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Hin- und hergerissen

A
Ich lese seit einigen Wochen auch immer mal hier mit. Jetzt habe ich auch mal dringenden Redebedarf.
Bei mir ist die Trennung nun 5 Wochen her. Ich denke seit einer Woche habe ich es wirklich realisiert und versuche nun es zu akzeptieren. Dabei habe ich mal richtig gute Tage und dann plötzlich überfällt mich wieder diese Traurigkeit. Soweit ja eigentlich normal. Nur ich weiß nicht recht, wie ich damit umgehen soll. Einerseits denke ich, ich sollte einfach alles zulassen, umso schneller geht es wieder aufwärts. Andererseits habe ich Angst, in eine Depression zu rutschen. Vor ca. 6 Jahren hatte ich nämlich schon mal eine schwere Krise. Auch nach einer Trennung, aber viel mehr, weil ich das davor liegende Scheitern meiner ersten langen Beziehung nie verarbeitet hatte. Wie dem auch sei, ich habe damals 1-2 Jahre gebraucht, mich da wieder rauszuarbeiten. Im Nachhinein hat es mich sehr gestärkt, aber dennoch habe ich Angst, sowas nochmals zu durchleben.
Ähnlich verhält es sich mit schönen Erinnerungen. Einerseits möchte ich sie aus dem Kopf haben, da sie schmerzen. Andereits möchte ich sie nie vergessen! Wir sind z.B. viel gereist, das kann ich doch nicht aus meinem Gedächtnis streichen?! Dann die Frage nach einer späteren Freundschaft oder nicht. Wir waren auch vor der Beziehung recht lang und gut befreundet. Eigentlich ist mein Ziel, wenigstens den Zustand wiederzuerreichen. Alleine eben schon, um die gemeinsamen Erinnerungen nicht vollkommen sterben zu lassen. Aber ist das realistisch? Werde ich mir nicht immer wieder Hoffnungen machen? Ganz nebenbei macht er mir die ja auch immer wieder. Im Moment, irgendwann, vielleicht, nicht sicher erstmal etc. Ich versuche das weitestgehend zu ignorieren. Und grübel doch, ob er damit nur mich oder auch sich selbst belügt oder ob es vielleicht doch eine Chance gibt. Und ob ich das auch noch will oder kann.
Alles so kompliziert. Ich hatte mich auf den Sommer gefreut, jetzt wo er kommt, deprimiert er mich. Ich denke, ich sollte unter Menschen gehen, aber die gehen mir gerade auch nur auf die Nerven.
Hat da vielleicht jemand Tipps? Oder vielleicht Verständnis? Ich verstehe mich nämlich gerade selbst nicht so ganz

26.05.2016 11:56 • #1


Sashimi
Ich kenne das Gefühl. 1-2 Jahre ist aber definitiv zu lange um den Schmerz zu verarbeiten und wenn Du nach Deiner Selbsteinschätzung meinst das könnte eine Depression werden, solltest Du auch Hilfe suchen. Ein Therapeut reicht da aus. Für Dich ist es enorm wichtig dass Du den Kontakt abbrichst, auch eine Freundschaft in ferner Zukunft wird Dir nichts bringen - im Gegenteil - es wird Dich runter ziehen.
Ich selbst tendiere dazu den Schmerz bewusst zuzulassen. Suche Dir dazu ein Ventil. Das kann Musik, ein Buch, Spaziergänge etc sein. Wichtig ist, dass Du verarbeitest und bewusst den Kummer zulässt. Ich selber habe so meine 6 Monate immer gebraucht. Nicht in durchgehend tiefer Trauer, aber schon so lange um einfach wieder frei zu sein. Der akute Schmerz hingegen war ca. 3 Wochen. In dieser Zeit hab ich mir den Raum geschaffen zu verarbeiten. Abends ein Glas Wein, Musik und einfach alles rauslassen.

26.05.2016 12:30 • x 4 #2


A


Hin- und hergerissen

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C
Wenn du so trauerst- dann wäre jeder weitere( vorläufige) Kontakt sehr verletzend!
Versuche es mit Ablenkung- der Tip vorher mit dem gemütlichen Glas Wein zu guter Musik war super.
Vielleicht in Gesellschaft. z.B. die beste Freundin.
Aber nicht mit Themen wie der Ex und gemeinsame Reisen!
Einfach mal die Seele baumeln lassen- Unternehmungen- ein Freundeskreis- sportstudios oder Vereine etc.
Nicht so viel grübeln!

26.05.2016 12:41 • #3


A
Vielen Dank für die Antworten erstmal!
Damals die 1-2 Jahre, das war nur, weil da so viel zusammenkam. Eine allgemeine Sinnkrise ausgelöst durch die Trennung. Ich musste aus der gemeinsamen Wohnung, der gemeinsame Freundeskreis bröckelte und zudem haben Frauen ab 30 eben auch irgendwann die Erkenntnis, dass wenn sie bis jetzt keine Kinder haben, wahrscheinlich auch keine mehr haben werden.
So schlimm wie damals wird es wahrscheinlich nicht wieder werden. Warum auch? Alle Nebenbaustellen habe ich ja damals bearbeitet. Aber natürlich ruft die Trennung jetzt wieder Erinnerungen an die Zeit damals wach. Und das hält mich nun etwas vom Trauern ab. Die Angst, wenn ich einfach alle Gefühle zulasse, die Kontrolle zu verlieren und doch wieder so schlimm zu leiden wie damals.
Kontakt habe ich auf das nötigste eingeschränkt. Eine Freundschaft irgendwann sehe ich eigentlich nicht problematisch. Sehen werden wir uns sowieso immer wieder durch gemeinsame Interessen, Bekannte, Nachbarschaft etc. Das klappt mit meinen anderen Exen aber auch ganz gut. Ich weiß nur nicht wann und wie ich merke, wann es wirklich ok ist. Aber ich sehe schon, es gibt leider keine Abkürzungen. Ein Schritt nach dem anderen und es dauert, solange es dauert Das ist alles so schade. Und man wird ja auch nicht jünger, da nimmt Zeit auch langsam einen anderen Stellenwert ein.

26.05.2016 14:54 • x 1 #4


Sashimi
Zitat:
So schlimm wie damals wird es wahrscheinlich nicht wieder werden. Warum auch?


Zitat:
Die Angst, wenn ich einfach alle Gefühle zulasse, die Kontrolle zu verlieren und doch wieder so schlimm zu leiden wie damals.


Du widersprichst Dir selbst. Hier geht es um Deinen Eingangsthread und die Probleme, die Du hast. Das zu relativieren bringt nichts. Entweder Du erkennst eben die Situation, oder aber Du rutschst in ein nächstes Drama. Freundschaften zu Ex-Partnern, mit denen man nicht abgeschlossen hat, sind immer problematisch.

27.05.2016 14:35 • x 1 #5


A
Jupp. Ambivalent eben Es gibt keinen rationalen Grund, warum es dieses Mal so schlimm werden sollte, weil eben damals noch ganz andere Probleme reinspielten. Die Angst davor bleibt aber! Ich denke ja, ich bin damals ordentlich gereift. Aber in solchen Extremsituationen traue ich mir eben selbst noch nicht so recht. Heute geht es mir aber auch schon wieder ganz anders. Dass ich erst komplett abschließen muss, bevor Freundschaft möglich ist klar. Nur merke ich wirklich, wenn ich damit durch bin? Und wie verarbeite ich, wenn ich mich nicht traue, alles Negative wirklich zuzulassen? Ich denke, ich sollte nicht so viel nachdenken und einfach einen Tag nach dem anderen sehen. Sehen, wohin es führt. Heute sehe ich das alles viel entspannter.

27.05.2016 14:56 • #6


Michaela73
Hallo!

Du bist mir schon zwei Wochen voraus. Also, bei mir ist die Trennung drei Wochen her und ich suche verzweifelt nach einer Lösung, wie ich ihn aus meinem Kopf schmeißen kann. Wenn ich dann im Laufe des Tages zur Ruhe komme, schiessen mir wieder ganz plötzlich tränen in die Augen.

Ich bin mir aber sehr, sehr sicher, dass es eine Frage der Zeit ist, man nicht so viel grübeln sollte und es einfach akzeptieren muss, dass das Leben nicht immer so ist, wie man es gerne hätte. Alles hat seine Zeit und es kommen auch wieder bessere Tage.

Es gibt eine sehr treffende Passage in einem Lied von Xavier Naidoo: ... ich hab gewonnen und auch ebenso verloren, aber missen möcht ich nichts. Alles bleibt unser gedanklicher Besitz.

In diesem Sinne
liebe Grüße von mir

und: ES GEHT VORBEI

27.05.2016 21:50 • x 2 #7


A
Hallo Michaela,
vielen Dank für den Text!
Ja, die liebe Zeit wird es richten. Es erscheint mir so oft als verlorene Zeit, gerade jetzt, wo der Sommer kommt. Aber die Aussicht, dass es auch wieder besser wird, ist es wohl wert.
Bei mir wurde die ersten 4 Wochen noch viel relativiert und irgendwie nicht ganz konsequent eine Trennung ausgesprochen. Da hing ich sehr in der Luft und hatte ganz externe Stimmungsschwankungen. Letzte Woche dann habe ich für mich endlich den Schlussstrich gezogen. Seitdem geht es eigentlich auch bergauf. Aber es kommen eben immer wieder ganz unvermittelt diese Rückschläge. Ich will ihn zwar aus dem Kopf kriegen, aber ich will ja auch nicht all die guten Erinnerungen ganz verlieren. Da hilft wohl nur Geduld! Wir schaffen das!
Viel Glück und Kraft wünsche ich Dir!

27.05.2016 22:45 • x 1 #8




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