Zitat von Atomicblue: dann kommt sicher auch meine Durchhängerphase
Jede Trennung hat ihre Phasen und die schlimmsten sind oft die, wenn alles Organisatorische erledigt ist und die Zeit der Umgewöhnung beginnt.
Ich bin mir aber absolut sicher, dass Du so viel innere Stärke hast, dass Du diese Phase auch meistern wirst. Und Du bist auch klug genug, nicht nur den Kopf hängen zu lassen, sondern aktiv etwas für Dich im neuen Lebensabschnitt zu tun.
Du erinnerst mich stark an meine Freundin. Die Rahmenbedingungen waren ähnlich, nur dass sie keine Ahnung von seinem Doppelleben hatte. Sie erfuhr es von ihm, als sie mit Migräne auf der Couch lag, dass er ausziehen werde. Bald, sehr bald. Er ging ziemlich schonungslos vor und es wirkte in mancher Hinsicht wie ein Racheakt. Jedenfalls packte er Sachen zusammen und verschwand zu seiner neuen Flamme, die 60 km entfernt lebt und ein nettes Häuschen ihr Eigen nennt. Ihre 4 Söhne waren ausgezogen, der Mann gestorben. Und jetzt: wieder ein Mann im Haus,der auf Händen getragen wurde, wie ich vermiete. Er bewohnte sozusagen das Obergeschoss, wo er sich ausbreiten konnte, umgarnt von Wäscheservice,warmem Essen und ganz viel LIebe.
Meine Freundin rief mich sehr bald an und sagte, was los ist. Sie weinte nicht mal. Im riesigen Haus, das die fünfköpfige Familie bewohnte wurde es leer. Die Älteste studierte bereits und wohnte weiter weg, die beiden Söhne gingen noch zur Schule. Sie mietete sich eine Wohnung in der Stadt, eine schöne Altbauwohnung, denn in diesem Haus mit den vielen Erinnerungen wollte sie nicht bleiben. Sie gestaltete sofort ihr Leben um. Und es war klar, dass sie nach dem Trennungsjahr die Scheidung wollte, ohne Wenn und Aber. Ab da hatte sie so gut wie keinen Kontakt mehr zum Ex, denn der interessierte sich kaum mehr für seine 3 Kinder. Er wollte ein neues Leben beginnen, in dem die Kinder nicht vorgesehen waren.
Seine Neue wollte damals sogar, dass zumindest die Söhne ab und an vorbei kamen, aber die fühlten sich dort auch nicht eben wohl. Wen wundert es?
In der neuen Wohnung meiner Freundin hatte der Ex. keinen Zutritt und so blieben als gelegentlicher Treffpunkt vom Vater mit den Söhnen nur ein Lokal.
Die Tochter hatte ohnehin mit ihm gebrochen. Sie hätte sich gewünscht, dass ihr Vater ihr gegenüber Stellung bezieht, aber er tat nichts und stellte sich auf den Standpunkt, wenn sie was wollte, dann müsse sie sich bei ihm melden. Daraufhin brach der Kontakt ab - bis zu ihrem frühen Tod einige Jahre später. Sie war an Darmkrebs gestorben, der stark gestreut hatte und auch eine begonnene Chemo hätte nicht mehr viel geholfen. Es war ein weiteres Drama, das meine Freundin zu bewältigen hatte.
Das Haus wurde verkauft und dann kam die Scheidung und damit der endgültige Schnitt. Sie war froh drum, sie wollte nur noch von ihm gelöst sein. Der Ex. zahle an Unterhalt, was er musste, aber keinen Euro mehr. Und alle sonstigen Kosten wie z.B. die Finanzierung des Studiums der Tochter in Schottland (dort wurde sie krank und musste in Edinburgh in die Klinik) lastete auf ihr. Sie hätte ihn niemals angebettelt. Als die Tochter bereits einige Wochen in Schottland war, erhielt sie eine Mail vom Vater mit der Frage, wann sie denn weggehen würde. Iher lapidare Antwort: ich bin schon 6 Wochen da.
Er hätte das Geld gehabt, ihr finanziell unter die Arme zu greifen, aber dafür war er zu geizig.
Der mittleren Sohn trug am schwersten an der Trennung. Er machte sein Abitur, begann ein Studium der Wirtschaftsmathematik, das er nach einiger Zeit wieder abbrach. Er probiierte es mit einem anderen Fach, aber auch dafür hatte er nicht den nötigen Biss. Dann hing er ein Jahr zu Hause rum, bis meine Freundin ihm sagte, er müsse nun endlich auf die Beine kommen und etwas anfangen und zu Ende bringen. Es wurde nichts Rechtes, er heiratete eine Amerikanerin, die niemand mochte außer ihm und sie bekamen ein Kind. Er schlug sich mit Jobs durch. Seit einiger Zeit macht er nun eine Ausbildung (irgendwas mit EDV) und das scheint nun doch etwas zu werden. Von der Amerikanerin ist er mittlerweile getrennt.
Der Jüngste hatte die geringsten Probleme. Er ist eher eine robuste Frohnatur, machte erst eine Ausbildung im Hotelfach und schlug dann die Beamtenlaufbahn beim Zoll ein, die er nun fertig absolviert hat. Der hatte sein Leben immer im Griff.
Meine Freundin lernte wenige Jahre später im Yogakurs einen Mann im passenden Alter kennen, der mir sogar bekannt war. Sie sind jetzt schon einige Jahre verheiratet und es läuft wohl ganz gut. Wir machen oft Witze über ihn und ich sagte letzthin auf dem Stammtisch zu ihr. Sieh es endlich ein, der G. passt einfach nicht zu Dir. Reiche endlich die Scheidung ein!
Darüber lachen wir jetzt, noch vor einigen jahren hätten wir darüber nicht gewitzelt.
Dies nur als Mutmachbeispiel für Dich. Es spielt sich alles ein und auf Regentage folgen Sonnentage, auch für Dich.
Ach, das neue Glück ihres Exmannes hielt doch nicht und war nach wenigen Jahrens schon wieder zu Ende. Ich hörfte, er sei in eine größere Stadt in der Nähe gezogen und lebt allein, aber im Grund genommen interessiert er niemanden mehr so richtig. Auch traurig, aber er erntet halt auch, was er sät. Er ließ seine Kinder im Regen stehen, kümmerte sich kaum noch und fährt jetzt die Ernte ein.
Atomic, es stürzt jetzt vieles auf Dich ein, aber ich glaube, Du wirst eines Tages sagen, dass dieser Schritt für Dich der richtige war.