Kontaktsperre Zweifel

Ich habe meinem Exfreund gestern nach langem Zögern und vielen Verletzungen in den letzten Wochen und Monaten gesagt, dass ich den Kontakt für eine Weile abbreche, weil jede WA gerade in den letzten Woche so furchtbar schmerzte.

Zu meiner Situation:
Ich habe mich letztes Jahr Feb 2018 von ihm getrennt. Danach ging es mir drei Monate relativ gut. Der Kontakt blieb per WA bestehen. Er wollte mich zurück, aber ich wollte und konnte nicht mehr.
Nach 4 Monaten haben wir uns dann nach seinem Bitten doch wieder gesehen. Da ging es los. Der Liebeskummer war danach sehr heftig bei mir. Ich habe wochenlang nicht arbeiten können und bin Monate durch Panikattacken, Depressionen und all den Kram gegangen. Ihm ging es dann schon wieder besser. Er hat sich viel abgelenkt, war täglich auf Parties und lernte Frauen kennen. Er war schon immer jemand, der keine Gefühle zulässt und sich in endlosen Aktivitäten stürzt. Er sagte mir das ist seine Art mit meiner Ablehnung klarzukommen. In der Zeit habe ich mich dann irgendwann um mich gekümmert, ich dachte erst nur für mich, doch im Rückblick habe ich es doch getan um ihm wieder zu bekommen, obwohl ich nicht zurück in die Beziehung wollte. Es ist verrückt. Ich war irgendwie verrückt und nicht bei Sinnen. Ich fühlte mich einsam und wollte in seiner Nähe sein, weil ich sonst niemanden hatte/ habe.
Als wir uns dann zu seinem Geburtstag trafen, haben wir eine Affaire begonnen. Wir haben uns wieder regelmäßig gesehen, geschrieben haben wir in all der Zeit trotz meines Kummers täglich und intensiv. Er wollte mich wieder zurück und einen Neustart mit mir, ich habe abgelehnt. Also haben wir bis letzten Monat Oktober die Affaire zumindest digital weitergeführt. Die Treffen habe ich minimiert, weil ich leider irgendwie immer nach unserem Treffen ernsthaft und langfristig krank wurde. Mittlerweile denke ich es war ein Zeichen. Ich habe mich bestätigt gefühlt, dass die Trennung die richtige Entscheidung war und dennoch konnte ich in all der Zeit nicht loslassen, trotz all der Differenzen und Verletzungen seinerseits. Doch den persönlichen Kontakt habe ich in diesem Jahr sehr reduziert, sodass wir uns nur noch seit Mai 2 Mal gesehen haben. Als ich in seiner Stadt nun einen Termin hatte, hatte er mich zu sich eingeladen und wollte mich unbedingt wiedersehen. Ich war zögerlich. Wir haben uns seit August nicht gesehen. Der Kontakt auf WA war fast ausschließlich S. Art oder er hat mich mit Fotos und Videos von sich gespamt, ich kam mit seiner Art nicht mehr zurecht. Ich wusste, dass er andere trifft. Eine zeigte er mir (wir waren dahingehend sehr offen) und ich wusste intuitiv, dass sie seine zukünftige Freundin sein würde und nicht wie die anderen nur eine Kurzzeitaffaire.
Ich sollte Recht behalten. Nachdem ich von meinem Termin zu ihm kam, war alleine die Begrüßung schon distanziert und total anders. Er war immer derjenige, der sehr enthusiastisch war und sich mit mir treffen wollte. Nach der Begrüßung musste er dann seltsamerweise plötzlich weg. Da stand ich da. 2 Stunden alleine in seiner Wohnung.Als er kam sind wir uns kurz wieder näher gekommen, doch ich merkte, dass er mit den Gedanken woanders war. Wir haben miteinander geschlafen am Morgen darauf, obwohl ich dann schon wusste was los ist und er mir bis auf den S. aus dem Weg gegangen ist, war am Handy ( ich habe aus dem Augenwinkel lauter Herzchen gesehen), ist wieder für Stunden verschwunden und als er wieder kam, musste er plötzlich einen Antrag bearbeiten. Das ist in den 5 Jahren nie zwischen uns passiert. Das hat mich so verletzt. Ich wusste, dass er gerade vor etwas wegläuft. Diese Ablehnung, obwohl er dieses Treffen initiiert hatte. Und er hat es nicht mal gemerkt. Wie gesagt, er läuft immer vor seinen Gefühlen weg. Ich bin dann gegangen. Habe do getan als wäre alles okay. Sobald er die Türe schloss, liefen mir die Tränen. Ich wollte bleiben, aber ich fühlte, dass er wohl anderen Besuch bekommt und als ich dann im Stau steckte und er mir anbot zurückzukommen, aber nur bis 19 Uhr, weil sie kommt, das war der Gipfel an Degradierung. Er hat am gleichen Tag mit mir geschlafen und lädt sie für den gleichen Abend zu sich ein und ich muss dann verschwinden. Das ist 5 Wochen her. Ich hatte ihm danach geschrieben und mal wieder die Reflexion für ihn übernommen. Er war auch da abgelenkt und hat auch sehr unregelmäßig geantwortet ( auch sehr ungewohnt, denn bis am Tag vor dem Treffen schrieb er mir immer sehr viel und intensiv) und erstmal alles negiert. Dann wollte er sich wieder mit mir treffen dir S.. Das habe ich abgelehnt und ihm vorgeworfen wie unreflektiert er gerade handelt mit einer Frau, die zuhause auf ihn wartet und mich als Ex, die er beide nutzt, nur weil er nicht mit seinem Gefühlschaos zurechtkommt. Zwei Wochen später sagte er mir dann, dass ich ihm die Augen geöffnet habe, weil ich genau wusste, dass es etwas Ernstes mit den beiden ist und er sich doch in die andere Frau verliebt hat und kurz nach dem Treffen mit mir zusammen gekommen sind. Jetzt hat sie aber auch schon Schluss gemacht, weil er ihr Vertrauen missbraucht hat.
Und jetzt schmerzt es seit 5 Wochen unaufhörlich. Panikattacken, Depression, ich kann nicht mehr arbeiten, alles wie letztes Jahr nur endgültig, weil er immer nur auf mich fokussiert war trotz Gelegenheitssex und ich jetzt kaum mehr eine Rolle spiele. Er geht durch den Liebeskummer wegen ihr und hat sich bei mir ausgeheult ungeachtet dessen was ich gerade fühle. Ich habe ihm gestern erklärt, dass ich den Kontakt beende und blockiere. Daraufhin diskutierte er und sagte das wäre übertrieben.
Ich habe ihm die Beweggründe erklärt. Er hat andere Themen aufgebracht, kam mit einer Eifersuchtsnummer um die Ecke und sagte er würde sich von mir degradiert fühlen. An dem Punkt war mein Schmerzlevel zu groß um wieder in diese Diskussion zu gehen. Ich habe ihm alles Gute gewünscht und habe alles gelöscht und ihn blockiert.
Meine Welt ist gerade zusammengebrochen, denn ich realisiere ich habe 5 Jahre meines Lebens in diesen Mann investiert, den ich auch noch zum Mittelpunkt meines Lebens gemacht habe. Und jetzt habe ich nichts und ich habe Angst, dass mich meine Einsamkeit erneut zu ihm führt wie letztes Jahr. Ich habe Angst mich selbst zu verraten.

Zitat von Lati:

Ich habe mich letztes Jahr Feb 2018 von ihm getrennt.

Du hast dein Leiden um bald 2(!) Jahre verlängert weil du den Kontakt aufrecht erhalten hast- unterm Strich für nichts außer einem Rucksack voller Verletzungen mehr .
Also warum genau die Zweifel an der Richtigkeit den Kontakt sein zu lassen?

Ich hadere mit mir selbst. Ich habe in all diesen Jahren immer nur ihn als meine einzige Bezugsperson gehabt.
Wahrscheinlich konnte ich deshalb nie richtig Abschied nehmen. Jetzt ist keiner mehr da. Ich habe eine große Familie, aber das Thema Beziehung ist ein absolutes NoGo. Sie wissen großenteils nichts davon und die, die es wissen ( 3 Schwestern) interessieren sich nicht und wir reden generell kaum. Ich habe eine neue Freundin. Es fühlt sich schlecht an alles bei ihr abzuladen, nur weil sie die einzige Person in meinem Leben ist. Ich ärgere mich selbst über mich, dass ich den Schmerz so sehr ausgeweitet habe und jetzt fühle ich mich schlechter als je zuvor seit der Trennung. Ich schlafe nicht und wenn wache ich nach 2 Stunden auf und habe direkt mit Herzrasen und Panik auf. Es sind viele Symptome des Entzugs. Ich kann nicht mit und auch nicht ohne ihn, was seltsam ist, denn wir haben uns kaum in diesem Jahr gesehen, weil ich es nicht wollte/ konnte und trotzdem hatten wir 24/7 Kontakt. Aus Gewohnheit, denn obwohl ich oft einen Widerstand in mir gespürt habe, habe ich all das weiterlaufen lassen.

Zitat von Lati:

Wie gesagt, er läuft immer vor seinen Gefühlen weg.

Er läuft nicht vor seinen Gefühlen weg, wenn er die für dich gehabt hätte, dann hättest du niemals zweifeln müssen.

Immer hast du ihm mitgeteilt, daß du in seiner Nähe bist und warst danach abweisend, aber rum bekommen hat er dich doch.
Eine ähnliche Geschichte ist mir auch passiert, wir hatten nach der Trennung wieder S., er hat auch Bilder und all das von sich geschickt und ich dachte, wenn ich besonders cool tue, will er mich doch zurück.

Am Ende kam raus, das er sich wegen seiner Traumfrau getrennt hat, aber die nach einem Monat keinen Bock mehr hatte und er wohl mit mir seine verletzte Männlichkeit gestreichelt hat.

Das Ende vom Lied war eine tiefe Wunde, die ich lange pflegen musste.

Bitte lass die Finger von ihm, der spielt mit dir. Du bist der Part, bei dem er sich seinen Druck abladen kann im Bett. Was anderes wirst du niemals für ihn werden.

Es tut mir leid

Ja, er sagt er hat immer noch Gefühle für mich und ich kann das auch verstehen, dass er nun eine Frau gefunden hatte, die ihm gut tut, ihn umschmeichelt und seine Gefühle erwidert.
Ich habe auch sehr starke Gefühle für ihn gehabt. Aber er selbst hat sich immer mit Dingen abgelenkt und hatte schon in der Beziehung wenig Reflexionsvermögen mit 38. Das hat mich nach und nach von ihm entfernt. Vor allem sein egoistischer Umgang mit anderen Menschen und irgendwann auch mit mir. Es ging immer nur um ihn. Er wollte und sollte immer bespaßt werden. Er war auch immer auf Tinder, auch während der Beziehung. Ich wusste das und habe dazu nichts gesagt. Aber natürlich hat mich das verletzt. Er meinte nur er mache das aus Gewohnheit und trifft sich nicht. Jetzt argumentiert er, dass er vor seinen Gefühlen weggelaufen ist und er sich nicht genug geliebt fühlte. Dabei war das der Grund, warum ich mich nicht mehr weiter öffnen konnte. Immer unterwegs, immer tausend Leute um sich herum haben wollen und dann am Ende meine Fürsorge missbrauchen. Er konnte nicht alleine sein. Und wenn ich mal nicht konnte/ wollte, ist er aus Frankfurt sofort nach Köln zu mir gekommen und klammerte. Irgendwann fühlte ich mich eher als seine Mama. Er verlor mehrfach den Job, ich habe ihn mit finanziert und vor allem seinen Lifestyle, denn Abstriche wollte er keine machen. Reisen, Parties, die fancy Restaurants.
Es reicht einfach nicht aus Gefühle zu haben, wenn man charakterlich nicht harmoniert. Letzten Endes denke ich, dass er meine zu herzliche und fürsorgliche Ader genutzt. Er hatte zwar immer viele Menschen um such herumgescharrt, doch fühlte er sich gefühlsmäßig nie aufgehoben. Das hat er dann all die 5 Jahre jetzt bekommen. Ich habe es mit mir machen lassen. :/

Zitat von Lati:

Ich fühlte mich einsam und wollte in seiner Nähe sein, weil ich sonst niemanden hatte/ habe.

Zitat von Lati:

Ich habe in all diesen Jahren immer nur ihn als meine einzige Bezugsperson gehabt.
Wahrscheinlich konnte ich deshalb nie richtig Abschied nehmen. Jetzt ist keiner mehr da. Ich habe eine große Familie, aber das Thema Beziehung ist ein absolutes NoGo. Sie wissen großenteils nichts davon und die, die es wissen ( 3 Schwestern) interessieren sich nicht und wir reden generell kaum. Ich habe eine neue Freundin. Es fühlt sich schlecht an alles bei ihr abzuladen, nur weil sie die einzige Person in meinem Leben ist.

Da ist jetzt die Freundin, das ist schon einmal sehr gut!
Wie kommt es, dass Du einen so oberflächlichen Kontakt zu Deiner Familie hast? - Worauf führst Du es zurück, dass Du keinen Freundes/Kollegenkreis hast, in dem Du Dich zuhause fühlst?
Hast Du Interessen und Hobbys? REIST Du, um Deinen Gesichtskreis zu erweitern?

Wie kannst Du das ändern?

Und - ist Dir in all der Zeit kein einziger interessanter Mann über den Weg gelaufen?

Liebe Frauenfarn,
die Beziehung zu meiner Familie war leider immer problematisch, von Angst und Gewalt geprägt, von Geheimnissen, weil es nur Verbote gab. Meine Eltern haben sich verändert, sind liebevoller geworden. Doch die Geheimnisse bei uns allen sind geblieben, weil es in unserem Kulturkreis ( muslimisch) indiskutabel ist, dass du z.B. eine uneheliche Partnerschaft hast. So ist meine jüngere Schwester mit ihrem Freund schon 10 Jahre zusammen und verheimlich ihn immer noch wegen meiner Eltern.

Und auch Freundschaften durften und konnten wir nicht pflegen als Kinder und Jugendliche, weil meine Eltern dachten alle anderen wäre ein schlechter Umgang. Natürlich hatte ich in der Schule Freundinnen, aber da wir wir nach der Schule sofort nachhause gingen und es zwischen uns Schule nichts gab, habe ich nicht gelernt Freundschaften zu pflegen. Auch als Erwachsene im Studium nicht, obwohl ich immer recht beliebt bei anderen war. In dem Kontext wo man sich trifft, verstehe ich mich immer hervorragend mit anderen, aber auch jetzt habe ich diesen Unterschied zuhause und anderer Ort drinnen. Dazwischen gibt es nicht viel. Obwohl ich in all den Jahren immer wieder probierte rauszukommen und dieses Muster zu durchbrechen ist es mir kaum gelungen. So habe ich viele wichtige Menschen verloren, weil ich nie konnte wie ich wollte und zuhause war/ ist immer meine save zone. Andere Menschen und raus aus aus dem Haus zu gehen, hat in mir im Laufe der Jahre Ängste und Panik verursacht. Deswegen habe ich es immer noch nach all den Jahren. Aktuell zwinge ich mich sehr rauszugehen und mich mit meiner Freundin regelmäßig zu treffen. Ich kenne das kaum und es macht mir Angst. Aber es tut so viel besser als wieder nur zuhause zu sein und einen kurzen Tapetenwechsel zu haben.

Ich mache gerne Sport. 2-3 Mal die Woche mache ich Krafttraining, aber es hat mich in letzter Zeit sehr aggressiv werden lassen, sodass ich mich danach irgendwie schlechter fühlte und noch mehr Herzrasen bekam. Ich las sehr viel, aber jetzt habe ich schier keinen Kopf dafür.
In den letzten Jahren bin ich immer mal wieder auch alleine gereist. Es war schön und ich habe oft neue Leute kennengelernt. Aber auch diese Kontakte habe ich wieder nicht gepflegt. Obwohl ich das immer wollte, stehe ich mir selbst mit meiner Panik im Weg. Und das irrsinnige ist, nach außen bin ich super offen, fröhlich und werde immer angesprochen, von Frauen sowie von Männern.
Gerade Männer zeigen sehr viel Interesse an mir. Das weiß mein Ex auch und deshalb war er auch in diesen fast 2 Jahren nach der Trennung immer sehr anhänglich Und wollte immer alles von anderen Männern wissen. Die Wahrheit ist ich habe niemandem eine Chance gegeben, weil immer nur er in meinem Kopf war und obwohl ich das nicht weiterführen wollte, trotzdem auch irgendwie an ihm hing, obwohl er mir physisch und psychisch nicht guttat.

Liebe Lati,
danke für diese eindrückliche Schilderung, ich kann das gut nachvollziehen, obgleich ich völlig anders sozialisiert bin.

Zitat von Lati:

, aber auch jetzt habe ich diesen Unterschied zuhause und anderer Ort drinnen.

Schau, Deine Reflexion hilft Dir nicht weiter in Deiner Befreiung von innerem Gefängnis und Panik. - Du ahnst schon, dass ich auf Therapie hinauswill? - Hast Du schon einmal was in der Richtung gemacht?

Ich bin seit Jahren in der Therapie. Aber es gab immer viele andere Baustellen und das Thema wurde bisher immer nur angerissen.

Zitat von Lati:

Ich bin seit Jahren in der Therapie. Aber es gab immer viele andere Baustellen und das Thema wurde bisher immer nur angerissen.

Angerissen?! Dieser Mann hat doch Dein Leben maßgeblich beeinflusst!





(Und - manchmal ist es gut, die Therapierichtung zu wechseln - wenns über längere Zeit nicht weiterhilft, oder bei großen persönlichenUmbrüchen...)

Ja, aber in der Therapie ging es tatsächlich um die Verarbeitung meiner Vergangenheit, meine Scheidung, meine Depression, meine Arbeit, die ich wechseln musste, meine gesundheitlichen Beschwerden im seit Jahren Intimbereich. All das und noch einiges mehr.
Wir haben eigentlich immer nur akute Brandherde gelöscht und davon gab es in den letzten Jahren viele.

Ja, ich habe tatsächlich jetzt eine kinesiologischen Ansatz für mich gefunden. Das hilft mir etwas besser als die reine Gesprächstherapie. Das zahle ich nur aus eigener Kasse. Aber ich gehe gerne dorthin.
Jetzt ging es primär darum meine Trennungssymptome herauszuarbeiten und Strategien im Umgang damit.