Danke.
Ich habe um ihn gekämpft - er war so ein toller Mann, mein Traummann -
ich hatte ihn - und habe ihn durch meine eigene Schuld verloren. Es zerreißt mich.
Ich wünschte, ich hätte mich ändern können, bevor ich mit ihm eine Beziehung angefangen habe.
Denn meine Verlustangst und mein Verhalten waren schon extrem.
Als Beispiel: mir ist täglicher Kontakt in einer Beziehung sehr wichtig. Entweder, weil ich emotional einfach so gestrickt bin (das Nähe-Distanz-Bedürfnis ist ja bei jedem unterschiedlich) - oder weil ich nur dadurch meine Verlustangst, mein Kopfkino im Zaum halten konnte. Ich brauchte permanente Bestätigung und Rückversicherung. Hatte er sich mal wochenlang täglich gemeldet und dann einen Tag nicht, sprangen bei mir sofort die panischen Gedanken an, ob er nicht mehr will, er Zweifel bekommen hat, ob das der Anfang vom Ende ist usw. usw.
Ich weiß, dass ich häufig das Gefühl habe minderwertig zu sein und brauche deswegen viel Aufmerksamkeit und Rückversicherung. Damit meine ich, dass bei mir das Gefühl, wichtig zu sein und lieb gehabt zu werden, sehr darunter litt, wenn er sich auch nur einen halben Tag nicht meldete oder etwas später als sonst anruft oder beschäftigt ist. Man darf das auch nicht mit Prinzessinnen-Gehabe verwechseln, denn ich hatte in solchen Situationen ernsthaft das Gefühl (ihm) nichts wert zu sein. Ich habe dieses Gefühl so gut wie es ging versucht zu ignorieren und mich zu beschäftigen und nicht zu motzen. Aber manchmal platzte es dann doch einfach aus mir heraus und ich machte ihm Vorwürfe.
Ich habe den wenn ich ihm wichtig wäre, dann würde er sich so und so verhalten-Denkfehler gemacht - denn bei mir wäre es ein Zeichen von der Mensch ist mir nicht so wichtig, wenn ich mich so verhalte. Also schloss ich darauf, dass ich für ihn auch nicht so wichtig war. Das war jedoch rückblickend ein falscher Schluss, denn er tickte in dem Punkt vielleicht einfach nur anders oder hatte einfach was zu tun.
Ich habe zwar nie direkt Szenen gemacht, bin also nie laut geworden, habe aber (in einer laut ihm für ihn stressigen Art und Weise) gefragt, warum er sich nicht gemeldet hat. Bei ihm kam das als Vorwurf, Kritik an, obwohl ich nur die Rückversicherung, Bestätigung wollte, dass es nichts Negatives für unsere Beziehung zu bedeuten hat. Er fühlte sich dadurch jedoch (verständlicherweise) permanent unter Druck gesetzt, in Erklärungs- und Rechtfertigungsnot...und all das über Monate hinweg.
In den guten Zeiten haben wir perfekt harmoniert, aber für ihn war mein ständiges Nachfragen, Rückversichern Psychoterror und langfristig zu anstrengend, zu viel Auf und Ab. Er sagte, er hätte mit niemandem solche stressigen Gespräche geführt wie mit mir...
Ich sage mir rückblickend: hätte ich es nur geschafft, lockerer zu sein, nicht aus Mücken Elefanten zu machen, mich mehr zusammenzureißen, nicht alles überzuinterpretieren, totzureden....hätte ich diesen tollen Mann nicht endgültig verloren.
In meinem Fall würde es auch nicht um die zweite, sondern um die zehnte oder zwanzigste Chance gehen, denn er hatte mir auch schon in der Beziehung oft erklärt, was sich ändern muss. Aber ich hatte es einfach nicht geschafft meine Ängste in den Griff zu bekommen. Ich habe also alle Chancen, die er mir immer wieder gegeben hatte, nicht genutzt, nicht nutzen können.
An Einsicht und Problembewusstsein hatte es bei mir nicht gemangelt - ich hatte wirklich versucht an mir zu arbeiten und wollte nicht die Frau sein, die sich nicht beachtet und minderwertig fühlt und dann auch noch motzt und Vorwürfe macht - nicht nur für ihn, sondern weil es für mich ja auch selbst Stress war und ich auch gerne gelassener wäre.
Und bei jedem erneuten Versuch nahm ich mir vor lockerer zu sein bzw. dachte, meine Probleme (alleine durch Erkenntnisgewinn) im Griff zu haben, aber es war nicht so. Es waren Automatismen, die ich nicht im Griff hatte, die jedes Mal griffen, sobald etwas passierte, das bei mir die alten Ängste auslöste. Und dann ging alles wieder von vorne los. Die rosarote Brille wurde aufgesetzt, zertreten, zusammengeklebt und wieder aufgesetzt. Kurzer Höhenflug, schwerer Aufprall...
Ich hatte immer die negative Annahme, ich könnte ihm nichts wert sein und dadurch starke Verlustangst. Somit wertete ich ihn als Mensch und Partner ab und egal was er tat, wie lieb er auch sonst war, ich sah es nicht und habe meinen Fokus immer nur auf das Negative gerichtet, also das, was er nicht tat, statt einfach Sicherheit daraus zu ziehen, wenn er liebevoll war. Statt positive Erlebnisse mit mir zu haben, habe ich ihn genervt mit Forderungen, was ihn vertrieben hat. Er wurde oft kritisiert, angeklagt und negativ interpretiert, weil ich weiter meinen negativen Glaubenssätzen glaubte. Ich habe ihm das Leben schwer gemacht. Er musste jederzeit Beziehungsdiskussionen befürchten. Dadurch hat er sich nicht respektiert, ständig unter Druck gefühlt.
Ich habe ihm zwar erklärt, woher dies bei mir kommt, aber das nützt ihm auch nichts zu wissen, warum ich so bin - es tat ihm trotzdem weh. Schlimm genug, wenn man selber darunter leiden muss - aber noch schlimmer, wenn man Menschen darunter leiden lässt, die nichts dafür können.
Er hat lange an mir festgehalten, aber irgendwann lässt die Kraft nach, die Hoffnung stirbt und die Vernunft holt einen ein. Seine Energie war irgendwann vollkommen erschöpft.
Nach der Trennung dürfte er sich gefühlt haben als wäre er einer langen Gefangenschaft entflohen.
Ich habe ihn durch mein Verhalten vertrieben.
Ich mache mir solche Vorwürfe.