Ich kann es einfach nicht realisieren

J
mein Freund hat sich letzten Sonntag überraschend von mir getrennt. wir waren 1,5 Jahre zusammen und haben von Anfang an in einer gemeinsamen Wohnung gelebt (wir haben uns als Mitbewohner kennen und dann lieben gelernt). mit der zeit hab es natürlich hier und da Streitigkeiten, 2x wollte er schon nicht mehr aber wir haben uns immer wieder aufgerafft weil wir nicht ohne einander konnten. ich habe auch oft zu sehr geklammert und mir wurde immer schlecht wenn er bis in die Morgenstunden um die Häuser mit seinen Kumpels gezogen ist. oft habe ich ihm gesagt dass es mich belastet wenn er betrunken nach Hause kommt- er brauche es als Ausgleich, meinte er immer. er will erleben, genießen und mit mir könne er das nicht. in seinen Freundeskreis wurde ich nie richtig aufgenommen und hatte daher einfach keine Lust abends mitzugehen.
was wir aber hatten war das innigste Verhältnis dass ich jemals zu einem Mann hatte: wir hatten unsere eigene Art miteinander zu reden, jeden Tag nach der Arbeit haben wir uns erstmal in den Arm genommen und einfach nur gespürt dass wir uns brauchen. er sagte immer ich bin sein lifetime Schatz, sein Körper gehöre mir und ich bin die letzte Frau in seinem Leben.
der Grund der Trennung ist seiner Meinung nach dass er zu große Zweifel hat und unglücklich ist. die Entscheidung kam auch nicht spontan sondern war langfristig. er weinte die ganze zeit und ich war kurz davor mir etwas anzutun, bin ausgerastet und habe versucht ihn zu Küssen, ihn zu umarmen weil ich das nicht wahr haben wollte. er meinte, dass wir Abstand brauchen weil wir ja schließlich eine Trennung vor uns haben; am besten soll ich aus der Wohnung ausziehen und mir weit weg irgendwas anderes suchen. ich habe mich entschlossen erstmal zu meinen Eltern zu fahren, da ich in der Stadt nur oberflächliche Kontakte habe und mich bei Niemanden wirklich geborgen fühlen kann. bin dann am Mittwoch zu meinen Eltern gefahren (ca 600km weit weg). von Sonntag bis Mittwoch hat er sich wirklich gut um mich gekümmert, auch immer wieder geweint, neben mir geschlafen, aber küssen konnte er mich nicht mehr. die Verabschiedung am Bahnhof war sehr kurz. er weinte und sagte ich soll jetzt einsteigen und mir aber keine Hoffnungen mehr machen. es ist aus. ich bin fix und fertig. da er mit meinem Vater ein gutes Verhältnis hat, haben die beiden bisher 2 mal telefoniert. er ist bis heute der Überzeugung dass er die richtige Entscheidung getroffen hat und nicht mehr mit mir zusammen sein kann. aus der ganzen Wut und Trauer habe ich in seinen Facebook Account geschaut und festgestellt, dass er im suchprotokoll nach einigen Frauen geschaut hat. ich habe aus dem Affekt sein Passwort geändert dass er nicht mehr reinkann, es hat mich zu sehr verletzt, dass er dieses Medium benutzen könnte um mich auszutauschen. er rief meinen Vater an und sagte dass er weiß dass ich das war und er gerne wieder in seinen Account möchte und das ja klar war dass ich da rein schauen musste.
ich weiß nicht mehr was ich tun soll! wir hatten eine Bewerbung, 2 Tage vor der Trennung, für eine neue Wohnung vorbereitet, auf die wir uns sehr gefreut haben weil wir uns einen Tapetenwechsel gewünscht haben, sowie für Dezember eine Reise in die Türkei gebucht (er hat mittlerweile mir das Geld zurück überwiesen um so schnell wie möglich alles abzuschließen). Samstag noch die Schufa geholt und über unsere bisherige zeit geredet wie sehr wir uns lieben und wie schön alles doch ist. einen Tag später ist alles vorbei. ich weiß nicht wie ich ihm gegenüber treten soll, ob ich in der Wohnung bleiben kann, wohin ich überhaupt gehen soll. auf Arbeit habe ich mich auch erstmal krank gemeldet weil ich nichts auf die Reihe bekomme. früher hat er sich immer gleich mit anderen Frauen vergnügt, jede mitgenommen die ihm gerade in die arme fiel. ich sehen große Angst dass er bald wieder eine andere hat. die Vorstellung, dass er eine andere anfasst und küsst zerfleischt mich und bete jeden Tag dass er das nicht macht.

könnt ihr mir weiterhelfen? geht es irgend jemandem genauso? ich bin verzweifelt, wütend, traurig und denke die ganze zeit an unsere Erlebnisse und die schönsten Momente die wir hatten

08.11.2014 18:28 • #1


C
Erinnert mich ziemlich an eigene Erfahrungen. Nicht in den Freundeskreis aufgenommen werden, Feiern als Ausgleich (aber ohne den Partner) und Alk. zum Wegschießen ist natürlich inklusive. Unsicherheit, ob es passt, statt es einfach mal passieren zu lassen.
Es ist sehr schwierig, da etwas dazu zu sagen. Ich bezeichne solche Menschen als Menschen, die Leben und Liebe trennen. Mit Freunden hat man Spaß und den Partner hat man als Ruhepol. Hmm, das kann gut gehen, aber häufig fühlt sich der Ruhepol-Partner ausgenutzt und irgendwo aus ausgeklammert. Ich habe für mich entschieden, dass ich das so nicht haben will. Ich kenne auch niemanden, der damit glücklich ist. Das ist im Endeffekt keine andere Komponente als eine reine S., mit anderen hat man Spaß und mit der S. hat man S..

Mit anderen hat er Spaß und dich hat er als Ruhepol. Ich verstehe Partner deutlich umfassender. Und wenn du nicht zu den Freunden passt, ist das auch so ein Thema, denn die Freunde prägen und beeinflussen ihn ja auch irgendwie. Und dann passt du eben genau zu diesem von den Freunden geprägten Teil nicht.

08.11.2014 18:43 • #2


S
Hey Jessy,
ich kann deine Situation sehr gut verstehen. Bei mir war es vor fast 3 Wochen ähnlich. Er hat sich aus dem nichts getrennt, wir hatten ein Streit, der meiner Meinung nach nicht von großer Bedeutung war und auch einer der wenigen Streits, die wir in fast einem Jahr Beziehung überhaupt hatten. Er war nicht unbedingt der Typ, der viel feiern gegangen ist bzw. mich nicht mit zu seinen Freunden nehmen wollte, eher im Gegenteil. Ich sehe die Ähnlichkeit unserer Situationen aber im Verhalten, dass einen Tag vorher noch die Zukunft geplant wurde, und am nächsten Tag ist alles vorbei. Ich habe gestern auch nochmal nach 3 Wochen Trennung mit meinem Exfreund geredet und er hat ebenfalls gesagt, dass er die Entscheidung sich zu trennen nicht bereut. Natürlich habe ich mir etwas ganz anderes gewünscht.
Nun zu deiner Angst, dass dein Exfreund etwas mit anderen Frauen anfangen könnte. Das war auch für mich meine größte Angst und 3 Tage nach der Trennung hatte er mir erzählt dass er feiern geht. Ich habe an dem Abend einen halben Nervenzusammenbruch gehabt, weil sich in meinem Kopf alle möglichen Situationen abgespielt haben. Er mit einer anderen, er bringt eine andere mit nach Hause (wir wohnen im selben Haus, allerdings in getrennten Wohnungen) etc. Am nächsten Tag habe ich durch eine Freundin erfahren, dass genau dieser Fall eingetroffen ist. Er hatte auf einer Party was mit jemanden anderen. Damit ist meine größte Angst und Sorge bestätigt worden. In dem Moment wo ich es erfahren habe, habe ich eigentlich nur noch Wut empfunden. In dem Gespräch gestern habe ich erfahren, dass er auch vorgestern wieder auf einer Party war und wieder was mit einer anderen hatte.
Ich erzähle dir das, weil auch ich das als die schlimmste Vorstellung empfand. Jetzt ist es passiert und er konnte mir selber nicht sagen warum. So schlimm diese Vorstellung auch ist, und so schlimm dein Kopfkino auch ist, wenn es passiert ist, ist die Situation irgendwie schon anders. Ich habe mir gestern nach dem Gespräch einfach nur noch gedacht, wenn er das nötig hat, dann soll er das tun. Und auch ich finde die Vorstellung nachwievor schrecklich und widerlich. Er hat aber auch zugegeben, dass er das macht um sich abzulenken. In Gesprächen mit guten männlichen Freunden habe ich erfahren, dass Männer sowas eben (fast) immer machen. Wenn du selbst sagst, dass er kein Kind der Traurigkeit ist, dann solltest du dich leider auf diesen Fall einstellen, solltest aber auch bedenken, dass das wahrscheinlich einfach nur seine Art ist um sich abzulenken. Ich weiß das ist kein Trost, aber irgendwo auch ein gutes Zeichen, oder? Ihm wird die Trennung auch sehr nahe gehen, und ich bin mir ziemlich sicher, dass wenn sowas passiert, er im Grunde nicht mal selber weiß warum er das macht bzw. schnell merkt, dass es nicht das gleiche ist wie mit dir.
Nach 3 Wochen Trennung habe ich jedes mögliche Gefühlsauf und -ab miterlebt, aber irgendwie hat sich auch was verändert. Ich kann nicht sagen, dass es mir besser geht oder dass ich damit abgeschlossen habe. Aber wenn alle diese Fälle, vor denen du Angst hast eintreten, dann denkt man glaub ich irgendwann automatisch anders über die Trennung.
Ich weiß es ist kein Trost und ich weiß, dass dir das nicht hilft. Ich habe selber in dieses Forum hier geschrieben, weil ich nicht mehr weiter wusste. Drei Wochen Trennung sind noch nicht lange und auch ich werde noch einige Wochen brauchen um meine Gefühle und Gefühlsumbrüche in den Griff zu kriegen. Mir haben meine Freunde und Familie gesagt, dass die Zeit alle Wunden heilt. Ich konnte das nicht glauben, aber wenn ich meine Situation jetzt im Moment mit der vor noch 2 Wochen vergleiche, so hat sich irgendwie schon was verändert. Und sei es nur das Gefühl von tiefer Trauer zum Gefühl des Nachdenklichen.

Ich wünsche dir viel Kraft, dass du das alles durchstehst. Ich persönlich finde die Frage nach dem Warum am schlimmsten. Warum geht eine wunderbare Beziehung von heute auf morgen in die Brüche? Ich habe über diese Frage seit 20 Tagen nachgedacht, teilweise Stundenlang. Habe mit allen möglichen Menschen darüber geredet um mir verschiedene Meinungen einzuholen. Man kann sie nicht beantworten, aber spekulieren. Und eigentlich alle, mit denen ich geredet habe, meinten, dass er ein ganz großes Problem hat. Dass er entweder nicht mit Streit umgehen kann, nicht Kritikfähig ist, noch nicht bereit für eine ernsthafte Beziehung. Das tröstet natürlich auch nicht, aber es ist ein wichtiger Schritt für dich selbst. Und aus deiner Erzählung denke ich, dass das gleiche auf deinen Exfreund zu trifft. Wenn er dich bis zum letzten Tag nicht anders behandelt hat als vorher, dann stimmt nicht mit dir etwas nicht, sondern mit ihm. Das hilft dir wahrscheinlich ebenfalls nicht, aber wenn du diesen Gedanken im Hinterkopf behälst und dann die Beziehung nochmal revue passieren lässt, hilft es dir glaub ich eher, damit umzugehen als wenn du die Fehler dabei bei dir suchst. Denn das wäre falsch.
Ich wünsche dir alles Gute, dass du möglichst schnell damit umzugehen lernst. Gespräche mit anderen Leuten sind extrem wichtig, und grade wenn er Kontakt mit deinem Vater hat, wirst du von deinem Vater wahrscheinlich eine sehr objektive Meinung dazu hören und das ist gut. Lenk dich am besten so gut es geht mit anderen Dingen ab, sprich mit deine/n Freunden/Familie darüber und nimm dir am besten vor, ihn nicht mehr bei Facebook zu kontrollieren. Davon kann ich auch ein Liedchen singen, aber es bringt dir im Grunde gar nichts, und soweit treibt unsere Exfreunde wahrscheinlich nur noch weiter weg
Viel Glück und du schaffst das!

09.11.2014 01:35 • #3




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