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Letzte Worte, Trauerfälle

Funkelstern
Zitat von Florentine:
Ich fürchte halt, dass ich genau das nicht kann. Weil's mir den Hals zuschnürt. Vielleicht brauche ich auch mehrere Anläufe. Wer weiß. Meine ...


Liebe Florentine, ich drück dich mal ganz lieb.

Du musst nicht reden und erzwinge das auch nicht.
Deine Anwesenheit und wenn du deinem Opa die Hand hältst, reicht vollkommen aus. Er wird deine Liebe und Zuneigung auch ohne Worte fühlen und wenn du weinen musst, dann weine, dein Opa versteht das.

Aber fahr zu ihm, denn das bereuen es nicht getan zu haben, kann sehr belastend sein.

Ich wünsche dir und deiner Familie ganz viel Kraft und Trost.

06.03.2023 13:43 • x 4 #16


MissGeschick
Liebe Florentine,
ich kann das so gut verstehen. Ich habe meinen Vater auch auf diesem letzten Gang begleitet. Und mir die Frage gestellt, wie man ein Zimmer verlassen kann, wenn es das letzte Mal ist. Ich bin einfach geblieben. Es war brutal, aber nach einigen Stunden fand ich Ruhe. Man kann es dem Sterbenden auch erleichtern, indem man ihm Mund und Lippen befeuchtet. Man kann seine Hände eincremen und ihm das Gefühl geben, nicht alleine zu sein. Wenn mich die Gefühle arg übermannt haben, habe ich Karl Mey vorgelesen. Das hat er als junger Mensch geliebt. Ich hab ihm von meiner Familie erzählt, einige lustige Erinnerungen geteilt und ja, auch auf seiner Brust gelegen, geweint und ihm vieles gesagt, was noch rauswollte. Du wirst es spüren, wenn du dort bist. vielleicht überlegst du einige schöne Momente, für die du dankbar bist und erzählst einfach, was sie für dein Leben bedeutet haben. Und wenn du nicht kannst, dann sag ihm das einfach. Sag ihm, es fällt dir schwer zu sprechen, mach ein Hörbuch an oder Musik. Sei einfach du selbst, mit allem was du fühlst. Er kennt dich ja . Ich wünsche dir ganz viel Kraft. Und ich muss für mich persönlich sagen, dass diese Erfahrung eine der kraftvollsten, emotionalsten meines Lebens war. Wie Geburt, nur die andere Seite.

06.03.2023 13:54 • x 5 #17


A


Letzte Worte, Trauerfälle

x 3


Catalina
Ich habe eben zufällig erfahren, dass ein Jugendfreund von mir ganz überraschend gestorben ist. Wir hatten uns zwar lange nicht gesehen, weil wir relativ weit auseinander wohnten, hatten aber losen Kontakt über FB, haben manchmal zusammen gespielt. Jetzt bin ich traurig und irgendwie melancholisch, wieder ein lieber Mensch aus meinem Leben verschwunden.

06.03.2023 14:40 • #18


Nik92
Als meine Großmutter im Sterben lag, war ihr letzter geäußerter Wunsch, dass ich mich an ihre Bettkante setze und ihre Hand halte. Dem Wunsch habe ich gerne Folge geleistet. Worte waren nicht notwendig.

Wir waren als Familie versammelt an ihrem Sterbebett anwesend, als sie ihren letzten Weg ging, und ich denke, in einem solchen Moment nicht alleine zu sein, ist für die betroffene Person ein Segen.

Weniger im Leben muss schmerzvoller sein, denke ich, als alleine zu sterben. Ich wäre froh, jemanden an meiner Seite zu wissen.

Ich wünsche dir alles Gute.

06.03.2023 14:52 • x 1 #19


M
Ein trauriges Thema..
Alle werden sich dem Thema stellen, gsd. ist das Thema aber nicht alltäglich.

Ich wünschte meinem Forengrund so ziemlich alles, zumindest kurz nach der Trennung.
Ein langes Leben, vielleicht damit sie sieht, wie unser Sohn und ich gut zurecht kommen.

Sie starb im Dez.22.Sie scheiterte am leben, an ihrem leben.

Nie hätte ich mir gedacht, dass mich ihr Tod so hernimmt.
Auch ich war bei ihr im Krankenhaus, hielt ihre Hand und redete mit ihr, als ob sie noch hier wäre.
Nur war sie das nicht.

Rückblickend betrachtet war das gut, ich(wir?) konnten Frieden schließen.

Langsam wirds besser....

06.03.2023 15:23 • x 2 #20


tlell
Es gibt kein richtig oder falsch. Es muss für dich richtig sein und nur das zählt. Ich hab in den letzten vier Jahren beide Eltern verloren. Bei meiner Mutter hatte ich mir auch vorgenommen noch einiges zu sagen. Bei ihr war das Bedürdniss dann verschwunden. Es war einfach nicht mehr dran. Folge deinen Gefühlen und mach es so wie es für dich machbar ist.

Es gibt ein sehr schönes Gedicht das meine Mutter und ich sehr mochten. Ich füge es einfach mal ein für jeden der mag.

Ich werde fortgehn, Kind. Doch Du sollst leben
Und heiter sein. In meinem jungen Herzen
Brannte das goldne Licht. Das hab ich Dir gegeben,
Und nun verlöschen meine Abendkerzen.
Das Fest ist aus, der Geigenton verklungen,
Gesprochen ist das letzte Wort.

Bald schweigt auch sie, die dieses Lied gesungen.
Sing Du es weiter, Kind, denn ich muss fort.
Den Becher trank ich leer, in raschem Zug
Und weiß, wer davon kostete, muss sterben …
Du aber, Kind, sollst nur das Leuchten erben
Und all den Segen, den es in sich trug:
Mir war das Leben wie ein Wunderbaum,
von dem in Sommernächten Psalmen tönen.
– Nun sind die Tage wie ein geträumter Traum;
Und alle meine Nächte, alle – Tränen.
Ich war so froh. Mein Herz war so bereit.
Und Gott war gut. Nun nimmt er alle Gaben.

In Deiner Seele, Kind, kommt einst die Zeit,
soll, was ich nicht gelebt, Erfüllung haben.
Ich werde still sein, doch mein Lied geht weiter.
Gib Du ihm deinen klaren, reinen Ton.
Du sei ein großer Mann, mein kleiner Sohn.
Ich bin so müde – aber Du sei heiter.
Mascha Kaléko ~ Letztes Lied

06.03.2023 16:00 • x 7 #21


F
Zitat von MAundFL:
Alle werden sich dem Thema stellen

Ja, vielleicht ist das auch ein Problem, dass in unserer Gesellschaft das so weggeschoben wird.
Wir tun so, als könnte man alles heilen und immer weiter machen und als gäbe es nichts Unbekanntes/Unerforschtes mehr.

In solchen Momenten wünschte ich schon, ich wäre irgendwie gläubig und könnte darin Trost finden.

Zitat von Catalina:
Ich habe eben zufällig erfahren, dass ein Jugendfreund von mir ganz überraschend gestorben ist.

Das tut mir sehr leid für dich.

06.03.2023 16:23 • x 4 #22


M
Zitat von Florentine:
Ja, vielleicht ist das auch ein Problem, dass in unserer Gesellschaft das so weggeschoben wird.

…. Oder ein Segen?

Wenn wir immer mit dem Tod konfrontiert werden , stell ich mir schwierig vor.

06.03.2023 16:53 • #23


F
Ich habe mich nun für morgen bei meinem Großvater angemeldet.
Mal sehen, was passiert und wie ich mich dann fühle.
Heute waren meine Mutter und meine Schwester da.
Sie meinten, er war ganz ruhig und zufrieden und lasse ausrichten, dass er uns alle sehr lieb habe und er von oben auf uns Acht geben wird.

So groß und geordnet sein Leben, so gestaltet er auch seinen letzten Weg.
Ich bin irgendwie froh, dass er das selbst bestimmen kann.
Zugleich finde ich es irgendwie schrecklich.

06.03.2023 16:55 • x 7 #24


Jetti
Zitat von Florentine:
Es fühlt sich so seltsam an. Er weiß, dass er sterben wird und dann kommen nochmal alle vorbei, sitzen da und weinen und du weißt, du siehst die niemals mehr wieder, wenn die Tür sich schließt.

Wie soll man da aufstehen und gehen?

Niemand kann nachfühlen, was in einem sterbenden Menschen vorgeht.
Dein Großvater scheint seinen Frieden gefunden zu haben und versucht Euch zu trösten....

Zitat von Florentine:
Sie meinten, er war ganz ruhig und zufrieden und lasse ausrichten, dass er uns alle sehr lieb habe und er von oben auf uns Acht geben wird.

Das ist sehr beeindruckend. Wahrscheinlich kann er mit Deiner/Eurer Unsicherheit viel besser umgehen, als Ihr das glaubt.
Wenn Du bei ihm bist, dann entwickeln sich vielleicht die Worte, oder auch nicht. Du kannst nichts falsch machen.

Du hast hier doch schon mal geschrieben, dass Du ihm etwas auf der Gitarre vorgespielt hattest. Das ist doch auch eine Möglichkeit und er nimmt das wahr, selbst wenn es schon soweit sein sollte, dass er sich nicht mehr äußern kann.

06.03.2023 17:14 • x 4 #25


CanisaWuff
Zitat von Florentine:
In solchen Momenten wünschte ich schon, ich wäre irgendwie gläubig und könnte darin Trost finden.

man muss nicht zwingend gläubig sein, ich würde mich eher als so was dazwischen sehen.. ob es einen Gott oder eine höhere Macht gibt, mag ich nicht beurteilen.
Aber ich bin mir sicher, dass meine Mutter einen Tag nach ihrem Tod nochmal bei mir war.
Ich habe im Zimmer irgendwas hinter mir gespürt und mir kamen Worte in den Kopf, die von ihr hätten sein können.
Das hat mich unheimlich getröstet.
Weil ich ja die letzten Stunden nicht bei ihr war.

06.03.2023 17:17 • x 8 #26


Jetti
Mascha Kaléko hat noch ein weiteres, zu diesem
Thema passendes Gedicht geschrieben. Sie drückt darin
ihr ohnmächtiges Gefühl aus, wenn ein lieber Mensch
für immer Abschied nimmt.

Memento
(Mascha Kaléko)


Vor meinem eignen Tod ist mir nicht bang,
Nur vor dem Tode derer, die mir nah sind.
Wie soll ich leben, wenn sie nicht mehr da sind?

Allein im Nebel tast ich todentlang
Und laß mich willig in das Dunkel treiben.
Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben.

Der weiß es wohl, dem gleiches widerfuhr;
– Und die es trugen, mögen mir vergeben.
Bedenkt: den eignen Tod, den stirbt man nur,
Doch mit dem Tod der andern muß man leben.

(aus: Verse für Zeitgenossen)

06.03.2023 17:23 • x 6 #27


Catalina
Zitat von CanisaWuff:
man muss nicht zwingend gläubig sein, ich würde mich eher als so was dazwischen sehen.. ob es einen Gott oder eine höhere Macht gibt, mag ich nicht beurteilen.

Ich sehe das ganz ähnlich wie du. Ich fühle mich keiner Religion oder Kirche zugehörig und habe keine Ahnung, ob es Gott gibt oder was das hier alles überhaupt soll. Trotzdem glaube ich, dass der Tod nicht das Ende ist.
Zitat von CanisaWuff:
Aber ich bin mir sicher, dass meine Mutter einen Tag nach ihrem Tod nochmal bei mir war.
Ich habe im Zimmer irgendwas hinter mir gespürt und mir kamen Worte in den Kopf, die von ihr hätten sein können.
Das hat mich unheimlich getröstet.

Ich habe die Gegenwart meiner Oma in den ersten Jahren nach ihrem Tod auch gelegentlich gespürt. Dann roch es plötzlich nach ihrem Parfüm, auch wenn ich ganz alleine zuhause war. Ich hab das auch als sehr tröstlich empfunden.

06.03.2023 17:44 • x 3 #28


Pondo-Sinatra
Hallo
Ich denke, dass er seinen Frieden mit sich und vielleicht au h der Welt geschaffen hat.
Setz dich zu ihm und lass all die schönen Erinnerungen nochmal hochkommen. Vielleicht ist hier und da auch noch ein komischer Augenblick dabei, den man gemeinsam erlebt hat.fpe mich selbst ist erst dann jemand tot, wenn man sich nicht mehr an die person erinnern kann.
Dir wünsche ich ganz viel Kraft
LG pondo

06.03.2023 18:00 • x 2 #29


Solskinn2015
Abschied nehmen ist schwer. Gehe damit so um wie Du kannst und möchtest. Lass es raus und laufen. Vergiss nicht er hatte ein langes und selbstbestimmtes Leben. Dafür kann man dankbar sein. Und irgendwann trägt unser Körper nicht mehr. Leider, wenn er das aber viele viele Jahrzehnte gemacht hat seid dankbar.

06.03.2023 18:47 • x 2 #30


A


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