Guten Morgen,
ich habe offenbar Talent, merkwürdige Bekanntschaften zu treffen. Vor drei Jahren ist sie (39) her gezogen und wir haben uns ab und zu unbewusst mal gesehen, dann ständig beim Einkaufen, immer mal wieder Small Talk gehalten, und gemerkt, irgendwie ist da was, wieder aus den Augen verloren und so ging das hin und her.
Letzten Herbst irgendwie entwickelte sich dann ein engerer Kontakt, sicher auch bedingt durch den Lockdown kam es, dass wir viel mit einander gemacht haben, telefoniert, stundenlang geredet, viele gemeinsame Einstellungen und eine Anziehung gespürt, und so kam es auch, dass eine Umarmung irgendwann ganz anders endete, eben mit großer Nähe, Küssen und vielem mehr. Dieser Moment hat irgendwie alles verändert und ein bisschen Durcheinander gebracht.
Bisher dachte ich, sie ist sehr unnahbar, distanziert und es ist eben ein netter Moment, dass da beiderseitig mehr ist, hatten wir nie kommuniziert, was sich jetzt als sehr problematisch herausgestellt hat. Während ich immer wieder meine Pläne durchblicken ließ, ich hatte hier eine Immobilie gekauft, die ich beziehe, hat sie nie etwas davon erzählt, was sie so vor hat und für mich war klar, wir haben viel Zeit uns kennen zu lernen. Die haben wir aber nicht mehr.
Sie arbeitet für ein Uni Projekt, das durch den Lockdown stillgelegt wurde 2020, daher hatte sie nicht mehr damit gerechnet, dass das wieder aufblüht, was jetzt der Fall ist und sie noch mindestens 2 Stationen im Ausland hat, ich rechne nicht damit, dass sie vor 4 Jahren wieder her kommt, in der Regel dauert ein Projekt mind. 2 Jahre. Da sie keine doppelten Mieten zahlen will, hat sie dann auch keine Wohnung mehr hier.
Da sie dann auch noch einige Zeit brauchte, um mir mitzuteilen, welche Rolle ich überhaupt bei ihr spiele, dachte ich, ich muss mich jetzt da einfach mal mit auseinandersetzen und das ganze war für mich im Grunde als beendet betrachtet.
Eigentlich bin ich immer der Typ gewesen, friss oder lass es und halbherzige Dinge wurden bei mir schneller beendet, als dass sie eine zweite Chance erhalten hätten. Aber ich erwische mich gerade, dass ich es einfach habe ohne große Diskussionen über wie soll das funktionieren laufen lassen. Das ganze geht jetzt schon seit 2 Monaten und ich habe von meiner Seite aus das Ablaufdatum nie mehr thematisiert - sie allerdings ständig.
Ich erlebe, wie sie ständig bereut, nicht abgesagt zu haben, mich zwischenzeitlich immer mal wieder fragt, ob ich nicht mit kommen mag, was ausgeschlossen ist. Einerseits erlebe ich und fühle auch, dass ihr das sehr schwer fällt. Andererseits erlebe ich auch, dass ich irgendwie intuitiv deutlich mehr Einsatz erwarten würde von ihr, so lang sie noch da ist. Andererseits sehe ich auch wieviel sie zu tun hat und das garnicht leisten kann. Dann denke ich mir aber auch, wenns hier schon so ist, dass wir Zeit abknapsen müssen für einander, wie soll das dann erst werden .
Und dann erwische ich mich wieder mit meiner neu entdeckten Inkonsequenz, da ich vorher immer gesagt habe: Sowas wird beendet, Energievergeudung, erwische ich mich sehr sorglos und befreit, ich lass es passieren. Ich erlebe erstmals eine gewisse Sorge ihrerseits. Anfangs hatte ich den Verdacht, sie genießt einfach nur die Zeit, und jetzt erlebe ich eher das Gegenteil, sie schmiedet Pläne (die für mich zu weit in der Zukunft liegen) und ich genieße die Zeit.
Ich stelle mir gerade die Frage, darf ich das? Oder darf ich das nicht, also darf ich den Moment mitnehmen oder gehört sich das nicht und ich muss mich mit ihren Zukunftsplänen ernsthaft auseinandersetzen, die im Grunde erst wieder in 3 Jahren hier bei uns weiter gehen, das ist für mich noch so weit weg, dass ich mir denke warte doch mal ab. Ich erlebe gerade, wie sich das Blatt gedreht hat und ich derjenige anfangs war, der nach vorn ging und sich jetzt zurück zieht und wartet, wie es wird, und erlebe sie plötzlich verunsichert mit der Frage hoffentlich bleibst du bei mir.
Ich verstehe diese Wendung nicht und vielleicht kann mir das einer etwas näher aus der außenstehenden Perspektive erläutern.
20.03.2021 11:34 •
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