Guten Morgen, Ginsterteddy,
fuehl dich mal aus der ferne getrostknuddelt. momentan sieht alles schlimm aus, ich kann das so gut nachvollziehen!!! aber vertraue den leuten, die dir hier schreiben, dass es vorbei geht und du auch wieder schoene zeiten haben wirst. auch, wenn man das in der trennungsphase nicht glauben kann, so mag das, was du jetzt erlebst, doch fuer irgendwas gut sein.
du kannst die trennung nutzen, um fur dich persoenlich zu reifen und einen weg zu finden und ihn zu beschreiten, der dir moeglicherweise sogar viel mehr zufriedenheit geben kann, als du bisher hattest.
ich habe mich damals auch gefragt: warum tut er mir das an? warum gibt er uns als paar nicht mal eine chance? habe ich das nicht verdient? warum hat er mit mir nicht mal vorher geredet, als er sich begann zu entlieben? warum wurde ich nicht einbezogen usw.?
fuer mich kam die trennung wie ein schlag mit der bratpfanne, mitten im flug - voellig unvorbereitet: wir waren damals z.b. gerade in unser gemeinsames haus gezogen - unfassbar!
die fragen habe ich nie beantwortet bekommen, und glaube mir, es wird auch irgendwann sowas von unwichtig, warum und wieso das verhalten sowar, wie es war.
du schreibst:
»Es müßte doch nach 12 Jahren wenigstens eine Chance geben. Wenn man erkennt, was nicht mehr passt und dann eine Zeit lang versucht es zu ändern. Wenn es dann nicht geht, kann man sich doch immer noch trennen. Da fehlt es doch ein bißchen an Reife und Verantwortungsbewußtsein bei meinem Mann«
das ist genau der punkt - diese erkenntnis habe ich auch gewonnen, und es hat bei mir aber eine zeit gedauert, bis ich das begriffen habe. meine mentorin sagte mir damals: er (mein exi) hat sich mit seinem verhalten dir gegenueber in seinem ansehen als erwachsener und reflektierter mensch vollkommen selbst diskreditiert. damit hatte sie recht, und sie riet mir auch, mich zu fragen, ob ich mit so einem menschen denn ueberhaupt zusammen sein moechte. nach einer zeit des trauerns habe ich diese frage klar mit nein beantworten koennen.
heute bin ich aufrichtig froh, dass ich durch diese schmerzen gehen musste, auch wenn es damals an meine grenzen ging. diese trennung mit den damit verbundenen gefuehlen und lehren haben mir fuer meine persoenliche entwicklung enorm viel gegeben und ich habe ueberdies auch spaeter mein glueck gefunden, das ich vorher nie erahnte. ich durfte mich nochmal verlieben, und glaube mir: im ersten jahr habe ich ganz oft weinen muessen, weil ich soviel von meinem neuen partner bekommen habe, was ich vorher nicht kannte.
ich moechte dir damit nur sagen: versuche zu vertrauen, dass das, was dir gerade widerfaehrt, eine art lektion fuer dich enthaelt: etwas zu lernen, neue wege zu finden, zu wachsen.
vertraue darauf, dass alles ,was geschieht, zu deinem besten ist - auch, wenn du das momentan ums verrecken nicht glaubst, nicht glauben kannst. bei mir war es genauso: ich habe mein schicksal verflucht und ich war nahe daran aufzugeben, weil ich den schmerz kaum ertragen konnte. aber ich habe den mut gehabt, weiter zu machen, zu kaempfen, einen tag nach dem naechsten (anfangs stunde fuer stunde!)... und zu vertrauen, und es hat sich alles ergeben, so wie es fuer mich gut ist. zu diesem vertrauen moechte ich dich ermutigen.
es ist deshalb so schlimm, weil unser partner sich schon laengere zeit entliebt hat, waehrend wir noch an einem ganz anderen punkt der beziehungsgeschichte stehen. das ist das scheinbar gemeine, dass der andere uns keine chance geben moechte. fakt ist aber: der abloesungsprozess des anderen ist schon weiter vorangeschritten, ohne uns... und wir stehen da und fuehlen uns wie vor den kopf geschlagen!
es gilt, nun den weg voran zu gehen. ich moechte dir genau das raten, dass du nun den weg voran gehst. es gibt einen weg fuer dich, und der hat garantiert auch noch viele schoene ueberraschungen fuer dich bereit.
aktives trauern hilft. (abschieds-)rituale koennen helfen. sich mutig um den eigenen weg kuemmern hilft auf jeden fall. tagebuchschreiben war fuer mich unabdingbar hilfreich! loslassen und vertrauen hilft. sich von menschen tragen lassen, die einem nahestehen: das troestet etwas.
irgendwann wirst du so etwas wie eine leise vorfreude spueren, auf deinen weg. bis dahin ist es noch eine ganze zeit hin, und die wird auch schmerzvoll sein, aber glaube mir, diese zeit kommt!
alles gute
juliet
06.04.2005 09:10 •