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Ich komme einfach nicht raus

G
Hallo ihr Lieben,
seit fast einem Jahr bin ich mit einem Mann (45) zusammen.
Er ist treu, solide, attraktiv - aber ich bin unglücklich mit ihm, weil es die langweiligste, emotionsärmste höhepunktloseste Beziehung ist, die ich je geführt habe :/
Schon vor Wochen habe ich ihm gesagt, dasd ich mir Gedanken darüber mache ob ich so ein Leben weiterleben kann mit ihm. Er war beleidigt ohne Ende.
Ich ernähre mich seit ein paar Wochen vegetarisch, fühle mich gut dabei und es führt zum dicksten Streit weil ich sagte, ich bereite ihm kein Fleisch mehr zu bzw er müsse sich dann selbst ums Fleisch kümmern, wenn er der Überzeugung ist, dass ich ihn mit 2vegetarischen Essen in der Woche nicht satt bekomme.
Unsere Intimität ist eine Katastrophe, die in Richtung läuft ich lieg ja schon, mach Du mal. Sein Vorspiel endet an meinem Hals und ich mag nicht mehr mit ihm schlafen, kann es ohne Gel nicht mehr. Anfangs dachte ich, das wird bestimmt, dann nahm ich Rücksicht auf seinen beruflichen Stress (ihm machte das Homeoffice so sehr zu schaffen, dass er der Überzeugung war, dass Homeschooling inkl Arbeitsplatzverlust einfacher zu verkraften wäre) und dann war es ein paar Wochen in den Sommerferien gut. Es gab zwar 4Wochen keinerlei Höhepunkte, aber auch keinen Streit und es war entspannend. Kaum sind wir wieder im Alltag merke ich dass mich die täglichen Telefonate stressen, dass er mir missgönnt, dass ich Besuch von meiner Schwester bekam und meine, dank der Arbeitslosigkeit 'gewonnene' Freiheit dahingehend nutze, an den restlichen Ferientagen liebe Freunde zu besuchen und meinen Kindern zu ermöglichen ihre Freunde nach langer Coronapause endlich wieder zu sehen. Er war wirklich beleidigt und 'drohte' mir die Zeit anderweitig zu verplanen. Ich sagte ihm, dass es mich freut wenn er es tut, weil ich schon vor Monaten das Gespräch mit ihm führte, indem es darum ging, dass ich es gefährlich empfinde sich nur auf den Partner zu fixieren. Und er hat tatsächlich als Vertrauenspersonen nur mich und seine Mutter.
Wie dem auch sei - ich habe ständig Gründe gefunden um Zeit zu schinden. Aber jetzt zum Wochenende hin ist es irgendwie völlig irrsinnig 'eskaliert'. Donnerstag wurde der schwerkranke Lebensgefährte seiner Mutter ins Krankenhaus auf die Palliativ eingeliefert. Am Freitag gab mein bester Freund unsere Freundschaft auf, weil er zu viel für mich empfindet.
Ich war sehr, sehr traurig und schlief wenig unruhig (meine Kinder waren seit 2 Monaten nochmal bei ihrem Papa, der ein paar Wochen im Ausland arbeiten musste).
Mein Freund sagte mir dass der Lebensgefährte gestorben sei (die beiden hatten keine wirkliche Bindung zueinander).
Er wollte dann bei mir vorbei kommen. Ich sagte er solle bei seiner Mutter bleiben, die ihn dringender braucht (sie ist auch unheilbar an Krebs erkrankt), dass ich den beiden Zeit lasse um erstmal klar zu kommen auch selbst völlig überfordert sei. Mein Freund schrieb mir ständig komische Nachrichten, die darauf zielten es wäre typisch, wenn er mal jemanden bräuchte wäre keiner für ihn da, es wäre immer so etc.
Ich rief ihn nachmittags an, fragte nach ihm und seiner Mutter, er antwortete mir, es sei alles bestens und fing an über seine Katzen zu reden (vielleicht zur Ablenkung). Ich sagte tut mir leid, ich kann und will jetzt nicht über Deine Katzen reden. Lass uns später telefonieren. Später am Abend war ich aber müde und ausgebrannt, so sagte ich ihm ab. Und schon wieder die gleichen Vorwürfe, so dass ich sagte, ich schreibe nicht mehr, weil es unangebracht ist.
Heute Morgen schnauzte er mich in seiner Nachricht an, es wäre ja typisch dass ich nicht schreiben würde und er wäre so alleine. Ich rief an und fragte ihn was er erwartet, ich kannte den Mann nicht, sah ihn 2,3x in der Zeit und alles was ich über ihn hörte war weitestgehend negativ und dass seine Mutter unglücklich mit ihm seit Jahren war (das sagten er und seiner Mutter). Und als ich sagte, wenn er sich mit seinen Nachrichten und Frechheiten nicht zusammen reißt, dann beende ich es, weinte er.

Ja, ich habe mich nicht mit Lorbeeren bekleckert, ich bin tatsächlich nicht wirklich für ihn da. Nicht weil ich nicht wollte, sondern weil er mich so massiv bedrängte dass ich an so einem Tag mit ihm stritt. Weil er meine Grenzen nicht respektierte und extra drüber lief, weil ich vorher durch den Verlust meines besten Freundes schon traurig und durch Schlafmangel nicht gut drauf war, weil ich meinen Freund wohl nicht liebe. Zumindest nicht so dass es für eine Partnerschaft ausreicht.
Ich bin nicht kalt, schäme mich echt dafür dass ich gestern und heute mit ihm gestritten habe und bin noch unglücklicher als vorher, da die nächste Zeit nicht die Zeit ist um es zu beenden, obwohl ich einfach nicht mehr will. Es ist als würde er mich energetisch aussaugen. Ich habe keine Kraft mehr seine Emotionslöcher zu stopfen und keine Energie für meine Kinder und mich zu haben.
Aber Ich habe auch Angst um seine Mutter, dass die Trennung von uns sie zusätzlich schwächt und sie evtl daran sterben könnte. damit käme ich nicht klar und dann hätte ich gleichzeitig Angst davor dass mein Freund komplett durchknallt.

Tut mir leid fürs auskotzen

07.09.2020 02:31 • x 1 #1


Hansl
Zitat von GemEinsam:
Tut mir leid fürs auskotzen


Alles gut.
Top Text.
Na, da hängst schon drin, kommt aber vor.
Nach den Beerdigungen Ausstieg langsam einleiten.

07.09.2020 02:59 • x 1 #2


A


Ich komme einfach nicht raus

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Gorch_Fock
Das passt nicht und auch Dein Verhalten ihm gegenüber ist nicht angemessen. Steig da aus.

07.09.2020 04:59 • x 4 #3


K
Guten Morgen, fühl Dich gedrückt, Du hast wirklich viel, um das Du Dir gerade Gedanken machst.

Ich weiß nicht, ob es Dir hilft, aber ich möchte Dir ein paar Gedanken mitteilen.

Dein Freund hat emotionale und offenbar auch 6uelle sowie soziale Defizite. Die hatte er vor Eurer Beziehung, die hat er währenddessen und die wird er hinterher haben. Das sind seine Baustellen und nicht Deine. Du bekommst die Auswirkungen zu spüren. Doch Du kannst sie nicht für ihn abarbeiten.

Es liest sich, als wärst Du mit ihm eine Vernunftbeziehung eingegangen, da er eigentlich ganz okay ist. Das reicht aber nicht, wenn es an Anziehung mangelt. Ich weiß das, weil ich es selber einmal probiert habe mit einem tollen Mann, der charakterlich 1a war, aber mich trotzdem stresste, weil die Liebesgefühle fehlten. Es war einfach ein Herumgemurkse. Was eine partnerschaftliche Beziehung von einer Freundschaft unterscheidet, ist die körperliche Anziehung.

Meine Mutter ist nach Sterbebegleitung durch uns vor ein paar Wochen zuhause gestorben. Keine Ereignisse aus unseren Leben hätte sie am Sterben gehindert oder es befördert. Die Zeit war nach sehr langer Krankheit gekommen. So ist das Leben nun mal. Meine Mutter hat zwei erwachsene Kinder ohne Partner zurück gelassen und hätte ganz sicher nicht bleiben können, bis wir wieder erfolgreich in Beziehungen stecken oder befriedigender Berufe haben. Den Gesundheitszustand der Frau mit Deinen Lebensentscheidungen in Verbindung zu bringen, ist Blödsinn. Was ihr Sohn ihr sagt oder von ihr fern hält, ist seine Entscheidung. Du bist für den Weg dieser Frau nicht verantwortlich.

Dein Freund hat jetzt das Pech, dass er kein soziales Netz hat. Das ist sein (Lebens-) Versäumnis und nicht Deines. Dieses Defizit solltest Du Dir nicht überstülpen lassen und Dich nicht zur Kompensation gezwungen fühlen. Dafür gibt es vermutlich Gründe in ihm, die auch Du in Eurer Beziehung zu spüren bekommst.

Falls sich seine Mutter auf den letzten Metern im Leben befindet (ist das wirklich so? Gibt es eine entsprechende Diagnose?), hat er jetzt die Chance, daran zu wachsen. Als uns die Diagnose gestellt und die Endlichkeit des Lebens meiner Mutter vor Augen geführt wurde, waren wir erstmal erschüttert. Doch ziemlich schnell konnte ich jedem von uns dabei zusehen, wie er wuchs und Verhalten zeigte, das ich ihm nicht zugetraut hätte zuvor. Natürlich hätte ich es gern anders und
meine Mutter noch bei uns gehabt, aber es war und ist eine prägende Zeit gewesen, die uns viel über uns selbst und unsere Fähigkeiten gelehrt hat. Vielleicht kannst Du versuchen, eine solche Sicht auf das einzunehmen, was Deinen Freund nun in kommender Zeit bevorsteht, und Dich damit etwas weniger schlecht sondern auch etwas zuversichtlich für ihn fühlen.

Noch ein Aspekt: es war eine sehr intime Zeit. Dritte hätten und haben da nur gestört, wenn man vom Palliativdienst absieht. Relativ neue Partner wären für mich Dritte in diesem Sinn gewesen. Falls die Frau im Sterben begriffen ist, braucht sie Dich dabei nicht.

Für Deinen Freund ist es Zeit, erwachsen zu werden und Verantwortung im Leben zu übernehmen. Das wird er schmerzhaft tun müssen, ob er Dich dabei nun traktiert oder nicht.

Natürlich hätte ich auch gern jemanden zuhause gehabt, der etwas für mich erledigt oder mich mal in den Arm nimmt. Aber wenn ich Dich richtig verstehe, läuft diesbezüglich bei Euch sowieso nicht viel.
Erwartet er womöglich jetzt ein Verhalten von Dir, was er selber im umgekehrten Fall gar nicht in der Lage gewesen wäre an den Tag zu legen?

Es haben Menschen Unterstützung und Gespräche angeboten, aber wir könnten das gar nicht annehmen, weil es eine so sehr den inneren Kern betreffende Erfahrung war, dass wir gar nicht gewusst hätten, worin Unterstützung und Gespräche hätten bestehen können. So haben wir uns vor Dritten eher Zürich gezogen, da sie -so gut es auch gemeint war- Störfaktoren darstellten. Vielleicht wird er diese Erfahrung ebenfalls machen.

Noch etwas; Du schreibst, es wäre nicht die Zeit, sich zu trennen. Wann wäre diese Zeit? Nach der Bestattung des Lebensgefährten? Nach dem Versterben der Mutter? In 3 Tagen, nach zwei Wochen oder einem Jahr zwischen Leben und Tod? Und dann? Nach ihrer Bestattung? Nach dem ersten Geburtstag oder Weihnachten? Nach dem Trauerjahr? Wann während Deine Zeit ebenfalls verrinnt?

Denn richtigen Zeitpunkt gibt es nicht.

Du beschreibst, dass der Mann ein Energieräuber ist. Was müsste passieren, damit das aufhört und wie wahrscheinlich ist es, dass genau das eintreten wird, wenn Du nicht selbst für Dich sorgst?

Was Deinen besten Freund angeht: das ist belastend, denn gerade jetzt würdest Du ihn wohl brauchen, aber als Freund und nicht als Verehrer. Er handelt klug, wenn er auf seine seelische Gesundheit achtet. Gesteh' ihm das zu und freu Dich für ihn, dass er in der Lage ist, sich selbst zu schützen. Du kannst Dir da in Sachen Abgrenzung gerade was abgucken.

Vielleicht zum Trost: ich war gerade mit meinem besten Freund eine Woche im Urlaub. Es war eine In a
Katasrophe.

Was ich vermitteln will ist, so schlecht auch gerade alles anmutet, es birgt reichlich Chancen. Es ist lediglich eine Frage der Perspektive, die man einnimmt.

07.09.2020 06:24 • x 7 #4


Fanta1
Zitat von GemEinsam:
ich bin unglücklich mit ihm,

Das ist eigentlich die Antwort auf alles was du schreibst. Selbst wenn ich die ganze Geschichte drumherum ausblende, die von KBR exzellent analysiert wurde- dann bleibt ,dass du mit einem Mann zusammen bist, mit dem du unglücklich bist. Ihr habt keine gemeinsamen finanziellen Verpflichtungen, ihr habt keine gemeinsamen Kinder, ihr seid nur aus dem einen einzigen Grund zusammen, weil ihr euch davon erhofft, dass es euch glücklicher macht als alleine zu sein.

Das ist bei dir jedoch nicht der Fall. Du wärest ohne ihn zur Zeit glücklicher . Du erfindest Ausreden, ihn nicht sehen zu müssen. Um es auf den Punkt zu bringen: du liebst ihn nicht ! Daher wäre es Betrug an dir, an deinem Partner , deinen Kindern und an deinem ganzen Umfeld, das diesen Umstand ja sicher auch irgendwie mitbekommen, mit einem Mann zusammen zu bleiben, der dich unglücklich macht.

07.09.2020 06:51 • x 4 #5


K
@Fanta1

Danke, dass Du es -anders als ich- so kurz auf den Punkt bringen konntest.

07.09.2020 06:57 • x 2 #6


OxfordGirl
Zitat von GemEinsam:
ich habe ständig Gründe gefunden um Zeit zu schinden

Zitat von GemEinsam:
Aber Ich habe auch Angst um seine Mutter, dass die Trennung von uns sie zusätzlich schwächt und sie evtl daran sterben könnte. damit käme ich nicht klar und dann hätte ich gleichzeitig Angst davor dass mein Freund komplett durchknallt.

Wieso so dramatisch? Seine Mutter stirbt nicht, nur weil du dich aus dieser ungesunden Beziehung löst. Ich glaube, da misst du dir selbst eine viel zu hohe Position bei. Du entscheidest nicht über Leben und Tod, es geht primär um dein eigenes Leben, dass du seit Monaten bis zum Erbrechen (entschuldige die Ausdrucksweise, aber wenn ich lese, wie euer S. funktioniert, wir mir leicht übel) seinen Bedürfnissen unterzuordnen versuchst. Ihr seid erst ein knappes Jahr zusammen. Ihr habt keinerlei Verbindlichkeiten, du hast früh gemerkt, dass es nicht passt, hast den Zeitpunkt mehrfach verpasst, das ganze zu beenden. Versuch mal das ganze Drama, das gerade nebenher abläuft, auszublenden. Was rational gesehen übrigbleibt, sind zwei Menschen, die nicht zusammenpassen. Nicht mehr aber auch nicht weniger. Es ist dein Leben. Du entscheidest, was du draus machst. Nicht seine kranke Mutter. Nicht seine Katzen. Du!

07.09.2020 07:36 • x 2 #7


D
Du magst weder Zeit mit ihm verbringen (weil er Dich aussaugt), noch Sechs mit ihm erleben (ein Alptraum, warum eigentlich? Das sagt man doch, wie unschöndas ist und arbeitet dran?).
Du liebst ihn halt nicht.

Geh einfach, es hat einfach weder Wert noch Sinn, wenn Du ausharrst.

07.09.2020 17:43 • x 1 #8


G
Hallo, ich wollte mich mal zu einem kleinen Update melden - am Freitag ist die Beerdigung und danach beende ich es.
Ich will diese Situation nicht, fühle mich als würde ich ersticken und denke er leidet auch. Ich möchte ihn nicht quälen und tue es doch. Es zieht sich so unglaublich hin

---

Nachtrag - hier geht es weiter:

ihm-den-wirklichen-trennungsgrund-nennen-t61445.html

15.09.2020 18:39 • x 1 #9


A


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