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Kindheitserlebnisse und Beziehungen - wie aufarbeiten?

S
Ich bin ein Suchtkind und verfalle dadurch immer wieder in das gleiche schädliche Beziehungsmuster.

Nur ganz kurz zur Erklärung warum Suchtkind. Ich selbst trinke so gut wie nie Alk., und wenn überhaupt, nur mal ein Glas W. Mein Vater war Alk. und ich habe bis zu meinem Auszug, mit 19 Jahren, in einer so genannten Stressfamilie gelebt.

Diese Kindheitserlebnisse haben mein ganzes weiteres Leben geprägt, bzw. die meisten meiner Beziehungen.

Während meiner letzten Beziehung, die ich nach über 5 Jahren, jetzt endlich vor 8 Wochen beendet habe, bin ich an meine Grenzen gestossen. Gewusst das mit dieser Beziehung, so wie sie läuft, etwas ganz und gar nicht in Ordnung ist, habe ich schon relativ schnell. Lösen könnte ich mich aber erst nach über 4 Jahren.

Jeder Freundin hätte ich geraten, schieße diesen Mann in den Wind. So musst du dich nicht behandeln lassen. Ich selbst habe es nicht hinbekommen. In dieser Beziehung habe ich wieder einmal sämtliche Muster gelebt die ich in meiner Ursprungsfamilie erlernt habe.

Erst jetzt, mit Abstand, wird mir Tag für Tag klarer was ich mir alles gefallen lassen habe und was ich mit mir machen lassen habe. Und das tut verdammt weh.

Ich weiss das ich ganz viel an mir arbeiten muss und es noch ein sehr langer Weg für mich wird bis ich irgend wann einmal eine normal Beziehung führen kann. Ohne Hilfe werde ich das nicht schaffen. Diese Hilfe habe ich mir auch schon gesucht. Ich war heute zum 2. bei einer Beratungsstelle bez einer Therapie.
Jetzt brauche ich nur nich einen geeigneten Platz. Was leider noch eine ganze Weile dauern wird, daher bin ich auf die Idee gekommen hier zu schreiben, in der Hoffnung das es hier das ein oder andere Suchtkind gibt mit dem ich mich austauschen kann .

09.05.2018 19:59 • x 2 #1


L
Ich verstehe deine Fragestellung nicht wirklich? Kindheitstrauma und schlechte Beziehung, ja (die es auch völlig ohne Vorbelastungen zu Genüge gibt), aber worauf willst du hinaus?

Nur: Wenn es dir um die Aufarbeitung deiner Kindheit geht glaube ich nicht, dass du bei virtuelen Küchentischpsychologen oder selbst erlebtem in einem Trennungsforum gut aufgehoben bist?!

09.05.2018 21:11 • #2


A


Kindheitserlebnisse und Beziehungen - wie aufarbeiten?

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S
Die Aufarbeitung meiner Kindheit, da hast du recht, werde ich hier sicherlich nicht machen können.

Mir geht es darum ob es hier vielleicht noch andere Menschen gibt die anhand ihrer gescheiterten Beziehungen erkannt haben, das dass Muster das sie in Beziehungen leben an der Co Abhängigkeit liegt, die sie in der Kindheit erlebt haben.

Es ist sehr schwierig Erwachsene Kinder von Alkohlikern zu finden.

09.05.2018 21:25 • x 2 #3


M
@Schneckenkönigin

Ich kann Dir dazu nur das Buch Gefühle sind keine Krankheit von Christian Dogs wärmstens nahelegen.
Es wird unter anderem auch eingehend auf negative Kindheitserinnerungen eingegangen.

Ein wirklich sehr gutes Buch.

09.05.2018 21:34 • x 1 #4


S
Vielen Dank für die Empfehlung. Werde ich mir auf jeden Fall anschauen.

Ich habe schon sehr viel über diese Thematik gelesen, was mir fehlt ist der Austauch mit anderen Betroffenen.

09.05.2018 21:42 • x 1 #5


Caessy
Hey du,
erstmal herzlich Willkommen.
Ich komme zwar nicht aus einer Familie mit Suchthintergrund, allerdings mache ich gerade eine tiefenpsychologische Therapie. Als Grundlage steht ja das Verhältnis zu den Eltern, egal in welcher Form. Wir suchen unbewusst das was wir in unsere Kindheit erlebt haben in unserer Beziehung.
Drück dir die Daumen das du schnell einen Platz bekommst

09.05.2018 21:48 • x 1 #6


M
Zitat von Schneckenkönigin:
Vielen Dank für die Empfehlung. Werde ich mir auf jeden Fall anschauen.

Ich habe schon sehr viel über diese Thematik gelesen, was mir fehlt ist der Austauch mit anderen Betroffenen.



Ja ich kann dazu was berichten (ohne Alk).

Ich habe mich nie gut mit meinem Vater und meiner älteren Schwester verstanden. Beide waren vom Typus gleich. Großkotzige Narzissten die sich in der Familie über alles gestellt haben. Beide hielten von mir praktisch gar nichts und konnten mit meiner gefühlsbetonten Art überhaupt nicht umgehen. Ich wurde wie 3. Ware behandelt.

Unterbewusst hat mich das Verhalten meiner beiden Familienmitglieder zu meiner damaligen Freundin angezogen. Die ganze Wesensverwandtschaft hat sich fast 9 Jahre abgespielt! Meine Ex war genau so wie sie: Gefühlskalt! Sie war nicht in der Lage selbst zu reflektieren. Für alles war ich immer Schuld. Ich wurde von ihr genau so behandelt, wie ich von meiner Familie behandelt wurde. Mir ist das während der Beziehung nie aufgefallen, auch nicht während der Trennungsverarbeitung.

Aber jetzt ist mir klar geworden warum ich meine Ex immer für eine (positiv) Seelenverwandte gehalten habe.
Was für ein Trugschluss!

09.05.2018 21:55 • x 2 #7


sappy
Ja, mir geht es ähnlich: mich holen immer sehr ähnliche Ereignisse ein, sobald es mit einer Person auch nur annähernd in Richtung Beziehung geht, und ich kann die Zeichen immer erst hinterher deuten, obwohl sie mir so vertraut sind. Ich verfüge über Wissen, welches ich im Akutfall dann weder einzusetzen noch anzuwenden vermag.Was nicht ausblieb ist bisher nur das Echo des bereits bekannten Schmerzes, der längst ein Teil von mir ist- als ob es nicht so schlimm wäre, wenn es noch mal passiert. Und doch gibt es Fortschritte bei allen Rückschlägen,ich versuche mich präventiv vor einer Wiederholung meiner Erlebnisse zu schützen und habe einige meiner Verhaltensmuster in meinem Sinne geändert, reagiere in der Interaktion direkter usw. Und ich gebe nicht auf daran zu arbeiten, obwohl das Resultat meiner Versuche partnerschaftlicher Annäherungen bisher immer wieder ein Schnitt war in die alte Wunde durch jene Erfahrung, die ich unter Wiederholungszwang versuche zu heilen.
Ich wünsche dir auch die Kraft dranzubleiben und dir alle nötige Unterstützung für dich einzuholen!

09.05.2018 22:05 • x 1 #8


S
Danke Caessy fürs Willkommen.

Bei mir ist ebenfalls einen tiefenpsychologische Therapie angedacht.
Verhaltenstherapie wird nicht helfen.

Stimmt, wir suchen in unserer Beziehung das was wir in unserer Kindheit erlebt haben. Weil wir das kennen und weil wir uns so Wohlfühlen und weil wir nicht wissen das es auch anders gehen kann......


Bei dir mental_timline wird es wohl ähnlich gewesen sein.

09.05.2018 22:10 • x 1 #9


S
Sappy hast du die Veränderungen allein hin bekommen, allein durch die Erkenntnis das bei dir etwas nichtstimmt, oder hattest du Hilfe?

Ich weiss sehr wohl das bei mir einiges nicht stimmt, ich kann es auch benennen. Habe ab und zu mal eine Erleuchtung, kann diese aber nicht wirklich festhalten.

09.05.2018 22:20 • #10


M
Ich halte es allgemein für nicht gut, alles auf die Kindheit zurück zu führen. Man sucht zwar Gründe für das Scheitern einer Beziehung - um die offenen Fragen im Kopf mit Antworten zu füllen - aber man zwingt sich damit gedanklich permanent in die Vergangenheit. Aus meiner Sicht führen solche Gedanken immer dazu, das man sich nicht wirklich weiter entwickelt um eben neue Erkenntnisse und Sichtweisen für sich zu erlangen. Es ist die Angst die einen umwirbt. Wir sollten einfach hier und jetzt leben und uns der Angst stellen. Mut zeigen und uns dem Risiko annehmen, auch wenn wir daran scheitern sollten. Wir Menschen haben die Eigenart den bequemsten Weg zu gehen. Warum nicht mal einen schwierigeren Umweg nehmen? Zu verlieren haben wir doch nichts, nur uns selbst.

10.05.2018 09:44 • #11


A
Zitat von Schneckenkönigin:
Ich bin ein Suchtkind und verfalle dadurch immer wieder in das gleiche schädliche Beziehungsmuster.

Diese Kindheitserlebnisse haben mein ganzes weiteres Leben geprägt, bzw. die meisten meiner Beziehungen.

Der Partner ist der Spiegel, er zeigt uns u.a. wie wir mit uns selbst umgehen, dass du deine angepassten Muster hast um überleben zu können ist nachvollziehbar, auch, dass du unter den damaligen Bedingungen kaum eine Chance hattest zu erfahren wie gesunde Beziehungen laufen können.

Lerne dich so wie du bist zu mögen, dich zu achten, wertzuschätzen, erlaube dir ein Leben in Spass und Freude zu leben, denn das ist dein Geburtsrecht, akzeptiere deine Vergangenheit und ändere die Glaubensmuster, die dir das Leben schwer machen und dich in deiner,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, Kinderecke festhalten.

Du wirst professionelle Unterstützung brauchen, schaue das du jemanden findest, dem du Vertrauen kannst und der sich mit Entwicklungs- und Beziehungstrauma auskennt.
Gebe dir alle Zeit, die du brauchst, jeder noch so kleine Schritte da heraus ist Wachstum und Rückschritte gehören auch mit dazu.

Alles Gute und viel Kraft !

10.05.2018 10:02 • x 1 #12


S
Danke Amilia für deine einfühlsamen Worte.

Ohne Unterstützung werde ich es nicht schaffen. Das habe ich über 30 Jahre lang gedacht und auch gedacht das ich mein Leben im Griff habe. Mein Leben bzw meinen Altag habe ich auch im Griff. Hab einen tollen Job in dem ich gut bin. Meine zwei Jungs Laufen rund und haben ein gutes Leben. Habe sehr gute Freunde, zwar nicht viele, aber wirkliche Freunde.
Nur meine Beziehungen sind für die Tonne.
Da bin ich scheinbar ein komplett anderer Mensch als im Rest meines Lebens.
Ich bin froh das ich jetzt endlich erkannt habe woran es liegt. Ich weiss es wird noch ein weiter und harter Weg für mich, aber ich will es schaffen.

10.05.2018 10:23 • x 2 #13


Ronja85
@schneckenkönigin: dein Post gleicht meinem Leben. Mein Vater war schwerer Alk. und habe auch eine schwere Beziehung/Ehe hinter mir. Ich mache gerade eine Therapie und neige wohl auch zu einer abhängigen Persönlichkeit. Kannst mir ja gerne mal schreiben zwecks Austausch wenn du magst.

10.05.2018 11:20 • x 1 #14


P
Hallo Schneckenkönigin,

ich kann dir jetzt nicht viel Persönliches berichten, aber eine meiner besten Freundinnen ist auch Kind eines Alk. und hat unter furchtbaren Einflüssen ihrer Kindheit noch heute zu kämpfen (therapeutisch). Allerdings wollte ich dir Mut machen, denn sie hat einen meiner besten Freund geheiratet (ihn kannte ich vor ihr) und er ist ein toller Mensch und ganz sicher keine Fortsetzung eines schädlichen Musters ihrerseits, beide sind auch verheiratet. Vielleicht baut dich das ja auf.

LG

11.05.2018 09:31 • x 1 #15


A


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