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Letzte Worte, Trauerfälle

Solskinn2015
Florentine, ich trauere auch immer mal wieder. Mal mehr mal weniger. Ich habe meine Tochter 7 Jahre nicht gesprochen, nichts von ihr gehört. Das ist wie tot sein, ohne gestorben zu sein. Manchmal. Ich erlaube mir zu trauern. Tu es einfach auch. Trauere um den Menschen der Dir fehlt. Und vergiss ihn nicht. Das ist der schwierige Part.

06.03.2023 18:55 • x 5 #31


A
Trauer braucht ihren Platz!
Du darfst dir erlauben traurig zu sein und das auch zeigen.
Weinen hilft!

Wir haben heute Vormittag erfahren, dass gestern Abend ein sehr guter Freund ums Leben gekommen ist. Das war ein sehr tragischer Unfall. Er war noch so jung und es ist unbegreiflich. Das Herz versteht nicht, was der Kopf sagt.
Ich erlaube mir dieses Zustand. Eigentlich ist es ein Schock.
Mein Mann weint sehr viel
Das kann ich gar nicht. Ich kümmere mich um die Familie und trage ihm die Hausschuhe hinterher.
Wir gehen anders damit um und das ist auch ok so.
Manche weinen halt auch nicht, aber trotzdem braucht die Trauer ihren Platz.

Vor ein paar Jahren ist meine Oma gestorben
Sie war sehr krank und ich habe sie nicht mehr besucht, weil ich sie so krank nicht sehen wollte
Als sie dann akut gestorben ist, da wollte ich unbedingt hin. Und ich war dabei als sie gestorben ist und es war so, so gut.
Du darfst Angst haben! Aber du kannst nichts falsch machen. Jedes deiner Gefühle ist richtig. Jeder Gedanke in Ordnung.

Besuch deine Opa. Es ist echt ein wahnsinniges Geschenk, wenn man noch einmal Zeit gemeinsam verbringen darf

06.03.2023 19:01 • x 6 #32


A


Letzte Worte, Trauerfälle

x 3


F
Vielen Dank für eure vielen Antworten und Geschichten.

Zitat von Catalina:
Trotzdem glaube ich, dass der Tod nicht das Ende ist.

Ich vermag es leider nicht, an etwas anderes zu glauben.
Vielleicht fehlt mir auch die Erfahrung, die einige hier damit gemacht haben.

Ich habe grade mit meiner Großmutter telefoniert und wir haben uns zusammen mit meiner Mama für morgen im Pflegeheim verabredet.
Sie wünschte sich auch, dass ich nochmal die Gitarre mitnehme und was singe und meine Mama wollte auch gerne dabei sein.

Also mache ich das...obwohl mich das das letzte Mal im Krankenhaus schwer mitgenommen hat emotional.

Aber hier geht es wohl nicht nur um mich und meine Befindlichkeiten, sondern auch um meine Großmutter und darum, als Familie gemeinsam zu sein.

70 Jahre zusammen...so krass.

Zitat von Anna2022:
Das kann ich gar nicht. Ich kümmere mich um die Familie und trage ihm die Hausschuhe hinterher.

Oh Anna, das ist furchtbar.
So aus dem Leben gerissen, das ist schrecklich.
Ich funktioniere für die Kinder einigermaßen, aber es fällt mir schwer mich zu konzentrieren. Auch die Tiere wollen versorgt werden und die Welt dreht sich bizarrerweise ja mit all ihren Alltäglichkeiten und Problemen weiter.
Denke, ich werde mich auch erstmal von der Arbeit abmelden, ich war heute gar nicht bei der Sache und hab zudem auch Ärger gehabt noch an einer Stelle, der mich belastet.

Aber so einen Schock muss man erstmal überwinden und verarbeiten.

06.03.2023 19:47 • x 1 #33


Minusdioptrie
Das Verabschieden eines sterbenden Menschen hat durch Endgültigkeit dieses Besondere.
Aber, man darf niemals zulassen, dass Trauer die Oberhand gewinnt.
Jeder wird früher oder später geliebte Menschen los lassen müssen, manchmal sind Wege zu weit, zu beschwerlich geworden, der Mensch möchte gehen.

Es hat etwas Gutes und Tröstliches, wenn ein hochbetagter Mensch, dem seine Gebrechlichkeit, Krankheiten, die Tage schwer werden lassen, er gehen kann, wenn er erkennt, dass seine Lieben es auch zulassen können

Ich hatte meine Oma hier bei mir, sie ist ruhig gegangen, ich sass bei ihr und schaute sie nur an, Worte braucht es nicht, es ging nicht um mich, sondern nur um sie, ganz leise habe ich ihr zum Ende eine gute Reise gewünscht.

Als sie verstorben war, habe ich sie 2 Tage bei mir gelassen, das wollte ich so und wurde auch gestattet.

Also, Florentine, der Opa möchte gehen, lass ihn, denk daran, was für ihn das Beste ist, alles andere rückt in den Hintergrund.

06.03.2023 20:29 • x 2 #34


Funkelstern
Zitat von Minusdioptrie:
Aber, man darf niemals zulassen, dass Trauer die Oberhand gewinnt.


Und du glaubst, dass man das einfach so steuern kann ?

Eine Mutter die ihr Kind verliert.
Ein Mann, der seine Frau verliert und die Kinder die Mutter.
Eine Frau, die ihren Mann verliert und die Kinder den Vater.

Ich denke, da kann man nur mitreden, wenn man es selbst erlebt hat.

06.03.2023 20:43 • x 3 #35


Minusdioptrie
@Funkelstern sorry, du weisst nichts über mich, wen ich schon verabschiedet habe, Florentine ist hier zu helfen, deshalb werde ich nicht auf dich weiter eingehen.

06.03.2023 20:47 • #36


Funkelstern
Zitat von Minusdioptrie:
@Funkelstern sorry, du weisst nichts über mich, wen ich schon verabschiedet habe, Florentine ist hier zu helfen, deshalb werde ich nicht auf dich weiter eingehen.

...und du weißt nichts über mich.

Du musst nicht auf mich eingehen.
Deine Aussage:
Man darf nicht zulassen, dass die Trauer die Oberhand gewinnt, ist leicht geschrieben, aber oft schwer umsetzbar.

06.03.2023 20:49 • #37


Minusdioptrie
@Funkelstern sorry, ich möchte nicht unhöflich sein, aber das führt jetzt zu nichts.

06.03.2023 20:53 • x 1 #38


A
Zitat von Minusdioptrie:
Das Verabschieden eines sterbenden Menschen hat durch Endgültigkeit dieses Besondere. Aber, man darf niemals zulassen, dass Trauer die Oberhand ...


Das kann man nicht beeinflussen.
Vor ein paar Jahren ist uns ein Kind verstorben. Da bin ich selbst gestorben. Das sagt sich so einfach, aber sie ist ja tatsächlich ein Teil aus meinem Körper geboren. Den Schmerz hält man nicht aus. Es würde weniger weh tun ein Bein zu verlieren.
Und dann liegst du im dunklen Zimmer und die sch. Welt lebt und du bist gestorben und liegst tot atmend in dem dunklen Zimmer.
Es ist unbeschreiblich!
Ich würde dir aber Recht geben wenn du sagst nach der Trauer muss es weiter gehen
Das muss es tatsächlich. Und irgendwann kommt das Leben auch wieder und man kann sich mit der Welt weiter drehen.
Ich bin sehr froh, dass ich das heute wieder kann. Aber es war auch wichtig und richtig durch diese Trauer zu gehen.

06.03.2023 22:10 • x 10 #39


Unhinged
Zitat von Florentine:
Aber hier geht es wohl nicht nur um mich und meine Befindlichkeiten, sondern auch um meine Großmutter und darum, als Familie gemeinsam zu sein.

70 Jahre zusammen...so krass.


Ja, das ist natürlich krass. Die andere Hälfte ist weg. Wer so lange zusammen lebt und erlebt hat, hat natürlich eine ganz andere Trauer zu bewältigen. Das ist sehr schwer für Deine Großmutter
Deine eigene Trauer ist aber auch real und existent.

Ich finde es gut, dass Du morgen Deine Gitarre mitnimmst.

Zitat von Minusdioptrie:
Aber, man darf niemals zulassen, dass Trauer die Oberhand gewinnt.
Jeder wird früher oder später geliebte Menschen los lassen müssen, manchmal sind Wege zu weit, zu beschwerlich geworden, der Mensch möchte gehen.

Da jeder individuell ist, ist das bei jedem anders. Du funktionierst halt über die rationale Schiene.
Und jeder darf das für sich selbst herausfinden und entscheiden. Es gibt kein richtig und kein falsch.

@Florentine Suche Dir einfach aus unseren unterschiedlichen Beiträgen das raus, was Dir passend erscheint.

06.03.2023 22:44 • x 4 #40


M
Die eigenen Kinder zu verlieren oder kleine Kinder Elternteile ist ausserhalb jeder Vorstellungskraft, wenn nicht selbst erlebt.

Ich seh es bei meinem kleinen, wie er trauert, wie er wächst, wie er wieder mut hat und wie er wieder 2 Schritte rückwärts macht… es ist ein Prozess.

06.03.2023 23:00 • x 4 #41


F
Zitat von MAundFL:
Die eigenen Kinder zu verlieren

Da kann ich nichtmal drüber nachdenken...und schalte auch bei Filmen dann sofort weg.

Ich bin ja froh, dass wir uns als Familie haben und ich habe den Eindruck, dass man enger zusammenrutscht.
Habe zum ersten Mal seit langer Zeit mit meinem Cousin telefoniert und mich daran erinnert, dass ich auch meine Schwester mal öfter fragen sollte, wie es ihr geht...und nicht nur über Kinder und Termine sprechen..

Zitat von Anna2022:
Den Schmerz hält man nicht aus. Es würde weniger weh tun ein Bein zu verlieren.

Glaub ich dir unbesehen sofort.
Das ist für mich außerhalb des denkbaren Bereichs.
Ich weiß ganz einfach nicht, wie Menschen das verkraften.

Mich verfolgen solche Geschichten, wenn ich sie in den Nachrichten lesen oder sehe, teils wochenlang, auch wenn ich gar nicht selbst betroffen bin.

06.03.2023 23:47 • x 1 #42


F
Zitat von Minusdioptrie:
Es hat etwas Gutes und Tröstliches, wenn ein hochbetagter Mensch, dem seine Gebrechlichkeit, Krankheiten, die Tage schwer werden lassen, er gehen kann

Ja das stimmt.

Ich bin mir auch sehr darüber im Klaren, wie selten das ist, dass jemand in dem Alter bis zuletzt ohne Pflege Zuhause ausgekommen ist. Ohne Demenz.
Der trotz allem vor ein paar Tagen noch im Pflegeheim im Bett lag und Witze gemacht hat über das schlechte Alk. B..

Ich weiß auch, dass es gut ist, dass er nun selbst entscheiden konnte und offenbar seinen Frieden damit hat. Das ist auch gut für meine Großmutter, der hier schwere Entscheidungen auch abgenommen wurden.

Die Trauer wird bestimmt vorübergehen und der Dankbarkeit und Erinnerung (z.B. an unseren letzten gemeinsamen Urlaub vor 4 Jahren zu dem ich meine Großeltern bequatscht habe und ich mit Großpapa noch schnorcheln war).

Das ist alles mein Kopf, der das weiß.
Aber mein Herz hat gerade den
Abschied im Fokus und der wird mich in den nächsten Wochen noch viele Tränen kosten.

07.03.2023 00:02 • x 3 #43


bifi07
Liebe Florentine!
Ich habe letztes Jahr im Januar meinen Vater verloren. Er war schon länger dement, aber das letzte halbe Jahr war besonders schlimm. Zu sehen, wie ein psychisch starker Mensch immer mehr zum kleinen Kind wird, tut in der Seele weh!
Wir konnten uns aber zum Glück in einem guten Moment von ihm verabschieden, danach war er nicht mehr derselbe.
Die Entgültigkeit ist das schlimmste, aber es ist auch ein großer Trost, dass wir so viele Jahre mit ihm leben durften, er unter uns war.

Bewahre dir die schönen Momente, schenke deinem Großvater deine Gegenwart, so lange er sie möchte. Das ist sicher das Schönste, was du ihm noch geben kannst.

Ich wünsche dir und deiner Familie viel Kraft!

07.03.2023 00:09 • x 3 #44


Hansl
Zitat von Florentine:
In solchen Momenten wünschte ich schon, ich wäre irgendwie gläubig und könnte darin Trost finden.

Ich denke, diese Überlegung ist dsbzgl nicht zielführend.
Denn dies was Du fühlst ist ein Gefühl.
Alles andere beruht auf Charakter.
Trauer kann vielfältig beschrieben, interpretiert und gelebt werden.
Trauer der Umgang mit dem Verlust kann auch tiefe Einblicke in den Charakter geben.
Schon jetzt habe ich hier interessante Einblicke in entsprechende Charaktere gewonnen.
Habe schon den für Trauer oft üblichen Rangkampf der Profilierung erkannt: Wer ist der bessere Trauernde, somit gefühlt der bessere Mensch?
Du trauerst ja gar nicht richtig, was bist Du für ein Mensch?

Trauer kann auch ein gutes Stück billiger Egoismus bedeuten. Nicht wenige bemitleiden sich selbst am meisten. Unbewusst versuchen sie dadurch an Anerkennung und Aufmerksamkeit zu gewinnen.
Oder reagieren auf ein schlechtes Gewissen. Eine gern klassische unbewusste Reaktion auf oft bisherig gelebte Verantwortungslosigkeit gegenüber dem Verstorbenen, oder auch generell im Leben.
Menschen, die eigentlich aufgrund mentaler Schwäche sich eher im Leben aus der sozialen Verantwortung stehlen sind die größten Plärrer.
Sind auch nicht selten die Reglementierer, was plärren und Trauen angeht, beurteilen wer richtig plärrt.
Der Umgang mit dem Tod bezeichnet das Charakterbild, was aber natürlich nicht heißt dass jeder Mensch gleich trauern muss. Selbstverständlich geht jeder Mensch unterschiedlich mit dem Tod um, manche emotional sehr betroffen, andere robuster.
Trotzdem spielt mMn Egoismus eine Rolle bzgl Trauer.
Und der Tod ist ein natürliches Ereignis, lediglich die Umstände können extrem treffend, liderlich sein.
Jedoch bin ich der Meinung, auch Trauer ist beherrschbar, charakterlich steuerbar.
Zum Beispiel geht mir das ausufernde Geplärre und Theater muslimischer Frauen gehörig auf den Geist, reine Show. Erstrecht Wenn dann der Sargdeckel versucht wird aufzureisen, um den Toten zu belästigen usw.
Dann nicht selten der Sarg zu Boden fällt.
Für mich abartig, dem Toten gegenüber vollkommen respektlos, eben bezeichnend für entartete Trauer.
Dafür habe ich keinerlei Verständnis, stellt mMn auch eben die Extremform des Traueregoismus dar.
Tauer als Selbstdarstellung, eben ein Bestandteil.
Ob dies nun kaltherzig und empathielos ist?
Ich beschreibe nur die Situation derer, die sich im Leben aus praktischer Menschlichkeit raushalten, auf dem Friedhof aber dann die Oberpärrer darstellen.

Eine gesunde Einstellung zum Tod, wirkliches Verständnis sowie Verantwortungsbewusstsein stellen vermutlich die Basis für ehrliche und sinnvolle Trauer da.
Zum Beispiel aktiv den sterbenden Begleiten bedeutet Mut und positiven Umgang mit dem Tod.
Finde ich toll, eine respektvolle Leistung.


Zitat von Florentine:
Mein Großpapa ist hochbetagt

Was will man mehr erwarten?
Auch hier gilt doch wie für die Liebe:

Wahre und echte Liebe kann loslassen.
Zitat von Florentine:
Ja, vielleicht ist das auch ein Problem, dass in unserer Gesellschaft das so weggeschoben wird.


Naja, das stimmt. Allerdings sollte man dann eben bei sich selbst anfangen. Und natürlich finde ich, man darf von niemandem erwarten, mit dem Tod umgehen zu können.
Aber dann auch keine Heuchelei.

Zitat von Funkelstern:
Ich denke, da kann man nur mitreden, wenn man es selbst erlebt hat.

Diese Aussage gehört zur Fraktion der selbstmitleidigen Plärrer, die in der Regel dann den Rest der Welt für ihr Elend verantwortlich machen.
Und ich bin die Elite der Trauer. Trauert gefälligst wie ich, ihr schlechten Menschen.

Dies halte ich für nicht richtig.
Ich kenne eine Frau, die verlor ein Kind und hat das nie verwunden, ihrer Familie diese Schwäche aufgebürgt und denen das Leben dadurch erschwert und destruktiv belegt.
Eine andere widerum nahm dies zum Anlass, jetzt erstrecht das Leben mit Familie. mit Freude und sonnig zu leben.
Ein Chirurg muß keinen Krebs gehabt haben, um diesen zu operieren.

Zitat von Funkelstern:
Du musst nicht auf mich eingehen.
Deine Aussage:
Man darf nicht zulassen, dass die Trauer die Oberhand gewinnt, ist leicht geschrieben, aber oft schwer umsetzbar.


Naja, ich denke wenn man diese Aussage sinngemäß versteht, dann erübrigt sich der Verweis.

07.03.2023 01:48 • x 2 #45


A


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