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Habe ich mich so getäuscht

B
Seit einiger Zeit lese ich hier im Forum mit und es hat mir in vielen schweren Momenten geholfen. Jetzt gerade bin ich in einer Situation, in der ich meine Geschichte teilen möchte, weil ich nicht mehr weiß, wohin mit dem Schmerz. vielen Dank an alle vorab, die sich den Text bis zum Ende durchlesen.

Vor ungefähr einem Jahr habe ich eine Affäre mit einem Kollegen begonnen. Wir kannten uns beruflich vorher schon ganz gut, allerdings hat er vor einem Jahr bei einer gemeinsamen Dienstreise begonnen, sein Interesse zu signalisieren. Wir waren beide in Beziehungen und ich wusste, dass er verheiratet ist und Kinder (ein eigenes, ein Pflegekind, beide unter hat. Ich habe seine Nachrichten nicht erwidert, weil ich kein Interesse hatte und auch meine Beziehung nicht durch einen Flirt schädigen wollte. Nach dieser Reise hat er noch einige Wochen sehr intensiv weiter um mich geworben und es begann mich zu berühren. Wir haben irgendwann begonnen, regelmäßig miteinander zu schreiben und zu telefonieren. Beide hatten wir eine Fernbeziehung, d.h. in der Woche leben wir beide an einem Ort, an den Wochenenden lebte jeder bei seiner Familie bzw. ich bei meinem Partner. Auf einmal ging es sehr schnell - obwohl ich ihn anfangs überhaupt nicht als potentiellen Mann an meiner Seite wahrgenommen habe, habe ich mich verliebt. In einer unglaublichen Geschwindigkeit. Ich habe meinen Partner betrogen, er seine Ehefrau, wofür ich mich sehr geschämt habe. Ich habe immer wieder versucht, diese Affäre zu beenden, ohne Erfolg. Auch er hat anfangs gesagt, dass er niemals seine Familie verlassen würde, sich aber trotzdem verliebt hat. Im Nachhinein hätte ich hier vielleicht wach werden sollen. Es wurde immer intensiver zwischen uns und wir haben mehr und mehr Zeit in der Woche miteinander verbracht. Zuletzt hatten wir fast ein normales (aber geheimes) Leben zu zweit in der Woche mit vielen Plänen für die nahe Zukunft (Wohnort, Familienplanung etc.). Eine Trennung von unseren Partnern war für uns beide klar dachte ich. Zumal wir beide in der Vergangenheit in unseren Beziehungen mehrmals die Versuche unternommen hatten, Dinge zu verändern und um unsere Beziehungen zu kämpfen. Ich für meinen Teil kann heute nur sagen, dass es vergeblich war.

Im Oktober letztes Jahr hat er alles seiner Frau erzählt. Auch, dass er sich von ihr trennen möchte. Sie war sehr verletzt und nach Wochen nicht bereit, über die Situation zu sprechen. Ich mag das gar nicht bewerten, denn ich denke nicht, dass es mir zusteht. Ich versuche es sachlich zu berichten. Ich selber war überrumpelt und zugleich glücklich, weil ich unsere gemeinsame Zukunft zum greifen nah empfunden habe. Ihre Reaktion war ein Besuch beim Anwalt, um sich über ihre finanziellen Rechte zu erkundigen. Sie hat ihn mit ihren Wünschen bzgl. des Geldes konfrontiert, worauf er nicht zu ihrer Zufriedenheit eingegangen ist (dabei hat er bedeutend mehr angeboten als er müsste, wie z.B. sie könne das gemeinsame Haus behalten etc.). Ich selber (und dafür schäme ich mich sehr), habe meine eigene Trennung erst Ende Februar dieses Jahr geschafft. Für mich war es nach 10 Jahren Beziehung ein riesiger Schritt, aber ich wollte endlich wieder aufrichtig sein und ein Leben ohne Lügen führen.

Nach meiner Trennung, er ist immer noch an den Wochenenden nach hause gefahren, hat er sich mit seiner Frau darauf geeinigt, dass er nur noch jedes zweite Wochenende + Ferien zuhause ist und wir jeweils die anderen Wochenenden miteinander verbringen. Das haben wir an genau zwei Wochenenden geschafft, was wunderschön war. Wir haben oft über seine Kinder gesprochen und es war auch mir wichtig, dass eine gute Lösung gefunden wird. Seine Frau allerdings hat meiner Meinung nach keine Gelegenheit ausgelassen, den Konflikt über die gemeinsame Tochter auszutragen. Sie haben ihr nicht gesagt, dass sie sich trennen wollen. Stattdessen hat seine Frau immer wieder gegenüber der Tochter betont, dass ihr Papa die Familie nicht mehr lieb hat und mittlerweile andere Pläne habe. Ich konnte ihre Wut, Verletztheit und Enttäuschung sehr gut nachempfinden, empfand es aber dennoch als falsch, der Tochter gegenüber so aufzutreten.

Ich habe meinen Partner (Affären-Mann?) mehrmals gefragt, wie er sich den weiteren Weg vorstellen würde. Es kamen auf einmal keine konkreten Antworten mehr. Das Ganze zog sich bis April. Zu keinem Zeitpunkt sind mir allerdings ernsthafte Zweifel daran gekommen, dass er einen Rückzieher machen würde. Eines Abends Mitte April, er war gerade auf dem Weg in unsere Stadt, haben wir telefoniert und er sagte, er habe sich nun mit seiner Frau auf einen Weg geeinigt. Der Weg sei, er würde nun vorerst wieder jedes Wochenende zuhause sein. Die Tochter würde zu sehr unter der Situation leiden und wenn er die Familie offiziell verlassen würde, würde ebenfalls das Pflegekind aus der Familie genommen werden (was bis heute nicht klar ist) und das sei dann seine Schuld, damit könne er nicht leben. Ich habe das ganze Ausmaß seiner Worte zu diesem Zeitpunkt nicht verstanden.

Was dann folgte war ein ewiges Hin und Her. Ich konnte diese Entscheidung nicht nachvollziehen und habe mich ausgeschlossen gefühlt. Versteht mich nicht falsch, ich wollte ebenfalls eine gute Lösung finden, um den Kindern ein gutes und behütetes Umfeld zu geben und ich hätte durchaus verstanden, wenn er vorerst die Wochenenden zuhause verbringt. Aber er hat mich vor vollendete Tatsachen gestellt ohne mit mir zu sprechen. Ich war sehr verletzt. Nach und nach habe ich verstanden bzw. ihm aus der Nase gezogen, dass er sich damit von mir getrennt hat. Zwar nicht konkret und direkt, aber es war eine Entscheidung für die Familie und gegen uns. Ich wollte diese Entscheidung nicht (wie kann man sich gegen Kinder entscheiden?!). Ohne, dass wir die Chance hatten, gemeinsam nach Wegen zu suchen. Das hat mich fassungslos gemacht. Ich habe das Thema Kinder in der Vergangenheit so oft angesprochen, er war immer voller Zuversicht, dass wir das gemeinsam schaffen würden. Und auf einmal war alles anders. Ende April hat er dann zum ersten Mal ausgesprochen, dass er nicht mehr mit mir zusammen sein möchte. Aus Angst, dass es am Ende keinen gangbaren Weg geben könnte. Und dass er sich dann ein zweites Mal von mir trennen müsste und das nicht verkraften könne.

Ich war am Ende und habe mich gefühlt als würde ich sterben. Ich habe die Entscheidung nicht akzeptiert, sie ignoriert, förmlich um eine Chance gebettelt. Er war nicht abzubringen, hat allerdings auch immer wieder den Kontakt gesucht. Das endete meistens darin, dass wir uns weinend in den Armen lagen. Mitte Mai war ich an einem Punkt, dass ich das alles so nicht mehr wollte. Ich wollte Teil seines Weges sein, Teil auf der Suche nach Lösungen. Ich war beruflich eine Woche unterwegs und habe in dieser Zeit den Kontakt vollständig abgebrochen. Danach ging es mir etwas besser, aber nicht gut. Da wir uns auch auf der Arbeit ständig über den Weg laufen, konnten wir kaum Abstand gewinnen. Er hat wieder angefangen mir zu schreiben. Wie sehr er mich vermisst, aber dass er erst eine Lösung für die Kinder braucht. Ich habe es ignoriert, bis ich voller Wut vor seiner Wohnung stand. Wieder nur Streit, Vorwürfe, Wut und Verzweiflung. Letzte Woche Donnerstag habe ich den Kontakt wieder abgebrochen. Ich habe ihm gesagt, dass ich dieses Ich möchte nicht mit Dir zusammen sein, aber geh nicht Spiel nicht weiter mitmache. Dass er sich nur noch melden könne, wenn er einen konkreten Vorschlag hätte. Danach habe ich nichts mehr gehört.

Diese Woche hatten wir ursprünglich gemeinsam Urlaub geplant. Ich fahre nun ab morgen mit einer Freundin weg. Dennoch hatte ich Sonntag und gestern Morgen die Hoffnung, er würde sich melden. Mit einem Vorschlag für uns und unseren Weg MIT seinen Kindern. Gestern morgen hat er sich dann tatsächlich gemeldet, er sei in unsere Stadt gefahren, um mich zu sehen. Mein Kopf hat protestiert, mein Herz hatte ihn längst mit offenen Armen empfangen. Er hatte keinen Vorschlag, nur Sehnsucht. Gestern war mir das bereits bewusst, aber ich war berauscht. Heute ist er wieder heim gefahren (er hat sich nicht mal mehr als einen Tag für uns genommen) und die Realität hat mich mit voller Wucht getroffen. Zum ersten Mal habe ich Zweifel daran, dass die Kinder Problematik der wahre Grund ist. Zum ersten Mal denke ich, dass er sich mit oder ohne Kinder nicht vollständig trennen würde. Ich ärgere mich so sehr über mich selber, dass ich ihn wieder in mein Herz gelassen habe, den Kontaktabbruch unterbrochen habe, nur weil es ihm gerade passte. Weil er es nicht mehr in seinem Leben ausgehalten hat und Sehnsucht hatte. Ändern kann oder will er aber auch nichts. Er ist nur passiv und weint viel.
Jetzt gerade fühle ich mich benutzt und sitzen gelassen. Ich habe seine Nummer vor zwei Stunden gelöscht und starre dennoch ununterbrochen auf mein Handy. So wie an allen anderen Tagen auch. Mein Kopf sagt, ich muss damit abschließen. Ich kann mir sein Leben nicht vorstellen. mit seiner Frau, die um das alles weiß und es aussitzt. Mein Herz hofft und wartet. Auf etwas, das nicht passieren wird. kann das jemand nachvollziehen?

Vielen Dank an alle, die bis hierher meine Worte gelesen haben.

28.05.2019 15:57 • #1


D
Eine der vielen Geschichten, die beweisen, dass Männer eine Familie niemals im Stich lassen!
Sie sind 100% erpressbar, man hat sie mit Kindern voll und ganz in der Hand, dieses Blatt wird erbarmungslos von Ehefrauen in ihrer Not ausgespielt, natürlich mit hässlichen Nebenwirkungen (Papa liebt euch nicht mehr), aber diese Schäden werden gerne in Kauf genommen.
Verantwortung überwiegt bei Kindern IMMER.

Du TE, steckst in der miesen Lage, aktuell von Deinem Liebhaber sehr berechnend (!) rekrutiert zu werden.
Du sollst die verfügbare, schweigsame Dauergeliebte für seinen außerhäusigen Sechs werden, das macht man mit dem üblichen Kram: schreiben, weinen, schwören, flachlegen.
Seinem Plan hast Du gerade, nach einem klassischen Rückfall, energisch den Riegel vorgeschoben.
Du musst nur ein paar Monate eisenhart bleiben und Dich irgendwann wieder aufrappeln.

28.05.2019 16:22 • x 1 #2


A


Habe ich mich so getäuscht

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M
Ich habe keine Familie, bin mir aber sicher, selbst wenn ich in einer unglücklichen Beziehung mit Kindern waere, ich würde sie nie verlassen, wenn meine Frau das nicht möchte. Das ist für mich ein No-Go. Vielleicht bin ich da zu altmodisch, aber deinem Freund scheint es ja genauso zu gehen. Maenner können unglückliche Beziehungen viel besser ertragen als Frauen finde ich. Man hat die gemeinsamen Kinder, man hat die Hobbies, man hat den Freundeskreis aus Kumpeln, man hat evtl. Affairen oder zumindest ein Rotlichtviertel.

Die Mutter meines besten Kumpels sagte zu den Affaire seines Vaters auch er kommt sowieso zu uns zurück. Und das tat er dann auch. Heulend, zitternd, bettelnd, aber er kam zurück. Und dann veraendert sich auch das Machtverhaeltniss, da die betrogene Ehefrau ja nun alle Trümpfe in der Hand hat, ihn abzuservieren oder wieder zurück zu nehmen.

28.05.2019 16:36 • #3


D
Du hast absolut Recht mit Deiner Schilderung.
Und genau deshalb finde ich persönlich das Modell Ehe und Familie nicht gut.
Macht, Machtmissbrauch, Untreue, Lügen und der komplette Verlust der Würde: All das gehört wohl in den meisten Ehen zum gelebten und verlogenen Alltag voller dunkler Geheimnisse.
Mich hat es immer geschüttelt vor Entsetzen, wenn ich derlei mitbekam oder gelesen habe, denn ich liebe die Liebe in all ihrer Reinheit und Schönheit viel zu sehr.
Da bleibe ich wirklich gerne ein einsamer Idealist, anstatt am Ende Affären stillschweigend zu dulden, damit Vati weiterhin das Haus abbezahlt und die Kinder Huckepack trägt.

28.05.2019 16:57 • #4


A
Mit der Erkenntnis, die sich nach einiger Zeit einstellt, dass Liebe nur ein Rausch ist, der wieder vergeht, dass auch das Neue wieder im alltäglichen Einerlei versackt, entscheiden sich viele dann doch für die Familie.

28.05.2019 17:08 • x 1 #5


N
Hallo armer Butterkeks, fühl Dich erst mal ganz feste gedrückt ich habe vor mittlerweile über 15 Jahren etwas ähnliches erlebt und war damals auch in einem Forum für Geliebte.

Damals hat eine Geliebte geschrieben, dass wir es den Männern sehr einfach machen, da sie ja immer wieder mit offenen Armen aufgenommen werden aus Angst dass sie sich sonst abwenden würden. D. h. sie müssen ja gar keine Entscheidung treffen und können so weiter machen.

Ich weiß, Du wolltest nie die Geliebte werden Du hast Dir aus dieser Beziehung etwas anderes erhofft aber im Prinzip bist Du es leider geworden.

Versuch für Dich herauszufinden, ob Du weiterhin sein Spielball sein willst und ob er das wirklich wert ist. Guck in den Spiegel und frag Dich wo Dein Stolz geblieben ist. Bist Du nicht mehr wert als dieses ewige hin und her von ihm?

Ganz viel Kraft für die nächste Zeit

28.05.2019 17:29 • #6


T
Also in Österreich werden Pflegekinder bei Trennung nicht entzogen. Da ist man froh, dass sich Menschen sich bereit erklären Pflegeeltern zu sein, Paar aber auch Alleinstehende.
Die Schilderungen über seine Frau kommen von ihm, oder hast du sie kennen gelernt?

28.05.2019 17:43 • #7


B
Danke an Euch alle für Eure Antworten!

Ehrlich gesagt habe ich mich bis heute Mittag nicht in der klassischen Rolle der Geliebten gesehen - ich weiß, viele werden es für naiv halten, inklusive mir selbst. Für den Moment muss ich wohl lernen zu akzeptieren, dass ich es geworden bin. Und mir ist sehr bewusst, dass der einzige Weg dort raus, kein Kontakt und stark bleiben sind. Es rational zu wissen und es dann aber auch konsequent umzusetzen (!), daran muss ich arbeiten. Wenn ich nur irgendwie dieses Warten abschalten könnte...

Ich habe seine Frau nicht persönlich kennengelernt. Ich habe sie nur abends in Telefonaten mit dem gemeinsamen Kind mitbekommen. Ihre Aussagen gegenüber der Tochter habe ich also gehört. Nicht aber alles andere. Und eine Einschätzung zur Situation mit dem Pflegekind habe ich auch nicht. Alles das wollte ich gemeinsam mit ihm klären oder ihn dazu drängen, dass er es klärt. Aber drängen bringt nichts und ich möchte auch niemanden, den ich zu Handlungen drängen musste.

28.05.2019 17:58 • #8




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