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Letzte Worte, Trauerfälle

F
Ich finde es schade, wenn Trauernde hier despektierlich beschrieben werden mit Vokabeln wie billig, Plärrer etc.
@Hansl
Deine Ausführungen enthalten für mich inhaltliche Widersprüche.
Einerseits schreibst du, du fändest es nicht richtig, Trauer zu kategorisieren oder zu klassifizieren
Zitat von Hansl:
Trauert gefälligst wie ich, ihr schlechten Menschen.
Dies halte ich für nicht richtig.

Andererseits tust du genau das mit deinen Aussagen selbst, wenn du schreibst
Zitat von Hansl:
bezeichnend für entartete Trauer.
Dafür habe ich keinerlei Verständnis

oder darüber urteilst, wer auf dem Friedhof ehrlich trauert oder bloß plärrt und sich in Szene setzt.

Zitat von Hansl:
Dies ist ein vermeidendes Charaktermerkmal.
Denn mMn sollte man hinsehen..

Wie ich schon schrieb: mich belastet es teilweise über Tage hinweg, mir so etwas anzusehen, ich träume davon usw.
Mir ist klar, dass Schrecken und Tod nicht verschwinden, wenn ich nicht hinsehe. Andererseits hat auch kein völlig Fremder, den ich in den Nachrichten sehe, etwas davon, wenn mich seine Geschichte über Tage hinweg verfolgt - wie zuletzt die Geschichte von 4 kleinen Jungs, die in England in einem See ertrunken sind.
Ich lese das und mein Kopf spielt automatisch die Situation durch, ich stelle mir vor, wie das gewesen ist, das Entsetzen der Eltern usw. - und das belastet mich dann.
Nenn es vermeidend, es kann sein, dass es das ist.
Vielleicht ist es aber auch ein Schutz für mich, emotional nicht abzustumpfen. Ich möchte mich da nicht abhärten.

Zitat von Hansl:
Aber alles nicht echt

Es ist wohl ein Unterschied, ob jemand betrunken enthemmt ist, oder ob man Erinnerungen austauscht und versucht, den jeweils anderen in seiner Trauer zu unterstützen oder zu trösten.
Was soll daran nicht echt sein?
Nein, ohne den Zustand meines Opas hätte ich meinen Cousin nicht angerufen, das ist richtig.
Das wäre aber auch nicht nötig gewesen, weil er halt nicht traurig war.

Zitat von Hansl:
Aufeinmal setzt man sich in Szene, natürlich unbewusst.
Im inneren geht es einem nur um sich selbst.

In Szene. Hm. Nein. Mein Cousin hatte darum gebeten, dass ich ihn anrufe und das habe ich getan. Er wollte sich austauschen, fragen, denn er wohnt ziemlich weit entfernt.

Niemand kann täglich in dem Bewusstsein leben: oh, verhalte dich soundso, denn morgen könnte es vorbei sein. Also ruf deine Schwester an und frage, wie es ihr geht.
Ich persönlich finde es ok, Erlebnisse oder Ereignisse für sich als Impuls zu nutzen, etwas im alltäglichen Leben zu verändern, auch wenn es Kleinigkeiten sind.

07.03.2023 09:17 • x 4 #61


E-Claire
Liebe @Florentine

Heute ist ein für mich sehr besonderer Tag und um diesem zu Gedenken, schreibe ich hier zu Deinem schönen Thema.

Die Trauer um den sehr plötzlichen und viel zu frühen Tod meiner Mutter hat mich vor bald zehn Jahren in dieses Forum geführt und letztlich auch lange hier gehalten. Denn Umgang mit Verlust, dem Ende ohne Abschied und wie macht man weiter, wenn nichts mehr so ist, wie es vorher war, sind ja durchaus zentrale Themen hier.

Zitat von Florentine:
ich merke, dass mir so jegliche Erfahrung im Umgang damit fehlt,
Der Umgang mit dem Tod ist tatsächlich ein bißchen auch Erfahrungssache. In den letzten zwölf Wochen habe ich inzwischen vier (4,5, darauf komme ich ganz zum Schluss zurück) mal den Satz, xyz ist verstorben, gehört. Erfahrung heißt aber nicht, daß es leichter wird, es heißt einfach nur, daß man vertrau(er)ter im Umgang mit der Komplexität der Gefühle wird.

Weißt Du Trauer, ist nicht immer nur Traurigkeit über den Abschied oft genug mischt sich da zB auch das Gefühl von Erleichterung hinein. Erleichterung, wenn der, der geht, lange gelitten hat zum Beispiel. Erleichterung, wenn einem langen schmerzhaften und ungelösten Kapital des eigenen Lebens, endlich zumindest faktisch nichts mehr hinzugefügt werden kann.

Trauer ist immer vieles. Oft genug heißt es, die Trauer kommt in Wellen. Für mich stimmt das, andere erleben das anders. Was in jedem Fall stimmt, ist dass das gelebte und nicht gelebte Leben, großen Einfluss auf die Trauer danach hat.

Zitat von Florentine:
Ich würde ihm gerne noch einiges sagen, merke aber, dass ich das gar nicht kann, weil ich dann so weinen muss.
Es gibt keinen richtigen oder falschen Abschied. Abschied ist.
Für mich war es bisher immer so, daß es immer einen Moment gab, in dem sich der Fokus verändert hat. Den eigenen Verlust zu betrauern, danach hast Du alle Zeit der Welt, es gibt einen Moment (für mich), in dem der, der geht, Erlaubnis, Rückversicherung, ein Loslassen braucht, ein Du darfst jetzt gehen, es ist ok.

Manchmal ist das ganz offensichtlich und irre laut, wenn der Abschied viel zu zeitig kommt, der andere überrascht und ungläubig noch kämpft, weil dieser noch so viel vor hatte; manchmal ganz leise, ein letztes Zögern, ein habe ich alles getan, ein darf ich jetzt gehen.

Gehen lassen, diese Erlaubnis geben, unabhängig von der eigenen Gefühlswelt, dem anderen versichern, er hätte alles gegeben, ist ein achtsamer und entlastender Schritt. Manche fordern diesen ein, andere können das nicht, sie gehen aber auch erst, wenn sie diese Erlaubnis bekommen haben.

Es hilft dazu anwesend zu sein, aber Du kannst das zu jedem Zeitpunkt an jedem Platz der Erde tun.

Hinfahren ja/nein, wenn ja wie oft:
Es gibt Menschen, die ein nicht hinfahren bereut haben. Das sind dann auch die besonders lauten Stimmen, wenn man selbst in der Situation ist.
Meine Einschätzung dazu ist folgende: Außerhalb der sehr grauenhaften Situation, daß ein Verhalten direkt zum Tod beigetragen haben könnte, also man streitet sich, der andere steigt wutentbrannt ins Auto und verunfallt, spiegelt hinfahren oder nicht hinfahren als Entscheidung nur die allgemeine Reue wieder. Verlust und Trauer sind wie Flutlicht und zwar nicht gerichtet auf das letzte halbe Jahr, sondern die Beziehung zueinander für ein ganzes Leben. Jedes noch so kleine oder große gemeinsame Glück, aber eben auch jeder einzelne Konflikt, alles, was ungelöst geblieben ist, wird voll ausgeleuchtet. Die kleinen längst vergessenen Ungerechtigkeiten, bähm direkt da.
Denn neben Traurigkeit, Erleichterung nimmt auch die Reue beim Leichenschmaus Platz.

Hinfahren und ein letztes mal die Hand nehmen, in deinem Fall nach spüren, wie die große, kräftige Hand deines Großvaters, welche dich gestützt hat, zu einer fragilen, knochigen Hand geworden ist, kann sehr viel mehr tun, als es Worte überbringen könnten.

Es sagt einem keiner, aber es gibt auch unter den Trauernden eine Hierarchie, mir ist die aus persönlichen Gründen sehr zuwider, aber ich versuche mal das außen vorzulassen.
Zitat von Florentine:
auch für und wegen meiner Großmutter, die nach fast 70 gemeinsamen Jahren nun allein ist.

Die ersten Tage und Wochen nach dem Tod, sind unfassbar mit Kram vollgestopft. Da muß vielleicht eine Wohnung ausgeräumt werden, die Beisetzung wäre zu organisieren, Leute gehören informiert, Behördengänge - in Deinem Fall, wird Deine Großmutter aller Wahrscheinlichkeit nach einiges zu tun haben, um Verträge umschreiben zu lassen, eine neue Rente zu beantragen und je nach Gestaltung in Zukunft Unterstützung bei Kontoführung, Steuererklärung und Rechnungen brauchen. Die ersten Wochen sind für die direkt Hinterbliebenen Tage voller Überforderung und Aufgabenlisten bis zur Unendlichkeit.

Danach wird es still.

Verlust und Stille bedingen einander. Leider eben für jeden, auch die, die beim Verlust nicht im Fokus stehen. Trauer ist egozentrisch, wir denken nicht an die Nichte, die nur den Großvater (Onkel) hatte, weil die Schwester ne gemeine Mama war. Wir sehen die Großmutter, zum ersten Mal nach 70 Jahren allein und übersehen die Tochter, die stillschweigend so viel übernommen hat und nun den Vater zu Grabe trägt. Wir sehen den Ehemann und die noch junge Tochter und übersehen die Mutter, die hochbetagt, am Grab des eigenen Kindes steht.
Trauer kommt mit Stille, die Hierarchie der Trauer macht, daß wir in dieser Stille, auf die, die weiter hinten stehen, schnell vergessen.

Zitat von Florentine:
Ja, vielleicht ist das auch ein Problem, dass in unserer Gesellschaft das so weggeschoben wird.
Wir tun so, als könnte man alles heilen und immer weiter machen und als gäbe es nichts Unbekanntes/Unerforschtes mehr.
In solchen Momenten wünschte ich schon, ich wäre irgendwie gläubig und könnte darin Trost finden.

Weißt Du, ich glaube, dass das nicht stimmt, nicht die Gesellschaft schiebt Trauer weg, sondern wir selber tun es. Jeder von uns, so lange er nicht damit konfrontiert ist. Denn gesellschaftlich gibt es das Trauerjahr. Da ist etwas, was meiner Erfahrung nach absolut stimmt. Man muß einmal durch alle Festtage, die offiziellen und die persönlichen durch, einmal durch alle Jahreszeiten und nein, dann wird es nicht automatisch besser, aber erst dann zeigt sich der Verlust in all seinen Gesichtern.
Glauben hilft nur dem der geht und lass es Dir von ner Pfarrerstochter gesagt sein, auf dem Totenbett kriegen wir sie alle . Dass Glaube hilft, ist so eine Sache. Glaube hilft dann, wenn dieser institutionalisierte Form von Liebe ist, denn Liebe hilft.

Liebe hilft dem, der geht. Liebe hilft denen, die bleiben.

Die, die gehen wollen oder müssen, in Liebe gehen zu lassen und denen, die bleiben müssen oder einfach bleiben mit Liebe zu begegnen, ist was hilft.

Also liebe Florentine,
Das Leben beginnt und es endet. Es gibt den Spruch, sterben ist einfach, es ist nur hart für die, die bleiben.
Ich kann so gut nachvollziehen, daß Du Dich unvorbereitet fühlst, glaub mir, wenn ich sage, ja man kann Erfahrung haben, auf diese Form von Abschied kann man sich nicht vorbereiten. Sieht man doch hier, keiner kann sich auf Abschied, egal wie erwartbar, vorbereiten.

Egal, ob der Tod, der Beginn von Gottes Nähe, ein neues Leben, ein anderer Aggregatzustand oder einfach nur gesunde Blumenerde ist (was ja unter uns gebildeten Agnostikern schon irgendwie alles das gleiche sein könnte), du musst überhaupt nicht heute, morgen oder übermorgen dies alles in der angeblichen Tragweite erkennen oder erfassen.

Es passiert überhaupt nichts, wenn Dir das jetzt zu viel oder zu wenig ist. Um Trauer muß man sich nicht bemühen, Verlust muß man nicht versuchen zu begreifen, die erledigen das für einen. Respekt vor Trauer zu haben, halte ich für zutiefst gerechtfertigt.
Angst dagegen nicht, weil die ist eh vorher schon da, und hat halt jetzt ein neues Kleid.

Trauer ist vor allem auch Bestandsaufnahme. Bist Du die, die Du zu sein gedenkst. Und Trauer ist Liebe.

Zum Abschied lass ich Dir eine Anekdote da. Das Frequenz (nicht das Ausmaß) von Trauer ist häufiger, je häufiger die gehenden Personen im Alltag vorkamen. Die Trauer um die geliebte Omama ist tief und wird mich noch lange begleiten, aber meine Therapeutin hatte einen unfassbaren Kater, der immer wenn es haarig wurde, mit im Raum blieb. Leider ist dieser an Krebs erkrankt und er stand mir, ob dieser Verbindung sehr nahe.

Nach dem Ende einer Stunde, habe ich gefragt, wie geht es xyz und sie sagte, jetzt wieder gut.
Ich hörte mich erleichtert ausatmen.
Sie: er ist vor 6 Tagen von seinem Leiden erlöst worden.

Diese Aussage, jetzt wieder gut
Alles Liebe.

07.03.2023 14:02 • x 21 #62


A


Letzte Worte, Trauerfälle

x 3


T
@E-Claire ein wirklich sehr, sehr, sehr, sehr, sehr guter Beitrag. Danke.

07.03.2023 14:52 • x 4 #63


Funkelstern
Zitat von E-Claire:
Die Trauer um den sehr plötzlichen und viel zu frühen Tod meiner Mutter hat mich vor bald zehn Jahren in dieses Forum geführt und letztlich auch lange hier gehalten.


Danke, für deinen schönen Post und für den Einblick in deine Gedanken.

Ich fühle mit dir.
Bei mir waren es im Februar 20 Jahre, wo meine Mama von uns ging.

07.03.2023 14:56 • x 2 #64


T
@Florentine bei meinen Großeltern war es ähnlich wie bei deinen. Meine Oma blieb nach knapp 70 gemeinsamen Jahren alleine zurück. Dank der Familie und ihres wirklich starken Lebenswillens hat sie das geschafft und ist bis heute hier.

Ich kann mich allem, was E-Claire geschrieben hat nur anschließen, daher nur meine Erfahrung:
Das Abschied Nehmen ist immens wichtig.
Genau was E-Claire schrieb - die Hand des Opas nochmal nehmen... die einen früher so stark gehalten hat... am Ende fragil... noch einmal drücken.
Ihn gehen lassen mit den Worten wie sehr man ihn liebt und dass er alles getan hat, dass nichts hätte anders sein sollen, dass man alles weiß, was er einen gelehrt hat und dass man verspricht so weiterzumachen...
Das war wichtig... ich glaube für uns beide, danach konnte er gehen. Er hatte auf uns gewartet und war sehr am Kämpfen und meine Oma sagt bis heute, dass er meine Worte wohl noch hören wollte. Ich habe es auch so gespürt, ich habe meinen Opa über alles auf der Welt geliebt.

Ich fühle mit dir.
Höre in dich hinein und denk über E-Claires Worte nach, und versuche zu spüren, was sich für dich richtig anfühlt.
Natürlich ist das bei jedem anders. Doch allgemein ist Abschied nehmen wichtig - egal auf welche Weise man es tut (das ist natürlich individuell).

Über den Tod meines Papas kann ich an dieser Stelle noch gar nicht wirklich sprechen, zu schmerzhaft bis jetzt, aber auch da... der Abschied, im letzten Augenblick seine Hand gehalten zu haben... unendlich wichtig.

Alles Liebe und viel Kraft für dich!

07.03.2023 14:59 • x 6 #65


Susanna
Zitat von Florentine:
Das denke ich auch. Es fühlt sich so seltsam an. Er weiß, dass er sterben wird und dann kommen nochmal alle vorbei, sitzen da und weinen und du weißt, du siehst die niemals mehr wieder, wenn die Tür sich schließt. Wie soll man da aufstehen und gehen?

Zitat von Florentine:
Er weiß, dass er sterben wird und dann kommen nochmal alle vorbei, sitzen da und weinen und du weißt, du siehst die niemals mehr wieder, wenn die Tür sich schließt.

Du kannst es doch für Dich und ihn offenhalten, ob Du nochmal wiederkommst. Natürlich ist es - möglich - dass er in den nächsten Tagen stirbt, dennoch muß das nicht sein.

07.03.2023 15:04 • x 1 #66


F
Vielen Dank für deine ausführlichen und warmen Worte @E-Claire

Er hat sich als erstes Alle Jahre wieder zu singen gewünscht.
Hab ihm gesagt, dass zwar bald Ostern ist, aber warum nicht.
Meinte er: Egal. Ostern ist doch auch alle Jahre wieder.
Humor hat er noch.
Na und dann hat er ein paar Lieder mitgesungen, auch einiges an alten Volksliedern und Kinderliedern.

Meine Mutter und meine Großmutter haben auch mitgesungen und wir hatte eine schöne und berührende Stunde miteinander.
Viel geredet haben wir nicht.
Ich hab ihm gesagt: Schlaf gut. Und dass es mich freut, dass es ihm Spaß gemacht hat und es für ihn eine Abwechslung war und ich das gern für ihn gemacht habe.
Meine Großmutter hat zwischendurch sehr geweint als wir Ade zur guten Nacht gesungen haben.
Aber insgesamt war es schön, das miteinander zu teilen. Wir haben viele Lieder aus Urlauben oder von gemeinsamen Wanderungen etc. gesungen.
Am Ende kam noch eine Pflegekraft und fragte, ob sie die Tür etwas offen lassen dürfe, da säßen zwei alte Damen auf dem Flur, die so gern mehr hören würden.

Heute hat er dann abends zwar seine Medikamente genommen...aber gegessen nur zwei Löffel Suppe.
Na, es wird auch für ihn ein Auf und Ab sein.

07.03.2023 20:23 • x 14 #67


E-Claire
Zitat von Florentine:
Heute hat er dann abends zwar seine Medikamente genommen...aber gegessen nur zwei Löffel Suppe.


Auch alte Menschen haben einen eigenen Willen.

Er hat beschlossen zu gehen, wie anders sähen die Pläne aus, wenn wir BelgierInnen wären.

07.03.2023 20:28 • x 1 #68


Susanna
@Florentine

07.03.2023 22:48 • x 1 #69


F
Zitat von E-Claire:
Auch alte Menschen haben einen eigenen Willen.

Ja.
Meine Großmutter meinte, diese sehr deutliche Abschiedsstimmung der letzten zwei Tage sei gestern nicht mehr so da gewesen.
Aber diese Empfindungen können auch täuschen oder sich ändern...ich weiß es nicht.

Gegessen hat er schon die ganze Zeit nur noch wie ein Spatz und ist bloß Haut und Knochen. Frage mich, wovon er überhaupt lebt.
Geistig ist er jedenfalls nach wie vor voll präsent. Er weiß alle Namen, kann alle zuordnen, hat nach meinen Kindern gefragt und was die später werden wollen usw.

Die beiden Damen auf dem Flur waren ganz goldig und fragten, wann wir wiederkommen und ob man das buchen kann mit dem Singen.

Schade, dass das von mir aus so weit zum Fahren ist, sonst würde ich das tatsächlich einmal pro Woche Mal eine halbe Stunde machen.
...und ich muss mein Repertoire an alten Gassenhauern und Volksliedern erweitern.
Ich dachte ja, ich bin da recht sattelfest, aber ich kannte doch einiges von dem, was meine Großmutter vorgeschlagen hat, nicht.

08.03.2023 08:14 • x 3 #70


G
Zitat von bifi07:
Bewahre dir die schönen Momente, schenke deinem Großvater deine Gegenwart, so lange er sie möchte.

Das hast Du schön geschrieben.

08.03.2023 08:30 • x 2 #71


G
Zitat von Hansl:
Ich kenne eine Frau, die verlor ein Kind und hat das nie verwunden, ihrer Familie diese Schwäche aufgebürgt und denen das Leben dadurch erschwert und destruktiv belegt.

Danke, dass Du hier schreibst und Dich mitteilst. Oft nicke ich innerlich beim Lesen.
Danke für Deinen Mut, trotz gelegentlicher Anfeindungen.

Hier, in diesem Forum, geht mir immer mal wieder ein auf.

08.03.2023 09:32 • x 2 #72


K
Zitat von Hansl:
Zum Beispiel geht mir das ausufernde Geplärre und Theater muslimischer Frauen gehörig auf den Geist, reine Show. Erstrecht Wenn dann der Sargdeckel versucht wird aufzureisen, um den Toten zu belästigen usw.
Dann nicht selten der Sarg zu Boden fällt.
Für mich abartig, dem Toten gegenüber vollkommen respektlos, eben bezeichnend für entartete Trauer.


Dass der Sarg zu Boden fällt, sind vermutlich reißerische Fersehbilder. Sobald irgendwo eine Kamera drauf gehalten wird, kann für nichts mehr garantiert werden.

Davon ab beneide ich die muslimischen Frauen ein wenig um ihre Trauerkultur.
Ungehemmt den Gefühlen Ausdruck verleihen können, ohne dafür schief angeschaut zu werden.
Den ersten Druck einfach raus lassen zu können.
Ich hatte schon öfter den Eindruck, dass muslimische Frauen mit vielen Katastrophen im Leben besser klar kommen.
Gerade weil sie in extremen Situationen ihre Emotionen leben, sich dabei gegenseitig auffangen.

Hier muss man immer gefasst sein. Die halbe Familie kann verunglückt sein. Das Haus abgebrannt. Stocksteif wird da gestanden. Sich bloß nichts anmerken lassen. Es ist immer nur wichtig, dass man bald wieder zur Arbeit geht.
Weil das so schön ablenkt.
Das finde ich abartig.

08.03.2023 15:02 • x 3 #73


F
Am kommenden Sonntag fahre ich nochmal zum Großpapa.
Ich war die letzten zwei Wochen durch Bandscheibenvorfall echt eingeschränkt, aber inzwischen geht der Schmerz und ich bin wieder etwas mobiler.

Der alte Herr wünschte sich nochmal Musik und da am Wochenende auch meine Schwester da sein wird, schaffen wir das dann hoffentlich zusammen hinzugehen.

Außerdem wünscht er sich mehr Bilder. Sein Zimmer gleicht inzwischen einer kleinen Ausstellung mit gemalten und gezeichneten Bildern der Urenkelkinder, Enkel und Kinder.
Ich schaffe es leider grade zeitlich kaum, mich an die Staffelei zu stellen, aber ich habe schon eine Leinwand bespannt und der Vorsatz ist da

Ich habe meine Gedanken und Gefühle zu diesem Abschied lange bewegt und bin erstaunt, wie seltsam schnell sich doch dann alles (auch gezwungenermaßen) wieder in routinehafte Bahnen lenkt.
Auch weil ich eben arbeite, meine eigene Familie habe und mich meiner eigenen Gesundheit widmen muss.

Gestern hatte meine Tante Geburtstag und meine andere Oma hat den Abend sehr genossen und viel gelacht, auch wenn wir viele Leute waren und es wie üblich Recht laut war. Mein anderer Opa kann leider nicht mehr teilnehmen, für ihn ist das zu viel und er musste dann ins Bett.

Ich habe beschlossen, meinen Innenflur zu renovieren und zu tapezieren und eine Ahnengalerie mit Stammbaum an der langen Wand zu installieren.
Dazu habe ich gestern bei Oma schon einiges abfotografiert und es ist irgendwie cool und faszinierend, die Bilder der Leute zu sehen, die irgendwann 1820 gelebt haben und von denen man selbst abstammt.

19.03.2023 23:33 • x 6 #74


Lebensfreude
@Florentine das mit der Ahnengalerie ist ne tolle Idee.
Habe auch ganz viele Bilder meiner Ahnen aufgehängt.
Ohne sie alle gäbe es mich nicht.
Ich versuche ihnen zu Ehren ein guter Mensch zu sein.

19.03.2023 23:44 • x 1 #75


A


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