Liebe Bissy,
meine Therapeutin sagte mir mal den Satz: Man sucht sich immer den Partner, den man gerade braucht. Das ist mir gerade eingefallen, als ich Deinen Beitrag gelesen habe und Du schriebst: Ich habe es nach 2 Jahren das erste Mal geschafft, Gefühle zuzulassen und dann musste es dieser vergebene Mann sein....
Mir ist natürlich klar, dass man sich Gefühle nicht aussucht. Ich habe mich auch in jemanden verliebt, der vergeben war. Aber ich hab mich dann auch oft gefragt, warum jemand, der gar nicht frei ist? Warum jemand, bei dem die Chance, dass er sich ganz für mich entscheidet, super gering ist? Warum kann ich da nicht einfach von vorne herein nein sagen und mir jemanden suchen, der von Anfang an für mich frei ist?
Du schreibst, dass die Trennung selbst nach zwei Jahren noch weh tut. Das klingt so, als sei das immer noch der Fall. Ich würde vermuten, dass Du da immer noch irgendwo dran zu knabbern hast. Deshalb vielleicht auch jemanden gesucht hast, der noch anderweitig gebunden ist. Weil Du selbst zum Teil noch in einer alten Beziehung hängst vielleicht? Oder gibt es vielleicht die Möglichkeit, dass Du Dir umbedingt Deine Erfolge erkämpfen musst/willst? Haben die Dinge, die Du Dir so hart erkämpfst, dann vielleicht mehr Wert als die, die Dir einfach zufliegen?
Das ist nur ein Denkansatz, den ich persönlich sehr interessant fand, als ich mich selbst in jemanden verliebt habe, der gebunden war.
Ansonsten kann ich verstehen, dass die Situation für Dich gerade echt hart ist. Ich glaube ihm, dass er Dir nicht mehr weh tun wollte. Er steckt momentan im Zwiespalt. Er kann gerade keine andere Entscheidung treffen. Er fühlt sich sicherlich verpflichtet, möchte die Verantwortung übernehmen. Und er möchte sicher auch all das, was er da hat, nicht einfach aufgeben ohne es nicht wenigstens versucht zu haben. Ich finde es generell nie gut, wegen Kindern weiter eine Scheinbeziehung zu führen. Aber für ihn scheint das gerade die einzige Option zu sein. Gerade mit Kindern ist das sicherlich sehr schwer, einfach weg zu gehen, vor allem wenn eins so klein ist.
Das Beste was Du tun kannst ist: schenke ihm Dein Verständnis. Versetze Dich in Deine Lage, versuche ihn zu fühlen. Ihm geht es sicherlich auch nicht gut gerade. Du möchtest sicher aber, dass es ihm gut geht. Gib ihm einfach Zeit. Und abgesehen davon wird alles Kämpfen nur dazu führen, dass er sich unter Druck fühlt und im Zweifel immer gegen Dich entscheiden wird. Weil unter Druck. Aber indem Du ihn verstehst wird es Dir auch besser gehen.
Ich hab die Situation auch so ähnlich erlebt, nur ohne Ehe und Kinder auf seiner Seite. Das ist nochmal eine andere Größenordnung sicherlich. Den Zwiespalt konnte ich aber gut nachvollziehen. Das habe ich ihm auch gesagt, mein Verständnis gezeigt, und ihm meine Liebe gegeben indem ich ihn loslasse. Das war unendlich traurig für mich, denn für mich ist er DER Mann meines Lebens, aber ihn unglücklich zu wissen macht mich fertig. Dazu bin ich nicht egoistisch genug. Ich habe ihn gelassen. Und irgendwann ist die Entscheidung zu meinen Gunsten ausgegangen.
01.07.2016 08:58 •
#3