Hallo,
Ich bin seit einiger Zeit völlig verunsichert, was meine Ehe angeht.
Wir sind in 2. Ehe seit 11 Jahren verheiratet und insgesamt 14 Jahre zusammen. Wir haben beide Kinder aus vergangenen Beziehungen, die bereits erwachsenen sind, und einen gemeinsamen 10jährigen Sohn.
Wir hatten es von Anfang an schwer. Die ersten 6 Monate haben wir eine Fernbeziehung geführt, nach 1 Jahr starb seine Mutter, ein halbes Jahr danach sein Bruder und 6 Wochen später ist mein Mann totkrank zusammen gebrochen und fast gestorben. Ich war immer an seiner Seite, hab seine Hand gehalten, ihn motiviert. Er hat knapp überlebt und war nach ein paar Wochen wieder halbwegs fit. Leider konnten wir ihn nicht dazu bringen, sich noch etwas Ruhe zu gönnen und er ging schnell, zu schnell, wieder arbeiten.
Ein Jahr später kam dann der Totalausfall. Es ist etwas Furchtbares passiert und es hat 2,5 Jahre gedauert, bis er wieder hergestellt war und voll arbeiten gehen konnte.
Wir haben in der Zeit getrennt gewohnt, weil es therapeutisch nicht anders ging. Unser Sohn war damals gerade 10 Monate alt und ich konnte mich nicht um Kind und einen fast genauso pflegebedürftigen Erwachsenen kümmern.
Also habe ich mit unserem und meinem ältesten Sohn alleine und von Hatz-4 gelebt. Jedes Wochenende bin ich 70km hin und wieder zurück gefahren, habe täglich mit ihm telefoniert, nebenbei organisiert.
Seit 2016 ging es dann stetig Berg auf, was Arbeit bzw Bezahlung betrifft. Wir haben uns finanziell schnell erholt und sind in ein Haus gezogen, zur Miete.
Aber unsere Beziehung hatte schwer gelitten und bis heute fällt es mir schwer die Veränderungen zu akzeptieren.
Manchmal kommt es mir vor als ob wir nur eine Wohngemeinschaft mit Benefiz sind. Mir fehlt soviel Zwischenmenschliches.
Ich war vor 2 Jahren an Krebs erkrankt und musste mich einer großen OP unterziehen. Natürlich war das für uns Alle ein Schock. Als ich nach der OP auf der Intensivstation aufgewacht bin (war vorher aber schon gesagt worden, dass ich 1-2 Tage auf Intensiv muss), saß er zwar neben mir, aber er hat mich nicht berührt. Ich hätte so gern seine Hand gespürt. Auch die Tage danach auf der Normalstation war er so distanziert. Er war zwar anwesend, aber eben nicht da. Begrüßungs- und Abschiedskuss waren meist der einzige Körperkontakt. Er hat die falsche oder gar keine Wäsche mitgebracht, dafür jede Menge Süßkram, das ich nicht essen durfte (hat er gewusst, war vor der OP schon gesagt). Nach 14 Tagen wurde ich entlassen und wäre definitiv noch auf Hilfe angewiesen gewesen, aber er ist nach 3 Tagen wieder zu Arbeit. Er ist die ganze Woche weg und ich musste zusehen, wie ich klar komme. Meine beiden Söhne mussten ja auch versorgt werden.
Natürlich habe ich ihn darauf angesprochen, aber es kamen nur Ausreden und fadenscheinige Erklärungen.
Er nörgelt und meckert nur noch, ist mit Nichts zufrieden und hat auf Nichts lust. Hat in den letzten 12 Monaten 3x den Arbeitgeber gewechselt und ist auch jetzt immer noch nicht zufrieden. Hier zu Hause geht ihn Alles nichts mehr an. Auf den Garten hat er keinen Bock, räumt nicht auf und lässt seine Klamotten überall herumliegen, kleckern und krümelt alles voll und lässt es so, duscht nur noch für die Arbeit, trägt tagelang die gleiche Unterhose und das gleiche T-Shirt mit dem er auch schlagen geht, selbst wenn es schmutzig ist. Er putzt sich nicht die Zähne, pult neben mir auf dem Sofa seinen Zahnersatz raus um Essensreste zu entfernen. Er duscht nur in Notwehr bzw wenn er zur Arbeit muss. Hat ständig irgendwelche Schmerzen oder glaubt krank zu werden, jammert mir damit die Ohren voll, geht aber nicht zum Arzt. Er ist 56 und nervt jeden damit, dass er ja soooo alt ist und soviel einfach nicht mehr kann aufgrund seines Alters.
Wenn er zu Hause ist, passen wir uns seinem Tempo an. Wenn wir uns nicht genug freuen, wenn er nach Hause kommt, gibt's Genörgel. Alle sollen wir um ihn rum sein und sein schlechtes Benehmen ertragen. Er will z.B. nicht alleine fern sehen, wenn ich dann aber 10 Minuten neben ihm sitze, dreht er sich auf die andere Seite und pennt. Morgens-Mittags-Abends . völlig egal, wie und wann es ihm passt, er arbeitet schließlich schwer und schläft schlecht unterwegs.
Neulich hat er sich doch tatsächlich darüber beschwert, dass wir ihn ignorieren würden. Wir waren den ganzen Tag zusammen unterwegs und hatten wirklich einen schönen Tag.
Ich habe auch lange und anstengende Tage. Stehe um 6 Uhr auf kümmerte mich um Kind, Hund, Haushalt und Garten und gehe noch 4x die Woche um 17 Uhr ins Büro für mindestens 4 Stunden und schreibe Frachtpapiere.
Ich fühle mich und vor Allem meine Arbeit hier ignoriert und abgewertet. Sag ich Das, bin ich zickig und meckern nur rum.
Ein Miteinander sieht für mich anders aus!
Offensichtlich steckt er in einer Sinnkrise o.Ä.
Was mache ich denn jetzt? Reden hilft nicht wirklich, er ist dann sofort beleidigt und meint ich übertreibe.
Vllt habt ihr ja noch eine Idee, wie ich ihn erreichen kann.
Ich liebe meinen Mann, jedenfalls den, den ich geheiratet habe und der existiert im Moment überhaupt nicht mehr.
Danke schonmal und noch eine schöne Nacht.
LG Sonnenblume
19.08.2022 01:52 •
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