafstörungen, hat schon 5 Kilo abgenommen). Ich bin gerade dabei, mir wieder eine Therapeutin zu suchen. Ich habe riesige Angst, dass er mich doch verlässt und ohne Hilfe, schaffe ich nicht, das alles zu verarbeiten. Wir wissen, dass wir beide an unserer Situation Schuld sind, er, weil er immer gegangen ist und ich, weil ich ihn immer abgeblockt habe. Wer hat ähnliche Erfahrungen wie ich gemacht? Ich wäre dankbar für ein paar liebe Worte und Meinungen.

03.07.2015 21:29 • #1


VictoriaSiempre
Hallo Krümelhexe (ich mach Dich mal groß und lass das chen weg... ),

habt Ihr mal über eine Eheberatung nachgedacht? Es hört sich zwar gut an, wenn ihr miteinander ohne Vorwürfe sprechen könnt. Aber letztlich schmort doch jeder im eigenen Saft. Ein neutraler Blick von außen, von jemanden, der Gespräche moderieren und lenken kann, kann da helfen.

Ich wünsche Dir alles Gute!

03.07.2015 21:43 • x 1 #2


A


Habe ich eine Chance und lohnt es sich zu kämpfen?

x 3


K
Ich habe schon oft über eine Paartherapie nachgedacht, aber er kann sich darauf nicht einlassen. Als ich in der Klinik war, war er zweimal mit zur Familientherapie er hat gesagt, dass er nicht klar kommt damit. Ich muss auch noch dazu sagen, dass er eine schwere Kindheit hatte und nie gelernt hat, was richtige Liebe ist, er musste immer mit allem allein klar kommen. Das versucht er jetzt auch.

03.07.2015 21:55 • #3


VictoriaSiempre
Hm, das ist schade - aber hinzwingen kannst Du ihn nicht, wenn er sich sperrt, das ist ja leider klar.

Ihr seid sehr jung zusammengekommen und er hat seine Ausbrüche ja auch schon gehabt. Dehalb weiß ich nicht, ob man es nur auf eine Midlifecrisis schieben kann, was Deinen Mann bewegt, an der Ehe zu zweifeln. Durch den Alltag (und der sicher schwierigen Situation mit der Tochter!) habt Ihr Euch als Paar aus den Augen verloren, das hast Du ja richtig erkannt. Jetzt müsst Ihr Euch irgendwie wiederfinden...

Letztlich müssen beide bereit sein, etwas für eine Partnerschaft zu tun. Ich finde sehr gut, dass Du Dich selber stärkst, indem Du Dir Aktivitäten gesucht hast, die Dir Spaß machen und auch durch die therapeutische Hilfe. Wenn Ihr weiter im Dialog bleibt, dann gibt es vielleicht einen Weg. Ich drücke Dir ganz fest die Daumen!

03.07.2015 22:18 • #4


K
Danke für deine lieben Worte

03.07.2015 22:25 • #5


R
ich finde es lohnt sich immer zu kämpfen,das Problem ist der Alltag der einen immer wieder einholt. Ich weiß nicht ob ich recht habe denke aber das ihr beide oft überfordert seit,weiß auch nicht wer bei Euch hauptsächlich die Hausarbeit übernommen hat,das gleiche die Kindererziehung. Hinzu kommt immer wieder das du oder auch dein Mann sich Rat von außen holt,da bleibt eine Beeinflussung nicht aus.Ich denke ihr müsst herausfinden wie ihr eure Ehe vorstellt dein Mann sollte dir klipp und klar sagen was er möchte ohne Rücksicht auf dich,das gleiche gilt für dich. Eine Ehrliche Aussage kann die Ehe Vielleicht dazu bringen das ihr wieder Glücklich miteinander werden könntet oder Festellen das ihr euch trennen müsst.Eine weiter so ist keine Lösung. Euch beiden alles gute. Liebe Grüße Rene'

03.07.2015 23:23 • x 1 #6


K
Hallo Rene,

Ich war diejenige, die den Haushalt geschmissen hat und eigentlich die Kinder erzogen hat. Mein Mann war beruflich sehr oft unterwegs, so dass er nicht die Zeit hatte, sich viel mit einzubringen ( das habe ich ihm auch nie vorgeworfen), wenn er Zuhause war, dann haben wir uns die Hausarbeit und Kindererziehung natürlich auch geteilt. Dann hat er drei Jahre nochmal studiert und ich habe ihm immer den Rücken freigehalten. Ich weiß, das es sich immer lohnt zu kämpfen, aber gerade jetzt ist mein Akku leer und ich muss eigentlich immer die Starke sein, obwohl ich auch mal schwach sein möchte und es ist harte Arbeit, um die Liebe zu kämpfen, wenn man nicht weiß, wie es ausgeht. Ich weiß auch, dass es nur zwei Möglichkeiten gibt, entweder wir finden zusammen oder es bleibt nur die Trennung, aber das macht mir Angst. LG

03.07.2015 23:48 • #7


R
es spielt keine rolle weshalb du die Kinderziehung und den Haushalt allein bewältigen musstest, auch das du ihn keine Vorwürfe gemacht hast. Fakt ist das du wohl die Hauptlast zu tragen hattest (hast) da bleibt wenig Zeit für Romantik. Dennoch bitte ihn seine Wünsche offen zu legen ohne Tabus,sich etwas vor zumachen führt nicht zum Ziel.

03.07.2015 23:59 • #8


W
Hallo!

Also ich bin mir nicht ganz sicher, ob Ihr tatsächlich um Eure Liebe kämpft oder ob es mehr um die Angst vor einer Trennung, vor dem Verlust des Gewohnten und dem Alleinsein geht.
Ich glaube, das ist das Erste, worüber Ihr Euch bewußt werden müßt. Denn sonst gerät alles zu einem mehr oder weniger verkrampften Schauspiel ohne eigentliche Substanz.

Ich halte es, ehrlich gesagt, auch für ziemlich schwierig und fragwürdig, um die Liebe zu kämpfen. Denn Liebe ist ein (starkes) Gefühl, das entweder da ist oder nicht da ist. Um Liebe kann man im Grunde nicht kämpfen.
Worum man kämpfen kann, sind diverse Arrangements, so daß man die Beziehung dennoch irgendwie weiterführen kann.

Jedenfalls halte ich es für wichtig, daß Ihr wirklich offen darüber redet. Und das, ohne die Liebe herbeizwingen zu wollen - weil das nur unnötig Druck macht, da sie sich ohnehin nicht herbeizwingen läßt.
Besser ist es, sich auf einer anderen Ebene zu begegnen und zu sehen, ob die Liebe wieder erwacht.

Ich habe auch den Eindruck, daß Ihr Euch leichter getan habt, als Dein Mann oft abwesend war und als Ihr gemeinsam etwas zu tragen hattet, also der andere bzw. die Beziehung eher in den Hintergrund gedrängt war.
Und nun seid Ihr offenbar stärker mit Eurer Beziehung konfrontiert und könnt dem nicht mehr ausweichen. Das kann und wird zwar kein Trost für Dich sein - aber in solchen Phasen kommt es häufig zu Ernüchterungen.

Wie gesagt, Ihr solltet versuchen, damit etwas entspannter umzugehen, auch wenn die Situation eine schwierige ist. Denn sonst baut sich nur Druck auf und alles wird noch verkrampfter, weil man meint, man müsse etwas Bestimmtes erreichen. Und so funktioniert das nicht, zumindest nicht auf Dauer. Das ist nur nervenaufreibend und erhöht letztlich die Sprengkraft.

Ich weiß nicht, ob Ihr die Möglichkeit dazu habt: Aber vielleicht wäre es als erster Schritt ganz hilfreich, wenn Ihr Euch für ein paar Tage trennen könntet und Euch dann trefft (vielleicht wie zu einem Rendezvous) und darüber sprecht, wie es Euch geht damit.

Alles Gute!

04.07.2015 00:33 • #9


S
Liebe krümelhexe,

31 jahre ehe, man, das ist eine beachtliche leistung! Wobei ich finde, dass dies auch mehr auf deinen schultern gelastet wurde. 2x fremdgegangen ist für mich ganze 2x zuviel. Und nach deinen schilderungen habe ich den eindruck, dass du den überwiegenden familienkram fast allein gemeisterst hast. Er hat sich gelebt und war verwundert, wenn frau und kinder fest zusammengewachsen sind. Vielleicht fühlte er deswegen, dass es eher einer wg glich.

Wenn einer so durch abstinenz glänzt, weil job und karriere zu wichtig sind, wenn er dann noch sein ding auslebt, wenn dann die frau alles alleine wuppt - dann ist es klar, dass der s. auf der strecke bleiben musste. Woher solltest du denn die kraft nehmen? Dann noch dein etwas schwierigeres kind, welches auch seinen tribut forderte...

Nun, ich würde wahrscheinlich auch, wie whynot beschreibt, mal gänzlich wege ohne ihn gehen. Mal sehen, wie sich das anfühlt. Für dich und für ihn. Ihn mal spüren lassen, wie es ist ohne dich. Bis jetzt warst du immer der sichere hafen. Was ist aber, wenn der hafen mal keine freie stelle mehr hat, weil du zu beschäftigt bist?

Ich kann mir denken, dass es dir jetzt sehr mies geht und du ängstlich in die zukunft blickst. Jetzt auch noch das haus....
Aber, du hast jetzt die möglichkeit, neue freundschaften zu knüpfen, deine neue umgebung allein zu erforschen. Das kann sehr spannend für dich sein!

Und wenn er wieder ausfliegt, wird er was neues verpassen. Einen spannenden kebensabschnitt!

Alles liebe für dich!

Saxana

04.07.2015 01:12 • #10


K
jetzt ist ein wenig Zeit ins Land gegangen und ich will hier mal ein Update geben.

Ja whynot60, du hast Recht, wenn du sagst: Also ich bin mir nicht ganz sicher, ob Ihr tatsächlich um Eure Liebe kämpft oder ob es mehr um die Angst vor einer Trennung, vor dem Verlust des Gewohnten und dem Alleinsein geht.
Ich glaube, das ist das Erste, worüber Ihr Euch bewußt werden müßt. Denn sonst gerät alles zu einem mehr oder weniger verkrampften Schauspiel ohne eigentliche Substanz.

Ich hatte wirklich solche Verlustängste, wie geht es weiter, schaffe ich es auch ohne ihn, also Macht der Gewohnheit, an alten Sachen festhalten. Ich habe lange darüber nachgedacht.

Nach vielen vielen Gesprächen, durchweinten Nächten meiner und seinerseits haben wir unsere Liebe zueinander wieder entdeckt. Wir arbeiten gerade unsere Vergangenheit zusammen auf, das haben wir früher nie gemacht. (er ist immer geflüchtet und ich habe ihn geblockt) Wir gehen jetzt auch einen ganz anders mit einander um. Wir haben aber auch beide festgestellt, dass wir auch mit der Vergangenheit abschließen müssen, damit es für uns ein Neuanfang geben kann. Wir sind natürlich beide noch sehr vorsichtig, aber wir sehen wieder ein Licht am Ende des Tunnels.

16.07.2015 12:31 • #11


A


x 4




Ähnliche Themen

Hits

Antworten

Letzter Beitrag