Liebe Ivy,
Zitat:Aber erstmal habe ich immer irgendwie ich mache mir selbst was vor mit den positiven Gedanken und das ich es einfach nur verdrängen will und mich später dann einholen wird.
Das kenne ich und verstehe Deine Gedankengänge daher sehr gut. Es geht auch nicht darum, sich selbst positive Gedanken vorzugaukeln wenn doch tatsächlich ein negatives Bauchgefühl da ist. Es geht darum, zu lernen, den Fokus auf Dich, nicht so intensiv auf andere zu lenken. Damit meine ich z.B. folgendes: wenn Du ein negatives, unsiches Gefühl gegenüber anderen oder Männern hast, dann geht es Dir deswegen nicht gut...Du kannst aber ein wenig lernen, wieder zu fühlen, wie Du Dich für Dich ganz alleine, unabhängig von anderen fühlst. Das ist aber in der Tat nur eine kleine Übung, um bei sich selbst zu bleiben. Du selbst schreibst, dass Du annimmst, dass es bei Dir tiefer liegt...das heißt, sobald Du in Beziehung bist oder eine Beziehung sich anbahnen könnte (sei es nur in der Fantasie, ausgelöst durch Sympathie gegenüber einem Mann), entstehen (Verlust)Ängste in Dir. Die sollst Du nicht mit positiven Gedanken überdeckeln, sondern immer wieder versuchen, bei Dir zu bleiben, Dein Befinden nicht zu abhängig von den Gesten anderer machen.
Ich schreibe Dir weil ich all das selbst zur Genüge kenne und seit langem daran arbeite (auch Therapie).
Es geht im Grunde darum, ein stärkeres Selbstgefühl zu bekommen, seinen eigenen Wert nicht so sehr von Bezugspersonen abhängig zu machen.
Auf der anderen Seite gehört wohl auch die Bewusstmachung der Vergangenheit (Situation in Deinem Elternhaus) dazu denn sie hat sicherlich zu Deiner Verunsicherung beigetragen. Du schreibst ein wenig über das Verhältnis Deiner Eltern...aber wie verhielt sich Dein Vater Dir gegenüber? Hattest auch Du das Gefühl, dass er fern ist, dass Du ihn möglicherweise verlieren könntest?
Ich kann mir vorstellen, dass dies noch viel stärker auf die Kinderseele wirkt, als das Verhältnis, was man zwischen Mutter und Vater beobachtet.
Aber das sind natürlich alles nur Spekulationen. Wenn es sich bei Dir so stark zeigt, selbst wenn Du nicht in Beziehung bist, so kann ich Dir nur eine Therapie bei einem empathischen Therapeuten empfehlen. Denn aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schwer es ist, umzulernen, aus diesem alarmierten, beobachtenden Zustand herauszufinden, wenn man jemandem gegenüber Zuneigung empfindet.
Ich selbst habe in Therapie herausgefunden, dass mein Vater ein Schürzenjäger war und so wenig auf mich konzentriert war, dass ich emotional das Gefühl hatte, ihn zu verlieren, wenn er einer Frau hinterher schaute. Unsere Bindung war zu lose, nicht verlässlich genug und so kann es bis heute passieren, dass ich große Verlustängste erlebe, wenn ich mich verliebe oder wie Du schon vorher.
Und dann gerate ich eben in diese Fixierung auf dieses Thema, ich wache über die Situation wie eine kleine Detektivin, die die Liebe ihres Vaters verlieren könnte.
Ich versuche darum nicht, mir positive Dinge einzureden, sondern lasse erstmal das Gefühl zu Ah, da ist wieder die Verlustangst. Und dann versuche ich, wieder ins Gespür für mich selbst zu kommen, denn das ist es, was am stärksten macht und was am meisten Sicherheit verschafft- sich selbst nah zu sein/zu bleiben.
Es ist dann hilfreich für mich, zu erkennen, dass meine Ängste ihre Ursache in der Vergangenheit haben und mir klar zu machen, dass ich heute nicht mehr wie damals von einem Mann abhängig bin. Die Gefühle, die dann hochkommen, sind alte Gefühle und die heutige Situation ist nur ein Auslöser.
Ein Mann kann Dich noch so sehr lieben, er wird Dir nie dieses Sicherheitsgefühl geben können; es muss aus einem selbst kommen...aber ein liebevoller Mann kann Dir auch dabei behilflich sein, Deine Ängste in den Griff zu bekommen, bzw. immer wieder zu Dir selbst zurück zu kehren.
liebe Grüße,
Hella