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Letzte Worte, Trauerfälle

F
Liebes Forum,

dies ist als offenes Thema gedacht für alle, die einen Trauerfall zu verkraften haben, egal ob es sich um einen Menschen oder ein liebes Haustier handelt.

Mein Großvater liegt im Sterben und ich merke, dass mir so jegliche Erfahrung im Umgang damit fehlt, da sich meine Familie als ausgesprochen langlebig erweist.
Die letzte Beerdigung, an der ich teilgenommen habe, war die meiner Uroma, das ist aber auch schon wieder 10 Jahre her und zu ihr hatte ich keinen engen Kontakt, da sie 5Stunden entfernt lebte.
Dann vor 5Jahren mein letzter Hund und das macht mich selbst heute noch manchmal traurig.

Mein Großpapa ist hochbetagt. Er hatte ein erfülltes Leben, ist nicht dement und hatte das große Glück, bis zuletzt einigermaßen selbstständig und ohne Pflege in seinem Haus leben zu können.
Ein schwerer Infekt mit Sepsis hat ihn in den letzten Wochen erst ins Krankenhaus und nun ins Pflegeheim geworfen.

Nun hat er sich gestern bei seiner Frau verabschiedet, recht klar hat er gesagt, dass er nun gehen müsse.
Er wolle auch keine Medikamente mehr, auch keine Schmerzmittel, die brauche er nicht mehr. Essen möchte er auch nicht mehr.

Ich würde ihm gerne noch einiges sagen, merke aber, dass ich das gar nicht kann, weil ich dann so weinen muss.

Ich merke hierbei, dass ich das gar nicht kann, überlege gar, ob ich überhaupt nochmal hinfahren soll - aber dann wieder, dass ich das später vielleicht bereuen würde.
Es fällt mir so schwer, meine Gefühle zu artikulieren, schreiben geht. aber im Sprechen kostet mich das - auch im Alltag - viel Überwindung.

Ich versuche, an die schönen Momente zu denken, daran, was für eine Gnade es ist, so selbstbestimmt gehen zu dürfen/können. trotzdem ist da ein Riesenknoten in meiner Brust - auch für und wegen meiner Großmutter, die nach fast 70 gemeinsamen Jahren nun allein ist.

Vielleicht habt ihr ja ein paar Anregungen oder Gedanken zum Umgang mit der Trauer oder nutzt diesen Faden für eure eigenen Gedanken und Abschiede.

Alles Liebe
Florentine.

06.03.2023 10:05 • x 7 #1


CanisaWuff
Wenn Du noch kannst, dann fahr hin.
Meine Mutter hat mir nicht erzählt, dass sie Krebs hat, immer wieder hat sie gesagt, dass alles ok wäre und ich habe es gerne geglaubt. Auch das ganze Umfeld durfte mir nichts sagen.
Gerne hätte ich sie nochmal in den Arm genommen, aber als ich soweit war, dass ich alles realisiert habe, konnte ich nur noch Blumen auf das Grab legen.
Mehr nicht.

06.03.2023 10:16 • x 9 #2


A


Letzte Worte, Trauerfälle

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G
Zitat von Florentine:
weil ich dann so weinen muss.

Das bist Du und es ist (auch) Deine Art zu verarbeiten.
Zitat von CanisaWuff:
fahr hin.

Ich denke auch, er wartet auf Dich.
Erweise ihm die Ehre.

Viel Kraft.

06.03.2023 10:23 • x 5 #3


F
Zitat von CanisaWuff:
Meine Mutter hat mir nicht erzählt, dass sie Krebs hat, immer wieder hat sie gesagt, dass alles ok wäre

Wie schlimm.
Ein Bekannter von mir erzählte das auch von seinem Vater, der immer versicherte, nach OP und Chemo sei nichts mehr zu tun.
Er konnte sich zwar im Krankenhaus noch verabschieden, sagte aber auch, er hätte gerne die letzten Wochen/Monate anders genutzt - wenn er es denn gewusst hätte.

06.03.2023 10:28 • x 1 #4


CanisaWuff
Zitat von Florentine:
Wie schlimm.

Sie wollte mich schützen und nicht belasten.

06.03.2023 10:31 • x 2 #5


harumi123
Ich schließe mich meinen Vorrednern an. Fahr hin. Wenn du weinen musst, dann weine. Und wenn du nur seine Hand hältst. Es wird euch beiden gut tun. Ich habe letztes Jahr meine Mutter verloren und sie war am letzten Tag nicht mehr ansprechbar. Ich habe an ihrem Bett gesessen und einfach was erzählt. Ein paar Stunden später war sie tot. Ich war und bin froh, dass ich mich verabschieden konnte.

Letzten Endes ist es natürlich deine Entscheidung. Ich wünsche dir viel Kraft in dieser schweren Zeit.

06.03.2023 10:34 • x 3 #6


F
Zitat von CanisaWuff:
Sie wollte mich schützen und nicht belasten.

Das denke ich auch.

Zitat von harumi123:
Und wenn du nur seine Hand hältst. Es wird euch beiden gut tun.

Es fühlt sich so seltsam an. Er weiß, dass er sterben wird und dann kommen nochmal alle vorbei, sitzen da und weinen und du weißt, du siehst die niemals mehr wieder, wenn die Tür sich schließt.

Wie soll man da aufstehen und gehen?

06.03.2023 10:43 • x 2 #7


harumi123
Ich weiß... Die Endgültigkeit ist irgendwie unbegreiflich, und genau das tut so weh.

06.03.2023 10:50 • x 1 #8


F
Ja.
Ich kann mir das nicht vorstellen.
Ich kann mir auch meine Großmutter ohne ihn nicht vorstellen.
Oder Weihnachten ohne dass er in seinem Sessel sitzt.
Wir hatten im Januar noch einen schönen Geburtstag mit der ganzen Familie.
Er war gut drauf und hat noch Witze gerissen.

...und ich steh hier mit meinen 40 Jahren und fühl mich hilflos wie ein Kleinkind angesichts dieser Endgültigkeit.

06.03.2023 10:57 • x 4 #9


Catalina
Ich denke auch, du solltest fahren, du würdest es sonst vermutlich bereuen, dich nicht verabschiedet zu haben.

Meine Oma war damals in einer Klinik einige hundert Kilometer weit weg, Wir wollten sie Sonntags besuchen, Samstags ist sie unerwartet verstorben. Ich bin heute noch manchmal traurig, weil ich mich gerne von ihr verabschiedet hätte und ihr gesagt hätte, wie lieb ich sie habe und wie wichtig sie für mich war.
Zitat von Florentine:
...und ich steh hier mit meinen 40 Jahren und fühl mich hilflos wie ein Kleinkind angesichts dieser Endgültigkeit.

Kann ich dir gut nachempfinden. Fühl dich gedrückt und verstanden.

06.03.2023 11:03 • x 5 #10


Unhinged
Hin und alles sagen, was wichtig ist. Wie sehr man sich liebt und wie wichtig der andere ist. Ein gutes, geborgenes Gefühl geben. Nochmal drücken und auch weinen.

Von meiner Mutter haben wir uns auch alle verabschieden können, solange sie ihre Umwelt noch wahrnahm. Das war so wichtig für uns alle.

06.03.2023 11:05 • x 2 #11


harumi123
Das ist normal, aber jeder geht damit anders um. Ich kann bis heute nicht wirklich begreifen, dass meine beste Freundin letztes Jahr einfach so gestorben ist. Keine Krankheit, kein Unfall, sie ist einfach gestorben. Aber auch da bin ich froh, dass ich ihr einige Tage vorher gesagt habe, dass ich sie lieb habe.

Die Lücke lässt sich auch nicht wirklich füllen. Mit der Zeit wird es erträglich. Pass gut auf deine Oma auf.

06.03.2023 11:05 • x 2 #12


F
Zitat von Unhinged:
alles sagen, was wichtig ist

Ich fürchte halt, dass ich genau das nicht kann. Weil's mir den Hals zuschnürt.

Vielleicht brauche ich auch mehrere Anläufe. Wer weiß.

Meine Schwester kommt heute Nachmittag auch noch vorbei.

06.03.2023 11:13 • x 2 #13


Unhinged
Zitat von Florentine:
Ich fürchte halt, dass ich genau das nicht kann. Weil's mir den Hals zuschnürt

Dann wäre es so. Wenn Du grundsätzlich das Bedürfnis hast, bei Deinem Opa zu sein, dann folge dem. Es gibt da dann kein richtig oder falsch.

06.03.2023 11:18 • x 4 #14


Vilya
@Florentine
Ich glaube du musst garnicht viel reden.
Sei einfach für deinen Opa da. Das zeigt mehr als 1000 Worte.
Er hatte ein langes und hoffentlich schönes Leben. Sei einfach dafür dankbar und halt seine Hand.

06.03.2023 12:18 • x 10 #15


A


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