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Können Narzismusopfer massive Energierräuber werden?

B
Liebe Lumba

Ich musste mich auch aus so einer toxischen Bekanntschaft (eine Freundschaft war kaum möglich) lösen. Das war auch eine Frau, die seit Jahren geschieden ist und ihren Ex-Mann als Narzissten bezeichnete. Ich kenne ihn nicht persönlich, somit habe ich ihre Geschichte einfach zur Kenntnis genommen. Da ich selber aus einer toxischen Beziehung kam, verstanden wir uns am Anfang sehr gut. Mit der Zeit fiel mir auf, dass sie viele als Narzissten bezeichnete, was ich müssig fand, denn ja, es gibt sie, aber man muss nicht gleich alle unter Generalverdacht stellen. Sie wurde dann auch fordernd und schwieriger, da sie mit ihrer Vergangenheit nicht abschliessen konnte. Auch ihr Umgang mit zu mir wurde immer verletzender. Sie sagte mal zu mir Du bist so geerdet, bei Dir muss man nicht angst haben, heruntergemacht zu werden. Du akzeptierst mich, wie ich bin. Und danach Du bist langweilig. Als sie dann einen neuen Partner hatte, der ihr eigentlich nicht gefiel aber irgendwann muss man halt einen haben, begann sie wieder damit, dass er wohl ein Narzisst sein müsste. Genervt, begann ich immer wie mehr Abstand zu ihr zu halten. Geendet hat es, als sie mir völlig durchgedreht im März wegen Corona die wüsten Verschwörungstheorien vor dem Kopf warf und ganz verwerfliche Sachen sagte und mich als dumm bezeichnete. Ich kündigte die Bekanntschaft und sie schrieb mir dann eine Seitenlange Nachricht, dass ich diejenige mit verwerflichem Gedankengut sei und alleine und einsam sterben werde. Und noch weitere Nettigkeiten. Fazit: kompletter Kontaktabbruch zu solchen Menschen. Grenzen setzen und wenn es nicht mehr geht, aus dem Leben verbannen. Sie haben selber massive Probleme, die sie aufarbeiten müssen. Wir sind keine Abfalleimer, die ihre Probleme und Frustrationen auffangen müssen.

27.11.2020 16:01 • x 3 #31


Blanca
Zitat von Lumba:
Ich begleite Lola schon jahrelang. Hab sie aufgemuntert, soziale Kontakte hergestellt (Lola und ihr Mann sind damals in unserere Gegend gezogen. Aber Lola wollte eigentlich gar nicht und sie haben sich nie um soziale Kontakte gekümmert, weil hier alle doof sind.

Liest sich, als hättest Du da ziemlich viel Kümmern investiert in Menschen, die das erklärtermaßen gar nicht woll(t)en.
Insofern stellt sich die Frage: Warum hast Du es dennoch getan?

Zitat von Lumba:
Sie haben sich nur an uns gehängt und alles was in ihrem Leben passiert ist, hatten andere zu verschulden!), zugehört, geredet ENDLOS im Kreis und immer wieder.

Seit Jahren geht es nur um sie, ihre Beziehung, ihr Leiden, ihren Missbrauch etc. Und im letzten Jahr (er ist jetzt ein Jahr weg) merke ich, dass sie ihren gelernten Tanz mit mir aufführen möchte). Endlose, wirre, ambivalente Diskussionen. Ein Fordern. Ein mir die Schuld geben und ich fühle mich manipuliert. Sie redet und redet und redet.

Und Du hörst zu - warum?

Zitat von Lumba:
Jetzt hat es zwei mal massiv geknallt und ich merke, dass ich diesen Brainfu*** nicht mehr kann.

Was war der Anlaß dafür, daß es nun geknallt hat?

Zitat von Lumba:
Und dann andererseits möchte ich sie nicht hängen lassen, zu mal sie allein ist.

Es ist nicht Deine Schuld oder Verantwortung, daß sie alleinstehend ist. Sie war es, die sich diesen Ehemann ausgewählt hatte. Sie war es, die viele ihrer besten Jahre trotz aller Probleme mit ihm verbrachte.

Du schuldest ihr dafür nichts - gar nichts.

Zitat von Lumba:
Ich möchte gewisse Werte leben, bekomme aber schon körperliche Symptome wenn ich nur ihr Whatsapp-Profilbild bei einer neuen Nachricht sehe.

Es ist o.k., jemand eine gute Freundin zu sein.
Doch Freunde sollten einander niemals Ärzte, Therapeuten oder Lebensberater sein.

IMO liegt das Problem (also Deines eigenen, aktuellen Unwohlseins) in erster Linie bei Dir. Diese Frau - oder besser: Eure Freundschaft - ist eine Projektionsfläche für etwas, wonach Du Dich im eigenen Innersten sehnst; womöglich schon seit jeher. Frag Dich bitte mal, was genau hinter diesen gewissen Werten steht, denn IMO hat ein Rückzug hier weder mit (gemeinem) Egoismus, noch mit Hängenlassen zu tun; eher schon mit einer gesunden Distanzierung, um ihr ebenso wie Dir den Raum zu lassen, den jede von Euch für ihre eigenständige Persönlichkeitsentfaltung braucht.

Mag sein, daß Deine Freundin Hilfe benötigt, aber dafür gibt es professionelle Angebote und die kann und sollte sie ggfs. auch nutzen und wenn sie sich zu ihrem Hausarzt bemüht und dort um eine entsprechende Überweisung bittet, dann erhält sie die auch. Jemand, der Kraft genug hat Dich stundenlang vollzulabern ist durchaus imstande, auch das noch so eben hinzubringen. Also sorge Dich nicht, sondern laß sie machen.... wenn der Leidensdruck hoch genug ist wird das schon geschehen und ansonsten ist es eben auch nicht so wichtig, wie in Euren Gesprächen suggeriert.

In jedem Fall löse Dich bitte von diesem Gedanken Du seist eine schlechte Freundin, nur weil Du nicht (länger) bereit bist, sie wahlweise zu bemuttern oder den Ersatztherapeuten zu geben, bzw. Dich auch nur ständig von ihr runterziehen zu lassen. Es geht hier nicht darum, daß jemand Dir mal sein Herz ausschüttet - sondern um Dauerberieselung mit Problemen, die Deine Freundin selbst in den Griff bekommen muß und wofür sie professionelle Hilfe beanspruchen kann, darf und sollte wenn ihre Psyche das nachhaltig verhindert.

Laß los und achte auf Dich und Deine eigenen Bedürfnisse, statt es zu brauchen, von anderen gebraucht zu werden...

Zitat von Bones:
Sie definiert sich über ihre Opferrolle.

Danke - ich hatte beim Durchlesen des Eröffnungsbeitrags genau denselben Eindruck.

29.11.2020 18:48 • x 1 #32


A


Können Narzismusopfer massive Energierräuber werden?

x 3


S
Hallo Lumba.

Hier kann ich auch aus dem Nähkästchen plaudern.
Meiner Meinung nach ist meine Ex ebenfalls stark narzisstisch veranlagt. Ich habe viel darüber gelesen und manche Artikel erscheinen wie ein Handbuch über sie.

Ich spüre selber, wie ich durch diese Beziehung ein gewisses Maß an Empathie verloren habe. Auch liebe ich nicht mehr so wie vorher. Ich war eigentlich immer ein sehr freundlicher, hilfsbereiter Mensch, der für seine Partnerin gerne sehr viel getan hat. Auch habe ich beim Einkaufen immer mir einem Auge geschaut, mit was ich ihr eine kleine Freude machen könnte.
Ich war aufmerksam und habe versucht zwischen den Zeilen zu lesen.

Heute muss ich mich selbst immer ausbremsen und teilweise bewusst handeln, da das unterbewusste was so aus mir rauskommen würde, sehr verletzend sein könnte. Eigentlich will ich so nicht sein, und bin auch so nicht.
Ich muss hier wieder selbst an mir arbeiten.

Was ich damit sagen möchte, ich glaube in so einer Beziehung stumpfst du als Partner wirklich ab. Worte z.B zählen bei mir nichts. Eine kurze Whatsapp in der steht du fehlst mir, oder ich liebe dich nervt mich eigentlich mehr, als dass ich mir darüber freue. Früher war mir dies aber sehr wichtig. Ich denke ich habe es zu oft gehört, ohne dass es gestimmt hat.

Heute bin ich zum einen Teil oft froh, wenn die Partnerin geht, auf der anderen Seite fehlt sie mir. So war ich auch nicht.
Manchmal mache ich Dinge und steh dann an meinem Fenster und denk mir, du bist gerade kein Stück besser als das was du früher an der Ex bemängelt hast.

Ich bin nur froh, dass ich es noch merke.

Du kannst es deiner Freundin nur knallhart an den Kopf klatschen und ihr sagen was Sache ist, alles andere bringt nichts. Wenn sie sich dann irgendwann distanziert dann ist es so.

30.11.2020 11:21 • x 2 #33


K
Ich finde den Begriff Narzissmus zu beliebig. Narzissmus tritt so gut wie nie plötzlich auf, sondern besteht und zeigt sich doch als Charakterzug. Es ist für mich immer zu leicht einfach zu sagen, der ist dies und die ist das. Das verhindert unsere Auseinandersetzung mit der Beziehung und vor allem uns selbst. Narzisstische Menschen sind vor allem selbstverliebt, schillernd, treten oft arrogant auf und sind von der Richtigkeit ihrer Aussagen und ihres Verhaltens völlig überzeugt, während sie andere in einer Zone zwischen Schmeichelei und Abwertung halten.

Manche Beziehungen verändern sich aber auf normale Weise. Dabei verändert ein Partner eventuell auch sein Verhalten. Wenn die Partnerschaft abkühlt und einer der Partner selbstbezogener und abweisend wird, dann ist der nicht narzisstisch. Das kann viel eher eine Reaktion auf äußere Umstände sein. Zu denen auch das Verhalten des anderen gehört. In vielen Beziehungen schleift sich oft eine Nachlässigkeit ein und der Ton bleibt auch nach Streits noch hart. Daran sollte man arbeiten. Zurück zu respektvollem, ausgeglichenem Miteinander finden. Dabei eigene Grenzen definieren und verstehen, dass Menschen und Beziehungen sich ändern. Ich finde aber, dass es einfach nicht geht jedem, der sich nicht genehm verhält eine schwere Persönlichkeitsstörung zu unterstellen. Wer diagnostizierte Narzissten erlebt hat, der weiß was ich meine.

30.11.2020 12:46 • x 1 #34


L
Zitat von Karili:
Ich mache aktuell eine Therapie zu einen Lebensthema von mit. Die Therapeutin ist eine sehr klare Frau.


Grüße Dich Karili,

vielen Dank, dass Du mir das Bild, das Dir eine Thera vermittelt hat, weitergegeben hast. Hat mir sehr gutgetan und sehr in mir gearbeitet.
Und das ist mir eben wichtig: Zu erkennen, was da lief. Das Zusammenspiel zwischen Lola und mir. Das hilft mir auch, mich besser kennenzulernen. Denn mir sehr klar, dass ich da einen RiesenAnteil (nicht Schuld) habe. Mir ist auch klar geworden, dass ich Gefühle übernehme und keine Grenzen ziehen kann und wenn, dann zu spät, mit zuviel Emotion und sehr gestresst. Über-zogen quasi.

30.11.2020 16:56 • #35


L
Zitat von Löwenherz89:
narz... ziehen auch gerne borderliner an , und diese Verhalten von gute Freundin schlechte Freundin kenne ich nur zu gut von meiner ex (dig. Borderline). Ja sie raubt dir deine Energie aber ohne das sie ihre auflädt, sie verpufft quasi.

Denk an dich! Wenn Personen wir wissen ja nicht was Sache ist, sich Nicht helfen lassen wollen, dann ist das für Dich erledigt. Tut mir leid, habe selber den Retter gespielt und brauchte am Ende selber Hilfe.....


Löwenherz, Dir auch herzen Dank!

Lola und ich haben aktuell nur sehr wenig Kontakt und das nur per Whatsapp (Grüße zum Wochenende etc.) und allein, wie sehr viel entspannter ich bin zeigt, dass der Abstand gerade wichtig ist.

30.11.2020 16:58 • #36


L
Zitat von BlackSwan:
Liebe Lumba Ich musste mich auch aus so einer toxischen Bekanntschaft (eine Freundschaft war kaum möglich) lösen. Das war auch eine Frau, die seit Jahren geschieden ist und ihren Ex-Mann als Narzissten bezeichnete. Ich kenne ihn nicht persönlich, somit habe ich ihre Geschichte einfach zur Kenntnis genommen. Da ich selber aus einer toxischen Beziehung kam, verstanden wir uns am Anfang sehr gut. Mit der Zeit fiel mir auf, dass sie viele als Narzissten bezeichnete, was ich müssig fand, denn ja, es gibt sie, aber man muss nicht gleich alle unter Generalverdacht stellen.


Ich grüße Dich

Frappierend die Ähnlichkeiten. Die Ambivalenz, die Du beschrieben hast. Damit komme ich sehr schwer klar. Ich fühlte mich die letzte Zeit, oft klein gemacht. So, als dürfe es mir auch nicht gutgehen... Nur das Lola wenn ich sehr konkret werde, dass ich das so nicht mehr will, plötzlich wieder in den Honig-Topf greift. Und es zieht auch...

30.11.2020 17:01 • #37


L
Grüße Dich, Blanca!

Du fragst, warum ich mich gekümmert habe, obwohl die das erklärtermaßen nicht wollten. Es war eben nicht erklärtermaßen. Ich wurde um Rat, tatkräftige Unterstützung, Feedback gebeten.

Erst, als ich vor ein paar Monaten angefangen habe, die Frequenz meiner Präsenz zu verändern (weil mir das zuviel war), ging die Maulerei los. Ich wüsste alles besser, Feedback ja, aber nicht immer usw.

Warum ich immer, über meine Grenzen heraus, zugehört habe. Weil ich Mitgefühl hatte. Weil ich die Verzweiflung spürte, ihre Einsamkeit (dies hat sie auch kommunziert) und ich sie nicht allein lassen wollte. Sie hat auch wortwörtlich mal zu mir gesagt: Ich habe Angst, dass Du mich auch verlässt!
Auf die Frage, wie sie darauf komme: Der narz. Missbrauch meines Mannes hat mich klein gemacht und ich fühle mich wertlos!

Der Anlass das es geknallt war, war der, dass Sie wollte, dass ich was für ihren 17jährigen Sohn tue, was er selbst tun könnte. Ich war genervt, sie hörte das (am Telefon), maulte los und dann sind wir beide explodiert.

Das 2. Mal geknallt hat es, weil sie meine Schilderungen, dass ich ein irrationales Verantwortungsgefühl empfinde, weil mich die Situation an die Scheidung meiner Eltern erinnert hat, als Angriff empfunden hat. Sie sei ja schließlich verlassen worden und nicht ich und überhaupt, sie sei kein lästiges Wimmerl. Ich war völlig konstaniert, weil ich das Gefühl hatte, wir haben jeweils beide mit jemand anderem telefoniert, so groß war die Diskrepanz der Wahrnehmung, Sprache etc.

Mir hilft dieser Thread unglaublich. Es war mir klar, dass das Unwohlsein bei mir liegt. Meine Themen (siehe oben) empfinde ich aktuell als ziemliche Fehlprägungen und weiß nicht, wie da üben kann. Immerhin ist es mir jetzt bewusster.

Das mit dem Leidensdruck sehe ich mittlerweile auch so und ich möchte auch keine Lösungen mehr suchen.

Ich merke einfach, wie gut es mir tut, dass diese Dauerberieselung aufgehört hat. Ich fühle mich deutlich besser, als vor 4 Wochen.

Auch dank Euch!

30.11.2020 17:12 • x 1 #38


K
Ich freue mich, dass dir der Thread vielFutter gibt

Ich bemerke immer öfter, dass Menschen sich lieber ewig verbal mit ihrem Problem beschäftigen als endlich ins Handeln zu kommen. Das erscheint bei dir anders. Echt toll!

Deine Lola scheint da weniger zu handeln. Mir ist noch der Gedanke des sich Luft machen gekommen. Wer viel mit vielen über sein Problem spricht, der erleichtert sich mental und emotional durch die Gespräche. Gleichzeitig entsteht fälschlich das Gefühl zu handeln - man spricht ja drüber und danach geht es einem besser. Zu diesem Gedanken passt für mich Lolas Verhalten nachdem du dich etwas rarer gemacht hast. Ihre normale Entlastungsstrategie war in Gefahr und ein für euch beide typisches Gespräch hat dich nicht halten können. Da kam dann Knatschen und vielleicht sogar ein Manipulationsversuch in eure Kommunikation. Dem hast du dich positiv für euch entzogen und hast dich weder durch ein diffuses Pflichtgefühl, Schuldgefühle oder Verteidigungsgespräche halten lassen.

Für mich wäre interessant, ob und wann in ihrem Leben ein Ersatz für deine Rolle auftauchen wird. Meine Wette wäre, dass das gar nicht so lange dauern wird. Ich bin gespannt, wie es mit dir/euch weitergeht, denn was du beschreibst ist schon fast ein Fallbeispiel

30.11.2020 18:04 • x 3 #39


L
Hallo Karili,

ich denke auch, dass Ersatz bereits gesucht wird. Allerdings nur telefonisch, weil wir hier sehr ländlich wohnen. Aber das ist ok für mich.
Ehrlich gesagt hoffe ich - für sie - dass sie mittelfristig wegzieht. Ich glaube, das hier ist nicht das Passende für sie. Außerdem ist sie mit einem Riesenhaus, das mehr oder minder renovierungsbedürftig ist, allein. Auch da haben wir / sollten wir (mein Mann und ich) gerne immer helfen.
Das wir Vollzeit arbeiten und auch ein Riesenhaus mit 3 ha Grund haben, dazu Hunde und Katzen war zu übersehen, schließlich seid ihr ja zu zweit.
Aber das muss sie entscheiden, wie sie das kann und möchte.

Bei den letzten Kontakten per WA kamen schon immer mal Anspielungen von ihr, dass es ihr gut geht, aber finanziell usw. Ich bin nicht drauf eingestiegen.

Ja, ich denke auch, dass das ständige drüber reden ihrerseits ihr Ventil war. Wurde es konktret, dann kam immer ich mache mir nicht noch eine Baustelle auf. Aber ich kann das so nicht mehr.

Böse oder wütend bin ich nicht auf sie. Sie hat halt so gehandelt, wie sie es gerade konnte.

Was mich umtreibt ist eher, wir ich mit meinen Fehlprägungen umgehen soll. Gesund ist ja mein Verhalten auch so gar nicht. Will ich wirklich everybodys Darling sein? Warum ist das so?

30.11.2020 18:26 • #40


K
Ich würde es gar nicht als Fehlprägung bezeichnen. Ich hatte dir ja bereits früher schon geschrieben und andere hatten viele weitere Gedanken dazu, das gesellschaftliche Verständnis von sich-Kümmern-müssen ist sehr stark. Wir werden als Kinder bereits belohnt, wenn wir teilen und helfen. Das ist natürlich gut, um eine funktionierende Gemeinschaft zu schaffen und aufrechtzuerhalten. Irgendwie ist aber besonders von Frauen gerne gesehen, dass sie dabei ihre eigenen Bedürfnisse hinten an stellen. Das wird übrigens auch von Frauen gerne gesehen. Deshalb haben Frauen bis heute noch nicht solidarisch durchgesetzt, dass sie gleich bezahlt werden oder, dass die Hausarbeit bei Vollzeitarbeit beider Partner genau geteilt wird.

Deine Geschichte würde ich als wertvolle Erfahrung sehen. Wenn du die Momente benennen kannst, an denen du für dich schädigend gehandelt hast, z.B. du zu früh ja gesagt hast, dann hast du eine gute Handhabe, um das nächste Mal frühzeitig die Situation zu erkennen und gar nicht erst in sie einzusteigen. Eine Fehlprägung ist es auf keinen Fall

30.11.2020 18:38 • x 2 #41


B
Dass Du zum Kümmern erzogen wurdest, dafür kannst Du ja nichts. Es ist auch keine Fehlprägung, sondern eher ein Problem mangelnder Abgrenzung.

Gerade Mädchen werden in uinserer Gesellschaft so erzogen, dass sie hilfsbereit, zugewandt und fürsorglich agieren. Das wird also oft schon in der Kindheit angelegt. Kleine Kinder,die auf die Fürsorge der Eltern ja zwigend angewiesen werden, erfahren oft sehr früh, wenn ich mich so und so verhalte, dann werde ich belohnt. Die Belohnung erfolgt n Form von Liebe, Zuspruch und Bestätigung. Das Kind erfährt also, wenn ich mich z.B. um kleinere Geschwister besonders intensiv kümmere, mich mit ihnen beschäftige (und damit die Eltern entlaste), werde ich gelobt, weil ich für gut befunden werde. Anders herum genauso. Wenn ich aggressiv werde, mich widersetze, dann werde ich bestraft. Die Belohnung bleibt aus, stattdessen heißt es: das darfst Du nicht tun, das tut man nicht.. Man ist so und so. Evt. gbit es sogar Bestrafung in Form von Nichtbeachtung oder Schimpfen.

Diese Ausprägung ist bei Menschen natürlich ganz unterschiedlich. Manche werden so erzogen, dass sie sich in besonders hohem Maße kümmern sollen, andere weniger.

Wenn die Anforderungen an Dich in dieser Hinsicht recht hoch waren, dann verinnerlichst Du im Erwachsenenleben, dass Du gegenüber engen Freunden oder Familienmitgliedern sehr fürsorglich und hilfsbereit bist. Du übernimmst damit Muster aus der Kindheit, die Dir anerzogen wurden oder die Du z.B. bei der Mutter abgeschaut und unbewusst übernommem hast, ins Erwachsenenleben.
Der Nachteil an dieser zweifellos guten Eigenschaft ist allerdings dann oft, dass Du Dich zu wenig abgrenzen kannst. Denn das, also eine gesunde Selbstfürsorge für Dich, wurde Dir leider nicht anerzogen. Du läufst daher Gefahr, dass hilfsbedürftige Personen dies unter Umständen gnadenlos ausnützen, Dich aber damit beeinträchtigen. Denn Dir stösst irgendwann sauer auf, dass die Freundin nimmt und nimmt und Dich damit auch belastet und Energie von Dir abzieht, Du aber immer nur in der Position der Gebenden bist, der das irgendwann zu viel wird.

Ablehnen oder Grenzen aufzeigen ist nicht einfach, wenn man anders gepolt wurde. Denn oft fragt man sich dann auch: Ja, darf ich das überhaupt, dass ich ihr mal nicht zuhöre oder mal etwas für sie nicht erledige?
Ja, das darfst Du, denn andere Personen dürfen zwar Deine Hilfe in gewissen Rahmen in Anspruch nehmen, aber sie dürfen Dich mit ihren Ansprüchen nicht überlasten.

Wenn Du Dich benützt, ausgenützt fühlst, dann ist Deine Grenze überschritten. Und dann musst Du Dich abgrenzen und nicht ständig zur Verfügung stehen, damit Du Deine Energieressourcen schonst. Ein Missverhältnis von Geben und Nehmen ist schädlich und da musst Du auch mal Einhalt gebieten.

Gerade Frauen neigen oft dazu, viel zu viel zu ertragen und hinzunehmen. Da schlägt der Ehepartner Kapriolen und nimmst sich zu viel heraus und die Frau schluckt es und nimmt es hin, weil sie nie gelernt hat, eigene Ansprüche auszusprechen und eine eigene Postion zu beziehen. Denn dann könnte der Mann ja ärgerlich, unbequem, aggressiv reagieren oder sich gar trennen. Und so schluckt die Frau viel zu viel, merkt aber, dass ihr das längst nicht mehr gut tut. Der Mut zu einem gesunden Egoismus ist nicht vorhanden, weil er gar nicht in der Frau angelegt ist.

Nicht anders verhält es sich mit Deiner Freundin. Sie labert Dich voll, lädt also ihren seelischen Ballast bei Dir ab und fühlt sich vlelleicht dann selbst entlastet. Du aber empfindest Dich als seelischer Mülleimer, den sie benützt. Deckel auf, reinkotzen und Deckel zu. Der Ballast geht von ihr zu Dir und Du fühlst Dich damit nicht wohl, weil es Dir zu viel wird.

Wenn Du merkst und fühlst, dass Nehmen und Geben im Ungleichgewicht sind, darfst Du durchaus, weil Du Dich schließlich auch schützen musst (und darfst), Grenzen setzen und eine Verhaltenskorrektur einleiten.
Das kann einer Freundschaft sogar ganz gut tun, wenn klare Grenzen gezogen werden, weil das gegenseitige Konto wieder ausgeglichener wird.
Der Gebende schützt sich selbst, grenzt sich auch mal ab und fühlt sich dadurch besser und manchem, der immer nur nimmt, tut es oft auch ganz gut, wenn man ihm mal Stopp sagt. So wie es bisher war, geht es nicht weiter. Entweder Du richtest Dich danach oder aber wir sind getrennte Menschen.

Gesunder Egoismus, ein Achtgeben auf sich selbst, ist sogar eine Pflicht, denn damit übernimmt man auch Verantwortung für sich selbst. Das musste ich auch erst mühsam lernen, dass ich mir nicht alles gefallen lassen und alles hinnehmen muss. Wenn man es dann gelernt hat, fühlt man sich wesentlich besser und auch mutiger, weil man für sich einsteht. Die Außenwelt nimmt das dann auch wahr, weil man andere Signale aussendet. Dazu braucht es auch keiner großen Worte, denn das meiste teilt sich ohnehin nonverbal mit.

Ich hatte vor Jahren ein schlechtes Verhältnis zu meiner Schwester. Wie sie ihr Leben führte, was sie machte und tat und womit sie sich letztlich auch selbst schädigte, wurde von mir verurteilt. Ich die Gute, die Tüchtige und sie die Versagerin, die nichts auf die Reihe bringt. Es machte mich wütend, wie sie vorging. Sie spürte das und zog sich zurück und ich dachte mir, gut so. Dann eben kein Kontakt mehr, geht mir eh auf die Nerven, belastet mich, Die soll machen was sie will, aber ich will meine Ruhe. Auf die Idee, dass sie vielleicht Unterstüztung oder gar Hilfe gebraucht hatte, kam ich nicht.
So einfach war die Sache dann doch nicht, denn immer wieder bohrte es in mir, dass wir uns nicht mehr sahen, keinen Austausch mehr hatten. Irgendwie fühlte ich mich sogar schuldig, weil ich so selbstgerecht gewesen war. Kurz, nun belastete mich das schlechte Verhältnis zu ihr.
Irgendwann mal ging mir ein Kronleuchter auf, dass es doch eigentich nicht an mir ist, über sie zu urteilen und mich über sie zu erheben. Denn damit dränge ich sie auch in die Rolle einer Minderwertigen, die ihr Leben nicht so auf die Reihe bringt, wie ich es für richtig hielt.

Mit der Zeit dachte ich um und urteilte weniger hart und egoistisch. Und es geschah etwas Seltsames. Ohne dass wir jemals darüber gesprochen hatten, kam es wieder zu einer Annäherung. Sie spürte, dass ich miene Position verlassen hatte und suchte wieder mehr Kontakt. Und ich verhielt mich fairer gegenüber ihr. Wir haben heute wieder ein gutes Verhältnis und sehen uns trotz verschiedener Wohnorte öfters. Worte waren niemals nötig, die Verhaltens- und Einstellungsveränderung wurde irgendwie erspürt und unbewusst wahrgenommen und der Weg zu mehr Miteinander war wieder offen.

Es ist wirklich eigenartig, wie sich Dinge verändern, wenn sich Menschen verändern.

Begonie

01.12.2020 17:14 • x 4 #42


Scheol
Zitat von Lumba:
Hallo Zusammen, ich suche Rat, Sichtweisen, Denkanstöße, Meinungen, Erfahrungen hier in diesem Forum zum Thema: Was macht diese Narzismusspirale eigentlich mit den Angehörigen, Bekannten und Freunden der Opfer. Ich (w) kenne seit ca. 15 Jahren eine Bekannte (ich nenne sie hier mal Lola), die im Laufe der Zeit zu einer (engen) Freundin wurde. Diese Freundin ist seit ca. 18 Jahre verheiratet. Die Ehe wirkte auf mich schon immer irgendwie seltsam, aber sie erhielten den Schein lange aufrecht, dass es DIE Beziehung sei. Je näher ich Lola und ihrem Mann dann kam, desto mehr sah ich die ...




Personen die aus toxische Beziehungen kommen , nehmen über eine Zeit das Verhalten des Narz an.....
....
.
Personen die aus solch Beziehungen kommen , legen zum Teil ein Verhalten an den Tag , wie ein Mensch der eine Boderlinstörung hat...
...
...

Es kann sein ( die Vermutung liegt nahe ) das sie eine K PTBS hat . Sprich ein komplexes Trauma.

Das Verhalten von ihr ist nicht untypisch nach solch Beziehung.

Bei der Beschreibung von Traumafolgestörung ist immer der Satz zufinden ,.... das Opfer wird zum Täter. Dieses Verhalten kann hervorgerufen werden.

01.12.2020 17:57 • x 2 #43


Scheol
Zitat von Lumba:
Ich danke Euch beiden, dass ihr Euch für mich zeitgenommen habt. Und ich sehe es ja irgendwo auch ähnlich. Ich merke, dass das Fass voll ist. Wir hatten die vergangenen 1,5 Jahre jeden Tag Kontakt - auch in meinen Flitterwochen, weil es ihr so schlecht ging. Ich wollte auch für sie da sein, das war keine Frage. Seit ich mich im Frühjahr etwas rausgenommen habe, ging der Terz richtig los. Sie erwartet und fordert und fordert und erwartet und erklärt küchenpsychologisch warum es ihr so geht. Ich bin dann immer auf die Gespräche eingestiegen. ...



Du bist nicht ihr Therapeut und dein eigenschutz sollte ganz oben stehen.

Du bist keine schlechte Freundin wenn du Grenzen ziehst und auf dich achtest.

Ob sie nun AUS der Beziehung geschädigt ist , oder schon VORHER geschädigt war , das ist die Frage ?
Die Kombination er Narzisst , sie Borderlinerrin ist nicht ganz selten.

Jeder ist für sein Leben selbstverantwortlich , und wenn sie nicht zum Therapeuten gehen möchte dann ist es so. Nur dann sollte sie mit der Konsequenz leben das du dich zum Schutz zurück ziehst.

01.12.2020 18:06 • x 1 #44


Scheol
Zitat von Lumba:
P.S. Was mich am meisten schockiert ist die Erkenntnis, dass sie teilweise agiert wie ihr Nochmann. Das geht mir nicht in den Kopf. Sie hat doch selbst erlebt, was da mit einem Menschen macht.



Wenn sie ein Trauma hat , kann sie gegebenenfalls gar nicht anders.....

Hier Professor Dr. Franz Ruppert bei YouTube anschauen.

01.12.2020 18:09 • x 2 #45


A


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