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Kann die Liebe wiederkommen?

L
Hallo zusammen,
ich schreibe hier, weil ich mich nicht traue in meinem privaten Umfeld darüber zu sprechen.
Hier erstmal ein paar Fakten:

- Seit 11 Jahren zusammen
- 2 kleine Kinder
- Beide Anfang/Mitte dreißig
- 2. Paartherapie seit November

Wir waren früher ein wirkliches Traumpaar, deshalb habe ich noch nie über wirkliche Probleme in unserer Beziehung gesprochen. Letztes Jahr haben wir noch einmal groß geheiratet und es war ein wundervoller Tag. Alle Worte und Beiträge unserer Freunde waren so liebevoll. Erst hat uns das beflügelt, aber nach ein paar Tagen, war es genau das Gegenteil. Denn so wie wir beschrieben wurden, sind wir schon lange nicht mehr. Unseren Problemen sind wir uns aber natürlich schon viel länger bewusst, bzw. so richtig läuft es seit 4 Jahren nicht mehr.
Es ging wahrscheinlich los als er seinen ersten Job hatte (nach einem Jahr Arbeit 300 Überstunden). Ich habe mich damals alleingelassen gefühlt, weil wir uns auch kurz vorher einen Hund geholt hatten, für den jetzt entsprechend ich alleine verantwortlich war. Damals hab ich mir noch nicht so viele Gedanken gemacht, wir waren ja jahrelang glücklich gewesen. Also Umzug ins Haus, 1. Kind auf dem Weg. Ich weiß noch wie wir zum Geburtsvorbereitungskurs einen Gutschein für einen weiteren Kurs mit dem Titel Eltern werden - Paar bleiben bekommen haben. Ich hab ihn weggeworfen. Dachte das so etwas jeder brauchen kann, aber wir doch nicht. Mit der Geburt unseres 1. Kindes änderte sich alles. Es war sehr auf mich fixiert, Papa durfte gar nichts. Ich war jeden Tag um 18 Uhr mit dem Kind in Bett. Es war unglaublich kräftezerrend. Ich denke im Nachhinein, dass ich ein sehr depressives 1. Jahr hatte und ich weiß, dass ich mir manchmal gewünscht hätte, dass er irgendetwas für mich tut, um mir wirklich zu helfen. Die Frage Brauchst du irgendwas? hasste ich bis heute. Wenn ich formulieren könnte, was ich jetzt brauche, würde ich ja fragen
Nichtsdestrotz wurde es einfacher, also kam das 2. Kind. Dann folgte eine schlimme Zeit. Halbtagsarbeiten im Homeoffice, schwanger, Corona-Lockdown und seine Ansprüche an den Haushalt. Hier habe ich zum 2. Mal wirklich das Gefühl gehabt, dass er mich nicht sieht. Seine Arbeit war auch immer wichtiger als meine. D.h. wir hatten z.B. vereinbart, dass ich von 10-11 arbeite und er auf unser Kind aufpasst. Runter kam er dann irgendwann um 10:40 Uhr mit einer halbherzigen Entschuldigung. Das war die Norm und hat mich enorm gestresst, da ich meinem Arbeitgeber ja irgendwie auch etwas schuldig bin, aber beim besten Willen, nicht in 20 Minuten Blöcken produktiv sein kann. 2. Kind kam. Unsere Probleme drehten sich immer mehr um Haushalt. Ich priorisiere meine Kinder, ich liebe sie und weiß, dass unsere Bindung wichtiger ist als irgendein gewischter Boden. Kurze Anmerkung: Es ist sauber bei uns, primär regt er sich über Krümel auf der Kunst-Ledercouch oder herumliegendes Spielzeug auf.
1. Paartherapie gestartet. War aber eher nichts, es war ein Ansatz a la: Einen kann nur stören, was man selbst in seinen Raum lässt. Aber so einfach fanden wir das im Alltag nicht.
Viele Streits später also 2. Therapie. Dieses Mal mit einem anderen Ansatz. Traumasensible Paartherapie. Ich fürchte mich vor menschlicher Nähe und brauche viel Sicherheit. Er ist grenzverletzt und überschreitet Grenzen. Damit könnte man jetzt arbeiten. Zumindest habe ich viel über mich selbst nachgedacht und sehe schon, dass es teilweise stimmt.
Noch einmal eine kurze Anmerkung: Mein Mann ist kein Monster, er liebt seine Kinder und tut auch Dinge. Ich denke in gewisser Weise liebt er mich auch immer noch.
Jetzt könnte man mit diesem Ansatz der Paartherapie vll was anfangen. Das Problem ist, dass ich nicht weiß, ob ich das will. Eines der zentralen Themen ist z.B. das Streitausstieg. Aber wir streiten gar nicht mehr. Ich lasse es nicht mehr dazu kommen, breche das Gespräch ab, bevor es soweit kommt. Mir fehlt die Energie und auch die Muße dafür. Und hier kommt genau mein Problem: Ich bin mir sehr sicher, dass ich ihn nicht mehr liebe. Ich will einen Menschen nicht ändern, weil ich das auch nicht kann. Aber so vieles im Alltag stört mich. Er raucht wieder. Er spielt bis spät Abends Videospiele (auch weil ich immer früh ins Bett gehe). Er achtet wenig auf sich (vor allem beim Essen). Er schimpft schnell mit den Kindern (ich bin aber auch das Gegenteil und sehr geduldig). Er ist so unzuverlässig, dass ich an jeden seiner Sätze in denen er mit etwas verspricht/zusichert ein stilles aber wahrscheinlich nicht hänge.
Was er oft tut: Er will mich oft in den Arm nehmen. Er will gerne etwas alleine mit mir unternehmen, ect. Aber ich muss mich wirklich dazu überwinden. Überwinden ist jetzt ein hartes Wort, aber ich hätte einfach von mir aus nicht den Impuls dazu.
Jetzt ist es natürlich meine eigentliche Lebensplanung: Mann, Kinder, Hund, Haus. Aber eben nicht so. Kann die Liebe einfach wiederkommen? Oder ist sie weg und dann für immer?
Ich weiß, dass ihr diese Frage nicht pauschal beantworten könnt. Aber vielleicht könnt ihr eure Erfahrung/Meinung dazu äußern. Danke fürs Lesen!
Viele Grüße
Loro

18.02.2023 17:57 • #1


K
Nur meine Meinung, die mir spontan beim Lesen in den Kopf kam:

Eure Vorgeschichte hat viel Negatives hinterlassen. Deine Gefühle sind selbstverständlich nicht mehr die, die sie waren. Brichst Du aber Deinen Mann auf seine Person herunter, die er ist, ist er dann nicht immernoch derjenige, der Dich liebt und den Du liebst / lieben kannst? Und ist es ausgeschlossen, dass ihr die Dinge in Zukunft besser machen könnt, wenn ihr beide daran arbeiten wollt?

Ich denke, am Ende musst Du einen Entschluss fassen, bevor Du herausfinden kannst, ob die Gefühle wiederkommen können.

18.02.2023 21:41 • #2


A


Kann die Liebe wiederkommen?

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Zuma
Liebe TE,

meiner besten Freundin, der es ähnlich wie dir erging/ergeht habe ich folgendes geraten:

Gib dir und deinem Mann die Chance auf Paarzeit, auch wenn dir nicht danach steht. Versuch es einmal. Was habt ihr gerne unternommen als ihr noch „alleine“ wart?

Vielleicht kannst du dann erkennen das dein Mann noch immer der Kerl von damals ist, sofern er es denn ist.

Gefühle sind nicht immer weg, manchmal liegen sie eben nur unter dem Alltag begraben…

Einen Versuch sollte es wert sein!

Warum habt ihr noch einmal geheiratet, wessen Idee war es und wodrauf basierte sie? Sollte es ein „Rettungsversuch“ sein oder war es tatsächlich eine Herzensangelegeneheit?
Stelle dir diese Fragen selbst.

Eine Familie ist wohl immer auch Teamarbeit, und die Kunst liegt darin sich selbst und einander nicht zu vergessen. Ich selbst bin alleinerziehend, daher kenne ich das nicht aus eigener Erfahrung, maße mir also keine Urteile zu.
Aber ich bin sicher: eine Familie kampflos aufgeben ist bitter. Einen Versuch muss es geben. Zumal dein Mann ja keine Monster ist wie du sagst

Von Herzen alles Gute!

18.02.2023 23:23 • #3


M
Dass er Dich umarmen und etwas mit Dir unternehmen will, ist doch gut!-Und könnte Euer Verhältnis auch bessern!-Aber NICHT, wenn Du es NICHT zulässt !? Ich glaube, da stehst Du Dir selbst im Weg! Es scheint, als hättest Du Dich innerlich (gegen ihn) gesperrt.

19.02.2023 01:10 • #4


VictoriaSiempre
Ein bißchen liest es sich für mich so, als ob Dein Mann Mittel zum Zweck war, um Haus, Hund und Kinder zu haben

Ich meine das gar nicht böse und Dein Mann wird ja auch etwas in Eurer Beziehung sehen, das ihn sie mit Dir führen lässt und das ihn hält. Manchmal entwickeln sich Menschen und ihre Prioritäten auseinander, auch wenn sie das gar nicht bewusst wollen.

Wenn Absprachen - grade, was die Kinderbetreuung und Euer beider beruflichen Tätigkeiten - dauerhaft nicht funktionieren, dann macht es was mit einem. Wenn ein Elternteil - in diesem Fall Du - so sehr auf die Kinder fixiert ist, dass es sich am frühen Abend zu ihnen ins Bett legt, allerdings auch.

Wie soll denn der andere dann seinen Abend verbringen, wenn es eh keine Zweisamkeit mehr gibt? Ich würde da auch rauchen, daddeln und saufen

Ich hab übrigens nie verstanden, warum man seine Kinder nicht - mit Ritualen - ins Bett und zum Schlafen bringt, ohne daneben zu liegen. Dann wird halt mal geheult (also: die Kinder ) und als Mutter UND Vater muss man vielleicht ein paar Mal öfter springen, beruhigen und - ja, ist mittlerweile anscheinend sehr altmodisch! - sich unbeliebt machen.

Ich war immer sehr froh, wenn mein Gör (ich lieb es und bin die einzige, die es so nennen darf) endlich im Bett war - natürlich ohne mich! - und mein Feierabend anfangen konnte. Dafür habe ich micn aber auch den ganzen Tag mehrheitlich gekümmert und von meinem Partner erwartet, dass er sich über irgendwelche Krümel nicht aufregt!

Würde Dein Mann hier schreiben, dann vermutlich folgendes: Wir haben 2 Kinder, ich gehe arbeiten, komme nach Hause (okay - mal abgesehen von Homeoffice), im Haushalt ist nix gemacht, obwohl meine Frau nur Teilzeit arbeitet (jepp, das bißchen Haushalt und die paar Kinder zählen nicht so wirklich) und S. gibt es eh nicht, weil meine Frau immer um 18 Uhr mit den Kleinen schlafen geht.

Die Wahrheit liegt vermutlich in der Mitte...

Aber wenn Du Deinen Mann nicht mehr liebst, dann ist das eine Ansage, an der es - für mich - wenig zu rütteln gibt. Wenn nix mehr da ist, kann auch nix mehr befeuert werden. Ihr seid noch so jung; bleib nicht bei einem Partner, den Du nicht liebst. Dir und auch Deinem Mann zuliebe...

19.02.2023 01:55 • x 3 #5


BrokenHeart
Du bist hier als Divers registriert.
Hat es etwas mit dem Verhältnis zu Deinem Mann zu tun?

19.02.2023 02:15 • #6


L
Zitat von KlausHeinrich:
Nur meine Meinung, die mir spontan beim Lesen in den Kopf kam: Eure Vorgeschichte hat viel Negatives hinterlassen. Deine Gefühle sind selbstverständlich nicht mehr die, die sie waren. Brichst Du aber Deinen Mann auf seine Person herunter, die er ist, ist er dann nicht immernoch derjenige, der Dich liebt und den Du ...


Das ist die Frage, ich habe das Gefühl, dass wir uns beide in den 11 Jahren verändert haben. Ich weiß nicht, ob er noch der Mann ist in den ich mich verliebt habe, bzw. ob ich noch die Frau von damals bin.

Zitat von BrokenHeart:
Du bist hier als Divers registriert.
Hat es etwas mit dem Verhältnis zu Deinem Mann zu tun?


Oh nein, ich war nur zu faul. Hab mich am Anfang verklickt und es dann nicht mehr geändert

Zitat von VictoriaSiempre:
Ein bißchen liest es sich für mich so, als ob Dein Mann Mittel zum Zweck war, um Haus, Hund und Kinder zu haben


Wie kommst du zu diesem Schluss?

Zitat von VictoriaSiempre:
Würde Dein Mann hier schreiben, dann vermutlich folgendes: Wir haben 2 Kinder, ich gehe arbeiten, komme nach Hause (okay - mal abgesehen von Homeoffice), im Haushalt ist nix gemacht, obwohl meine Frau nur Teilzeit arbeitet (jepp, das bißchen Haushalt und die paar Kinder zählen nicht so wirklich) und S. gibt es eh nicht, weil meine Frau immer um 18 Uhr mit den Kleinen schlafen geht.


Inzwischen gehe ich, Gott sei Dank, nicht mehr um 18 Uhr ins Bett. Unser 2. Kind war auch nicht so extrem ^^ Ich glaube nur, dass wir uns zu dieser Zeit verloren haben. Ich gehe gegen 21/22 Uhr ins Bett. Mein Mann allerdings erst gegen 24 Uhr oder später. Wäre wirklich spannend zu lesen, was er hier schreibt.

Zitat von VictoriaSiempre:
Aber wenn Du Deinen Mann nicht mehr liebst, dann ist das eine Ansage, an der es - für mich - wenig zu rütteln gibt. Wenn nix mehr da ist, kann auch nix mehr befeuert werden. Ihr seid noch so jung; bleib nicht bei einem Partner, den Du nicht liebst. Dir und auch Deinem Mann zuliebe...


Danke, dass du das für mich formuliert hast. Im Endeffekt ist das meine Frage. Wenn es die Möglichkeit gibt, dass ich mich noch einmal verliebe, würde ich all diese Mühe und Arbeit für die Kinder auf mich nehmen. Wenn es aber nicht so ist, dann würde ich ihm, mir und auch den Kindern zu liebe einen Schlussstrich ziehen. Die Kinder erleben uns ja auch im Alltag (unsere Distanz, ect.). Sie sollen nicht der Meinung sein, dass das Liebe ist.

Danke für euer Feedback bisher!
Loro

20.02.2023 12:23 • #7


DieSeherin
fühlst du denn noch andere gefühle? intensive? ein wenig klingt das ganze für mich, als seist du ganz schön ausgebrannt, resigniert, deprimiert...

20.02.2023 12:38 • x 1 #8




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