Ich distanziere mich von ihm Brauchen wir eine Auszeit?

Hallo zusammen,

ich weiß nicht, was ich machen soll.
Ich bin mit meinem Freund ca. ein Jahr zusammen. Es hat im Sommer angefangen, seitdem wir mit meiner Familie im Urlaub waren, streiten wir uns ständig. Grob gesagt ging es immer darum, dass er sich mehr Aufmerksamkeit von mir wünscht. Ich bin seitdem sehr schnell wütend und sauer auf ihn, obwohl ich das eigentlich nicht sein will, aber mir fiel es auch sehr schwer es nicht zu sein. Vor ein paar Wochen hatten wir auch einen etwas schlimmeren Streit und ich distanziere mich zunehmend. Ich weiß, dass es eine Art Selbstschutz von mir ist. Damit kommt mein Freund gar nicht klar. Heute hatten wir ein Gespräch und wir haben jetzt erstmal bis Mittwoch Funkstille vereinbart. Er möchte jedoch keine längere Auszeit, weil er das nicht aushalten würde. Ich weiß auch nicht, ob uns eine Auszeit weiterbringt, bin in der Hinsicht aber auch nicht so abgeneigt wie er.
Bei unseren Streits geht es meistens um Nähe/Distanz. Wobei er meistens mehr Nähe fordert, und ich mich dann eher distanziere, bzw. 'schlecht drauf' bin, wenn wir uns sehen. Vielleicht beschreibe ich kurz eine Situation am Wochenende. Wir waren mit meiner Familie essen, und es war nach einiger Zeit sehr anstrengend für mich, weil ich gemerkt habe, dass mein Freund sich nicht mehr an den Gesprächen beteiligte, sich zurücklehnte und in sein Handy sah. Nach einiger Zeit wurde ich total nervös und wollte die ganze Zeit gehen. Ich habe einfach total gespürt, dass er jetzt hier nicht sein will (er sagt mir auch immer wieder, dass ihm die Gespräche in meiner Familie zu 'politisch' sind) und bin deswegen mit meinem Freund schon früher gegangen. Ich konnte den Abend auch nicht wirklich genießen. Ich weiß auch, dass es an mir liegt, dass ich mich nicht genug davon abgrenzen kann. Dass ich mich eigentlich nicht dafür verantwortlich fühlen sollte, wie es meinem Freund gerade geht, und nicht immer das zu machen, was er will. Das fällt mir sehr schwer. Das ist sicherlich auch ein Grund, warum ich mich im Moment distanziere, weil ich dann dieses Abgrenzen besser kann. Aber was soll ich jetzt machen? Mir fällt es total schwer, meine Bedürfnisse durchzusetzen (und sei es nur, dass wir morgens frühstücken, oder dass ich abends vor dem Schlafen noch etwas lese, wenn wir beieinander übernachten). Wie kann ich das lernen? Die Distanz ist gerade sehr schlimm für meinen Freund, aber dass es ihm dadurch schlecht geht, hilft mir nicht dabei sie abzubauen. Außerdem bin ich eine eher unsichere Person, er auch, aber in anderer Hinsicht. Mir fällt es außerdem auch schwer, ihm zu sagen, wenn mich etwas stört. Ich mache das zwar, aber nicht immer sofort und ich weiß auch, dass das nicht so toll für ihn ist.
Wir sind beide 22, er studiert und ist schon ausgezogen und ich arbeite schon, studiere nebenbei und wohne noch zu Hause.

Ich hoffe ihr könnt mir weiterhelfen oder kennt vielleicht meine Situation,

LG

Schwierige Kost zu lesen.

Nicht bös gemeint:
Nach Deiner Schilderung scheinst Du sehr impulsiv und egozentrisch zu sein. Die Streitereien entstehen wohl auch aus der fehlenden Fähigkeit sich zu artikulieren. Dann reagierst Du spontan mit Ablehnung und Rückzug, wenn Du Dein eigentliches Anliegen nicht schnell genug kommunizieren kannst.

Wie wäre es, wenn ihr beide einfach mal ein paar ruhige Spaziergänge macht und Du ihm ein wenig vermittelst, wie Du gerade so tickst? Immerhin weiß er ja nichts von Deinen Attitüden und wird Dich eventuell völlig falsch einschätzen?
Fazit:Sag ihm einfach das, was Du hier im Thread schreibst. Vielleicht knobelt ihr eine Geheimsprache aus, in der ihr beide euch signalisiert wenn der Schuh drückt? Dann sind Situationen, in denen ihr nicht frei reden könnt, schnell klarer und keiner von euch beiden muss Angst haben, dass es eskaliert.

Hallo Sashimi,

ja, man könnte sagen, dass die Streitereien daraus resultieren, dass ich nicht gut sagen kann, was mich stört. Das liegt auch daran, dass ich Angst habe ihn zu verletzen, weil er selber auch verschiedene Ängste hat. Was eigentlich kein Grund sein sollte, das weiß ich auch.
Vielleicht beschreibe ich noch eine andere Situation: wir wollten uns an einem Tag eigentlich treffen, erst um sechs, weil ich noch lernen wollte wegen einer Klausur. Ich habe ihm dann geschrieben, dass ich mit einer Freundin laufen gehe. Ihm ging es nicht gut an dem Tag und er wurde dann sehr wütend, dass ich laufen gehe, obwohl ich ihm gesagt habe, dass ich lerne. Dann hat er das Treffen abgesagt. Ich war sehr verletzt und auch relativ wütend darüber, nicht unbedingt, dass er das Treffen abgesagt hat, sondern eher, dass er sauer war, dass ich eine halbe Stunde laufen gehe, obwohl ich gesagt habe, dass ich lerne? Ein paar Minuten später hat er mich angerufen, dass er doch kommen würde, aber nur für eine Stunde. Ich war aber so verletzt, dass ich das dann nicht wollte. Was er wiederum nicht verstehen konnte. Vielleicht liegt es in solchen Momenten dann auch an mir, aber ich bekomme dann Schuldgefühle, und werde auch deswegen wahrscheinlich sauer.
Als egozentrisch würde ich mich eher nicht bezeichnen, ich neige eher dazu mich zurückzunehmen und die Bedürfnisse anderer an erste Stelle zu stellen. Dazu muss ich sagen, dass ich auch viele Sachen einfach 'ausgehalten' habe vorher. Das ging aber nur eine gewisse Zeit wie ich jetzt feststellen muss. Das was ich in meinem Thread beschrieben habe, habe ich ihm schon gesagt und wir haben vorläufig Funkstille besprochen. Jetzt weiß ich aber nicht, wie es mit uns weitergehen soll...

Naja, wenn Du sagst Du lernst und gehst dann mit einer Freundin laufen ist es ja zu verstehen wenn er gekränkt ist. Er wollte eben offensichtlich mit Dir Zeit verbringen, hat wegen dem Lernen schon Verständis und dann gehst Du noch mit der Freundin joggen. Das klingt nach Zeit verkürzen. Immerhin hätte er ja schon kommen können und hätte eben bei Dir gewartet, oder Du wärst erst zu ihm , mit der Freundin und wärst dann zwischendurch eine Runde joggen gegangen.

Viel bedenklicher aber finde ich, dass Du dann sogar eine Versöhnung aus falschem Stolz entgegenwirkst, in dem Du ihn, einen Richtungswechsel verwehrst. Immerhin wollte er ja dann wieder zu Dir, vermutlich aus Einsicht oder weil er sich einfach beruhigt hat.

Du darfst also die Pläne ändern, er nicht. Ich halte eine Auszeit für angebracht und rate Dir ehrlicher mit Dir zu sein. Für mich klingt es eher danach, dass Du generell wenig Ambitionen hast mit ihm Zeit zu verbringen. Woran das genau liegt, vielleicht sogar an Deinem Freund, schilderst Du nicht. Aber offene Kommunikation scheint hier nicht vorhanden zu sein. Eher falscher Stolz und - Egozentrik.