@Ema
Du kannst gerne wieder und wieder aus meinem EP zitieren, wenn es dir hilft. Ich habe indes mal versucht, Gründe zu finden dafür, dass du von mir nicht ablassen kannst. Es ist nicht schön, hier als Einzige die Hosen runterzulassen und mich permanent erklären zu müssen für mein Liebesleben. Ich vermisse die Augenhöhe
In einem deiner eigenen Anfangspostings beschreibst du deinen Werdegang als enttäuschte Affärenfrau und da gibt es zwischen uns immense, grundlegende Unterschiede.
Also, du schreibst:
Nein, er hat mir keine Beziehung versprochen. Nicht direkt. Viele Andeutungen in die Richtung gemacht, das ja.
Hier schon der erste Unterschied. Ich habe von Beziehungen genug gehabt. Habe ich immer noch. Beziehungen sind in meinen Augen sehr unvorteilhaft für Frauen. Sind für bequeme, unselbständige Männer ein Ort, an dem Frauen die Rolle der Mutter weiterführen und dementsprechend für die betroffenen Frauen sehr einschränkend und eindimensional. Aber das am Rande.
Daher war ich jedenfalls bei unserer ersten Begegnung absolut abgeklärt, was das anging. Mir fehlte nichts. Ich war dabei, mit meiner vorangegangenen Beziehung, die Jahre her ist, abzuschließen, an der ich aufgrund der Toxizität sehr zu knabbern hatte. Ich konnte Jahre nicht vergeben. Da war ganz viel Gewalt im Spiel, und sowas dauert lange, zu verarbeiten. Und es kam nie eine Entschuldigung. Das machte es um so schwerer, zu verzeihen, da niemand um Verzeihung je gebeten hatte.
Mein AM, der anfangs nicht mehr war als ein sehr sympathischer Bekannter, den ich regelmäßig öffentlich traf, stellte aufgrund seines Verheiratetseins also überhaupt keine Gefahr für mich dar. Ich war froh, dass es war, wie es war. Ich war überhaupt nicht bereit, schon wieder einen Mann an mich heranzulassen. Ich betrachtete 'den Mann' damals als Übeltäter.
Wir haben beide nicht so viel darüber gesprochen. Ich nicht, weil für mich alles so klar schien. Und er hat mir vermittelt, dass es für ihn auch so sei.
Dass es wie für ihn auch sei? Dass er ein Mann sei, der bereit ist, seinerseits ebenfalls aus seiner Deckung zu gehen und das Projekt 'Beziehung' anzugehen, zusammen mit einer Frau, die ihrerseits bereit ist, aus ihrer Deckung zu gehen und zusammen mit einem Mann, der es ernst meint, das Projekt Beziehung anzugehen? Schritt für Schritt? Nichts überstürzen? Langsam ein Fundament aufbauen, nicht sofort all in gehen?Wie man es eben als guter, vernünftiger Mensch macht?
Da liegt meines Erachtens der erste Fehler. Keine Strategie der Welt schafft es, das Wunder der Anziehung und der Liebe zu lenken. Es ist allein der Hybris des Großteils der Menschheit geschuldet, dass in vielen Köpfen die Ansicht besteht, dass der Mensch die Macht über die Liebe hat.
Die Liebe aber ist nun mal und bleibt nun mal eine Himmelsmacht.
Egal, wie penetrant oder inbrünstig wir daran herumdoktorn.
Wenn ich ihm gesagt habe, wie es in mir aussieht, oder wie es für mich aussieht, dann hat er gesagt, es ginge ihm genauso.
Dies kenne ich aus meiner letzten Beziehung. Ich habe ihm gesagt, wie es in mir ausschaut und er hat brav geantwortet. Hat natürlich auch vermeintlich initiativ Dinge gesagt, die Frauen im Allgemeinen gerne hören.
Damit es nicht so aussieht, als würde er nur reagieren.
Das Ende vom Lied? Als er mich im Sack hatte, fühlte er auf einmal nicht mehr so. Er wurde kühl, arrogant, abweisend. Und mein Weg durch die Hölle begann.
Ich war die offizielle Frau an seiner Seite und inoffiziell, hinter verschlossenen Türen, sein Hassobjekt. Wer sowas nie erlebt hat, kann da nicht mitreden, es ist einfach so.
Dass ich ihm überhaupt so offen erzählt habe, was ich für ihn empfinde, dass er für mich etwas ganz Besonderes ist, das ist für mich schon außergewöhnlich.
Dann war diese Erfahrung vielleicht die Resonanz auf diese Einstellung, dass man als Frau mit dem Sichöffnen nicht vorsichtif genug sein kann.
Eine Frau sollte sich nicht verschließen. Sie sollte viel lieber ihre gesamte Liebesfähigkeit in die Welt hinaustragen und gleichzeitig darauf achten, nicht eingefangen zu werden und in den Käfig gesperrt zu werden, ganz gleich, wie vergoldet dieser ist oder mit wieviel männlicher Liebesbeteuerung er verziert ist. Denn das bedeutet immer dasselbe: Das Ende der weiblichen Liebesfähigkeit.
Vor allem, nach so kurzer Zeit. Noch nie habe ich so schnell und so vollständig die Deckung aufgegeben.
Und das war doch gut so. Ein Leben in Deckung ist ein ungelebtes. Oder zumindest ein nicht vollständig gelebtes.
Die Menschen, die einem Schlechtes wollen, interessiert unsere Deckung einen Dreck, und die, die es gut mit uns meinen, scheitern an unserer Deckung.
Und das ist schade, weil Dann das Wichtigste einem immer wieder entgeht.
Eben, weil er halt für mich etwas ganz Besonderes war. Und wenn er dann sagt, es ginge ihm genauso...
Tja. Und dann habe ich geduldig abgewartet.
Ein weiterer Unterschied zu meiner Geschichte. Ich habe von Anfang an den Moment mit ihm genossen. Das betone ich deshalb so, weil ich bis dato wirklich ein Mensch war, der viel lieber in der Vergangenheit gelebt hat, weil man dort so schön wieder und wieder die alten Kamellen kauen kann... sich wieder und wieder über die alten Unverschämtheiten des Expartners echauffieren kann. Endlosschleifen können eine traurige Seele über Jahre ruhigstellen. Nicht zufriedenstellen. Aber ruhigstellen.
Oder aber ich verlor mich in Träumereien über mein künftiges Leben. Das war auch sehr schön. Ein Leben, in welchem ich autark, jeden Menschen von Anfang an durchschauend, nur noch auf mich selbst zentriert und meinen Lebensplan verfolgend, mein Ding machen würde; auch dieses Gefühl ihr könnt mich alle! war ein erhebendes.
Aber weder das eine, noch das andere führt zum Glück. Meine Erfahrung sagt mir: Zum Glück führt kein langfristiger Weg. Glück ist eine Momentaufnahme.
Glück lässt sich weder konservieren, noch buchen, und auch nicht aufhalten. Wenn es weiterziehen will, tut es das, egal, wie sehr wir daran verzweifeln.
Wollte keinen Druck machen.
Ich glaube, du wolltest schon Druck machen, einfach, weil in dir selbst der Druck war, den du verständlicherweise irgendwie teilen/ loswerden wolltest. Aber da du wusstest, dass Druck selten gut bei einem Mann ankommt, hast du dich, so gut es ging, zurückgehalten.
Dachte, der weiß schon selber, was jetzt zu tun ist.
Was jetzt zu tun ist ? Was ist denn zu tun, wenn man feststellt, dass man komplett verliebt ist?
Alles entzaubern? Die Gefühle wieder in einen Rahmen bringen und daraus etwas konstruieren/ aufbauen, was einem wieder das Gefühl von Sicherheit verschafft?
Dafür braucht er weder Druck noch meinen guten Rat. Weil für mich alles so klar war. So klar wie noch nie. Ich hab ihn auch geliebt wie noch keinen zuvor.
Das ist sehr schön, nur bedeutet das eben nicht, dass diese wie nie zuvor empfunden Liebe dazu führt, dass man endlich in die Sicherheit kommt, die wir uns alle naturgegeben wünschen. Sondern zunächst einmal, dass- wenn wir Glück haben - dieses Gefühl erwidert wird.
Den Rest kannst du dir denken. Es lief, wie es offenbar immer läuft. Er hat es verstanden, meine Hoffnungen und Erwartungen immer schön warm zu halten. Mich immer neu zu triggern.
Hoffnungen und Erwartungen. Ein weiterer Unterschied. Ich hatte weder in dem Jahr unserer Affäre Hoffnungen oder Erwartungen. Noch habe ich diese jetzt. Und ich glaube, dass genau das der Punkt ist, an dem die meisten aussteigen und lebewohl sagen.
Gerade Frauen fallen immer wieder in die Erwartungsfalle. Sie könnten so ein wunderbares, freizügiges und hinreißendes Geschlecht sein, wenn denn diese Erwartungshaltung nicht wäre. Das macht alles kaputt.
Eine Frau sollte nicht gesellschaftlich anerkanntes, anerzogenes (!) Glück anstreben. Sondern ihr ureigenes.
Das geht auch ohne viele Worte und blumige Versprechungen (darauf steh ich eh nicht so).
Ja, so sieht es aus. Wenn ein Mann erkennt, dass er liefern muss, um das OdB bei Laune zu halten, dann tut er es genau so, wie das OdB es braucht und will. Auch davon kann ich ein mehrstrophiges Lied singen. Gerade Narzissten beherrschen diese Kunst.
Bis ich erkennen musste, dass ich wie eine verdammte Süchtige nur noch auch die nächste Nachricht, das nächste Treffen warte.
Und so ging es mir nie und so geht es mir auch aktuell nicht. Ich lebe einfach einen Tag nach dem anderen. Lasse Dinge aber auch geschehen. Weil sie ohnehin geschehen, ob man das will oder nicht.
Ich begegne meinem Geliebten ohne Groll und ohne Hass.
Bis es so schlimm war, dass Weitermachen noch schlimmer gewesen wäre als es von mir aus zu beenden. Und das will was heißen.
Das will in der Tat etwas heißen, genauso ging es mir in meiner letzten Beziehung. Ich würde hier wohl nicht schreiben, wenn ich in dieser Beziehung verblieben wäre.
28.02.2025 10:02 •
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