Danke für die Antworten. Wände hochgehen...das trifft es ziemlich gut.
Also versuch ich mal vorn anzufangen. Wir sind beide 36 und wären im Oktober 3 Jahre zusammen. Zusammengelebt haben wir mehr oder weniger die gesamte Zeit, erst in ihrer Wohnung und nach einem Jahr in der gemeinsamen Wohnung. Rückblickend war das wohl auch unser Genickbruch, wir sind viel zu schnell zusammengezogen.
Eigentlich wollte ich auch nie mit einer Kollegin eine Beziehung eingehen, aber manchmal kommt es halt anders als geplant.
Wir hatten beide neu dort angefangen, konnten uns erst eher weniger leiden (ich war ihr Vorgesetzter) und fingen dann an uns immer besser zu verstehen. Gemeinsame Mittagspause, Kaffee nach der Arbeit, über gescheiterte Beziehungen reden - alles ganz unverbindlich. Bis sie mir eines Tages schrieb, dass sie für mich nochmal das Risiko eingehen würde. Kurz darauf war ich im KH, sie besuchte mich und ab da war es klar, wir sind zusammen. Noch am selben Abend schrieb sie mir eine SMS mit Ich liebe Dich, was mich ziemlich überforderte. Mir kam das zu schnell vor, aber ich wollte sie auch nicht vor den Kopf stoßen.
Ich war vorher nach der gescheiterten Beziehung mit der Mutter meines Kindes und dreckiger Trennung für 5 Jahre nicht in der Lage jemanden an mich ranzulassen. Dementsprechend befreit fühlte ich mich, dass es endlich wieder jemanden in meinem Leben gibt. Ich fühlte mich angekommen und auch sie wirkte sehr glücklich.
Diese Befreiung sorgte wohl auch dafür, dass ich in der Zeit wo ich bei ihr wohnte über vieles hinweg sah, was später ein großer Störfaktor werden sollte. Ihre Unordnung, unterschiedliche Vorstellungen von Sauberkeit, die Zeit die sie vorm PC verbrachte. Vieles sah ich nicht oder wollte ich nicht sehen, es war ja ihre Wohnung.
Dann zogen wir zusammen und während der Renovierungsphase fingen die Unstimmigkeiten an. Sie äußerte sich auf der Arbeit sehr negativ über mich, teils mit frei erfundenen Aussagen und erzählte selbst meinem Chef, dass sie alles allein mache. Zur Rede gestellt hat sie es dann abgestritten und ich schob es auch auf den Stress. Irgendwann zogen wir ein, die Wohnung war zwar noch nicht fertig, aber das wollten wir dann noch alles tun.
Ihre Verhaltensweisen änderten sich dann leider nicht. Es war immer unordentlich, ich räumte ihr oft hinterher und sie fing an ihre schlechte Laune auf mir abzuladen. Auf der Arbeit machte sie mich immer häufiger schlecht und versuchte mich bloßzustellen, indem sie die die Autorität meiner Position vor anderen in Frage stellte.
Leider war ich privat oft eher bemüht ihr Gefallen zu tun und sie glücklich zu machen, statt die offene Konfrontation zu suchen. Ich machte ihr viele Geschenke und bemühte mich sehr um sie. Oft war das derartig einseitig, dass ich mich fragte welchen Zweck ich eigentlich für sie erfüllte.
In der ganzen Zeit wurde die Wohnung nicht fertig. Sie kaufte Dinge, stellte sie hin und erwartete, dass ich mich um alles weitere kümmerte. Auch meine Tochter sollte ein Zimmer in der Wohnung bekommen, welches ich aber nicht fertigstellte. Ich gelangte irgendwann zu der Ansicht, dass ihre Verhaltensweisen (unordentlich, kritikunfähig, aufbrausend) meinem Kind nicht gut tun würde und verlor den Elan etwas zu tun. Auch eine weitere Ausstattung der Wohnung wurde von mir immer weiter weggeschoben, da ich keinen Sinn darin sah, viel Geld auszugeben, wenn es hinterher sowieso wieder unordentlich und schmutzig war.
Das führte dazu, dass sie mich gemeinsamen Bekannten gegenüber immer schlechter machte und immer mehr Dinge erfand um mich nicht gut dastehen zu lassen. Irgendwann kam auch bei mir der Gedanke, dass ich mir so eine Beziehung nicht vorstelle und nicht glücklich mit ihr werde. Dennoch hielt ich daran fest und zog mich eher innerlich zurück.
Das letzte halbe Jahr nun, hatte auch ich immer öfter den Gedanken die Beziehung zu beenden, brachte es aber nie übers Herz. Die dadurch entstandene Distanz machte ihr wahrscheinlich zu schaffen, gesagt hat sie mir das leider nie und auch ihre Verhaltensweisen mir gegenüber stellte sie nie ab. Sie findet die nicht schlimm und sieht die Fehler ausschließlich bei mir.
Es kam wie es kommen musste. Vor drei Wochen teilte sie mir mit, dass sie keine Zukunft mehr sieht, ich ihr egal geworden bin und dass sie ausziehen wird. Sie wird mit einer Freundin zusammenziehen und zeigt der ganzen Firma überdeutlich wie gut es ihr damit geht. Seitdem sie mir die Entscheidung mitteilte verstehen wir uns so gut wie zuvor lange nicht mehr, wahrscheinlich weil auch keiner mehr dem anderen wehtun will. Wir gingen relativ normal miteinander um, bis sie nun letztes Wochenende in den Urlaub fuhr und schlagartig keinen Kontakt mehr will. Sie meint, dass sie Abstand brauch und dass sie das alles mit mir nicht mehr interessiert.
Auf meine heutige Frage, ob wir mal wirklich ausgiebig miteinander über alles reden können wenn sie wieder da ist, sagte sie, dass ihre Entscheidung feststeht und sich nicht mehr ändern wird.
Sie ist bereit mit mir zu reden, aber auch nicht sofort. Was auch immer das heißen mag.
Ich selbst verstehe nun die Welt nicht mehr. In der Beziehung war ich oft unglücklich und fühlte mich gedemütigt, mir fehlten einfach kleine Beweise ihrer Liebe oder wenigstens einmal das Zeichen das sie stolz ist an meiner Seite zu sein. Sowas kam nie, stattdessen ließ sie mich ständig spüren, dass es nach ihrer Nase zu laufen hat. Jeder, der die wahren Umstände unserer Beziehung kennt und sich nicht von ihren Aussagen beeindrucken lässt, fragt mich nun warum ich nicht singend durch die Gegend laufe. Eigentlich müsste ich erleichtert sein und sie nun trauern. Stattdessen geht es mir in den letzten Wochen immer schlechter, ich schlafe kaum, esse nichts, rauche viel zu viel. Ich bekomme auf der Arbeit Heulattacken und grüble den ganzen Tag. Abends liege ich wach und bekomme Panik wenn ich an den Tag ihres Auszugs denke. Hätte ich nicht eine sehr, sehr gute Freundin, die mir wirklich zu jeder Tages- und Nachtzeit zuhört – ich wäre schon wahnsinnig geworden. Ich kann einfach die Situation nicht akzeptieren. Dass sie einfach so geht, nach allem was ich getan habe und dass ICH jetzt noch das schlechte Gewissen habe. Ich schaffe es nicht diese Trennung hinzunehmen und habe schreckliche Angst aus diesem Loch nicht mehr herauszukommen.
Momentan halte ich mich nur daran fest, dass sie ja wiederkommt und wir dann reden können. Aber das wird nichts ändern, ihr Entschluss steht fest und ich selbst habe ja schon länger an Trennung gedacht. Warum geht's mir dann so dreckig?
29.07.2015 14:01 •
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